Kraftakt in Dortmund

SPD-Landesvorsitzende Hannelore Kraft griff in Dortmund ein und brachte die Lösung im Kandidatenstreit: Eine Mitgliederbefragung über die nunmehr drei Kandidaten, denn neben OB Gerhard Langemeyer, Kulturdezernent Jörg Stüdemann hat auch Stadtdirektor Ullrich Sierau seinen Hut in den Ring geworfen.

Über den künftigen Dortmunder OB-Kandidaten werden die SPD-Mitglieder in Dortmund nach vier  Mitgliederversammlungen per Briefwahl entscheiden.  Neben dem Amtsinhaber Gerhard Langemeyer und dem gestern von Partei- und Fraktionsvorstand vorgeschlagenen Kulturdezernenten Jörg Stüdemann geht auch Dortmunds Stadtdirektor Ullrich Sierau ins Rennen. Dieses Ergebnis präsentierte heute Mittag eine hochkarätige Runde im Tremonia-Saal des Dortmunder Rathauses. Neben SPD-Landeschefin Hannelore Kraft und  ihrem Generalsekretär Mike Groschek stellten Dortmunds OB Gerhard Langemeyer, Stadtdirektor Ullrich Sierau, Kulturdezernent Jörg Stüdemann, SPD-Bezirksvorsitzender Franz-Josef Drabig und der SPD-Fraktionschef Ernst Prüsse das Ergebnis der Verhandlungen aller Beteiligten vor – gestern noch hatten Prüsse und Drabig im selben Raum Stüdemann als Kandidaten auf das rote Schild gehoben – nun mussten sie den "guten Vorschlag von Hannelore" loben. Vor allem Stüdemann fiel das sichtlich schwer, aber auch Langemeyer wirkte so angeschlagen, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Allein Sierau war voller Energie – kein Wunder, haben ihm doch die vergangenen Stunden erst die Möglichkeit eröffnet, OB zu werden.

Hannelore Kraft betonte, dass die SPD in Dortmund mit diesen drei Kandidaten über ein hervorragendes Personaltableau verfügen würde – und die 9.000 Mitglieder des noch immer größten SPD-Unterbezirks der Republik nun ihre Wahl treffen müssen. "Das ist ein gutes demokratisches Vorgehen", so die SPD-Landesvorsitzende.   

Bei der Entscheidung helfen sollen den Genossen vier Vorstellungsveranstaltungen, die, jeweils in den Landtagswahlbezirken, von Ende Oktober bis Anfang November stattfinden, werden. Moderator: SPD-Landesgeschäftsführer Mike Groschek. Anschließend bekommen alle einen Wahlzettel zugeschickt – inklusive einem frankierten Umschlag für die Rücksendung.

Bei aller Betonung der Einigkeit, bei aller allzu offensiv vorgetragenen Freude über den demokratischen Weg, der jetzt beschritten werden soll, wurde doch eines deutlich: Die SPD in Dortmund war dabei, ihre Einigkeit zu verlieren. Es war offensichtlich nicht möglich, die auseinanderdriftenden Interessen aller Protagonisten in Einklang zu bringen. Das Machtwort aus Düsseldorf soll nun den Streit wenigstens in geordnete Bahnen lenken. Klar ist: Die SPD wird bis zu ihrem Parteitag am 29. November die (Dortmunder) Medien dominieren – ob sich das für die Sozialdemokraten auszahlt, wird sich  zeigen müssen. 

Übrigens: Noch bis zum 6. Oktober können sich weitere Kandidaten bei der Partei melden.

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David
16 Jahre zuvor

Heißt das, der SPD-Vorstand ist entmachtet und tritt zurück?

Ein_Schwarzer
Ein_Schwarzer
16 Jahre zuvor

Ha, ich weiß, wen die SPD jetzt ins Rennen schicken wird: Ulrich Stüdemeyer!

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

Da muss erst Mutti kommen, damit es in den Jungens ihr Zimmer nicht mehr drunter und drüber geht. Ein Lob für Mutti!

trackback
16 Jahre zuvor

Dortmunder SPD-Mitglieder in Dortmund haben die Auswahl aus drei Oberbürgermeister-Kandidaten…

Hieß es gestern noch, dass Jörg Stüdemann der Kandidat der Dortmunder SPD für das Amt des Oberbürgermeisters sein soll hat sich heute die Lage ein wenig geändert.
Zwar will Stüdemann, der Wunschkandidat von Ernst Pr…

Rogge
Rogge
16 Jahre zuvor

Unglaublich! Prüsse und Drabig sind vollends blamiert und müßten auch ihren Hut nehmen. Der Parteitag Ende November wird ein Hauen und Stechen. Die Partei ist durch das Verhalten der Beiden total gespalten. Unter „Stalin“ Zeidler hätte es das nicht gegeben!

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

Noch unglaublicher ist, dass in einem demokratischen Land in einer sich demokratisch nennenden Partei eine Wahl mit drei Kandidaten zur Katastrophe erklärt wird. Wann begreifen die Sozialdemokraten in Ruhr endlich, dass die Zeiten ihrer diversen hiesigen „Dorf-Stalins“ und ihrer „Parteibuchdiktaturen“ vorbei ist. Und dass das gut so ist. Nicht nur für die Region, sondern auch für sie selbst.

Jens
Jens
16 Jahre zuvor

@Arnold Voß:
Ich persönlich begrüße es auch, dass die SPD-Mitglieder vor Ort die Möglichkeit einer Wahl haben. Leider wird hierzulande in den Medien immer wieder ein negatives Bild gezeichnet, wenn eine Partei für eine Position mehr als eine Person aufbietet. Dabei sollte ein solches demokratisches Verhalten das normalste der Welt sein.

Peterle
Peterle
16 Jahre zuvor

Das jetzt gewählte Verfahren ist das richtige. Die Kandidaten müssen mehrfach ihre Konzepte vorstellen und versuchen, eine breite Basis zu überzeugen. Allemal besser als die Hinterzimmerkandidatensuche eines Herrn Fritz für die CDU.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Selbstreinigungsprozess der SPD weitergeht und am Ende auch die Herrn Prüsse und Drabig für ihr unsägliches Schmierentheater der letzen Monate die Konsequenzen ziehen müssen – Abwahl! Ihrer Marionette Stüdemann dürfte dabei bei dem nun folgenden Auswahlprozess schnell die Grenzen aufgezeigt werden.
Alleine bei dem Punkt: „Was habe ich für die Stadt Dortmund in den letzten 7 Jahren geleistet“ steht hier nur ein einziges Wort: NICHTS

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

@ Jens

Natürlich lieben es Medienleute über Zwietracht und Konflikte zu berichten. Das ist halt spannender als Friede-Freude-Eierkuchen. Und nicht nur der politische Gegner wird jede etwas heftigere parteiinterne Auseinandersetzung genüsslich als Chaos, Entschlussunfähigkeit und Führungsschwäche interpretieren.

Deswegen kommt es drauf an, den Streit so auszufechten, dass am Ende auch die Wahlverlierer mit erhobenem Haupt die Arena verlassen können. So etwas nennt man Streitkultur. Ein in Ruhr fast unbekanntes Wort. Und keine Frage, diesbezüglich hat die Dortmunder SPD noch einiges dazu zu lernen. Aber es wäre gerade in diesem Fall der Mühe wert.

Nobby
Nobby
16 Jahre zuvor

© Arnold, es gibt keine SPD-Ruhr. Die SPD im Pott gehört zu den Bezirken Niederrhein und Westliches Westfalen. Der Unterbezirk Dortmund, der dem Bezirk Westliches Westfalen angehört, wird über die drei Kandidaten abstimmen. Das ist Demokratie.

NB

Werner
Werner
16 Jahre zuvor

Konsequent wäre ja dann, daß wir für die Landtagswahl auch über den/die Spitzenkandidat/in abstimmen dürfen!

David
16 Jahre zuvor

@ Nobby

Du liegst daneben. Es gibt keine SPD-Bezirke mehr. Das ist seit Münte Geschichte. Siehe auch:

https://www.nrwspd.de/partei/chronologie.asp unter dem 31. März 2001

Es gibt nur noch Regionen. Und die sind was grundsätzlich anderes, und vor allem ohnmächtigeres. Hätte es sie noch gegeben, die Bezirke, wäre so eine Nummer wie in Do unwahrscheinlich gewesen.

Und es gibt übrigens auch eine SPD-Ruhr. Deren Vorsitzender ist Frank Baranowski. Im RVR hat die Ruhr SPD zudem eine Fraktion. https://www.spd-ruhr.de/ruhr/

Leider ist die Ruhr SPD nicht so stark wie Bezirke-Gott-hab-sie-selig und nicht mal so fest wie die Regionen. Aber es gibt sie.

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