Heinz-Dieter Klink ist Direktor des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Und er spricht nicht mit jedem. Vor allem mit Kritikern setzt sich der SPD-Politiker ungern auseinander. Das mussten jetzt Vertreter der Stadt Hagen und der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) lernen. Ursprünglich hatte Klink zugesagt, noch vor dem Wochenende auf einem so genannten IHK-Brennpunkt seinen Verband vor 500 bis 600 Leuten zu verteidigen. Dann sagte er aber kurzfristig seine Teilnahme an der Diskussion ab. Und ließ damit die Veranstaltung platzen. Seiner Meinung nach waren die Gäste „zu einseitig“ ausgesucht. Sprich, Klink kniff sowohl vor dem stellvertretenden Vorsitzenden der austrittswilligen CDU-Fraktion im Weseler Kreistag, Josef Devers, als auch vor dem Münsteraner Professor Janbernd Oebbecke, der ein RVR-kritisches Gutachten verfasst hat. Der RVR-Direktor hatte wohl Bange gegen die Leute schlecht auszusehen.
Klink beim Reden Bild: metropole ruhr
Als Hintergrund der peinlichen Absage steht die Hagener Debatte um den Austritt aus dem RVR, die ähnlich wie in Wesel kontrovers geführt wird. Die Stadt zahlt jedes Jahr 1,6 Mio Euro in den RVR-Topf. Und die örtlichen Bürger fragen sich wofür eigentlich? Doch statt hunderte Menschen in einer offenen Debatte zu überzeugen, entschloss sich Klink für die kleine Variante. Er kam vor dem Wochenende zu einer klitzekleinen Runde in Begleitung zweier RVR-Bediensteter nach Hagen.
Und zwar sekundierten Klink vor der Presse in Hagen der Chef der RVR-Wirtschaftsförderung Hanns-Ludwig Brauser und der RVR-Wirtschaftsvorstand Dieter Funke. (alle SPD) Gemeinsam erklärten die Männer, dass die aktuelle Diskussion in Hagen „kleinkariert” sei, weil sie allein am Geld orientiert wäre.
Zudem kritisierte Klink ein wenig linkisch, er fände es schlimm, dass „die Debatte an einigen Stellen in Hagen nur über, aber wenig mit dem RVR geführt” werde. Alles klar? Klink sagt die Debatte mit seinen Kritikern ab, weil die zuviel kritisieren, und bemängelt dann, dass die Kritiker nicht mit ihm reden. Nur zur Erinnerung: Klink hat die Diskussion in der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer platzen lassen – nicht umgekehrt.
Wie sich Klink, Brauser und Funke dann noch bemühten, über die Westfälische Rundschau zu werben, erscheint aus der Sicht von außen nur noch daneben. So habe der RVR allein 50 Mio. Euro EU-Fördermitteln rangeschafft. Das Geld ging in die Region: nach Essen, Dortmund, Wanne-Eickel, was weiß ich. Die Leute in Hagen sagen, bei Ihnen sei jedenfalls nichts angekommen.
Dann lobt Klink, dass der RVR viel für den Sport in Hagen übrig habe. Vor Ort keimt Hoffnung auf. Großsporthalle? Mehr Kunstrasenplätze? Doch Klink klärt auf: „Wir haben letztes Jahr die Ruhrolympiade hier gemacht, das war doch etwas.”
Kann sich einer dran erinnern? An die Ruhrolympiade? – Eben. In Hagen auch nicht.
Weitere Beispiele gefällig? Das Projekt „Wisnet” könne in die Region getragen werden und von dort quasi in die Welt, sagt Wirtschaftsförderer Brauser. Das bekäme Hagen allein nie hin. Was ist Wisnet? Das ist ein in Hagen gegründetes "Kompetenznetzwerk", aus dem sich bereits die ersten Gründungsmitglieder wegen Nutzlosigkeit verabschiedet haben. Kompetenznetzwerke, damit kennt sich Brauser aus seiner Zeit als Geschäftsführer der Projekt Ruhr GmbH aus.
Zum Schluss warfen Klink-Brauser noch den Metropole-Ruhr-Stand auf der Expo-Real in München ins Rennen. Da würden jede Menge Kontakte zu Investoren geknüpft. Wow.
Die Westfälische Rundschau bleibt auch hier kleinkariert und stellt nüchtern fest: In Hagen sind die Investoren aber nicht angekommen.
Mein Fazit: Große Leute gewinnen Diskussionen auf dem gegnerischen Terrain, in fremden Arenen. Kleine Leute sind nur am Küchentisch großspurig.
Was denkt die Belegschaft im RVR über diesen Auftritt ihres Chefs und die Absage zur Debatte in Hagen? Fühlt sie sich gut nach außen vertreten? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.
Nur um das hier klarzustellen: Ich bin, wie die anderen Ruhrbarone, für einen starken Verband und ein starkes Ruhrgebiet.