Die Folgen antiautoritärer Erziehung im Supermarkt

Von unserem Gastautor Daniel Kasselmann.

Liebe unbekannte Mutter mit dem Peace-Tattoo,

wir haben uns gestern im ALDI nicht wirklich gut kennengelernt. Deswegen möchte ich die Situation gerne noch mal erläutern. Ich sitze hier in meiner Zelle und kann nicht schlafen. Es ist meine erste Nacht in Untersuchungshaft. Weil ich eigentlich Pazifist bin. Zu unserem Kennenlernvorgang:

  1. Wir standen in der Schlange an der Supermarktkasse. Dein Balg hatte nichts Besseres zu tun, als Euren Einkaufswagen andauernd in die Hacken des Herren vor Euch in der Schlange zu rammen.
  2. Der Herr hat Dein Balg ausgeschimpft.
  3. Daraufhin hast du Dein Balg auf den Arm genommen, um es zu trösten. Du sagtest: „Gib Mama ein Küsschen.“ Und Dein Balg sagte daraufhin ziemlich laut: „Du kriegst heute kein Küsschen von mir, du hattest heute morgen schon Papas Puller im Mund.“
  4. Alle Leute in der Schlange haben reagiert und ich kann total gut nachvollziehen, dass Dir das irgendwie vielleicht sogar ein bisschen peinlich war. Immerhin sind sogar die Überwachungskameras rot geworden.
  5. Du hast Dein Blag wieder auf den Boden gestellt. Hätte ich auch gemacht, bevor noch weitere Details meines Intimlebens im Aldi bekannt werden.
  6. Dein Blag hat weitergemacht, den Herrn vor Euch in der Schlange mit dem Einkaufswagen zu malträtieren. Daraufhin hat er Dich gebeten, es ihm zu verbieten.
  7. Daraufhin sagtest Du wörtlich: „Ich verbiete meinem Kind nichts. Denn unser Kind wird von uns  antiautoritär erzogen“.
  8. Daraufhin habe ich wirklich dieses Glas Honig aus meinem Einkaufswagen gekommen, aufgeschraubt und Dir über den Kopf gegossen. Ich habe dabei auch gesagt: „Ich bin übrigens auch antiautoritär erzogen worden.“ Und dann noch das Waschpulver  aus meinem Einkaufswagen darauf gekippt. Damit das auch ordentlich hält. Ich wusste wirklich nicht, dass das brennt und für die Haut total ätzend ist.
  9. Es stimmt nicht, dass ich anschließend dein Balg in den Foliencontainer für Umverpackungen gestopft habe, es ist bei seiner Flucht vor mir nur unglücklich gestürzt und hineingefallen.
  10. Ob ich bei der anschließenden Diskussion dem Security-Mann seinen Hals zu einem Palstek verknotet habe, werde ich mit ihm klären, sobald er wieder reden kann.
  11. Wenn Du jetzt einsiehst, warum antiautoritäre Erziehung scheiße ist und 100x schreibst: „Ich werde in Zukunft meinem Balg gesunde Grenzen setzen.“, dann gebe ich auch Morgen früh vor dem Untersuchungsrichter gerne zu, dass ich heute im Affekt ein wenig überreagiert habe.

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Robin Patzwaldt
Robin Patzwaldt
12 years ago

Um es mit Stoppok zu sagen:

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[…] (22.01.2012. Ruhrbarone) “Liebe unbekannte Mutter mit dem Peace-Tattoo, wir haben uns gestern im ALDI nicht wirklich gut kennengelernt. Deswegen möchte ich die Situation gerne noch mal erläutern. Ich sitze hier in meiner Zelle und kann nicht schlafen. Es ist meine erste Nacht in Untersuchungshaft. Weil ich eigentlich Pazifist bin. Zu unserem Kennenlernvorgang: 1. Wir standen in der Schlange an der Supermarktkasse. Dein Balg hatte nichts Besseres zu tun, als Euren Einkaufswagen andauernd in die Hacken des Herren vor Euch in der Schlange zu rammen. 2. Der Herr hat Dein Balg ausgeschimpft. … Den gesamten Text lesen KLICK […]

Klaus Schliephacke
Klaus Schliephacke
12 years ago

Die Geschichte kannte ich in ähnlicher Form schon, nur mit einem anderen Ende.
Als der junge Mann das Glas Honig und das Waschpulver an der Kasse zahlen wollte, sagte der ältere Mann zu ihm: „Das zahl aber ich, für Sie!“

Jacob Hamann
Jacob Hamann
12 years ago

Wieso dieser uralte Witz hier jetzt hervorgeholt werden muss, versteh ich wirklich nicht – zumal der mit der Zeit auch nicht besser wurde.

pat boone
pat boone
12 years ago

@jacob: WORD!

Daniel ihn seine Mutter

Du, Danni, das war aber nicht nett von dir. Ich habe dir doch immer gesagt, du sollst dich mit dem Mund wehren und nicht mit den Fäusten. Sonst gibt es nie im Leben einen Weltfrieden. Und der gute Honig! Die Bienen haben sooo lange gebraucht, um den zu sammeln! Die sind jetzt ganz traurig. So. Und da drüber denkst du jetzt mal nach.

de
de
12 years ago

Einen Gutenberg bauen: dabei ertappt werden, öffentlich vorhandenes Material zur Steigerung des persönlichen Ansehens plagiiert zu haben.

Stefan Laurin
Admin
12 years ago

@DE: Was meinst Du mit „Guttenberg bauen“? Daniel hat uns den Text heute Morgen angeboten und ich hab ihn dann reingesetzt. Woher kommt er denn Deiner Ansicht nach und ist irgendwas nicht korrekt?

bogolt
bogolt
12 years ago

das mit dem küsschen und dem puller im mund ist eine urbane legende, die es im osten schon gab. prädikat: nicht witzig (aber für einen sonntag reichts)

Stefan Laurin
Admin
12 years ago
Reply to  bogolt

@bogolt: Den Gag hat mit Tommy Finke auch schon geschickt – aber der Text ist dann doch kein Plagiat sondern eine Variante von einer alten Geschichte. Das ist doch ok, aber klar: Besser wäre es gewesen darauf hinzuweisen.

biggi
biggi
12 years ago

also ehrlich gesagt , der Kreis kann auch nicht neu erfunden werden, und doch wird er noch oft eingesetzt – oder, falls das noch nicht deutlich genug war, alle Worte sind irgendwie schon mal da gewesen, wenn gleich nicht in der exakt gleichen Zusammenstellung – macht´s halt besser .
Wer nix macht, kann auch nix falsch machen 🙂 !

blöde heidesuse
blöde heidesuse
12 years ago

entweder man hat diskriminiert oder abgeschrieben, was anderes fällt der internet community an kommentaren beim besten willen nicht mehr ein …

Daniel K.
12 years ago

Also ehrlich gesagt hatte ich nicht vor, das literarische Rad neu zu erfinden. Und ich kann auch irgendwelche Legenden, von denen ich mal gehört habe, schlecht zitieren. Dafür bin ich zu sehr Wissenschaftler, aber das war jetzt mal keine Doktorarbeit. Aber richtig Stefan, ich werde beim nächsten Mal darauf hinweisen. (Nach einer modernen Legende, deren Quelle ich vergessen habe…).

Was mir eigentlich wichtiger war – und was durchaus den Text bestimmte, auch wenn er sich moderner Legenden bediente – war der Stil. Der hat ihn maßgeblich bestimmt. Wie ist das für den Leser, wenn sowas in der Form eines Ablass- oder Entschuldigungsbriefes veröffentlicht wird und man überhaupt nur durch den Brief und Satz für Satz herausbekommt, was passiert ist. Wie dieser Typ, eigentlich Pafizist, über diese Arroganz der antiautoritären Mutter so dermaßen in Rage gerät, dass er seinen Pazifismus vergisst? Das interessierte mich eigentlich. Das asoziale Verhalten mancher Supermarktkunden, die einen seinen eigenen Pazifismus vergessen lassen möchten.

So. Nun habe ich es analytisch erklärt. Alle wissen Bescheid und der Witz ist spätestens jetzt zum Teufel. Ich erzähle gerne Witze. Und ich habe die wenigsten davon erfunden. Aber solche Originalitätsdiskussionen können einem das letzte bisschen Humor rauben. Dies an Jacob Hamman und DE.

Und Danni ihn seine Mutter: Ich habe das, was Du gesagt hast, beherzigt. Ich habe mich selbst mit einem Glas Honig aus der Gefängnisküche und ATTA übergossen und leide jetzt, während ich angestrengt darüber nachdenke, wie ich wieder zum Pafizismus zurückfinden kann. Mama, Jesus ist auch zwischendurch mal ausgerastet (Tempel!). Während mir der Honig ins Gesicht läuft und das ATTA mir meine Brusthaare veräzt, lese ich in der Bibel und bete für den Security-Mann im KKH. die Ärzte haben den Palstek aus seinem Hals wieder herausbekommen, das ist schön. Das Balg träumt vom Foliencontainer und die Mutter badet seit 22 Stunden in einem Milch-und-Honig-Bad. und hat mit dem darin befindlichen Waschpulver schon drei Maschinen Wäsche gemacht.

Soweit für heute.

kollig
kollig
12 years ago

Es heißt ATA und nicht ATTA und war ein Scheuermittel. Kein Waschpulver.

Daniel K.
12 years ago

@ Kollig, Danke für die Belehrung, stimmt, es heißt ATA. Und ich musste zum Scheuermittel greifen, weil ich nur in die Gefängnisküche gelangt bin, aber nicht in die Wäscherei, da ist immer abgeschlossen, da haben schon zu viele Insassen versucht, durch die Waschmaschinenabflußschläuche in die Kanalisation zu fliehen. Und die Mutter hatte noch das Waschpulver unamat ultra plus color am Körper, mit dem ich sie im Aldi einpulverte.

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