Warum die Kassenbon-Pflicht eine gute Sache ist

In Zeiten der Klimadebatte sorgt gerade eine Meldung deutschlandweit für kritische Diskussionen, die im Kern eine sehr vernünftige Entscheidung darstellt: Die Kassenbon-Pflicht.

Einen enormen bürokratischen Aufwand und erhebliche Kosten befürchtet der deutsche Einzelhandel durch eine neue Pflicht zum Kassenbon. „Im Einzelhandel in Deutschland rechnen wir mit mehr als zwei Millionen Kilometern zusätzlicher Länge an Kassenbons im Jahr“, sagte beispielsweise der Steuerexperte des Handelsverband Deutschland (HDE), Ralph Brügelmann, dazu.

Seine Befürchtungen: Die Anzahl und Länge der auszugebenden Kassenzettel werde spürbar zunehmen. Besonders stark betroffen seien Unternehmen, die viele günstige Artikel verkaufen.

Vor dem Hintergrund der laufenden Umweltdebatten ist natürlich insbesondere der zusätzliche Papierverbrauch nicht wirklich toll. Dass es hierbei in erster Linie darum geht Steuerhinterziehung zu vermeiden wird in diesem Zusammenhang gerne verschwiegen.

Doch noch ein weiterer Punkt fällt aktuell völlig aus der Diskussion: Der Kassenbon bietet den Kunden eine einfache Gelegenheit die Abrechnung des Händlers zu überprüfen. Nur muss der Käufer der Ware diese eben auch nutzen, wenn er davon profitieren will, denn Abrechnungen im Einzelhandel sind häufiger falsch als man meinen könnte.

Ich selber habe an dieser Stelle bereits im vergangenen Sommer über meine Erfahrungen mit den vielen falschen Abrechnungen an den Kassen im Einzelhandel berichtet. Insbesondere bei den vergleichsweise hochpreisigen Supermärkten wie REWE und Edeka habe ich hier am Ort in den vergangenen Monaten viel zu viele Fehler auf den Kassenbons der Supermärkte entdeckt, die sich ohne den Kassenbon gar nicht hätten feststellen lassen. Und die Reaktionen von Lesern und Bekannten zeigten mir, dass das keine Einzelfälle sind bzw. waren.

Über 90 Prozent dieser Fehler waren dabei zu Ungunsten des Kunden ausgefallen. Ein purer Zufall?

Und diese Art der Abrechnungsfehler, die falsch in das System eingespeiste Preise, Eingabefehler, völlig falsche Eingaben etc. hätte ich nicht feststellen können, wenn ich in den vergangenen Monaten und Jahren nicht immer explizit nach dem Bon des Einkaufs verlangen würde, wenn man mir freiwillig keine aushändigt.

Eine Hochrechnung hat kürzlich ergeben, dass ich alleine im vergangenen Jahr rund 200 Euro mehr für die Familieneinkäufe bezahlt hätte, wenn ich die Abrechnungen nicht regelmäßig kontrolliert hätte. Kein unbedeutender Betrag, wie ich finde.

Vor diesem Hintergrund kann es nur gut sein, wenn Kaufleute den Kunden ab dem kommenden Jahr einen Bon aushändigen müssen. Die Leute müssen sich dann eben nur die paar Sekunden Zeit nehmen und diesen Bon dann auch anschauen.

Viele Zeitgenossen würden dann garantiert eine Überraschung erleben, wenn sie feststellen, wie viele dieser Bons schlicht falsch sind, wie viel Geld sie zu viel beim Händler lassen.

Warum aktuell so viele Leute den Bon dankend ablehnen kann ich daher überhaupt nicht verstehen. Warum die Händler die Abrechnungen immer häufiger freiwillig gar nicht mehr herausrücken hingegen schon. Die angekündigte Bon-Pflicht ist also nicht nur ein Hilfsmittel für das Finanzamt, sie ist auch ganz im Sinne der Kunden.

Man mag den zusätzlichen Papieraufwand beklagen, ein wirklich berechtigter Einwand ist er vor diesem Hintergrund nicht. Will man die Umwelt schützen, lässt sich das sicher an anderen Stellen deutlich besser machen. Insofern geht die aktuelle Debatte im Kern an der Sache vorbei.

Die Bon-Pflicht ist für den Kunden eine gute Sache! Dass sich die Händler darüber nicht sonderlich freuen, wundert mich hingegen nicht. 😉 Nur sollte das über den großen Nutzen nicht völlig hinwegtäuschen.

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Berthold Grabe
Berthold Grabe
5 Jahre zuvor

Den Umstand mit den falschen Preisen ist mir auch vertraut, doch macht das die Bonpflicht nicht sinnvoller. wie der Autor schon sagt, wer sich dessen bewusst ist, lässt sich den Bon geben und kontrolliert ohnehin die Preise.
Die anderen schmeissen wie schon bisher den Bon sofort weg.
Hier geht es letztlich um was ganz anderes, nämlich um die totale Kontrolle des Geschäfts, selbst kleinster Geschäftstätigkeit.
Das ist eine totalitärer Ansatz der einhergeht mit der Pflicht zur elektronischen Kasse.
Man kann zwar die großen nicht kontrollieren, dafür hält man sich bei den Machtlosen schadlos und bürdet der Masse vor allem kosten und Umweltbelastungen auf.
Dahinter steckt eine kleinkarierte Kontrollitis, die bei den Aktionen der Kotrolleure weit sinnvoller angebracht wäre.

Thomas Weigle
5 Jahre zuvor

Im Supermarkt bekomme ich seit jeher einen Kassenbon. Wer denn nicht kontrolliert…..Wenn ich aber zwei Brötchen und ein Rosinenbrot oder gar nur einen Amerikaner beim Bäcker oder zwei Produkte beim Metzger kaufe, brauche ich einen solchen nun wirklich nicht. Das ist einfach nur überflüssige Bürokratie, die von unterbeschäftigten Bürokraten ausgedacht wurde, denen es offenbar an sinnvoller Arbeit für die Bürger dieses Landes mangelt.
Wie aber sieht es mit der Kontrolle von Waagen in Supermärkten und anderswo aus? Da hört man immer mal wieder Unerfreuliches , dito bei den Hygienevorschriften. Da wird viel zu wenig kontrolliert. Da liegt vieles im Argen.

puck
puck
5 Jahre zuvor

Für jeden Einkauf einen Kassenbon? Für jedes Brötchen? Tabackspäckchen an der Bude? Jedes Eis im Sommer? Beim Schuster wenn der mir die Hacken neu beschlagen hat???
Weil das Steuerhinterziehung verhindert?
Da drängt sich der Verdacht auf, dass das wohl die schwerwiegenden Probleme waren, mit denen maßgebliche Finanzbeamte beschäftigt waren, als ihnen die Cum-Ex-Geschichte durch die Finger flutschte…

Im Übrigen: im Supermarkt bekomme ich immer einen Bon oder werde gefragt, ob ich einen möchte. Meistens rechne ich schon mit wenn ich mein Zeugs in den Einkaufswagen lege (auf-/abgerundet auf glatte 10 Cent, das ist einfach), wenn der Betrag dann um einige Cent differiert ist er wahrscheinlich korrekt, wenn es mehr als 1.00 EUR ist lasse ich mir den Bon geben und vergleiche – und reklamiere, wenn ich was finde.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Ich finde die manipulationssicheren Kassen auch klasse.
Es stellt sich natürlich die Frage, warum die Rechnung nicht digital übertragen wird.

Das Thermopapier ist doch sowieso meistens nicht mehr lesbar, wenn man es braucht

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

F.ck Finanzamt… Die Antwort des Bundesfinanzministeriums auf die natürlich häufig gestellte Frage, wie es denn mit dem Umweltschutz bei zusätzlichen 2 Millionen Kilometer Thermotransferpapier pro Jahr aussehe: Je nun, wäre zwar jetzt blöd gelaufen, aber – man könne doch die Quittung auch per Email oder direkt aufs Handy schicken. Ernsthaft. Brötchenkauf nur nach Registrierung mit Mailaddy oder Handynummer.

Deutschland auch 2019 immer noch in den Händen völlig hirnentleerter Bürokratiemonster:-(((

PS: Händler mit Registrierkassen brauchen keinen Bon. Zur Überprüfung bei qualifiziertem Verdacht reicht seit Anfang 2018 per Änderung des sog. "Kassengesetzes" die unangekündigte Kontrolle des elektronischen Kassenspeichers, da kann nicht manipuliert werden. Die aktuellen News zum Thema sind reine Shownummern.

Thomas Weigle
5 Jahre zuvor

Das mag sich hier kaum einer vorstellen, aber es gibt wohl nicht wenige Menschen, die schlicht überfordert sind, einen Kassenzettel ruckzuckzu lesen, von längeren Texten ganz zu schweigen. Das Lesen kann man-im Gegensatz zum Fahrrad fahren, wieder verlernen. Wie auch immer, für viele Käufer ist das Lesen eines Kassenzettels jedenfalls, zu mal bei einem größeren Einkauf, keine Frage von Sekunden, sondern von Minuten. Das dann auch noch coram publicum, möglicherweise auch noch mit Hilfe eines Fingers die einzelnen Posten durchgehen….Wer will sich so was antun?
Dann doch lieber gar nicht erst annehmen oder gleich ins wegwerfen. Ist man erst mal zu Hause….
Es wird sich also am bisherigen Verhalten der Käufer nicht groß was ändern, Hornberg ist zumindest in Zukunft daher an vielen Supermarktkassen.

Thomas Weigle
5 Jahre zuvor

Es muss natürlich publiCO heißen. Das Alter….

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
5 Jahre zuvor

"Die aktuellen News zum Thema sind reine Shownummern."
Exakt.
Ich frage mich nur, für wen die Initiierung geboten wird? Scheint ja nicht der Publikumsrenner zu sein.
Oder geht es einfach um Spaltenfüllung, damit die Leere im Auslands- und Wirtschaftsteil nicht so auffällt?
Fragen über Fragen.

puck
puck
5 Jahre zuvor

@ Robin

Ich verstehe, worauf Du hinaus willst. Ich kenne das auch mit den falschen Preisen, habe ich letztens schon gemerkt, als noch eingescannt wurde, "Hey, die Pizza ist im Angebot, 1,89!" "Nein, diese nicht, richtig ist, was die Kasse anzeigt…" "Nein, Chérie, tut mir leid, das Gesetz sagt, richtig ist, was im Regal ausgezeichnet ist!" Griff zum Mikro, "Herr XXX bitte zu Kasse 1".
Die ersten in der Schlange hinter mir verdrehen die Augen zur Decke.
Herr XXX taucht nach mehreren Minuten auf und hört sich geduldig an, was die Kassiererin ihm erzählt und verschwindet dann zwischen den Regalen.
Offenbar hat er sich verlaufen oder muss erst noch seine Brille suchen, jedenfalls kommt er nicht wieder.
Die Schlange an der Kasse wird immer länger.
Irgendwer hinten fragt, ob's denn irgendwann auch mal weiter geht.
Schließlich sage ich: "Okay, bevor ich am Ausgang von irgendwem verprügelt werde, stecken Sie sich die 90 Cent an den Hut oder falls Herr XXX nochmal auftaucht und sich herausstellt, dass ich recht hatte, spenden sie's an den Weihnachtsbasar."

Variante: "Nein, diese Avocado hier ist bio, und die kostet 1.99!"

Aber die weitaus häufigste Variante: Die Ware ist gar nicht ausgezeichnet, gerne im Weinregal, bei den Sonderangeboten oder beim frisch abgepackten Käse in an der Frisch-Theke.

Das ist alles sehr ärgerlich.

Aber es geht ja, wenn ich das richtig verstanden habe, um etwas anderes. Falls der Einzelhandelsverband nicht mal wieder völlig unnötig Amok läuft (wie seinerzeit beim Dosenpfand…) soll jetzt tatsächlich für jedes Brötchen und jeden Döner und jedes Tütchen Lakritz an der Bude ein Bon ausgegeben werden und das ist echt nicht nötig – und völlig ungeeignet, um Steuerhinterziehung zu vermeiden.

Raimond Schäck
Raimond Schäck
4 Jahre zuvor

Jeder Supermarkt gibt den Kunden den Kassenbon mit, oder legt diesen beim Kassieren auf das Band. Hier geht es um kleine Geschäfte, wie Bäckereien die 1 Brötchen verkaufen. Und wer sich die Summe von 25 Cent nicht merken kann, der kann auch keinen Kassenbon lesen. Der größte Unfug an dieser Geschichte ist allerdings, in Deutschland gibt es keine Kassenpflicht. Das heißt das der Bäcker nicht verpflichtet ist eine Kasse zu haben, aber einen Kassenbon soll er dem Kunden aushändigen. Und bei einer Schulung zu diesem Thema wurde gesagt, "..,. das Finanzamt darf den Kunden vor dem Laden ansprechen und den Kassenbon sich zeigen lassen, hat der Kunde allerdings den schon entsorgt dann beginnt das Theater. Wie will der Verkäufer nachweisen das er den Bon ausgehändigt hat???" Der Staat hat es nicht gemacht um den Kunden zu beschützen, von jeden € der mehr ausgegeben wird bekommt der Staat seine Steuer.

ke
ke
4 Jahre zuvor

@11 R Schäck
ich habe kein Problem damit, Steuern zu zahlen. Ich erwarte aber auch, dass es eine Steuergerechtigkeit gibt und dass relevante Vorgänge auch erfasst werden.

Deshalb sind manipulationssichere Kassen ein Muss.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
4 Jahre zuvor

@#12: Was hat das bitte mit der Auflage des "Gesetzes zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen" (aka Kassengesetz) zu tun, jedem Kunden auch eine gedruckte Quittung zu präsentieren?? "Druck für Alle" als Gerechtigkeitswahn? Das ist nämlich eine vom Bundesrat initiierte pure "Zugabe" ohne Sinn und Verstand zu den schon länger geltenden und geplanten *notwendigen* Änderungen des Gesetzes, deren Grund Niemand erklären kann. Bürokratie als selbsterhaltende Maßnahme…

Klischeepunk
Klischeepunk
4 Jahre zuvor

Kannst du mir dann noch die Zusammenhänge erklären?

Gegen Kassenmanipulation gibt's die TSE zur Pflicht.
Die "Bonpflicht" war im Design/Grundgedanken eine "Pflicht auf Wunsch einen Bon auszustellen".
Die "Bonpflicht" regelt ein "zur Verfügung halten" des Bons – als Bon oder "Digitale Quittung".

Interessant ist das im besonderen in einem Fall: Die unangekündigte Kassennachschau bei der der Prüfer auf dem Bon bereits die Unique-ID des Vorfalls (im lokallen System), wie auch in der TSE zu finden erhält. (Datum und Uhrzeit scheinen nicht ausreichend zu sein, da eine einzelne Kasse offensichtlich mehrere Vorfälle gleichzeitig haben kann – bereits seit Jahren Angabe auf dem Bon, aber dass man mit Daten nicht umgehen kann ist in Deutschland ja nix neues, anderes Thema)

Okay, wir ham auf'm Bon also die UID, als fancy Neuerung die ausschließlich dem Prüfer hilft, sonst niemandem (auch nicht den Finanzämtern, wenn jemand was absetzen will, niemandem außer dem AdHoc Prüfer). Nochmal der Hinweis sie ist NICHT GUID.

Sind Prüfer/Testkäufer bisher in den Laden gegangen (egal welchen) war der Ablauf:
– Zeug kaufen
– Zeug bezahlen
– "Bitte geben sie mir den Bon"
– *Bon einsteck*

Neu:
– Zeug kaufen
– Zeug bezahlen
– *Bon einsteck*

ansonsten ändert sich nichts. Die TSE kann in der Theorie übergangen werden – oder auch nicht. (Software spricht schnittstelle nicht an, wenn "unterschlagen knopf gedrückt") – nun mag man damit argumentieren, dass neben einer Zentralen TSE auch die "Am Drucker enthaltene TSE" genutzt werden kann, was wieder bei digitalen Belegen nicht funktioniert, die perfekt valide sind. Also wenn ich halt nicht will, dann komm ich an diesem System vorbei. Da ändert sich für mich nichts. – Ein Nachträgliches "auf die TSE schreiben" lässt sich auch effektiv nicht durchführen, da der "Vorgangsbegin" und das "Vorgangsende" geloggt werden, zu einem Zettel "Ausdruck um 14:35" muss also ein Vorgang: 14:34:30.125 – 14:35:02.250 gehören. Man könnte nun natürlich bei bondruck zufällige Werte eintragen und zeitpunkte des Artikeleintrags, wer aber derart gründlich am Betrug arbeitet, der kann auch mit Bondruck die TSE ignorieren, unfug vergeben und nur bei einer konkreten Prüfsituation Zeiträume nachtragen.

Kurz:
Das Papierdingsi ist kompletter Unsinn, der einfach nur Müll verursacht. Es hilft nicht, es ermöglicht nix, es verhindert nichts, es verursacht einfach nur Müll.

Die spannenden Regeln existieren außen rum.

Zum Kundenvorteil:
Dass ein indiskutables Anrecht auf den Bon besteht – das ist die eigentlich spannende Geschichte. Dass der Verbraucherschützer sich auf die Hinterpfoten stellen kann und sich genau mit der von dir beschriebenen Situation auseinandersetzen kann. Dafür brauche ich aber keinen Müllberg, sondern dafür brauche ich eine Pflicht dem Kunden den Beleg anzubieten.

Michi
Michi
4 Jahre zuvor

Der Bericht geht m.E. völlig am Thema vorbei, denn der Schreiber erklärt nicht, wie die Bonpflicht Steuerhinterziehung verhindern soll.
Und genau das habe ich immer noch nicht verstanden.

Das neue Gesetz hat aber nichts damit zu tun, dass mal falsche Artikel oder mal falsche Preise auf dem Kasssenzettel stehen, denn auch mit falschem Preis werden sie ja versteuert.

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