Alltagssplitter (8): Scheinheilige und Obszönes

obszön: Adjektiv –
1. in das Schamgefühl verletzender Weise
2. [moralisch-sittliche] Entrüstung hervorrufend“

In der klugen WDR-Scala-Sendung vom 23. Mai 2012 ging es um den „Neuen Atheismus“. Darin durfte die obszöne Pfaffentochter Angela Merkel wieder einmal am Versuch scheitern, Esprit zu zeigen. Hören Sie bitte ruhig selbst nach. O-Ton Angela Merkel:
„Ein frommer Muslim in der Moschee ist mir lieber als eine besoffener Atheist im Freudenhaus.“
Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe: Ich werde die Frau noch verklagen.
Aber mir Heidenkind hilft das Gott ja nicht.
(Übrigens, obwohl A.M. so oft nuschelt, bin ich sicher, dass sie hier wirklich „Moschee“ und nicht „Mu…“ gesagt hat. Der ganze Spruch ist sowieso ursprünglich von Norbert Blüm, der ihn bereits 1998 aufsagte – so jedenfalls der CDU-Ortsverband Allermöhe-Nettelnburg.)

Obermensch
Bei dieser Kanzlerin verwundert es nun wirklich nicht, dass allerlei andere Kanzelgrößen oder gar Militärbischöfe wie Dr. Overbeck „Geistliche“ geheißen werden. Man soll eben erst gar nicht auf so etwas wie ‚geistige‘ Präsenz hoffen dürfen, sondern nur auf ‚geistliche‘. In der Ansprache zur 54. Soldatenwallfahrt in Lourdes quasselt Overbeck deshalb auch: „Ohne Religion, ohne gelebte Praxis von Religion gibt es kein Menschsein.“
Wegen dieses Satzes haben durchaus achtbare Bürger (zu denen ich nicht gehöre) mittlerweile Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Essen gestellt. In der Strafanzeige heißt es u.a.: „Diese Behauptung beleidigt pauschal alle nichtreligiösen Bürger und setzt sie in ihrer Menschenwürde herab, ja, erklärt sie gar zu Untermenschen.“

Mein Vorschlag: Einfach mal das Grundgesetz ändern
Z.B. Artikel 4:
„(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Nur die völlig ungestörte Religionsausübung von Christen allerdings wird gewährleistet.
Auch im Ausland.
(3) Das Nähere regelt ein Bundesgesetz.“

Overbeck goes Heckmeck.
Achtung, jetzt lachen, der Bischof wird launig.

Zum Schluss seiner Rede (Minute 9:20 ff.) kündigt Schalke-Fan Dr. Overbeck höchtselbst einen Spitzengag seiner selbst als Exzellenz an und menschelt sanft: „Einen kleinen humorvollen Abschluss erlaube ich mir noch…“. Und versaut so einen eh schon schalen BVB-Witz mit der Pointe: „Der liebe Gott mag auch die Dortmunder.“
Ja sicher, hochwürdigster Herr, allerdings nicht, wenn sie Atheisten sind.
Da lobe ich mir doch Francis Picabia, der beinahe gesagt hätte: Der Kopf ist deshalb so rund wie ein Ball, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

Gossi gehn
Nach so viel Religiotischem bin ich eben raus mit dem alten Hund meiner Schwägerin.
Gassi gehen. Mittlerweile dauert es wirklich sehr lange, bis er endlich scheißt auf die Welt. Ist sowieso Wurst, ich darf so länger draußen bleiben, denn …

Hausfrieden
Weil wir in unserer Ruhe im lärmenden Mietshaus den Frieden stören, den die Lauten unter sich ausgemacht haben, erklären sie uns Dezibel um Dezibel den Luft- und Bodenkrieg. Bässe von oben und von unten wummern durch unsere Wohnung und jetzt spüre endlich auch ich, dass es da zwischen Tinnef und Exitus noch etwas geben muss im Leben …: den Tinnitus!
O, Heiliger St. Tinnitus!

Anarchisten-Zazen, reine Leere
Um endlich zur Ruhe zu kommen und nebenbei doch noch Erleuchtung zu erlangen, werde ich Montag ein Sesshin besuchen und mit Hardcore-Zen-Sitzen in einem Konsum-Tempel beginnen, als Happening, drunter mach ich’s nicht:
Benzin aussäen im Supermarkt, sitzen, sitzen, sitzen, warten, nicht warten – auf alles, was wächst.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
9 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Gulliver
Gulliver
12 Jahre zuvor

Mal ganz davon abgesehen, dass es bei „uns“ Puff und nicht Freudenhaus heißt, ich als Atheist auch nüchtern in den Puff gehe und hier sonntagmorgens, wenn ich „anne Bude“ gegenüber vom Puff(!) mir meine Sonntagsbrötchen hole, ganz viele, vornehmlich ältere Männer, deren Aussehen auf einen Migrationshintergrund aus einem Land mit mehrheitlich moslemischer Bevölkerung schließen läßt, in eben diesen verstohlen huschen sehe, frage ich mich, was es in dem Hirn der Merkel denkt, wenn es solche Sätze gebiert. Nichts? Gar nichts? Oder überhaupt gar nichts?

Gulliver
Gulliver
12 Jahre zuvor

#2 Gerd Herholz: Das ist zu befürchten. Der „dummen Dummheit“ (R. Goetz), an die derartige Sprüche adressiert werden, ist nur manchmal mit kluger Analyse nicht beizukommen, sondern nur mit platten Unterstellungen. Wie eben jener, dass es im Merkelchen Hirn so rein gar nichts denkt.

Arnold Voss
12 Jahre zuvor

Leute, bei genauer Betrachtung ist dieser Spruch von Angela sehr hilfreich zur Einschätzung und Bewertung unserer immer komplexer werdenden religiösen Welt.

Ganz oben: Angela die gläubige Christin, egal ob besoffen oder nicht, oder wo sie gerade ist.

Oben: Der Christ als solcher, egal wie besoffen er ist und wo er sich gerade befindet.

Mitte: Der Atheist, solange er nicht besoffen ist.

Unten: Der gläubige Muslim in der Moschee, der (dort) nicht besoffen sein darf.

Ganz unten: Der besoffene Atheist.

Ganz ganz unten: Der besoffene Muslim.

Ganz ganz ganz unten: Der besoffene Atheist im Freudenhaus.

Gaaaaaanz am untersten: Der besoffene Muslim in Freudenhaus.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
12 Jahre zuvor

„deren Aussehen auf (blablabla) schließen läßt“
Muß da stehen „deren Aussehen auf Jude schließen läßt“ bevor hier irgendjemand die (irrtümliche?) Fremdenfeindlichkeit im Beitrag bemerkt?
Wieso wird sowas ohne die Bitte um Prazisierung zustimmend diskutiert?

Ulli
Ulli
12 Jahre zuvor

Vielleicht haben mit dem Satz von Frau Merkel nur MÄNNER ein Problem. Ein besoffener Attheist im Freudenhaus, na und. Die gibt es da doch oder etwa nicht ? und wer dem Alkohol zusagt und in den Puff geht, na und. Soll er doch. Aber warum regen Sie sich über den Satz auf. Ich habe auch keine Probleme mit betrunkenen Bürgern, das waren wir alle mal oder mit gläubigen Muslems, Juden und anderen religiösen Mitmenschen. Frau Merkel vergißt nur, dass religiöse Menschen andere Worte dafür haben, da heißt es eben Haushälterin, Nebenfrau (bei Moslems) Selbst in Iran gibt es Prostitution egal ob betrunken oder nicht. Ich habe eher ein Problem, dass es auch in Deutschland keine Trennung zwischen Staat und Religion gibt. Warum zum Teufel muß der Staat über Finanzämter die Kirchensteuer eintreiben und dies auch noch bei ALG I abführen ? Soll doch jeder seine Kirchensteuer selbst entrichten, so wie andere ihre Gebühren für Fitness-Studios oder andere Vereinsgebühren zahlen. Dies ist vielleicht nicht der passende Vergleich, ich denke aber so. Ich habe hier auf einen anderen Blog gelesen, Bischöfe werden vom Land bezahlt, stimmt das eigentlich ?

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Ulli # 8

Es gibt mittlerweile auch Freudenhäuser in den Frauen die Kunden sind und das sehr wohl auch im alkoholisierten Zustand. Und natürlich ist das kein Poblem. Ich dachte aber, dass das Ironische meines Beitrages offensichtlich ist.

Das Diskrimierende des Merkel-Spruches gegenüber Nichtgläubigen ist es aber mit Sicherheit. Sonst hätte die Rolle des Besoffenen im Freudenhaus nämlich z.B. ein Hindu, Jude oder welcher Vetreter welcher Religion auch immer übernommen.

Ansonsten stimme ich ihnen zu. Deutschland hat keineswegs die Trennung von Staat und Kirche vollzogen. Im Gegenteil.

Werbung