HINWEIS: Martin Lejeune bat um Änderungen an verschiedenen Stellen. Dem sind wir teilweise gefolgt.
Der freie Journalist Martin Lejeune sorgt derzeit für Kopfschütteln. In einem Bericht aus dem Gaza-Streifen verteidigt er die Exekution angeblicher Kollaborateure durch die Hamas. Auch für die taz berichtet Lejeune aus der Region.
Das ist selbst für deutsche Journalisten ungewöhnlich: Die Erschießung von 18 Menschen durch eine Terrororganisation als „ganz legal“ und die Versorgung der Ermordeten durch die Hamas als „sehr sozial“ zu bewerten, dürfte ein Novum in der hiesigen Presselandschaft sein. Zumal für einen wie Martin Lejeune: Der Journalist schreibt unter anderem für die taz und steht Medien wie dem Deutschlandfunk Rede und Antwort zum aktuellen Konflikt in Nahost. Unter dem Titel „Kollaborateure gefährden das Leben vieler unschuldiger Menschen. Die Hinrichtung der Kollaborateure wird in #gaza begrüßt“, schreibt er:
Alle 18 haben gestanden und der Polizei detaillierte Informationen geliefert, die nur Kollaborateure haben können. Ein Revolutionsgericht hat daraufhin die Todesstrafe gegen die 18 Kollaborateure verhängt. Von den 18 hatten sehr viele Kollaborateure allerdings schon vor Ausbruch der Operation Protective Edge ihr Todesurteil erhalten, verhängt durch ordentliche palästinensische Gerichte. Alles ganz legal.
Nach palästinensischen Gesetzen ist es das tatsächlich. Todesurteile müssten allerdings eigentlich von Palästinenserpräsident Abbas genehmigt werden. Das aber geht schlecht: Die Hamas hat die Fatah, der Abbas angehört, aus dem Gazastreifen vertrieben. Die Frage, die Lejeune hier elegant umschifft, lautet aber: Wie legal ist die Justiz einer Gruppierung, die als Terrororganisation eingestuft wird (und sich entsprechend verhält); die Menschen an Motorräder bindet und bis zum Tod durch die Straßen schleift; die die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilder missbraucht? Fragen über Fragen, und Martin Lejeune stellt keine einzige davon.
Für ein soziales Miteinander
Doch nicht nur „ganz legal“, und somit moralisch integer sind offenbar die öffentlichen Erschießungen plus Aufbahrung der Leichen für Lejeune.
Um das soziale Miteinander, das Gemeinwesen und den gesellschaftlichen Zusammenhang nicht zu gefährden, haben die Behörden weder die Namen der Kollaborateure genannt noch die Fotos der Täter verbreitet. Die betroffenen Familien wurden diskrekt informiert und die Kinder der 18 werden wie die Kinder von Märtyrern behandelt, also finanziell und sozial versorgt. Das alles ist sehr sozial abgelaufen.
Das soll in einem Brief gestanden haben, der während der Hinrichtungen verteilt worden sei. Es ist davon auszugehen, dass der letzte Satz die Einschätzung Lejeunes selbst ist, da er die Passage nicht in Anführungszeichen setzt, und sie nicht kritisch hinterfragt. Apropos kritisch hinterfragen: Auf die Idee, dem Wort „Kollaborateure“ ein „mutmaßlich“ voranzustellen, kommt Lejeune übrigens nicht. Schließlich hat dies ja ein „Revolutionsgericht“ entschieden, wie Lejeune schreibt.
Kritik von Kollegen
Werden Palästinenser allerdings von Israelis getötet, ist es plötzlich vorbei mit dem herzwarmen Verständnis des Korrespondenten. Dann nämlich spricht er von „gezielte(n) Massaker(n) gegen Männer, Frauen und Kinder“. Tote Palästinenser interessieren den Autoren wohl nur dann, wenn die Täter Israelis sind.
Für die Todesstrafe und deren Anwendung hat der taz-Autor vollstes Verständnis. Er ist der Meinung: „Alle Menschen im Gazastreifen sind sich darin einig, daß man etwas gegen Kollaborateure tun muss, weil die Kollaborateure wirklich eine Gefahr darstellen für die Sicherheit der Menschen.“ Woher er das alles weiß? „Mein Bericht beruht auf Aussagen glaubwürdiger Personen, die ich persönlich kenne.“
Ein Journalisten-Kollege Lejeunes machte gestern seinem Ärger über den Text via Facebook Luft:
„Es gibt Journalisten, die als Kriegsberichterstatter arbeiten. Und es gibt schreibende Kombattanten. Martin Lejeune (…) der aus Gaza „berichtet“, gehört zur letzteren Gruppe.“ Er hoffe, so schreibt er weiter, dass Lejeune „künftig keinen Platz mehr in einer seriösen Zeitung für seine Hamas-Propaganda finden wird. Schließlich sollte PR von jenen bezahlt werden, für die sie betrieben wird.“
Dazu passend: http://www.tabletmag.com/jewish-news-and-politics/183033/israel-insider-guide?all=1#
Todesstrafe ist nie sozial und legal.
„Er hoffe, so schreibt er weiter, dass Lejeune „künftig keinen Platz mehr in einer seriösen Zeitung für seine Hamas-Propaganda finden wird. …“
die Junge Welt freut sich schon auf ihn 😉
Tatsächlich schreibt Lejeune auch in der taz, in diesem Jahr erschien ein Artikel Lejeunes. Merkwürdig allerdings, dass hier nicht genannt wird, wer gestern auf dessen schrecklichen Aussagen aufmerksam machte: nicht irgend-„ein Journalisten-Kollege“, sondern taz-NRW-Redakteur Pascal Beucker. Hat was Schäbiges, Ruhrbarone.
@Dietmar Bartz: Schäbig ist nur Lejeune. Ich würde diese Gestalt auch nicht als Kollegen sehen.
Laut Ma’an News hat das Präsidentenbüro der palästinensischen Regierung die Exekution der 18 Palästinenser durch die Hamas als außergerichtlich verurteilt und gleichzeitig die Hamas dafür verurteilt, dass sie geltende gesetzliche Regelungen nicht eingehalten hat.
Die Hamas hat laut Ma’an News darauf geantwortet, das die Exekutierten auf revolutionärem Weg exekutiert worden seien, da der rechtliche Weg ausgeschöpft gewesen sei. Damit gesteht die Hamas ein, dass sie rechtswidrig gehandelt hat. Und damit handelt es sich hier nicht um Exekutionen, sondern um einen Massenmord.
Die Frage ist nun, welche Konsequenzen das Präsidentenbüro ziehen wird und ob es zu einer Verfolgung dieser Straftat kommen wird. Denn außergerichtliches Handeln ist ein Rechtsverstoß nach rechststaatlichen Standards.
Hier die englischsprachige Quelle: http://www.maannews.net/eng/ViewDetails.aspx?ID=722735
Herr Lejeune sei ansonsten daran erinnert, was die Grundrechtecharta der EU zur Todesstrafe sagt: „Niemand darf zum Tode verurteilt und hingerichtet werden”
(Grundrechtecharta der EU, Kapitel 1, Art. 2). Mit seiner Wertung stellt Herr Lejeune sich jedenfalls gegen die in der EU geltenden Grundrechte.
Was soll man zu der „journalistischen Arbeit“ von Martin Lejeune noch sagen?
Im Fernsehen distanziert man sich üblicherweise von solchen „Berichten“ im Abspann mit der Floskel „Vielen Dank für ihre Einschätzungen“ – damit hat man (der Nachrichtensprecher, der Sender) dann ausgedrückt, dass man den Beitrag des Korrespondenten eher als dessen eigene Meinung bewertet.
Undenkbar, dass ein Bericht von Peter Scholl-Latour früher mit der Floskel „Vielen Dank für ihre Einschätzungen“ abmoderiert wurde..
Aber das waren noch ganz andere Journalisten!
Ob Lejeune jemals so gut sein wird, wie die Nachrichtensprecherin des nordkoreanischen Fernsehens? Wenn die nämlich mit leuchtenden Augen und pathetischer Stimme von den gloreichenTaten des Vorsitzenden und der nordkoreanischen Regierung spricht, ist sie derzeit weltweit unschlagbar.
Finde ich jedenfalls. Man müßte Lejeune einfach beim Schreiben mal zusehen können.
@Dietmar Bartz,
1.: Ist ihre Behauptung, Herr Beucker hätte uns auf den Artikel aufmerksam gemacht, schlicht falsch. Wie kommen sie auf die Idee?
2.: Habe ich als Autor auf die Namensnennung bewusst verzichtet, da beide Personen taz-Autoren sind. Ich wollte Herrn Beucker taz-internes Getratsche ersparen, aber dank ihnen kommt er nun vielleicht doch noch in den Genuss.
3.: Wenn sie eine dauerhafte Sperrung bei uns vermeiden wollen, verzichten sie in Zukunft auf Falschbehauptungen und Beleidigungen.
http://martin-lejeune.tumblr.com/archive
Ich würde ihn nicht als Journalist, sondern als schreibenden Hamas-Sympathisant bezeichnen.
@Martin Niewendick
Bin da auf Seite von Herrn Bartz (vielleicht ohne das Wort schäbig). Das hat eher was mit Quellennennung zu tun – der Text wurde ohnehin schon quer durch Twitter geteilt. Lejeune ist außerdem kein festes Mitglied der Redaktion, sondern freier Autor – und außerdem seitdem er in Gaza da seine kruden Thesen verbreitet, nicht mehr in der Zeitung erschienen. Da setzt Ihr Artikel andere Schwerpunkte – so als ob das eine taz-Meinung wär, die Lejeune da in seinen Blog faselt. Dabei distanziert sich ja jemand aus der Redaktion ausdrücklich davon.
Tilo Jung, der ihn interviewt hat, inzwischen übrigens auch.
Und noch etwas slightly unrelated: wäre hier nicht noch ein Autoren-Disclaimer angebracht gewesen? (bin wirklich voll hinter der Aussage dieses Artikels, aber zur Einordnung wäre Ihre grundsätzliche Haltung auch nicht uninteressant)
@Martin Niewendick, zu Ihren Punkten: (1) Ich habe nicht geschrieben, dass Beucker *Sie* auf Lejeune aufmerksam gemacht hat. Er hat gestern in einem ewig langen Facebook-Post dessen Infamie dargestellt. (2) Sie setzen schon wieder einen taz-Redakteur mit jemandem gleich, der in diesem Jahr als Freier einen Artikel in der taz veröffentlicht hat – ein effekthascherisches Vorgehen. Als ob hier irgendwelches „taz-internes Getratsche“ eine Rolle spielen würde, Sie machen doch hier den Gärtner zum Bock! (3) Falschbehauptung ist eh falsch, und dass Sie das offenbar zu einer Causa taz drehen wollen, während Lejeune tatsächlich viel für das Neue Deutschland schreibt, ja, wie würden Sie das denn nennen?
@Dietmar Bartz,
Wenn die taz selbst Lejeune „taz-Autor“ nennt, sehe ich kein Problem darin, dies auch zu tun: „Anwesend war auch Martin Lejeune, freier Journalist und taz-Autor, der seit dem 22. Juli aus dem Gazastreifen berichtet. Unter den israelischen Angriffen seien gezielte Massaker gegen Männer, Frauen und Kinder gewesen, die nichts mit den Hamas-Kämpfern zu tun hätten, erzählte Lejeune, der am Montag wieder in den Gazastreifen fliegt.“http://www.taz.de/!143938/
WENN sie also jemanden dafür kritisieren wollen, Lejeune „taz-Autoren“ zu nennen, fangen sie bei der taz selbst an.
Und ich will es mitnichten zu einer Causa taz drehen – warum auch? Ich habe nichts gegen die taz. Allerdings habe ich was gegen Unterstellungen, von denen ich nicht einmal weiß, warum sie diese hier so leidenschaftlich vortragen. Wollen sie vom eigentlichen Thema ablenken? Regen sie sich lieber über den auf, um den es geht.
Guten Tag.
Auch von meiner Seite aus abschließend 1: Natürlich ist Lejeune ein taz-Autor, ich hoffe gewesen. Aber Sie definieren ihn nun mal über die taz, und das ist nun mal falsch. Und abschließend 2, damit das auch noch mal gesagt wird: In der Sache haben Beucker, Sie und ich wohl die gleiche Ansicht.
@#13 | Dietmar Bartz
„Aber Sie definieren ihn nun mal über die taz…“
Im Artikel steht:
„…schreibt unter anderem für die taz und steht Medien wie dem Deutschlandfunk Rede und Antwort…“
Kann es sein, dass Sie Martin Niewendick ganz bewusst und gezielt missverstehen wollen? Solche Provo-Nummern langweilen.
[…] Ruhrbarone berichten über einen kürzlich erschienenen Artikel des deutschen Journalisten Martin Lejeune (welcher u.a. […]
Herr Bartz,
Ihr Verhalten ist schäbig. Sie gehören der FB-Freundesliste von Herrn Beucker an und verwenden dessen PRIVATE Nachrichten gezielt dazu, um Gerüchte zu streuen, Leute zu denunzieren bzw. gegeneinander auszuspielen etc. Privat bleibt privat. Punkt. Wenn Herr Beucker etwas öffentlich schreiben will weiß er als Journalist durchaus, wie man dies macht.
Google: Der Name dieses Hamas- und Mörder-Verstehers („ganz legal“ und „sehr sozial“) eingegeben:
„Reporter im Gaza-Streifen – Zensur und Restriktion
http://www.deutschlandfunk.de/reporter-im-gaza-streifen-zensur-und-restriktio...
26.07.2014 – Martin Lejeune im Gespräch mit Christoph Sterz … Dienstag (22.07.2014) in Gaza und berichtet als freier Journalist unter anderem für die „taz“.
„Ich wollte Herrn Beucker taz-internes Getratsche ersparen“
Das ist ein ehrenwertes Anliegen! Ich glaube aber nicht, dass die implizierten Voraussetzungen zutreffend sind, dass erstens die taz überwiegend hinter Lejeune steht und dass wir zweitens ein Problem darin sehen, wenn solche Auseinandersetzungen öffentlich geführt werden statt redaktionsintern. Die taz ist da allgemein transparenter als andere Medien.
Außerdem muss auf der anderen Seite auch abgewogen werden, dass durch die Nichterwähnung, dass die Kritik an Lejeune aus der taz selbst stammt, ein falscher Eindruck entstehen könnte und somit die Öffentlichkeit falsch informiert würde: Die Leser könnten denken, Lejeunes Äußerungen würden von der taz gebilligt, während sie tatsächlich kritisiert werden.
Ebenfalls eindeutig (und öffentlich) hat sich auch Inlandsredakteurin Astrid Geisler geäußert: http://twitter.com/AstridGeisler/status/504000965721460736
Dieser „Journalist“ lässt es zumindest zu, dass seine Texte „gesammelt“ auf dem legendären antisemitischen Propagandablog „Palästina Portal“ des Rentners (Broder) publiziert und beworben werden. Deutlicher vermag man sich wohl kaum zu „positionieren“ (Ausnahmsweise bringe in den Link, als Beleg):
http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/lejeune-martin.htm
@#18 | Sebastian Heiser: Die Leser, die durch Nichterwähnung einzelner Fakten sofort die gegenteilige Position einnehmen und in solch einem Fall der taz zumindest Duldung unterstellen – wobei sie dies natürlich dann auch dem Deutschlandradio unterstellen müssten, wenn die hier versammelten taz-Fanboys den Artikel von Martin richtig kapiert hätten -, lesen normalerweise auf Aluhut-Blogs oder bei BILD.
Es hat den Anschein, als wäre der Versuch der taz, sich schleunigst von Lejeune zu distanzieren, sehr krampfig.
Die Versorgung der Hinterbliebenen der eigenen Opfer kennt man doch schon von den Nazis und den Attentätern des 20. Juli.
Gewisse Kreise können sogar Exekutionen schönreden…
@chris: inwieweit gehört diese Äußerung zur Sache?
[…] zu Exekution durch Hamas: „Sehr sozial abgelaufen“ → Die Versorgung der Hinterbliebenen der eigenen Opfer kennt man doch schon von […]
@Luisa: Die Versorgung der Familien und Kinder der „Kollaborateure“ ist Inhalt des Artikels, zu dem ich einen Kommentar geschrieben habe.
Lejeune treibt sein Unwesen nicht nur in deutschen Medien, sondern auch in Österreich. Als „Medienbeobachtungsstelle Naher Osten“ hatten wir schon öfter die zweifelhafte Freude, uns mit ihm auseinandersetzen zu müssen, zuletzt hier: http://www.mena-watch.com/showentry/1210-Wochenbericht-28-7-bis-3-8-2014#WB-4Aug14-3
ich bin von herrn lejeunes text leider etwas enttäuscht — gar keine details zu den geständnissen der beschuldigten, kein dank an die sicherheitskräfte, die sie gefasst, verhört und ihnen das verwerfliche ihrer taten deutlich gemacht und haben und keine bitten, um möglichst harte strafen, da sie den aufbau des kommunismus stören wollten … ups, falsche ära erwischt.
Ich finde es immer schwierig der einen Seite Propanda Vorzuwerfen und der anderen nicht. Natürlich ist es zum Beispiel falsch, wenn Lejeune die Aktivitäten von Hamas als Widerstand bezeichnet, auf der anderen Seite ist es aber genauso Propaganda, wenn die Medien die Position von Israel übernehmen, die den Krieg als „Anti-Terror-Einsatz“ bezeichnet. (der Punkt wird explizit im Link von #26 oben erwähnt).
Ich halte momentan kein einzige Medium und keinen Autoren für Neutral in der Sache, in einem Krieg ist das auch schwer und es wird immer schwerer, je näher man an der Sache ist – wenn die Bomben auf einen niederprasseln ändern sich die Sichtweisen nunmal. Andererseits wird der Journalismus vom heimischen Schreibtisch auch nicht besser, je weiter er von den quellen weg ist.
@Ulfi (#28)
Propaganda wird es in kriegerischen Auseinandersetzungen immer geben und zwar von allen Seiten. Ich frage mich allerdings, ob Propaganda für einen Mitteleuropäer im Zusammenhang mit den oben beschriebenen Ereignissen wirklich das Thema ist. Da sind 18 Menschen zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Wie stehst Du zur Todesstrafe Ulfi? Für Dich normal und zu befürworten? Oder alles nur proisraelische Propaganda?
@chris (#21, #25)
Es ist sehr grenzwertig, sich bei Konflikten, in denen Israel verwickelt ist, Beispiele aus dem Nationalsozialismus zu bedienen. Heute vergleichst Du die Hamas mit den Nazis, morgen ein anderer die Nazis mit Israel und dann haben wir den Salat.
Der Antisemitismus der Hamas ist sicherlich genauso pervers wie der Antisemitsmus Nazideutschlands. Seine Ursachen liegen aber nicht in der verblödeten Rassenideologie der NSDAP, sondern stehen in einem religiös-islamistischen Zusammenhang. Das sollte man dann doch schon ein wenig unterscheiden.
dass Jung sich erst so spät von Lejeune abgrenzt ist ein weiteres trauriges Jungs. Die ersten paar Minuten mit Lejeune in Jungs Video hätten nach ein paar sehr einfach, geradezu naiven, Fragen geschrien, aber stattdessen wird über Steinwurf gescherzt… 🙁
Ich finde diesen Umgang mit Herrn Lejeune nicht fair. Man kann anderer Meinung sein oder meinen, dass er Gewalt verharmlose. Das tun aber auch jene, die die westlichen Kriege im Irak oder Afghanistan schönreden, oder wer über die verbrannten Menschen in Odessa schreibt, sie seien „ums Leben gekommen“.
Martin Lejeune hat als einer von ganz wenigen sein Leben riskiert, um direkt aus Gaza zu berichten. Nicht wie die ARD aus einem sicheren Hotel in Israel. Das alleine ist schon ein Verdienst. Dass seine Berichte widerspiegeln, wie die Palästinenser um ihn denken, sollte niemanden verwundern. Genau deshalb lohnt es sich, seine Berichte zu lesen. Wer weiß denn bei uns schon, was die Hamas wirklich will?
Das Erklärungsmuster, bestimmte Menschengruppen seien eben böse, kann im 21. Jahrhundert nicht mehr befriedigen. Der Versuch, Stimmen wie die von Herrn Lejeune zum Schweigen zu bringen, weil sie im Gegensatz zum Mainstream stehen und zum Nachdenken zwingen, wird dank Internet nicht funktionieren.
Die israelische Armee muss sich ebenso wie die Hamas den Realitäten stellen, dafür müssen wir alle uns auch widersprüchliche, kritische und ärgerliche Berichte anhören.
@ #31: „seine Berichte widerspiegeln“ — seine berichte scheinen mir eher sprachrohr zu sein. die wortwahl und offb kritiklose bzw undinstanzierte übernahme von standpunkten der hamas oder meinetwegen auch nur „wie die Palästinenser um ihn denken“ stehen einem journalistischen* auftrag diametral entgegen.
sofern lejeune sich ernsthaft als journalist (im idealen sinne) versteht, sollte ihm klar sein, dass seine beiträge das desavouieren.
dass sie als einblick in die weitgehend ignorierte welt der palästinenser in gaza dienen könnten, ist unbestritten (auch wenn sich gerade angesichts dieses textes die frage stellt, inwieweit das nicht nur die welt der veröffentlichten und kontrollierten meinung ist, also das, was hamas zulässt und propagiert).
damit kann er aber keinen journalistischen anspruch erheben.
*“journalistisch“ im sinne dessen, was gewünscht ist und die idee pressefreiheit begründet, dass die realität allgemein ganz anders aussieht, sie hier aussenvor gelassen
@#31 Oliver Völ: Sie sollten mal ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Lejeune evt. unter dem Stockholm-Syndrom leidet. Oder evt. weniger Begeisterung für dolle Abenteuergeschichten aus dem Morgenland entwickeln.
Wer Revolutionsgerichte kritiklos akzeptiert und den Umgang mit – auch noch illegal verhängten – Todesstrafen flapsig als „sehr sozial abgelaufen“ skizziert, kann von mir aus gern SciFi-Romane oder gefakte Tourismus-Berichte für Nazis schreiben, ein Journalist wird er dadurch aber nicht.
Martin Lejeune wird deswegen so nah rangelassen, weil er so schreibt wie er schreibt. Das ist der Deal: Er kann in Europa und sonstwo den „Mann vor Ort“ machen und dafür gibt er für die Hamas den verstehenden „Journalisten“. Mit Leben riskieren ist da wenig, mit Selbst- und Fremdbetrug dafür umso mehr.
@Klaus Lohmann: Stockholm-Syndrom? Mag sein. Das gilt aber für alle, auch Washington-Korrespondenten etc pp. Martin Lejeune hat allerdings auch israelische, führende Militärs interviewt und ich hoffe, dass er das weiter tun kann.
Mit „Terroristen“ ist das so eine Sache: früher galten ANC und PLO als Terroristen. Dass der Staat Israel von „Terroristen“ gegründet wurde, dürfte jedem klar sein, der die Geschichte kennt. Ist der CIA eine Terrororganisation? Es gibt gute Gründe, das anzunehmen. Soll deshalb kein Journalist aus der Perspektive des CIA schreiben dürfen? Wohl kaum.
Wenn wir die Standpunkte auch von Organisationen wie der PKK oder eben Hamas kennen lernen wollen, muss jemand darüber ohne Vorurteile, vielleicht sogar mit Sympathie berichten dürfen. Sonst können wir uns darüber keine Meinung bilden. Für skandalös halte ich es, Martin Lejeune das Journalisten-sein abzusprechen. So wollten manche auch Glenn Greenwald diskreditieren.
Es ist journalistisch legitim, einen Standpunkt zu haben, auch einen falschen, wie z.B. „Stoppt Putin jetzt“. Unsinn und Irrtümer gehören zu einer freien Presse.
Wenn Menschen wie Martin Lejeune nicht mehr veröffentlichen sollen, weil das hier manche ärgert, dann wird die etablierte Presse noch mehr vor die Hunde gehen. Den Einheitsbrei der großen Medien mit ihrer Doppelmoral will doch kaum einer mehr lesen. Dann lese ich solche Standpunkte eben bei Facebook oder auf einem Blog.
Wer kennt in Deutschland eigentlich die tatsächlichen Forderungen der Hamas? Wer „Bild“, „Zeit“ oder „Spiegel“ liest, wird in der Hinsicht leider nicht oder falsch informiert. Das ist traurig, denn mit Unwissenheit ist der Nahostkonflikt nicht zu lösen.
@der, der auszog Da gebe ich dir Recht., der Antisemitismus der Nazis war und ist unvergleichlich und wird durch Vergleiche immer verharmlost.
Der Umgang mit den Hinterbliebenen der Opfer – nicht der Juden, sondern der politischen Gegner aus den eigenen Reihen – ist in diesen Einzelfällen allerdings identisch und in nicht rechtsstaatlichen Verhältnissen regelmäßig anders als in rechtsstaatlichen, mal Behandlung als „Kinder von Märtyrern“, mal Sippenhaft, mal absolute Ignoranz und Leugnung jeglicher Kenntnis.
@Oliver Völ:Unsere Leser kennen natürlich die Charta der Hamas.
@#35 Oliver Völ: Da Du anscheinend mit den „Botschaften“ dieses „Journalisten“ sympathisierst, der Verständnis für die menschenrechtswidrige Ermordung der eigenen Bürger aus populistisch-propagandierenden, niederen Motiven hat, oder für solche Aussagen Verständnis zu erheischen suchst oder zumindest jegliche Diskussion darüber verweigerst, bist Du für mich nun out.
So denken eben die Linken.So hat doch ein Linker in England vor 100 Jahren oder so vorgeschlagen das man Arbeiter die zuwenig Leistung bringen VERGASEN könnte,natürlich auch ganz sozial weil ohne Schmerzen…Marx und Engels sprachen auch andauernd von Völkerabfällen und wer nicht Revolutionär genug war der musste halt vernichtet werden.
@Klaus Lohmann: „Verständnis für die menschenrechtswidrige Ermordung der eigenen Bürger“? Ich kann verstehen, dass Menschen sich über die Hamas empören. Ich finde nur die Maßstäbe ungleich. Wenn ein Journalist Verständnis für die Regierungen der USA, Saudi-Arabiens, Israels oder der Ukraine hat, sollen die dann auch nicht mehr veröffentlichen dürfen? Wir sind uns doch sicherlich einig, dass zumindest Guantanamo völkerrechtswidrig ist.
@Stefan Laurin: ich meine nicht die Charta der Hamas, die spielt hier so wenig eine Rolle wie die Verfassung der USA. Sondern deren Forderungen im konkreten Konflikt. Wenn die Hamas verlangen würde, „alle Juden ins Meer“, bräuchte man darüber selbstverständlich nicht diskutieren. Wenn die Forderungen aber lauten, Aufhebung der Blockade und Stopp der Beschuss der Fischerboote, dann ist das ernst zu nehmen. Ob das so ist, wäre zu klären, aber das geht nur mit einer offenen Diskussion, die manche anscheinend verhindern möchten.
genau mit den gleichen argumenten hat das regime in deutschland zwischen 33 und 45 angebliche oder reale kollaboratuere hinrichten lassen. und auch damals gab es journalisten die das ganze bejubelt haben. nur waren sie nicht wie hier, in der mehrzahl. es wirft schon ein bezeichnendes licht auf die hamas, wenn sie angst und schrecken unter der eigenen bevölkerung verbreiten muss, um die eigen poltitik durchsetzen zu können. aber scheinbar gibt es hier einige, die andersdenkende und handelnde gerne tot sehen würden. propagieren aber immer das sie für die vollkommener demokratie seien. ein widerspruch,den sie nicht bemerken.
@coolray: Zumindest gibt es hier Einige, die unmenschliches Hinrichten aus ganz niedrigen Beweggründen dadurch relativieren wollen, dass „die Anderen“ immer noch schlimmer sein sollen, als ob es da noch Steigerungsformen des Tötens gäbe. Und die Allerallerschlimmsten sind wie immer die Amis – immer, überall und auch wenn es Aliens wären – die aber dann garantiert von Amis unterwandert sind. Linker Stumpfsinn und Realitätsverleugnung halt…
Klaus Lohmann: Es liegt mir fern, „unmenschliches Hinrichten aus ganz niedrigen Beweggründen“ zu relativieren oder gar zu akzeptieren. Ich möchte nur aus verschiedenen Perspektiven darüber erfahren, auch wenn ich nicht damit übereinstimme. Deshalb finde ich es fatal, Berichte aus Gaza unterdrücken zu wollen, was wie gesagt im Internetzeitalter eh nicht dauerhaft funktionieren kann.
Wenn die Menschheit eines lernen sollte, dann dass wir einander zuhören und verstehen lernen müssen, und keine Gruppe pauschal verteufeln.
Dass Regierungen auf der ganzen Welt aus unterschiedlichen Gründen Gewalt anwenden, dürfte unbestritten sein. Welche dieser Gewaltanwendungen legitim ist, kann man durchaus diskutieren. Dass Massenmord an Zivilisten verbrecherisch sind, darüber dürfte Konsens bestehen. Ein Mord an politischen Widersachern lässt sich manchmal rechtfertigen. So dürften wir uns einig sein, dass der Hitler-Attentäter Georg Elser richtig handelte. Dazwischen gibt es eine große Bandbreite.
Wer wurde denn Ihrer Ansicht im Gaza-Krieg „zu Recht“ getötet? Die israelischen Soldaten? Die Bombenopfer? Ich würde gerne Ihre moralischen Maßstäbe nachvollziehen können.
@Oliver Völ: Die Forderungen der Hamas lauten nicht „Aufheben der Blockade“ und „größere Fischereizonen“. Die Weigerung, der Hamas einfach zuzuhören und ihre Aussagen ernst zu nehmen, ist immer wieder erstaunlich. Was also will die Hamas? Lassen wir sie selbst zu Wort kommen: http://www.youtube.com/watch?v=6NbRUXIXZOI
@Florian Markl: Danke für den Link, das ist hilfreich. Hamas Sprecher Abu Zuhri fordert dort „die Befreiung von Jerusalem“.
Laut UNO soll diese Stadt „demilitarisiert, neutral und von einer aus ausländischen Truppen rekrutierten Polizei geschützt werden. Sie sollte Teil eines gemeinsamen Handelsraums sein, den Bürger beider Staaten betreten und bewohnen durften“
http://de.wikipedia.org/wiki/Jerusalem#UN-Teilungsplan
Glauben Sie, dass die Hamas dem zustimmen könnte? Ich meine, entweder bringen sich die Menschen dort weiter gegenseitig um oder sie lernen, miteinander auszukommen.
@Oliver Völ: Es gibt keinen Zweifel, was die Hamas meint, wenn sie von einer „Befreiung Jerusalems“ und einem „Ende der Besatzung“ spricht – um eine Zweistaatenlösung geht es dabei nicht.
@ Oliver Völ (#41)
Wenn Du es nicht für sinnvill erachtest im Zusammenhang mit der Hamas über deren Charta zu reden, in der das Ziel die Juden zu vernichten definiert ist, dann frage ich mich, wieso Du hier die Dreistigkeit besitzt, über die „Aufhebung der Blockade und Stopp des Beschusses der Fischerboote“ reden zu können. Legst Du jetzt fest, was bei diesem Thema ernst zu nehmen ist und was nicht? Was haben Deine Fischerboote mit der Exekution von 18 Menschen zu tun?
(zu #44)
Einfach mal zur Kenntnis nehmen: Hier in Deutschland darf jeder soviel Müll erzählen wie er will, das gilt natürlich auch für Martin Lejeune. Hier darf auch jeder den Müll glauben, den Lejeune verbreitet, so wie Du. Das ist bei uns durch die Meinungsfreiheit gedeckt, Artikel 5 Grundgesetz. Es darf aber auch jeder, wenn er meint, dass Lejeune oder Du Müll erzählt, behaupten, dass ihr Müll erzählt. Der Artikel 5 GG gilt schließlich nicht nur für euch zwei. Insofern wirst Du immer die Möglichkeit haben, die Meinung von Lejeune zu erfahren, weil er sie nach wie vor frei äußern darf und Dich wird niemand daran hindern, der Meinung von Lejeune zu folgen. Du solltest Dich allerdings damit abfinden, dass auch die Menschen um Dich herum eine eigene Meinung haben und ein Recht diese öffentlich zu behaupten. Und da bin ich scheinbar nicht der einzige, der findet, dass Du hier absoluten Müll erzählst.
@ der, der auszog: „absoluter Müll“ ist kein Argument.
Zur Frage, was die Fischerboote mit der Exekution von 18 Menschen zu tun haben: Die Exekutionen sind die Machtausübung einer Kriegspartei. Die finde ich natürlich schrecklich, wie auch die Bomben auf Schulen, die damit natürlich in Verbindung stehen, weil sie zu dieser Verrohung beigetragen haben.
Die Fischerboote sind insofern von Bedeutung, als es sicherlich Dinge gibt, über die sich beide Seiten verständigen könnten. Es ist im Sinne der dort lebenden Menschen, ob Israelis oder Palästinenser, absolut dringend, Vereinbarungen zu finden. Offensichtlich ist dort gerade auch ein klein wenig passiert.
[…] Israel-Kollaborateure durch die Hamas haben bei Medienschaffenden für Verstörung gesorgt. Die Kritik daran ist berechtigt, denn Lejeune lässt keine Distanzierung von den Aussagen der Hamas erkennen und hinterfragt diese […]