Gauck-Wahl: Unterschätze nie Angela Merkel!

Angela Merkel Foto: CDU/ Andreas Herzau by Katinka Krieger Repräsentanz

Klar. Bundeskanzlerin Angela Merkel musste gestern gegen ihren Willen Joachim Gauck als künftigen Bundespräsidenten präsentieren. Ist sie deswegen die Verliererin? Natürlich nicht. Mittelfristig wird Merkel von Gauck profitieren. Und nur sie.

Sie strahlten gestern von einem Ohr zum anderen: Die Sieger über Angela Merkel. Siegmar Gabriel und Claudia Roth, die stolz verkündeten, dass die Koalition  ja nun ihren Kandidatenvorschlag aus dem Jahr 2010 übernommen hätte. Philipp Rösler über seinen ersten Sieg über Merkel. Er hatte Merkel seinen Kandidaten aufgezwungen. Spätestens an dieser Stelle sollten alle Kommentatoren skeptisch werden: Rösler besiegt Merkel? Bezwingt sie? Mit Verlaub, noch dreht sich die Erde um die Sonne. Gabriel, Roth und Rösler werden bis zur Gauck-Wahl strahlen wie ein japanischer Reaktor nach einem Tsunami. Aber danach wird sich nur noch eine über die Wahl Gaucks freuen und das ist natürlich Angela Merkel.

Von Gauck ist kaum eine Rede zu erwarten, die der rot-grünen Anhängerschaft gefallen wird. Gauck ist ein liberal-konservativer mit einem starken patriotischen, wenn nicht nationalen Einschlag. Gabriel und vor allem Roth können schon einmal vor dem Spiegel anfangen zu üben wie man am besten gute Miene zum bösen Spiel macht. Denn offen kritisieren können sie ihren Doppel-Wunschkandidaten so schnell nicht. Und Gauck ist das Gegenteil von Röslers Polit-Kindergarten, in dem ein ehemaliger Wein-Minister den Job  des Erziehers übernommen hat. Gauck ist so protestantisch, so ernst, wirkt so gefestigt, dass noch jeder heute aktive liberale Politiker neben ihm wie ein arg vorlauter Student wirkt, für den das Leben noch ein paar unangenehme Überraschungen parat hält. Regelmässige Erwerbsarbeit zum Beispiel.

Eine allerdings wird neben Gauck lässig bestehen können, ja, von ihm profitieren: Die Kanzlerin. Neben Gauck wird Merkel offener, toleranter und moderner wirken als der rot-grüne Traumpräsident. Gaucks evangelisch-liberaler Konservatismus ostdeutscher Prägung ist auch Merkels Grundklang. Er wird künftig die Hintergrundmusik der Republik sein, Merkel ihn durch leicht westliche Attitude für uns alle erträglicher machen.

Der gestrige Abend kannte nur eine Gewinnerin: Angela Merkel. Und Gabriel, Roth und Rösler haben gezeigt, dass sie die politische Hauptlektion der letzten zehn Jahre nicht gelernt haben: Unterschätze nie Angela Merkel.

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Robin Patzwaldt
12 Jahre zuvor

Nur kurz am Rande: Schon bemerkenswert was eine ‚Typberatung‘ bewirken kann. Wenn man diese aktuellen Fotos der Kanzlerin mit früheren Aufnahmen vergleicht, dann kann man nur staunen.

Tortist
Tortist
12 Jahre zuvor

Als jemand der genau weiss wie die evangelischen Konservativen ticken, und als jemand der Herrn Gauck schonmal hat live reden hören, am Karfreitag im Rombegpark, kann ich mich nur vor der Brillanz deiner Analyse verneigen.
Gabriel, Roth und Rösler werden noch die Ohren klingeln….aber hellwache Politiker sind ja besser als Schnarchnasen….das wird die nächsten Jahre spannend.
Und das ist ja schon mal ein deutliche Verbesserung, denn bisher war vieles einfach albern.

Jan Sören K
Jan Sören K
12 Jahre zuvor

gut geschrieben 🙂

Einen Fraktionsvorsitzenden – ehm, Sorry, Erzieher natürlich – in Ministerehren für Wein (oder für Weinen???) zu heben – das passt nur aktuell und wohl auch nur zur FDP…

Aber ob Merkel moderner wirken kann neben Gauck?
Wir werden sehen…

Jan Sören K
Jan Sören K
12 Jahre zuvor

schon klar 😉

Klaus
Klaus
12 Jahre zuvor

Jetzt wird Gauck schon in die rechte Ecke gestellt ?!?

Woran hat sich denn bisher der „starke nationale Einschlag“ von Gauck bemerkbar gemacht. Hab ich da etwas verpasst ?

trackback

[…] … NachDenkSeiten GAUCK – Stefan Laurin: Unterschätze nie Angela Merkel … Ruhrbarone GAUCK – Malte Lehming: Gauck ist Merkels Meisterwerk … Tagesspiegel GAUCK – […]

CyberPunk
12 Jahre zuvor

@#6 „So mag der künftige Bundespräsident keine Stadtviertel mit „allzu vielen Zugewanderten und allzu wenigen Altdeutschen“, will das „normale Gefühl“ des Stolzes aufs deutsche Vaterland „nicht den Bekloppten“ überlassen, missbilligt es, „wenn das Geschehen des deutschen Judenmordes in eine Einzigartigkeit überhöht wird“, besteht darauf, dass der Kommunismus „mit ausdrücklichem Bezug auf die DDR als ebenso totalitär eingestuft werden muss wie der Nationalsozialismus“, trägt es den SED-Kommunisten nach, das „Unrecht“ der Vertreibung „zementiert“ zu haben, indem „sie die Oder-Neiße-Grenze als neue deutsch-polnische Staatsgrenze anerkannten“, und fragt – nicht ohne die Antwort zu kennen –, „ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen“.“

(aus der TAZ ( https://www.taz.de/Kolumne-Besser/!88071/ ))

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

Oooh Leute, es kommen neue Ruckreden auf uns zu. Direkt aus gottbeflissener moralischer Erleuchtung. Analytisch wie eine Abrissbirne. Weltläufig wie eine Bahncard 100 erster Klasse. Von einem Mann dessen „wilde Ehe“ so unglaublich wild ist, dass er sie im Interesse des deutschen Volkes sehr bald in eine echte Heirat mit heiligem Segen verwandeln wird.

Aber glaubt mir, nach einem Jahr ruckt immer noch keiner. Auch dieser Mann geht der Mehrzahl der Deutschen letztlich am Arsch vorbei. Sie haben einfach andere Sorgen. Sorgen, die dieser Mann nie haben wird. Sorgen, die dieser Mann nie kannte, obwohl er in einer Diktatur lebte. Sorgen, die sie seine Reden schon am nächsten Tag vergessen lassen werden. Egal wieviel Journalisten darüber sich die Finger wund schreiben.

Aber einen unbestreitbaren Vorteil hat der Mann. Er wird uns die letzten zwei überforderten Flachredner, die auf seinem zukünftigen Posten gesessen haben, herrlich schnell vergessen lassen. Und die Frage, wieso auch ehrlose Gesellen Anrecht auf einen Ehren-Sold haben.

Jan Sören K
Jan Sören K
12 Jahre zuvor

@Stefan Laurin #9:

Nicht Merkel, sondern die FDP führt Rot-Grün vor – jedenfalls, wenn man den diversen Pressemeldungen folgt.
Aber ich denke eher, dass Merkel der FDP diesen Triumph gönnt – um sie dann 2013 und schließlich 2017 endgültig zu schlucken (wie es schon in den 50er und 60er Jahren mit diversen anderen Parteien des Rechts-Mitte-Spektrums geschehen ist)

crusius
crusius
12 Jahre zuvor

@6 Ja, Klaus, ich aber auch: https://clemensheni.net/2012/02/20/ein-politisch-kultureller-super-gauck-antisemitismus-halt-einzug-ins-schloss-bellevue/ – dabei handelt es sich übrigens nicht bloß um Kürzestzitate ohne Zusammenhang, sondern um eine in meinen Augen zum Nachdenken anregende Analyse.

crusius
crusius
12 Jahre zuvor

Nachklapp: Ob er sich bei Kritik ähnlich wie Köhler hinter der ‚Würde des Amtes‘ wird verschanzen wollen?

Franz Kollege
12 Jahre zuvor

@Stefan. Bei der Frage, ob Merkel hier gewonnen oder verloren etc., geht es für mich nicht mal so sehr darum, für wen Gauck während seiner Amtszeit am unbequemsten ist (wobei ich zustimme, dass sie mit ihm sehr gut, vielleicht am besten, leben wird).

Entscheidender ist, wie sie sich bei der Nominierungsfindung verhalten hat, und da kommt sie bei mir viel besser weg als bei der schreibenden Öffentlichkeit. Das wahre Erdbeben war ihre erste Erklärung nach dem Rücktritt, dass sie auf die Opposition zugehen würde. Ab da lief alles auf Gauck hinaus, das hat sie meiner Meinung nach da schon einkalkuliert, das spätere Gerangel mit den Möchtegernen der FDP hin oder her.

Eine wie immer rationale Entscheidung, aber eine, die sie für ihre Verhältnisse sehr früh im Prozess gefällt hat. Legt sie sich nicht sonst als Letzte fest? Sie wusste, dass sie wegen der knappen Mehrheit in der Bundesversammlung und der Lage der FDP nicht noch einmal einen Parteipolitiker durch pushen konnte. Also hat sie für mich auf dem größten Nebenschauplatz der Republik, nämlich bei einem Amt, das keiner mehr braucht, schnell und pragmatisch eine Lösung gesucht und ihre Stärke richtig eingeschätzt und schnell die wichtigste Entscheidung getroffen – und das war nicht, welcher Name es am Ende wird. Da es wirklich wichtigere Probleme zu lösen gibt, vor allem in Europa, hat sie für mich hier eher an Profil gewonnen, als dass ich sie jetzt als geschwächte Einknickerin wahrnehme.

So wird es dann irgendwann auch in der Öffentlichkeit ankommen, könnte ich mir vorstellen. Insofern ist am Ende Merkel die Gewinnerin, da stimme ich zu, während sich die FDP blamiert hat: weil sie es nötig hat, bei einer so unwesentlichen, höchstens symbolischen Frage alles zu riskieren, um als Partei am Leben zu bleiben.

Klaus
Klaus
12 Jahre zuvor

@#12 | crusius: Danke für den Link.

Die o.g. Zitate sind laut dem Artikel von 2006.

Warum sind die Sachen dann nicht schon vor 2 Jahren bei der ersten Nominierung auf den Tisch gekommen ?

Auch die Ruhrbarone haben Gauck damals schon gefeiert:

https://www.ruhrbarone.de/gauck/

„Auf die Frage, ob Christian Wulff oder Joachim Gauck der nächste Bundespräsident werden soll, fällt die Antwort leicht: Gauck!“

Warum jetzt auf einmal nicht mehr, obwohl seine Zitate damals schon bekannt waren ?

Eine Antwort von Stefan Laurin dazu , würd mich auch sehr interessieren.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Stefan, schon bemerkenswert, wie Du -und andere Journalisten- eine peinliche und eine eklatante Niederlage von Frau Merkel in einen Sieg für sie umzudeuten versuchst. Frau Merkel wollte Gauck nicht. Sie hat Rösler mit dem Ende der Koalition gedroht;sie war „erbost“.
Daß Frau Merkel zu den anpassungsfähigsten Politikern des Landes gehört, ist unstrittig und das hat sie hinlänglich bewiesen -sh. Atomausstieg,sh.Abschaffung der Wehrpflicht u.a.mehr-. Und das wird sie auch imn Falle Gauck zeigen. Ähnlich wie sie den Atomausstieg für sich reklamiert, könnte sie durchaus in der Lage sein, wenn Zeit verstrichen ist , die Kandidatur Gauck irgend wann für sich zu reklamieren. Sie ist eben in Sachen Machterhalt bedingungslos .Sie ist folglich ein erfolgreicher „Wendehals“ – eineWendehälsin.Deshalb sollte sie nie, da stimme ich voll zu, vom pol.Gegner unterschätzt werden.

Stefan, und wenn Deine Einschätzung von Gauck -liberal/konservativ- in etwa zutreffen sollte, verdient seine Benennung durch Rot-Grün um so mehr Respekt, denn dort sind die Reden, die zu Deiner Charaterisierung von Gauck als als liberal -konservativ Anlaß sein dürften, ebenso bekannt. Gauck hat Einiges gesagt, daß mit Vorbehalt als liberal-konservativ gelten könnte, ob er deshalb in dieses Schema paßt, bezweifle ich allerdings.

Gauck ist bekanntlich erstmals durch Trittin vor ca.2o Monaten ins Spiel gebracht worden. Nicht deshalb, weil er im Sinne „Grüner-Poltik“ agiert , sondern deshalb, weil er sich als eigenständige Persönlichkeit profiliert , weil er den Zusammenhang von individueller Freiheit und individueller Verantwortung immer wieder betont, auch gegenüber einigen Bürgern der ehemaligen DDR, die diesen Zusammenhang ehe nicht sehen wollen, und weil er, wie sich u.a.bei einem Besuch vor einigen Jahren hier in Waltrop gezeigt hat, nicht nur gut reden, sondern vor allem auch gut zu hören kann -ein Präsident des demokratischen Diskurses, wie sinngemäß Trittin heute in der TAZ sagt -sh.TAZ,21.2., S.o3-.

Irre finde ich die Vielzahl völlig überhöhter Anforderungen, die in den Medien an Gauck gestellt werden. „Er soll -u.a.!-die Demokratie erneuern“. Das kann nicht Gauck oder sonst wer, daß können nur wir Bürger. „Also „Kirche im Dorf lassen“, auch in Sachen Gauck.

Irre finde ich auch, daß wahrnembare Kritik an der Kandidatur von Gauck als „irgend wie überraschend, als so nicht zu erwarten“ in einem Teil der Medien hingestellt wird.Es ist doch selbstverständlich und völlig normal, daß Gauck Einigen aus welchen Gründen auch immer als der „falsche Kandidat“ erscheint. Und es ist eben so selbstverständlich, daß Gauck auch zukünftig oft etwas zu sagen hat, was Einigen, was Vielen nicht passen wird, auch mir nicht. Und gerade das wünsche ich mir vom Staatsoberhaupt. Und gerade das erwarte ich von Gauck.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Walter Stach,
programmatisch eine Niederlage für die SPD und Grüne ist es allemal.
Taktisch hat Gabriel ein Eigentor geschossen, weil die Opposition jetzt gespalten ist. Selbst im eigenen inneren Lager regt sich Widerstand.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article13878478/Die-Gruenen-streiten-ploetzlich-ueber-Joachim-Gauck.html
Wieso hat Gabriel den Voscherau abgelehnt?
Merkel hat infolge der Unfähigkeit ihrer Hauptgegner einen Lucky Punch gebracht.
Aus Versehen sogar.
Ein möglicher Gegenkandidat wird wohl viele Stimmen kriegen.
% Jahre sind eine lange Zeit und Gauck hat jetzt schon viele Angriffsflächen.
Aber den Gabriel wird er wohl politisch überleben.

Arnold Voß
Arnold Voß
12 Jahre zuvor

@ Walter Stach 17

„Es ist doch selbstverständlich und völlig normal, daß Gauck Einigen aus welchen Gründen auch immer als der “falsche Kandidat” erscheint. Und es ist eben so selbstverständlich, daß Gauck auch zukünftig oft etwas zu sagen hat, was Einigen, was Vielen nicht passen wird, auch mir nicht. Und gerade das wünsche ich mir vom Staatsoberhaupt. Und gerade das erwarte ich von Gauck.“

Walter, das klingt gut. Das würde ich generell so unterschreiben. Aber ich werde mir nicht gefallen lassen, dass dieser Mann mir, als von ihm so benannten Religionslosen, qua Amt einen grundsätzlichen Mangel am „Summum Bonum“, sprich an Gott, bescheinigt, und mich damit zu einer Art grundsätzlicher moralische Minderwertigkeit verurteilt.

Auch ja, in diesem Zusammenhang auch von mir Dank an Crusius und seinen Link-Tip in Kommentar Nr. 12

crusius
crusius
12 Jahre zuvor

@Stefan, wenn Du mal Langeweile hast…: https://defendinghistory.com/70-years-declaration/29230 wendet sich gegen „attempts to obfuscate the Holocaust by diminishing its uniqueness and deeming it to be equal, similar or equivalent to Communism as suggested by the 2008 Prague Declaration“. Diese Erklärung zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz datiert vom 20. Januar 2012. Unterzeichnet haben 8 Mitglieder des Deutschen Bundestags, darunter Volker Beck und Jerzy Montag von den Grünen. Gauck hat diese Prager Erklärung mit unterzeichnet. Wollen die Grünen nun tatsächlich jemanden zum Bundespräsidenten wählen, von dem sie selbst mittelbar behaupten, dass er „Versuche zur Verschleierung des Holocaust“ gut heißt? Ich krieg das irgendwie nicht konsistent… 😉

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Wenn das mal kein Omen ist: In der Karnevalszeit kommt dieser Präsidentenvorschlag. Ich bin gespannt.

Jan Sören K
Jan Sören K
12 Jahre zuvor

2010 erschein Gauck vielen „linken“ als besserer Kandidat zu Wulff – schlicht deshalb, weil er von der mitte-links-Gemeinschaft (es waren ja auch die Freien Wähler und der SSW dabei) in der Bundesversammlung getragen wurde. Viele wollten mit der offenen Unterstützung Merkel eines auswischen.
Nun, da Merkel formal Gauck mitträgt, müssen etliche – um ihr wieder eins auszuwischen – ihre Position genauso um 180° wenden, wie es bei Merkel in der Gauck-Frage erscheint . Ob sie die Wendung wirklich gemacht hat weiß ich nicht – es wird ja auch spekuliert, dass die Benennung Wulffs aus machttaktischen Gründen beschlossen wurde. (Dann kann es durchaus sein, dass sie Gauck auch damals schon für den besseren Kandidaten hielt.)

Wir werden sehen, ob Gauck und Merkel miteinander klar kommen – und wie Merkel sich in den nächsten Wochen und Monaten ihrem Koalitionspartner gegenüber verhält. Letzteres wird wohl einiges aussagen über die wahren Umstände der Nominierung Gaucks aussagen.
Ob die Koalition wirklich zerbricht oder der FDP lediglich die Möglichkeit gegeben wurde, sich zu profilieren – wir werden es sehen. Aber gespannt bin ich darauf.

Jan Sören K
Jan Sören K
12 Jahre zuvor

@Mir #22
Sei froh, dass es nicht der erste April war…

…oder soll das heißen, dass der Vorschlag nur eine fastnachtsche/karnevalistische Überspitzung der Kandidatensuche sein kann?

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

…eher eine närrische Idee, diese Kanditatur.
Man hätte sich wirklich etwas mehr Zeit nehmen können damit. Statt vordenken hätte man etwas mehr nachdenken können.

yohak
yohak
12 Jahre zuvor

Die Gauck zugeschriebenen, angeblich skandalösen Zitate zu Sarrazin und anderen Themen sind aus dem Zusammenhang gerissen.

Siehe auch https://www.sueddeutsche.de/politik/umstrittene-aeusserungen-ueber-occupy-und-sarrazin-was-gauck-wirklich-gesagt-hat-1.1288683

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

-20-Arnold: Für mich völlig undenkbar, daß der neue Bundespräsident auch nur andeutungsweise den Religionslosen „abwertend daher kommt“, mithin diese Bürger „zu einer Art moralischer Minderwertigkeit“ verurteilen könnte. Nein, undenkbar.

Der neuen Präsident wird m.E. jedoch für manche Überraschung „gut“ sein, und das meine ich wörtlich. Deshalb bin ich auf ihn gespannt.

Und noch einmal zur Person Gauck: Es ist schon interessant, daß Viele in Politik und Medien, die im Vorfeld davor gewarnt haben, unter parteitaktischen Erwägungen einen Präsidentenkandidaten auszusuchen, jetzt nichts anderes tun, als unter solchen Erwägungen die Gauck-Kandidatur und ihre Auswirkungen auf die Politik bewerten.Ich halte Gauck, wie gesagt,für einen respektablen Präsidenten, vor allem, wie ebenfalls bereits gesagt, weil er mir vermutlich nicht stets das erzählt, was sog. „Mainstream“ ist, und mir vermutlich auch nicht stets das erzählt, was ich für richtig halte. Ich erwarte eine politische spannende und von politischen Überraschungen geprägte Präsidentschaft. Und das ist doch auch schon etwas angesichts der großen Langeweile, die die übrigen Akteure im politischen Geschäft verbreiten.

Stefan, und vielleicht überrascht er Dich und Andere ja auch damit, daß es nach 5 Jahren nicht mehr ganz so einfach sein wird, ihn als liberal-konservativ zu bezeichnen;eine im übrigen ja keineswegs ehrenrührige „Einstufung“ in das politische Spektrum -im Gegenteil-,auch wenn ich mich ehe als sozial-liberal einstufe.

-26-Yohak: Ganz wichtiger Hinweis. Ich habe heute die in diesem Zusammenhang interessanten Zitate in einer anderen Quelle wörtlich nachgelesen. Danach war ich, gelinde gesagt, schon sehr verwundert, was in den Medien, was in der Politik daraus gemacht wurde;z.B. mit der Gauck-Äußerung im Zusammenhang mit Hartz IV.

Jeder darf gegen Gauck sein, Frau Merkel mag davon letztlich, wie Stefan meint, profitieren, ein Teil meiner sozialdemokratischen Genossen kann ihn meinetwegen ablehnen, Linke mögen ihn für rechts, Rechte für links, Konsvervative für liberal halten, das ist doch alles im politischen Gechäft, im Kampf um Aufmerksamkeit und letztlich um Wählerstimmen normal und hilft vor allem den Medien, über Wochen kommentieren und diskutieren zu können. Das alles ändert jedoch weder etwas an einer eindeutigen Mehrheit in der Bundesversammlung am 18.3. und nichts an meiner Meinunng: Kandidatur Gauck ist o.k. Ich hätte mir persönlich hervorragende andere Kandidaten in der engeren Auswahl gewünscht, aber darum geht es nicht.

lebowski
12 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
„Merkel rules!“
Wie jetzt, der Wutanfall von ihr war nur gespielt? Glaub ich nicht!

Gauck wird, bevor er überhaupt Präsident ist, schon nach allen Regeln der Internet-Kunst zerlegt. Und genauso penetrant wie Bild und Co. dem Wulff noch jede Bagatellverfehlung unter die Nase gerieben haben, genauso wird jetzt von der Bloggergemeinde Gauck vorgeführt. Und der Mann hat etwas mehr Dreck am Stecken als nur günstige Kreditzinsen.

Ingeborch
12 Jahre zuvor

Also bitte. Datt Bankzinsenluder und ein Wutanfall? Woran erkennt man datt? Am kaum wahrnehmbaren Beben vom linken Nasenflügel?

Stefanie
Stefanie
12 Jahre zuvor

@Stefan

Wie kommst Du auf national. Seine Begründung, warum man Deutschland lieben kann, ist, weil man hier in Freiheit leben kann. Für die Freiheit soll man sich nach ihm einsetzen. Das ist für mich was ganz anderes als ein nationaler Einschlag. Patriotisch, meinetwegen im Sinne ähnlich des US-Amerikanischen Patriotismus, aber frei von Nationalistischem.

Ansonsten denke ich, hast Du völlig Recht. Weder zu den Grünen, noch der SPD oder gar Linken und Piraten passt sein Verständnis von Freiheit und Verantwortung des Einzelnen; das ist sozusagen konträr und sogar Ziel des politischen Kampfes dieser Parteien. Merkel könnte durch Gauck die Chance bekommen, wieder für Freiheit eintreten zu können ohne als neoliberal beschimpft zu werden. Es war ja auch nicht so, dass die SPD und die Grünen Gauck bei der letzten Bundestagspräsidentenwahl wollten, ihnen ging es darum, Merkel auszubremsen, die aber in ihren machtpolitischen Spielchen durchs nichts zu stoppen war. Auch jetzt legte man sich erst spät für Gauck ins Zeug. Weder die SPD noch die Grünen wollen wirklich Gauck, sondern machen schon jetzt gute Miene zum Spiel und versuchen rauszuholen, was rauszuholen ist, indem man halt die Karte spielt, Merkel sei nun einsichtig. Aber denen wird schon jetzt klar sein, dass sich mit Gauck ins eigene Bein geschossen haben.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Stefanie -31-: Sozialdemokraten, mich eingeschlossen, sind stets für „Freiheit in Verantwortung“ eingetreten. Und Verantwortung des Individuums ist nach sozialdemokratischem Selbstverständnis eben nicht nur Verantwortung für das eigene Leben, sondern auch dafür, daß kein Mitmensch unwürdig leben muß. Daraus resultiert für uns, das Freiheit in Verantwortung immer einhergehen muß sowohl mit der eigenverantwortlichen Pflicht des Individumms als auch mit der Verantwortung der Gemeinschaft und mit der des Staates für die Schwachen unter uns.

Ein Beispiel unter vielen aus der Geschichte zum sozialdemokratischen Selbstverständnis von Freiheit: Die Sozialdemokraten haben am 24.3.1933 im Reichstag allein(!!) gegen das sog.Ermächtigungsgesetz der Nazis gestimmt, trotz der damit einhergehenden Gefahren für das Leben eines jeden Abgeordneten. Sie haben sich aus Verantwortung für die Freiheit in Verantwortung und damit gegen das verbrecherische Regime der Nazi entschieden. Das gesamte sog. bürgerliche Lager hat sich damals für das Ermächtigungsgesetz und damit letzlich gegen die Freiheit und für die Nazis entschieden.Auch das sollte man nicht vergessen, wenn man versucht, die Sozialdemokraten in Sachen Freiheit in Verantwortung zu diskreditieren.

Nein, die Sozialdemokraten, mich eingeschlossen, stehen für Freiheit in Verantwortung, aber nicht für uneingeschränkte Freiheit gleich Willkür oder für uneingeschränkte Freiheit gleich dem Recht des Stärkeren. Und es ist schon bemerkenswert, wie jetzt versucht wird, die gegen den ausdrücklichen und unmißverständlichen Willen der Kanzlerin von Grünen/SPD/FDP durchgesetzte Nominierung von Gauck nunmehr umzudeuten -sh.—-„weder die SPD noch die Grünen wollen wirklich Gauck“ -schlimmer geht’s nimmer-.

Und noch Eines: Es ist technisch schwierig, sich selbst ins Bein zu schießen. Da bieten “ höhere Körperregionen“ sichere Ziele ..

Stefanie
Stefanie
12 Jahre zuvor

@Walter Stach

Historisch gesehen war die SPD die Partei, welche für Freiheit stand. Und zwar Freiheit für jeden, dass jeder die gleichen Chancen hat, etwas aus seinem Leben zu machen. Diese Zeiten sind aber lange vorbei. Es geht nicht mehr darum, dass jeder die Chance bekommen soll, etwas aus seinem Leben zu machen, sondern es geht nur noch darum, dass alle irgendwie gleich sein sollen und es ungerecht ist, wenn jemand, der viel leistungsfähiger ist auch entsprechend verdient. Es geht nicht mehr darum, dass sich jeder seiner Fähigkeiten entsprechend entwickeln darf, sondern alles was hierbei zu Unterschieden führt, wird als ungerecht gewertet. Es wird abgestritten, dass die Leistungen einer Führungskraft höher zu bewerten und damit zu bezahlen sind, als die einer Kassiererin. Das sei ungerecht. Die SPD setzt nicht mehr auf Freiheit und Eigenverantwortung, sondern darauf, dass er Staat richten muss, dass am Ende alle weitestgehend gleich sind. Das funktioniert nicht und beschneidet die Freiheit derer, die eben aus dem Durchschnitt herausragen. Die Menschen sind unterschiedlich und damit auch unterschiedlich begabt etc. Die SPD hat den Begriff Verantwortung verkommen lassen, indem eigene Verantwortung für sein Leben mit dem Verweis auf ungerechte Verhältnisse und den Forderungen nach staatlichem Ausgleich kein Thema mehr ist. Es geht nicht mehr darum, dass Sozialisten ihren Kumpels sagen, kämpft für Eure Chancen, sondern nur noch darum, aufzuführen, was alles ungerecht sei und zwar nicht in Bezug darauf, dass bestimmten Gruppen Zugänge verweigert werden etc. wie zu Beginn der Sozialdemokratie, sondern unter Negierung, dass Menschen eben unterschiedlich leistungsfähig sind. Verantwortung heisst nur, dass der Staat für die Schwachen einspringen soll. Eigenverantwortung kommt nicht mehr vor. Nennen Sie mir eine Rede aus den letzten 5 Jahren wo ein Sozialdemokrat Eigenverantwortung gefordert hat. Nein, es gibt immer nur darum, dass die Gesellschaft als Staat etwas für das Individuum tun soll, aber nie mehr darum, dass der einzelne selbst Verantwortung zu nehmen hat. Der Einzelne wird entmündigt, indem so getan wird, als könne man von ihm nichts verlangen, nur von der Gesellschaft insgesamt. Wahre Sozialdemokraten werden sich im Grabe umdrehen. Die haben nicht dafür gekämpft, dass der Einzelne aus der Verantwortung genommen wird, im Gegenteil, die haben dafür gekämpft, dass jeder unabhängig von seiner Herkunft Verantwortung für sich selbst übernehmen kann, indem man nicht wegen seiner Herkunft von bestimmten Dingen ausgeschlossen war. Die haben nicht dafür gekämpft, dass alle Menschen gleich sein sollen, sondern dafür, dass alle die gleichen Zugänge zu Chancen haben, um dann eigenverantwortlich das beste drauß machen zu können.

Walter Stach
Walter Stach
12 Jahre zuvor

Stefanie -33- Nichts, aber auch gar nichts, was nach dem Beitrag -33- die Sozialdemokratie angeblich heute kennzeichnet, ist durch irgend etwas in Theorie und Praxis auch nur ansatzweise durch Sie zu begründen und zu belegen.Der Unsinn in Ihrem Beitrag beginnt schon mit der Feststellung im letzten Absatzes des Satzes 4 :“……….dass alle irgend wie gleich sein sollen und es ungerecht ist, wenn jemand, der viel leistungsfähiger ist, auch entsprechend verdient.“ Allein die Formulierung “ das alle irgend wie“ ist an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten und kennzeichnet für das was anschließend von Ihnen gesagt wird. Ich komme nicht darum herum, zu dem Beitrag insgesamt festzustellen: “ Nicht zu überbietende Polemik;durch nichts zu begründende Phrasen, zudem höchst fragwürdig bezüglich der sprachlichen Präzision. „Wahre Sozialdemokraten“, von denen Sie sprechen, die „sich im Grabe umdrehen“? Nach Ihrem Beitrag fehlt Ihnen jegliche Qualifikation, über „wahre Sozialdemokraten“ zu befinden bzw. über sie zu urteilen, weder über die Toten noch über die Lebenden. Und ich stelle für mich fest: Jede weitere Diskussion mit Ihnen über Freiheit und Verantwortung in Geschichte und Gegenwart der sozialdemokratischen Partei Deutschland wäre Zeitvergeudung , das finde ich schade.

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