Bochum: Kommt ein kleines Konzerthaus?

Wird in Bochum das vierte Konzerthaus des Ruhrgebiets gebaut? Die Chancen für eine abgespeckte Version sind gestiegen.

Dirk Schmidt, CDU-Ratsherr in Bochum, schreibt in seinem Blog, dass die Marienkirche in das Konzerthaus eingebunden wird. Dieser Plan ist nicht neu, wurde aber längere Zeit nicht verfolgt. Die Stadt und auch die Konzerthausstiftung favoritisierten eine großzügigere und auch teurere Lösung.

Mit dem Fördergeld des Landes könnte die Marienkirche zum Foyer des Konzerthauses umgebaut werden. Auch Büros, Sanitäranlagen und Lagerräume könnten in dem ehemaligen Gotteshaus untergebracht werden. Daneben könnte dann ein reiner Konzertsaal errichtet werden, der mit der Marienkirche verbunden wird. Kostenmäßig soll das alles hinkommen. Nun muss die Stadt schnell die Förderanträge fertig stellen und die Stifter überzeugen, sich auch an diesem Konzept zu beteiligen. Ganz in trockenen Tüchern ist die Sache wohl noch nicht. Aber die Chancen, dass das Konzerthaus gebaut wird, sind wieder gestiegen.

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Thomas Freding
Thomas Freding
14 Jahre zuvor

Weil alle anderen Konzerthäuser, Jahrhunderhallen, Kraftzentralen und wie sie alle heißen terminlich völlig ausgebucht sind und permanent die Kartennachfrage das Angebot bei weitem übersteigt, bleibt das wohlhabende Bochum bei seinem spendablen Rettungsvorschlag für die Kulturmetropole Ruhr.
Nach der Devise: Erst’mal Geld investieren, was keiner hat, um langfristig Betriebskosten zu sichern, die jährlich den städtischen Haushalt belasten. Das alles in Konkurrenz zu den benachbarten Häusern, damit es denen auch nicht besser geht, hurra!

Arnold Voss
Arnold Voss
14 Jahre zuvor

Alles irgendwie richtig, Thomas Freding. Aber haben alle die Erbauer der oben genannten Einrichtungen, sofern sie nicht in Bochum liegen, die Bochumer je um Zustimmung gebeten bzw. überhaupt nach ihrer Meinung gefragt. Haben sie sich je daran geschert, ob nicht der Innenstadtbereich von Bochum der ideale Ort für ein gemeinsames, angemessen großes und hochqualifiziertes Konzerthaus für die ganze Region wäre. Haben sie je an räumliche Arbeitsteilung gedacht, die die für das Ruhrgebiet notwendigen Kultureinrichtungen fair und spartenbezogen auf mehrer zentrale Standorte verteilt?

Nein natürlich nicht! Es war ihnen letztlich scheißegal wo Bochum bleibt. Es gig ihnen nur um ihre eigene Stadt und um deren Vorteil, Image, Kaufkraftgewinn usw. usw.

Warum sollten nun die Bochum klein beigeben, obwohl sie im Gegensatz zu den anderen Kernstädten der Region den größten Teil der Kosten für „ihr“ Konzerthaus aus privater Tasche aufgebracht haben? Warum sollten sie jetzt Rücksicht nehmen, obwohl ihr Haus so klein ist, dass sie es sehr wahrscheinlich selber füllen können?

Ja, die Haushaltskassen sind leer. Eigentlich dürfte nur noch das Allernotwendigste investiert werden. Aber nicht Bildung o d e r Kultur gehören zum Allernotwendigsten für eine Stadt sondern Bildung u n d Kultur. Bei allen anderen Bereichen gibt es genügen Möglichkeiten zu sparen um bei eben diesen beiden Bereichen nicht kürzen zu müssen.

Eva
Eva
14 Jahre zuvor

Arnold, wenn die anderen Städte Kirchturmpolitik betrieben haben, dann kann man daraus doch nicht ableiten, dass Bochum nun das Gleiche tun sollte. Ein Fehler, der immer und immer wieder begangen wird, bleibt deswegen immer noch ein Fehler. Es würde Bochum gut zu Gesicht stehen, wenn die Verantwortlichen das übliche Kleinstadtdenken überwinden und die Wahsinnsidee des vierten Konzerthauses im Ruhrgebiet aufgeben würden. Warum z.B. bekommen die Bochumer Symphoniker nicht feste Termine im Gelsenkirchener Musiktheater? Von Bochum bis dorthin braucht man nur ca. 20 Minuten. So lange ist ein Berliner, der am Wannsee wohnt und eine kulturelle Einrichtung in Mitte besuchen will, auch unterwegs.

Gertrud
Gertrud
14 Jahre zuvor

„Warum z.B. bekommen die Bochumer Symphoniker nicht feste Termine im Gelsenkirchener Musiktheater?“ Denk mal nach, liebe Eva – warum sollten wohl die Gelsenkirchner „ihr“ (von ihren Steuern finanziertes…) Musiktheater an die Bochumer Symphoniker geben? Doch nur, wenn sie dafür ordentlich Miete kassieren können (die BoSy zahlen übrigens schon jetzt für ihre in Bochum gemieteten Spielorte und das ständige Rumreisen über 500.000 Öre pro Jahr). Und warum sollten wohl die Bochumer „ihrem“ (von ihren Steuergeldern finanzierten…) Orchester bis nach Gelsenkirchen nachfahren wollen? Bei aller Metropolen-Euphorie: das funktioniert nur bei ganz besonderen Konzerten (etwa dem Mahler-Zyklus in Essen), ansonsten fahren die „Alt“-Bochumer ja noch nicht mal nach Wattenscheid – und das gilt ähnlich für nahezu alle Ruhrgebietsstädte.
Und was Berlin angeht: da gibt es 8 (in Worten: acht) Spielorte (nicht eingeschlossen die Kirchen, Multizwecksäle und anderen Orte, die auch für anderes genutzt werden als Konzerte) für die momentan 7 (in Worten: sieben) Orchester. Wenn also der Wannseeer schöne klassische Orchestermusik hören möchte, kann der Wannseeer einfach sitzen bleiben wo er sitzt.
Und weil man es einfach nicht mehr hören kann: der Unterschied zwischen den Häusern in DO und E und dem geplanten Bochumer Haus ist, dass DO und E als Vermiet-Veranstaltungshäuser geplant und genutzt werden, in denen Tourneeproduktionen und Gastspiele der unterschiedlichsten Qualitäten gespielt werden. Dort spielen die eigenen städtischen Orchester nur jeweils rund 10 Konzerte im Jahr, weil sie ansonsten nämlich im Operngraben sitzen. Die BoSy spielen rund 100 Konzerte pro Jahr, und weil Bochum keine Oper hat, sind sie das einzige reine Konzertorchester des Reviers. Mit anderen Worten: DO und E haben die Hülle und kaufen die Füllung, die Bochumer haben die Füllung und brauchen eine Hülle.

Thomas Freding
Thomas Freding
14 Jahre zuvor

Die Metropole Ruhr verfügt über eine der dichtesten Theater-/ Kulturlandschaften Deutschlands. Jede Woche finden im Umkreis von 20 Fahrminuten um Bochum herum wertvolle, unterhaltsame, überraschende Veranstaltungen vielfältigster Art statt, die ihr Puplikum suchen. Ob ein weiteres Konzerthaus zu einer spürbaren Bereichung führt ist offen. Notwendig, weil ansonsten kulturelle Verarmung droht, ist es m.E. nicht.

Eva
Eva
14 Jahre zuvor

Gertrud, ich kann verstehen, dass ein hervorragendes Orchester wie die BoSys und seine Fans sich eine eigene Spielstätte wünschen, doch ich bleibe dabei, dass die Umsetzung dieser Idee Wahnsinn wäre. Deine Argumentation ist nicht ganz zu Ende gedacht. Klar müssten die BoSys eine Art von Miete an das MIR zahlen, wenn sie die Spielstätte nutzen, doch der Unterhalt eines eigenen Hauses dürfte viel kostspieliger sein. Außerdem brächten sie dem MIR Einnahmen durch Eintrittsgelder, die mit der Miete verrechnet werden könnten. Am Ende schreibst Du ja selbst, dass die Häuser in Essen und Dortmund Veranstaltungen „einkaufen“ und dafür bezahlen. Wenn also die eine Stadt die Hülle hat und die andere die Füllung, dann wäre es doch gerade folgerichtig, dass die beiden sich zusammentun.
Und wenn jemand die Mühe scheut, einen Weg von 20 Minuten für eine Veranstaltung in Kauf zu nehmen, dann wage ich zu bezweifeln, dass es sich um einen echten Musikfreund handelt.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@#4 Gertrud „…DO und E haben die Hülle und kaufen die Füllung, die Bochumer haben die Füllung und brauchen eine Hülle.“

Ach wie sinnig formuliert! …

„…haben…haben“

Sie haben (!) kein Geld, die Bochumer! Und darauf kommt es an!

Gertrud
Gertrud
14 Jahre zuvor

Doch liebe Angelika, die Bochumer haben Geld, und über 20.000 von ihnen haben etwas davon abgegeben und damit dafür gesorgt, dass nun 12,3 Millionen Spendengelder bei der Stiftung Bochumer Symphonie liegen.
Die Stadt ist übrigens aus der Finanzierung des Hauses seit Ende 2009 ´raus, im Haushaltsplan steht dazu nur noch ein sogenannter Merkposten von 100 Euro. Was bleibt, ist die Frage, wie hoch die Betriebskosten des Hauses tatsächlich wären und was davon von den BoSy selbst erwirtschaftet werden kann (abzüglich der dann nicht mehr anfallenden Miet- und Transportkosten).

Gertrud
Gertrud
14 Jahre zuvor

@ Stefan Laurin
Oh, also ich war sehr begeistert! Und wie breit soll´s denn sein, um vor Ihren Augen Gnade zu finden? Reichen Unterschriftenlisten mit über 20.000 Namen nicht, um eine Bürgerbewegung zu repräsentieren? Gilt man erst ab einer Spendensumme von sagen wir mal 20 Millionen als „begeistert“? Wenn man solche Grenzen zöge, sähe es für manche Initiative ziemlich düster aus, finden Sie nicht?
Mit den „zum Spenden gezwungenen Stadttöchtern“ meinen Sie wahrscheinlich die üblichen Verdächtigen, die Sparkasse und die Stadtwerke – deren in Aussicht gestellte Unterstützung von, soweit ich die politische Diskussion richtig erinnere, insgesamt 2 Millionen für den Fall des Baus sind aber in den 12,3 Millionen Stiftungsgeldern gar nicht enthalten. Und ausgerechnet das Schauspielhaus ist ein schlecht gewähltes Beispiel, denn hier, ebenso wie etwa im städtischen Kunstmuseum, zahlen die Bochumer Symphoniker keine Miete.

Jens
Jens
14 Jahre zuvor

Als Bochumer fahre ich gerne in die Essener Symphonie. Das reicht. Ich brauche kein Konzerthaus in Bochum. Mir wäre es lieber, die Stadt stellt das Träumen ein und bekommt Ihre Finanzen in den Griff. Mit „Kulturwirtschaft“ ist das wohl nicht zu machen.

Gertrud
Gertrud
14 Jahre zuvor

Die Jahrhunderthalle ist eine Veranstaltungsstätte, und die Betriebsgesellschaft dieser Veranstaltungsstätte soll natürlich über Vermietungen Gewinn erzielen und nicht in erster Linie Kunst produzieren – das ist der Unterschied z.B. zum Schauspielhaus oder dem Museum.
Was für Leute Sie kennen, das ist tatsächlich Ihr Problem, allerdings muss ich zugeben, dass im Intershop (ganz nebenbei ein wunderbarer Ort) tatsächlich eher selten offen bekennende Klassikfans zu treffen sind – es gibt aber auch dort welche, wir sind überall…
Was nun die Frage angeht, wofür der Steuerzahler herhalten muss – ach, das ist ein weites Feld. Mir persönlich ist es ganz recht, wenn Kultur welcher Ausformung auch immer „hochgradig subventioniert“ wird, da könnte ich mir Schlimmeres vorstellen. Den Dünkel haben allerdings längst nicht mehr die „bestimmten Gruppen“ mit den „feinen Unterschieden“, sondern die, so tun, als wäre nur Independent-Underground-OffOffOff-Straßenkunst „echt“. Wäre es nicht nett, gemeinsam um mehr zu kämpfen, statt darüber zu streiten, welche Kultur die „richtige“ ist?
Und zuletzt: Gerade die von Ihnen ganz richtig angesprochenen demographischen Veränderungen sind doch ein schönes Argument für die „klassischen “ Kunstformen. Denen wird doch immer vorgeworfen, sie richteten sich nur an alte Säcke, und die wird es ja nun aller Wahrscheinlichkeit zukünftig vermehrt geben – auch im Intershop.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@#11 Gertrud „Oh, also ich war sehr begeistert!…“

Die Begeisterung in aller Ehren, aber den Sinn für Realitäten darf diese dann doch nicht verstellen. Die Zukunft sieht für die Städte des Ruhrgebiets düster aus, da heißt es, einen kühlen Kopf zu haben, zu schauen, welche Bedürfnisse wirklich not-wendig (!!!) sind. Wenn Kultur leicht in Nachbarstädten genossen werden kann, dann kann dieses Geld (und Folgekosten sind auch keine Kleinigkeit! …) gespart werden.

ch_we
ch_we
14 Jahre zuvor

„Auch dem Kulturbereich tut der Markt gut. In der Live-Klassik und beim Theater wird der Markt teilweise gerne gemieden. In der Literatur, der bildenden Kunst und der Pop-Kultur hat er sich ziemlich bewährt.“

Da vertust du dich. In der Literatur macht ein winziger Teil der Bücher Gewinn, der Rest ist relativ schnell nichtprofitabel und wird dann wegen zu hoher Lagerkosten als Mängelexemplar verramscht. Mal abgesehen davon, dass viele Verlage Zuschussgeschäfte sind – nicht nur die zum Großteil durch öffentliche Ausgaben und unbezahlte Arbeit finanzierten akademischen Verlage. Und man könnte ja auch mal bei veröffentlichten Schriftstellern nachfragen, wie ihr Leben ohne Stipendien und Literaturpreise -öffentlich oder privat- aussehen würde. Oder bei bildenden Künstlern, was denn ohne Werksstipendien oder Lehraufträge an Kunsthochschulen in der Erwachsenenbildung wäre. Oder wieviele Pop-Musiker sich mit Nebenjobs über Wasser halten.

Gerade bei Konzerten (egal ob Pop oder Klassik) funktioniert der Markt übrigens auch nicht zum Vorteil der Kunden, weil die klassischen Marktmechanismen, also Senkung der Kosten über Massenproduktion oder Senkung der eingesetzten Arbeitszeit nicht funktionieren können. Für eine Beatles-Coverband braucht man immer vier Leute und die Songs werden auch nicht kürzer. Um Konzerte profitabel zu halten, müssen also die Preise steigen oder alternative Einnahmequellen gefunden werden – Sponsoring z.B. Schau mal nach, was die billigste Kartei bei U2 in der Arena kostet. Und dass bei den Konzerten, die du hier immer als Tipp angibst, dürfte für die Band in der Regel nicht viel drin sein. Mal ganz davon abgesehen, dass Bands auch häufiger als einmal im Jahr auf Tour kommen müssen, weil Konzerte in geringerem Ausmaß, bzw meistens gar nicht mehr, von den Plattenfirmen subventioniert werden. Und auch hier sind übrigens die Preise über das Inflationsniveau gestiegen.

Gertrud
Gertrud
14 Jahre zuvor

Wenn Sie so nett fragen: eigentlich nicht, denn tatsächlich bin ich privat hier und erfreue mich der Diskussion zu einem Thema, das mir am Herzen liegt.
Was nun die Einwirkung des Marktes auf die Kultur angeht: Ich halte die Entscheidung, sich öffentlich geförderte Kultur leisten zu wollen, für eine der gelungeneren unserer Gesellschaft. Wenn Subventionen die Teilhabe möglichst vieler an möglichst vielfältiger Kultur ermöglichen, sind sie gut investiertes Geld. In einem Punkt bin ich allerdings ganz bei Ihnen: Jede Institution, die öffentliches Geld ausgibt, muss Rechenschaft darüber geben, ob sie sorgfältig damit wirtschaftet, ob sie erfolgreich arbeitet und was sie dem Gemeinwesen, dem Bürger dafür zurückgibt. Die „Definitionsmacht“ darüber, ob das Ergebnis ausreichend und damit weiter förderungswürdig ist, liegt nach meinem Verständnis in den Händen der Leute, die wir für solche Entscheidungen gewählt haben. Aber das ist vielleicht eine Diskussion für einen anderen Blog…

crusius
crusius
14 Jahre zuvor

Auch dem Kulturbereich tut der Markt gut. In der Live-Klassik und beim Theater wird der Markt teilweise gerne gemieden. In der Literatur, der bildenden Kunst und der Pop-Kultur hat er sich ziemlich bewährt.

Das Durchschnittseinkommen von Arbeitnehmern im Jahr 2003 betrug 38.866 €. Das bei der Künstlersozialkasse erfasste Durchschnittseinkommen von Künstlern (quer durch alle Sparten) im selben Jahr betrug laut einer Antwort auf eine Große Anfrage im Bundestag (quer durch alle Sparten) 11.144 €. Selbst wenn man nur die durchschnittliche Jahresarbeitsleistung von 1361 Stunden für das Jahr 2003 zugrunde legen würde, entspricht dies einem Brutto-Stundenlohn von 8,18 €. Die realen Zahlen dürften noch um einiges tiefer liegen.

Der Markt tut nicht „der Kultur“ gut, sondern jenen, die sie konsumieren, ohne daß der entrichtete Preis die Subsistenz desjenigen sichern kann, der das zu konsumierende Gut produziert. Anders formuliert: In diesem Markt ist die Erwartung eingepreist, daß diejenigen, die Kultur produzieren, hiermit nicht einfach aufhören, wenn ihre Tätigkeit ökonomisch gesehen unsinnig wird. Weil aber nun Kunst doch auch nach Brot geht, ist die Illusion, daß es Kulturbereiche gäbe, die ohne direkte oder indirekte Subventionen der öffentlichen Hand überleben könnten, nachgerade wahnhaft und ähnelt der Einstellung, daß Kunst im Museum doch im Überfluß vorhanden ist, genauso wie Strom doch aus der Steckdose kommt.

trackback

[…] Kommt ein kleines Konzerthaus? (Ruhrbarone) – Wird jetzt die "kleine Lösung" (mit Nutzung der stillgelegten Marienkirche) […]

ch_we
ch_we
14 Jahre zuvor

@Stefan: Klar. Selbstverständlich braucht man da einen Brotjob, es gibt ja auch andere Tätigkeiten, bei denen das Einkommen nicht zum Leben reicht: Blogger zum Beispiel.

Und wenn hier schon Kafka und Wedekind – was bei Kafka ja fast schon zynisch ist – für eine Apologie des Marktes herhalten müssen, führe ich einfach mal R.D. Brinkmanns wundervolles „Rom, Blicke“ als Gegenbeispiel an, das ohne einen Stipendiumsaufenthalt in der Villa Massimo nie entstanden wäre. Aber: Letztendlich kann man nie definitiv sagen: „Der ‚Markt‘ bringt per se die interessantere Kultur hervor, weil es diesen Markt nie in Reinform gibt, auch nicht in der Popmusik. Die Beatles, Roxy Music, selbst Punk und Dubstep haben davon profitiert, dass die Musiker oder Labelmacher kostenfreien Zugang zu Kunsthochschulen hatten, wo sie erstmal Ideen entwickeln konnten.

Was natürlich nicht bedeutet, dass ein Bochumer Konzerthaus für das Aufblühen einer lokalen Musikszene hilfreich wäre. Öffentliche Förderung ist nie per se gut oder schlecht, es kommt darauf an, wen man wie fördert. Und darum sollte sich auch die Debatte drehen.

Thomas Freding
Thomas Freding
14 Jahre zuvor

Der Neubau eines Konzerthauses in Bochum ist m.E. ohne Relevanz für den Zugang zur Kultur. Uninteressierte Bürger nehmen deshalb nicht häufiger das Angebot wahr, interessierte Bürger gehen auch nicht öfter in ein Konzert, da die Metropole Ruhr bereits ohne ein Bochumer Konzerthaus ein breites Angebot vorhält. Und so bleibe ich bei meinem großen Stauen: Für wen entsteht welcher Mehrwert, der diesen Mitteleinsatz (Investition & Betriebskosten) rechtfertigt?

Eva
Eva
14 Jahre zuvor

@ Stefan, Kommentar 23: Sehe ich ganz genau so, zumal die „Schlauen“ unter den Jugendlichen heavy metal gegenüber anderen Musikrichtungen bevorzugen. https://www.laut.de/Studie/Heavy-Metal-macht-schlau/22-03-2007
Heavy metal ist alles andere als Musik für Dumpfbacken.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@24 Thomas Freding
Sie schreiben u.a. „…Für wen entsteht welcher Mehrwert,…“

Da entsteht ein Repräsentationsplattform für die, die sich dort (eben genau an diesem Ort, in dieser Stadt) gern präsentieren wollen.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 Jahre zuvor

Nicht nur die kulturelle Produktion sondern auch der Genuß kultureller Produkte setzt Bildung voraus. Ist genügen Bildung vorhanden braucht man sich um den Kauf bzw. den Konsum kultureller Produkte keine Sorgen mehr zu machen. Jedes Produkt wird ausreichend Kunden finden.

Da wir in diesem unserem Lande, besonders aber im Ruhrgebiet, mittlerweile eine immer größer werdende Bildungslücke haben, fehlen hier, jenseits des Bevölkerungsschwundes, besonders für die sogenannten Hochkultur immer mehr Kunden, egal ob sie subventioniert wird oder nicht.

Würde man diese staatliche Förderung auf Null bringen, würde die Kundenzahl sehr wahrscheinlich noch einmal erheblich reduziert. Dafür allerdings würden die Angebote überbleiben, die auch am Markt überlebensfähig sind.

Ich behaupte, dass das Konzerthaus in Bochum in der jetzt vorgeschlagenen Kombination mit dem Umbau der Marienkirche, dazu gehören würde, sofern es denn überhaupt in diesen Konkurrenzkampf eintreten könnte und dieser unter fairen Bedingungen (Z.b. keine Subvention für alle) verlaufen würde.

Es hat nämlich im regionalen Vergleich die am besten dauerhaft füllbare Größe/Kleinheit, die geringsten Fixkosten und die beste Lage. Obendrein ist es, was die Entstehungskosten betrifft, größtenteils privat finanziert. Zugespitz formuliert heisst das bezüglich der hier vorgebrachten Gegenargumente: Das Produkt mit dem besten Preisleistungsverhältnis wird nicht gebaut, weil es schon zu viele mit einem wesentlich schlechteren gibt.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@#27 Arnold Voss Sie schreiben u.a. „…Ist genügen Bildung vorhanden braucht man sich um den Kauf bzw. den Konsum kultureller Produkte keine Sorgen mehr zu machen…“

Wie blauäugig!
Auch ‚Gebildete‘ haben nicht unbegrenzt Mittel zur Verfügung (auch bei Gebildeten gibt es bisweilen nur ein Einkommen für eine mehrköpfige Familie, manche sind gar arbeitslos oder leben von HartzIV). Und wer (auch wenn er/sie ach so gebildet ist) ein Konzert in Essen oder Duisburg oder X besuchte, der hat eben dort einen Teil seines kulturellen Budgets verbraucht, tut das eben nicht in BO (und natürlich umgekehrt). Und auch das Zeitbudget für Kultur ist irgendwann bei jedem (auch bei den Gebildeten …) aufgebraucht …

Arnold Voss
Arnold Voss
14 Jahre zuvor

Angelika, nach meiner Erfahrung zählt beim Kulturgenuss/kauf mehr als in allen anderen Konsumbereichen die innere Motivation. Wer z.B. einen bestimmten Intepreten/Künstler besonders gut findet, zahlt, selbst bei knappem Budget fast jeden Preis, bzw. verzichtet er auf andere Ausgaben, um ihn bzw. seine Produkte zu sehen und zu erleben und das ganz unabhängig von Hoch oder U-kultur. Das gleiche gilt für den diesbezüglichen Reiseaufwand.

Ansonsten haben sie natürlich recht: Bildung macht einen (leider) nicht automatisch reich an Geld und Zeit. Aber doch an Genussmöglichkeiten und Genussintensität.

Im fairen Konkurrenzkampf der Kultureinrichtungen um ihre Konsumenten gilt diese Bedingung allerdings für alle Anbieter und trifft deswegen meine Argumentation für das Konzerthaus in Bochum nur bedingt.

Helmut Junge
14 Jahre zuvor

@Angelika
Für das, was hierzulande als „Kultur“ gilt, haben diejenigen, die als „gebildet“ gelten, statistisch gesehen, einfach mehr übrig, als andere. Aber nicht alle. Eben nur statistisch.
Ich kenne Naturwissenschaftler, die noch nie im Museum, oder im Theater waren. Die hätten schon Geld dafür. Die holen sich ihren Genuß aber auf anderen Gebieten, wo die sogenannten Geisteswissenschaftler ihnen nur schwer folgen können.
Dafür kann man aber sagen, daß man die sogenannten bildungsfernen Schichten so gut wie überhaupt nicht in den genannten Einrichtungen antrifft.
Auf deren Bedürfnisse gehen sehr viel mehr Anbieter ein, als auf die Bedürfnisse der „Gebildeten“ (ich finde den Begriff übrigens anmaßend, habe aber keinen besseren). Die traditionellen Kultureinrichtungen werden überall in der Welt, weil nur wenige sie besuchen, zuerst geschlossen.
Auf Lanzarote ist das archäologische Museum seit 2004 in der „Renovierung“ und auf Iraklion auf Kreta seit 2006. In Graz war es letztes Jahr ebenso. Da spart man etwas Personal auf Kosten des Angebots.
Ich glaube, daß diese Einsparungen im diesem kulturellem Sektor, nur weil es wenig Interessenten gibt, falsch sind. Da kann der Laurin gar nicht so viel vorrechnen, wie ich mich schütteln kann.
Es ist die zwar die Konsequenz „aus der immer größer werdenden Bildungslücke“
wie Arnold Voss schreibt, aber wenn man die Auslese dem Markt überließe, hätten wird bald nur noch Mickey Mouse. Das will ich nicht!
Dann kann ich ja jetzt schon im Schloß Oberhausen die publikumswirksamen Ausstellungen besuchen. Seit die das Ausstellungskonzept geändert haben, bin ich selten dort, treffe aber immer viele Leute. Trotzdem bin ich unzufrieden.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@#30 Helmut Junge

es geht gar nicht allg. um Kulturförderung ‚an sich‘, es geht darum, ob es bestimmte Einrichtungen in dieser Dichte (hier, im Ruhrgebiet, nicht auf Lanzarote oder Lummerland) geben muss, geben sollte

Helmut Junge
14 Jahre zuvor

@Angelika
Das klingt jetzt so, „wie Thema verfehlt, sechs minus.“
Aber die drei von mir genannten Orte, sind doch nur Beispiele dafür, daß sehr schnell, wenn nicht sogar zuerst am kulturellem Angebot gespart wird. Auch hier bei uns. Das es hier bei uns „bestimmte Einrichtungen in dieser Dichte“ gibt, bestreite ich, weil wir das auf die Einwohnerzahl und deren Wirtschaftskraft umrechnen müssen. Da bleibt von diesem Begriff „Dichte“ dann nichts mehr übrig.
Ich hab das Thema in diesem Jahr schon mal hier diskutiert. Da hatte ich vorgeschlagen, die Verwaltungen und Betriebe der Ruhrgebietsstädte zusammen zu legen, bevor an der Kultur oder Bildung gespart wird. Der Kulturetat liegt in den meisten Städten unter 3%. Das ist der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, wenn da gespart wird. Wobei die möglichen Folgeschäden durch Kulturlosigkeit auch bedacht sein wollen.
Klar, wenn es um Konzertveranstaltungen oder Theater geht, läßt sich das schon einrichten, daß die Musiker oder Schauspieler umherziehen. Das Publikum kann das meist auch. Wenn junge Leute zu einem Konzert fahren und viel Geld für nichtsubventionierte Eintrittskarten bezahlen, ist eigentlich nicht einzusehen, daß das ein älteres Publikum, mit größerem Einkommen, nicht auch können sollte.
Ich habe übrigens mehr Veranstaltungen freier Theater gesehen, als in subventionierten Theatern.
Aber bei Museen geht das nur bedingt! Da benötigt man neben den Wander- und Sonderausstellungen eben auch lokale Elemente. Dafür gibt es keinerlei Ersatz.
Genau diese lokalen Elemente bzw. der Hamborner Stadtgeschichte, werden jetzt schon nirgends mehr gezeigt. Wenn es da noch eine Zusammenlegung mit anderen Städten gäbe, blieben noch mehr Gemeinden geschichtslos.
Angelika, Jetzt zitiere ich Sie selbst mal. Frage ist bei jedem Begriff, den Sie verwenden:
Können wir da vielleicht drauf verzichten? Der Unterhalt könnte Geld kosten, und Stadtmauern etc. gibt es woanders auch. Die „Dichte“ ist relativ hoch.
„Ich gehe meist an der Salvatorkirche vorbei, dann an der Karmelkirche (die Schwestern leben heute in Essen-Werden, die Gemeinschaft wurde zu klein), dann am Wasser entlang (neue Architektur – alte Speicherhäuser, heute aber anders genutzt) bis zur Synagoge, dann durch den Park (mit Resten der Stadtmauer)“
So, jetzt hab ich es mir von der Seele geschrieben.

Angelika
Angelika
14 Jahre zuvor

@#32 Helmut Junge

Bitte nicht die Sache mit den Äpfeln und Birnen …
DU-Stadtmauerreste (Und wie viele Stadtmauerreste haben wir denn da im Ruhrpott?!), Kirche X (da seid wann?!), Kloster Y (heute ganz anders genutzt!), Speicherhaus Z (heute ganz anders genutzt!) usw. und ein neues (kleines …) Konzerthaus in BO (wo es doch woanders – aber das hatten wir ja schon …).
Dass da Unterschiede sind, liegt ja nun auf der sprichwörtlichen Hand und eine Diskussion ist m.E. mehr als unnötig.

Helmut Junge
14 Jahre zuvor

@Angelika
Technischer K.o.
Sie haben den Titel, und der Ring gehört Ihnen.

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