Gedanken eines Türstehers zur „Nafri“-Debatte

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Die Diskussion um „Nordafrikanische Intensivtäter“ in Köln wird bislang hauptsächlich theoretisch geführt: Es kommen vor allem Personen aus Politik und Medien zu Wort. Falko Apel kommt aus der Praxis und muss regelmäßig entscheiden, wen er über die Türschwelle lässt. Ein Gastbeitrag.

Ich verdiene meinen Lebensunterhalt als ‚Türsteher‘ und Security bei Partys, in Clubs und auf Großveranstaltungen. Damit finanziere ich mir die Uni. Wenn ich an einer Tür eine Auswahl vornehme, wie es offenbar die Polizei in Köln getan hat, verstoße ich gegen das AGG und kann wegen Diskriminierung verklagt werden. Ich (und natürlich auch meine Kolleg*Innen) habe mich damit rumzuärgern, dass die Welt voller Arschlöcher ist und muss mir Gedanken machen, wie ich vorgehe, um eine möglichst coole Party für möglichst alle zu gewährleisten. Möglichst ohne mich dabei wie ein Arsch zu verhalten, also Leute aufgrund „der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität“ (AGG § 1) zu benachteiligen.

Weder habe ich dabei alle Freiheiten noch die Mittel der Polizei. Ich muss mich auch damit abfinden, dass ich niemals 100% verhindern kann, dass etwas passiert. Es gibt genug Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann. Eine wirkliche Lösung ohne Gesellschaft gibt es nicht. Die Aufgabe der Polizei in Köln war keine leichte, und durch das eigene Verhalten im vergangenen Jahr hat man sich diese sogar noch schwerer gemacht. Doch die Aufgabe (zumindest seinen eigenen Teil), ein Szenario wie im vergangenen Jahr zu verhindern, ist nicht unlösbar. Die Forschung im Bereich Kriminologie, Prävention, Gewalt, Psychologie, Gruppendynamik etc. ist weit fortgeschritten, nur scheint sich die Polizei darauf nicht so wirklich verlassen zu wollen.

Dass es sich in Köln um eine geplante Aktion handelte, ist nicht bewiesen

Letztes Silvester kam es in Köln zu einer Situation, in welcher Gruppen von Kleinkriminellen, Marodeuren etc., zumeist mit einem Migrationshintergrund aus Nordafrika (heute verwendet nicht nur die Polizei den Begriff Nafri (1)), massiv Diebstähle und sexuelle Übergriffe begingen. Gründe dafür sind vor allem die Sozialisation der Täter, aber auch das Versagen der Polizei. So hat man über Stunden hinweg beobachtet, wie der Mob immer weiter anschwoll, sich mit Raketen und Böllern beschoss, ohne etwas zu tun, wie in etwa Verstärkung zu rufen oder dagegen vorzugehen. Selbst als man der Polizei Verstärkung von anderer Stelle anbot, wurde dies abgelehnt. Wenn sich ein rasant wachsender Männermob mit Raketen und Böllern, also über Gewalt, immer mehr die Hoheit auf einem öffentlichen Platz erobert, dann schien das für die Kölner Polizei wohl als unbedenklich, da man sie gewähren ließ. Im Laufe der Aufarbeitung der Vorfälle wurde bekannt, dass die Täter bzw. die Gruppen, aus denen die Taten begangen wurden, sich zwar teilweise darüber absprachen zusammen in Köln zu feiern, dass es sich aber um eine geplante Aktion oder Organisierte Kriminalität handelte, konnte ausgeschlossen bzw. bis heute nicht ermittelt werden.

Sozialisation, Gruppendynamik und das Versagen der Polizei führten vor einem Jahr zur Eskalation. Das Muster ist nicht unbekannt. Das Raushalten der Polizei bei offensichtlichen Vergehen führt dazu, dass Täter*Innen sich sicher fühlen und langsam austesten, wie weit sie gehen können. Andere fühlen sich ermutigt mitzumachen, werden zu Täter*Innen, weil ja die Polizei offensichtlich nicht eingreift oder sie mit ihren Taten davonkommen können. Innerhalb von kurzer Zeit kann sich so ein Klima bilden, in dem sich Täter immer sicherer fühlen und immer mehr Personen sich plötzlich mutig fühlen weitere Grenzüberschreitungen auszuprobieren. Das sollte die Polizei wissen, sowas wird in der Ausbildung vermittelt und ist immer wieder Teil der Forschung, etwa von Kriminologen. Bei Demonstrationen des radikal linken Milieus ist so eine Taktik normal und funktioniert. Gerade im Fall von Köln geht man davon aus, dass man ein Szenario wie im vergangenen Jahr hätte durch ein früheres Eingreifen verhindern können. Doch dies Eingreifen blieb aus. Betroffenen wurde zum Beispiel nur unzureichend geholfen, die Lage schaukelte sich hoch und die Polizei verlor die Kontrolle.

Das Konzept der Polizei wirkte rassistisch motiviert

Diesmal wollte man es anders machen. Doch irgendwie scheint man bei der Polizei Bücher und Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse nicht so zu mögen. Anstatt dass man an einem Konzept arbeitet, welches auf sinnvoller Prävention beruht und auch die Gesellschaft mit ins Boot holt (Ja, sowas wird wirklich auch immer wieder von Personen im Polizeidienst bzw. Ehemaligen und der Wissenschaft vorgeschlagen), nutzt man das Jahr danach für ein Machtspiel, um es den „Schwarzköpfen“ mal heimzuzahlen. Man selektiert aus, wer nicht blond oder weiß genug ist und nennt sie Intensivstraftäter, dann hat man auch einen guten Teil der Bevölkerung auf seiner Seite. Ein Szenario wie letztes Jahr blieb zwar aus und daher kann das ja nur ein Erfolg sein, aber ist es eine wirkliche Lösung?

Obwohl die Sozialisation der Haupttätergruppen eine große Rolle spielt, ist sie nicht allein ausschlaggebend für eine Eskalation wie vor einem Jahr. Ob sich ohne die nach Aussagen rassistisch anmutende Selektion ein solches Szenario wiederholt hätte, lässt sich nicht sagen. Fakt ist, man hat unterbunden, dass die Personen, die in dem Kessel waren, etwas hätten tun können. Allein das kann aber nicht zu einer nachträglichen Rechtfertigung führen. Nach einigen Aussagen wirkte das Konzept der Polizei so, als sei es rassistisch auf das Festsetzen nicht-weißer Männer ausgelegt, nicht auf die Gewährleistung von Sicherheit. Hätte sich, wie kurz vorher zu befürchten war, an einer anderen Stelle der Stadt ein aggressiver Nazi-Mob gebildet, wäre die Polizei wohl wieder überfordert gewesen. Inwiefern hier Überforderung einzelner Teile der Polizei durch Überarbeitung, Personalmangel, schlechte Weiterbildung eine Rolle spielen oder rassistische Tendenzen, gilt es jetzt transparent zu machen.

Künftig wird es wohl vermehrt zu solchen Machtdemonstrationen kommen

Das Modell von Köln dieses Jahr ist kein Paradebeispiel für funktionierende Polizeiarbeit, sondern eine aus Hilflosigkeit geborene Notvariante, eine Kapitulation vor der Unfähigkeit das umzusetzen, was unter anderem in polizei- und konfliktnaher Forschung erarbeitet wird. Mittel können hier (trotz aller berechtigter Kritik) Gefährderansprachen sein. Wenn es sich denn um Intensivstraftäter handelt, dann sind diese ja vorher bekannt. Anstelle eines Kessels hätte man die Beamten in Gruppen patrouillieren lassen und so Präsenz zeigen können. Kleinere Vergehen nicht ignorieren, sondern eben ahnden, je nach Verhalten der Angesprochenen (in Lehrbüchern zum Thema Eigensicherung und Polizeistrategie etc. steht da als Beispiel die Tit-for-Tat Strategie) verteilt man eine Verwarnung oder einen Platzverweis.

Da muss man dann eben doch mal nicht das Auge zudrücken, wenn Menschen mit Böllern und Raketen auf andere schießen, obwohl man dies vielleicht selber vor ein paar Jahren noch witzig fand. Man kann in kleineren Gruppen auch den Kontakt mit den Menschen suchen. Übermotivierten Jugendlichen vermitteln, dass sie nicht unbeobachtet sind, ängstlicheren Menschen zeigen, dass man für sie da ist, mit ihnen reden. Straftaten können so unterbunden werden und die Polizei als die Freunde und Helfer auftreten, als die sie sich selbst so gern sehen.

Wenn man jetzt noch liest, dass die Aufnahmebedingungen für diesen Beruf gelockert werden, Lesen und Schreiben scheint als Hürde immer höher zu werden, kann man schon befürchten, dass sich die Situation in naher und mittlerer Zukunft nicht bessern wird. Es wird wohl eher vermehrt zu solchen Machtdemonstrationen kommen, bei der die Polizei im Nachhinein sich ihre Macht zurückerobert, anstatt präventiv daran zu arbeiten, dass es erst gar nicht so weit kommen muss. Sicherer fühle ich mich dadurch nicht, eher im Gegenteil, da die Polizei so immer mehr zu einer Gruppe von Rächern wird. Das mag vielleicht die Egos von Polizisten pushen, Betroffenen hilft das wenig.

Falko Apel, Jahrgang 1982, studiert Kulturwissenschaften und Kunstgeschichte. Seit Ende der 1990er ist er im Veranstaltungsbereich hauptsächlich als Security/Türsteher tätig, unter anderem im Leipziger „Institut für Zukunft“.

(1) Nafri bedeutet übrigens nicht einfach nur ‚Nordafrikaner‘, wie es im Flusse der wässrigen Berichterstattung immer mehr zu verschwimmen droht, sondern auch ‚Nordafrikanischer Intensivstraftäter‘, wie es aus Kreisen der Polizei Köln heißt. Intensivstraftäter sind dabei nicht einfach Leute, die immer mal eine Straftat begehen, oder immer mal rückfällig werden, oder besonders brutal vorgehen, sondern Personen, die innerhalb eines Zeitraumes mehrfach Straftaten begehen. Eine genauere einheitliche Definition gibt es in Deutschland nicht, dies wird je nach Bundes- oder Landespolizei anders gehandhabt. In Brandenburg werden als Intensivstraftäter jene zehn Personen eines Kreises bezeichnet, die am meisten verbrochen haben. In Köln (NRW) und Sachsen ist man Intensivstraftäter, wenn man innerhalb eines Jahres fünf Straftaten begeht. Interessant ist hierbei, dass unter anderem das Schwarzfahren in Bus und Bahn als Straftat gilt. Fährt man also in einem Jahr mehr als fünf Mal in NRW oder Sachsen ohne ein Ticket zu lösen und wird dabei erwischt, ist man schon Intensivstraftäter*In.

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Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

"Letztes Silvester kam es in Köln zu einer Situation, in welcher Gruppen von Kleinkriminellen, Marodeuren etc. zumeist mit einem Migrationshintergrund aus Nordafrika (heute verwendet nicht nur die Polizei den Begriff Nafri (1)), massiv Diebstähle und sexuelle Übergriffe begingen. Gründe dafür sind vor allem die Sozialisation der Täter, aber auch das Versagen der Polizei."

Und die Täter selbst waren nicht schuld, weil es sich bei denen garnicht um selbst denkende und mit einem eigenen Willen begabte menschliche Wesen handelte? Das, verdammt noch mal, ist Rassismus pur, lieber Gastautor. Wobei ich mir ganz sicher bin, dass sie sich selbst für einen ausgewiesenen Antirassisten halten.

Erik
Erik
7 Jahre zuvor

Vielen Dank für diesen differenzierten Beitrag. Ich sehe das Vorgehen der Polizei dieses Jahr nicht als riesige Katastrophe an, jedoch als Symptom für den "Weg des geringsten Widerstandes", bei dem man lieber rechtlich und menschlich fragwürdige Machtdemonstrationen anwendet, statt mehr Aufwand in eine echte Prävention und eine echte Erhöhung der Sicherheit zu stecken.

Peter Pan
Peter Pan
7 Jahre zuvor

War selbst jahrelang Clubbetreiber und Veranstalter. Den Ausführungen hier kann ich nur zustimmen. Die Ausbildung der Polizei oder die entsprechende Umsetzung ließ stets zu Wünschen übrig. Selbt konnten wir viele Konflikte im Vorfeld durch entsprechende Selektion an der Tür vermeiden. Diese Selektion beruhte auf kurze Ansprachen und der Bewertung der Reaktionen, keinesfalls auf Hautfarbe oder ähnliches. Mit der wachsenden Erfahrung beschleunigte sich dieser Prozess wesentlich. So ließen sich sehr viele Gewaltbereite aussortieren. Für viele Beamte wäre so eine Vorgehensweise ein Überforderung. Unerfahrene Beamte könnten eine quasi "Vorauswahl" treffen und bestimmte Personen an bestimmte Zugänge zu verweisen. An diesen Zugängen müsste dann eben entsprechend geschultes Personal den Zugang regeln.

Ernst
Ernst
7 Jahre zuvor

@Arnold Voss
Ich wünsche mir von Ihnen da schon ein bisschen mehr Differenzierung.
F. Apel: „[…]Gründe dafür sind vor allem die Sozialisation der Täter, aber auch das Versagen der Polizei.[…]"
A. Voss: „[…]Und die Täter selbst waren nicht schuld, weil es sich bei denen garnicht um selbst denkende und mit einem eigenen Willen begabte menschliche Wesen handelte? Das, verdammt noch mal, ist Rassismus pur, lieber Gastautor. Wobei ich mir ganz sicher bin, dass sie sich selbst für einen ausgewiesenen Antirassisten halten.“
Zwischen Schuld – oder besser VERANTWORTUNG – für die an Silvester geschehenen absolut unentschuldbaren kriminellen Handlungen und Gründen – also URSACHEN – für dieses Verhalten unterscheide ich im Gegensatz zu Ihnen klar.
Die von Apel aufgeführten Gründe entlassen die Täter in keinster Weise aus ihrer Verantwortung für ihr Handeln. Es bedarf schon einer gewissen Gelenkigkeit, um bei diesem Halbsatz auf Rassismus zu schließen.

DAS ist aber alles auch hier gar nicht das Thema. Hier geht es um Polizeistrategie.
Welche Ansicht vertreten Sie dazu?

der, der auszog
der, der auszog
7 Jahre zuvor

@Arnold

Um den von Dir zitierten Satz zu verstehen, musst Du Dich in die Linksgrüne Denke hineinversetzen, die dahinter steckt:

In Tunesien, Marokko und Algerien herrschen erbärmliche Menschenrechtszustände. Da ist quasi keiner und nichts vor niemandem sicher. Menschen, die in diesen Staaten sozialisiert wurden und unsere innere Sicherheit erschüttern, indem sie klauen oder Frauen sexuell belästigen wie in der Silvesternacht 2015/16, können gar nicht anders, denn sie kennen es nicht anders. Sie sind wenigstens genauso Opfer wie die Frauen und Bestohlenen vor einem Jahr und müssen in Deutschland darüber hinaus noch mit einem Polizeiapparat klar kommen, der immer mal wieder mit "rassistisch anmutenden Selektionen" sein wahres Gesicht zu zeigen scheint.

Was soll ich Dir sagen Arnold?
Freu Dich doch einfach, dass wir auch solche menschen geschenkt bekommen.

Mittlerweile gehört übrigens auch Amnesty International zu den Kritikern des Kölner Silvestereinsatzes und spätestens jetzt sollte der Zeitpunkt gekommen sein, Deutschland zu den unsicheren Flüchtlingszielen zu erklären.

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Herr Voss,

woher entnehmen sie, dass ich die Täter freisprechen würde? Sie haben ja selber zitiert, dass ich sie als "Kleinkriminelle und Marodeure" bezeichne und dass diese "massiv Diebstähle und sexuelle Übergriffe" begingen. Woher sie entnehmen, ich würde die Täter irgendwie als schuldunfähige Objekte sehen, erschließt sich mir nicht. Ich weiß nicht in welchen Kreisen sie sich bewegen, aber ich bin es gewohnt, dass wenn wer jemanden frei sprechen möchte, oder entlasten möchte dies wohl eher nicht klappt, wenn man die freizusprechende Person als Kleinkriminellen bezeichnet, der Diebstähle und sexuelle Übergriffe begeht, als Täter und Männermob der sich durch Gewalt einen Platz erobert.
Auch der Verweis auf die Sozialisation, als ein wichtiger Grund, der das Handeln der Personen beeinflusst, ist keineswegs ein Freispruch für die Täter sondern ein Verweis darauf, dass man nicht als Krimineller (oder als Arschloch, was ich in dem Text auch verwende) geboren wird.
Das die Täter schuld an ihren Taten sind, habe ich nirgends abgestritten, in Frage gestellt oder relativiert. Aber hier geht es auch nicht in erster Linie um die einzelnen Straftaten, sondern um die Gesamtsituation, die solche Taten begünstigt in dem ein für Täter sicheres Umfeld geschaffen wurde.

Bevor sie hier Behauptungen aufstellen, ich würde den Tätern Schuldfähigkeit absprechen, sollten sie vielleicht den Text gründlich lesen und einfach mal nachdenken bevor sie hier abstruse Rassismusvorwürfe konstruieren und Unterstellungen herausblöken.

mfg

F.A.

theo
theo
7 Jahre zuvor

Ja, wenn der Türsteher sich als Polizeiexperte aufspielt und Bücher gelesen hat. "Gefährderansprachen" also. Bei einem Kreis von über tausend Typen, von denen du gar nicht weißt, ob sie aktenkundig sind, wer da eigentlich kommt und woher. Bei Leuten, deren Testosteron- und Alkohol-Werte für eine Grundaggressivität sorgen, dass du als Polizist nur in Zugstärke gegenhalten kannst. Die dann nach einer "Gefährderansprache" plötzlich ganz lieb sind. Nee, ist schon klar. Hat auch bei den Hool- und Nazi-Treffen immer ganz toll funktioniert.

Und dann Patrouillen in kleinen Gruppen. Großartige Idee. Die Bahnhofsumgebung mit all den Seitenstraßen und Nischen kannst du gar nicht komplett ausleuchten, also sieht man schon mal weniger. Es ist irre laut, weil überall Böller fliegen, also hörst du auch weniger. Überall stehen Menschen herum, also merkst du noch weniger, was wo gerade abgeht.

Wenn man das in der Situation so umgesetzt hätte und es wären – wieder einmal – Menschen zu Schaden gekommen, es wären – wieder einmal – Frauen attackiert worden, dann hätte die Einsatzleitung zumindest sagen können, das Konzept stünde so in Büchern. Es reicht ja schon, dass viele Frauen und auch jüdische Mitbürger sich gar nicht mehr zu solchen Feierlichkeiten hintrauen.

Mir gefällt das auch nicht, was da abgelaufen ist. Aber ich wüsste nicht, wie man es als Polizei besser hätte machen sollen. Zumal ja auch viele Leute die Kontrollen passieren konnten, es ja auch viele Refugees unter den Feiernden gegeben hat. Aber so simpel, wie das hier geboten wird, läuft es nun doch nicht. Die Bahnhofsumgebung mitsamt aller Begleitumstände ist keine Disco. Mag jeder der Herren Türsteher vielleicht mal ähnliche Polizeieinsätze begleiten, das könnte neue Einsichten bringen.

Und vielleicht reden wir dann auch mal über die Leute, die all das verursachen. Über deren irre hohen Anteil an Straßenkriminalität mitsamt erschreckender Brutalität. Ob abschieben oder zumindest versuchen, einen Teil von denen zu integrieren – alles wäre besser als ein "weiter so". Oder wollen wir diese Probleme solange ignorieren, bis die lausigen Rechtspopulisten ihren nächsten Wahlkampfhit draus machen?

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Falko Apel # 6

Falko, Sie bezeichnen die Täter zwar als Kriminelle, um dann aber zu sagen, dass der Grund für ihre Taten vorrangig ihre Sozialisation und die Polizei sind. Das tun sie sogar zweimal in ihrem Text. Es wäre also nett, wenn sie einem im Lesen ungeübten Menschen wie mir zeigen würden, an welcher Stelle sie in ihrem Text (auch) den Tätern selbst die Schuld an ihren Taten geben.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Ernst # 4

Den Wunsch erfülle ich ihnen gerne, Ernst.

Der Grund für das Eingreifen der Polizei ist die Tat. Was sonst. Selbst wenn sie dabei Fehler macht, wie letzten Silvester in Köln, setzen diese immer schon Taten und Täter voraus. Herr Apel hat diesen Ursache-Wirkunsgzusammenhang fröhlich verlängert, in dem er wiederum als Gründe für die Tat die Sozialisation der Täter und die Polizei angegben hat. Da es aber Menschen mit der gleichen Sozialisation gibt, die solche Taten nicht begehen, muss es noch einen weitere zentrale Gründe für die Tat geben. Ein zentraler ist, dass der Täter oder die Täter die Tat begehen wollten.

Die Verantwortung für die Situation auf der Kölner Domplatte haben die, die den öffentlichen Raum benutzen und die, die staatlicherseits mit seinem Schutz beauftragt sind, bzw. dafür Sorge tragen sollen, dass die friedlichen Nutzer des öffentlichen Raumes sich dort in Sicherheit aufhalten.

Die Schuld an der Tat selbst hat per Definitionem nur der, der im Sinne des Gesetztes als schuldfähig gilt, sprich ausschließlich der Täter der kriminellen Handlung, sofern er oder sie,salopp gesagt, noch alle sieben Sachen beisammen hat. Täter können in diesem Sinne natürlich auch Polizisten sein, die gegen Gesetze verstoßen.

Was die Ploizeistrategie betrifft kurz das Folgende:
Profiling ist Tätertypisierung. Entweder man lässt es, oder man macht es. Wenn es abergemacht wird, kann man denen die es machen nicht einen Strick daraus drehen, dass dabei eine bestimmte Gruppe unter besondere Kontrolle gerät, denn das ist der Sinn der Übung. Wenn diese laut den Erfahrungen des letzten Jahres eine weit überdurchschnittliche ethnische Korreleation entält, dann ist das Ergebnis eine ethnische Typisierung.

Racial Profiling ist dagegen eine absichtlich und unabhängig von bestimmten Vorfallanalysen vorgenomme ethnische General-Typisierung und sich daraus ergebende besondere Kontrollen. Das genau ist aber in Köln nicht passiert, womit ich nicht sagen will, dass die Polizei keine Fehler gemacht hat.Aber ich bin kein Polizeiexperte und ich war auch nicht vor Ort.

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Und wo widerspricht es sich, wen als Kriminellen zu bezeichnen und auf die Sozialisation zu verweisen? Wo ist der Verweis auf Sozialisation automatisch eine Erklärung ihrer Schuldunfähigkeit oder gar von Unschuld?
Wo behaupte ich, die Polizei sei an den Taten schuld? Die Polizei trägt eine Schuld an der Eskalation der Situation, das habe ich gesagt und auch im Text argumentiert.
Und um nochmal nett zu ihnen zu sein, das ich den Tätern Schuld zu spreche, sieht man an so Begriffen wie "Kleinkriminelle und Marodeure" welche "massiv Diebstähle und sexuelle Übergriffe" begangen haben.

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Ah, an ihrem Kommentar (#10) sieht man, wo das Problem liegt. Sie haben nicht so das Verständnis davon was Sozialisation bedeutet.
Es wird kaum zwei Menschen geben die genau die gleiche Sozialisation aufweisen. Sozialisation ist ein Prozess, eine wechselseitige Interaktion des einzelnen Menschen mit der Umwelt die ihn umgibt.
Sozialisation ist nicht nur das Einwirken der Umwelt auf den einzelnen Menschen, sondern ebenso sein Verhalten zu jener.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Anscheindend reden bzw. schreiben wir aneinander vorbei. Ich werde also auch nochmal nett zu ihnen sein. 🙂

Der Verweis auf die Sozialisation ist nie falsch, aber das macht ihn auch nicht in jedem Fall richtig, denn die gleiche Sozialisation führt eben nicht zu den gleichen Taten, geschweige denn automatisch zur Kriminalität überhaupt. Die Mehrzahl der Migranten, selbst wenn sie aus der gleichen schwierigen Gegenden und der gleichen Kultur kommen, begehen überhaupt keine Straftaten. Der zentrale Grund für eine Tat ist deswegen auch bei Menschen mit Migrationshintergrund der Wille zur Tat, und genau davon steht nichts im Text.

Ich habe nicht behauptet, dass sie der Polizei die Schuld an den Taten geben. Sie geben aber das Versagen der Polizei als Grund für die Eskalation an. Der Grund für die Eskalation ist der, der eskaliert, denn ohne Eskalierer kann es keine Eskalation geben. Die Polizei hat nicht eskaliert, sondern nichts, bzw. viel zu wenig gegen die Täter unternommen. Das ist Staatsversagen par excellense, aber es ändert nichts an der Schuld der Täter an der Eskalation. Auch davon steht nichts in ihrem Text. Stattdessen wird ihre Kriminalität auf ihre Sozialisation und auf die Fehler der Polizei geschoben.

Mag sein, dass sie das alles anders gemeint haben, aber ich kann nur lesen was im Text wirklich steht. sorry.

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Nachsatz:
Mein Beitrag -13- sollte "eigentlich" bei "Nafris in Köln" landen -sorry.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Hallo Walter, ich habe deinen Kommentar entsprechend deiner Anmerkung nach "Nafris ind Köln" verschoben.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#7 theo: Dass die Kölner Polizei bei den von ihr selbst als "bekannt" bezeichneten Nafris nach Silvester 2015 365 Tage (sic!, war Schaltjahr) Zeit hatte, um sich intensivst mit Gefährderansprachen und Prävention zu beschäftigen, anstatt nun erneut völlig irritiert vor diesen Gruppen zu stehen, sollten wir nicht ausklammern und so tun, als wäre Silvester 2016 direkt nur einen Tag später passiert.

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Die Sozialisation von Menschen kann ähnlich verlaufen, Schnittpunkte und Gemeinsamkeiten aufweisen, gemeinsame Wertevorstellungen aufweisen, aber sie kann nie wirklich gleich sein, da es sich bei Sozialisation eben nicht um ein einseitiges Einwirken der Umwelt auf einen Menschen handelt, sondern eben um eine wechselseitige Interaktion. Dazu gehört eben auch die Entscheidungen des Einzelnen. Die Entscheidung eines Einzelnen zu einer Tat ist durch Sozialisation bedingt, aber zugleich auch Teil derselben. Sozialisation ist nicht allein Herkunft, nicht allein Einfluss von außen, sie ist auch Summe der eigenen Entscheidungen.
"Der Wille zur Tat" entsteht nicht einfach so aus dem nichts. Das Verhalten von Polizei kann eine Situation so beeinflussen, das aus harmlosen Situationen auf einmal gefährliche werden. Beispiele dafür bietet unter anderem Dr. Uwe Füllgrabe in seinen Büchern (zB "Psychologie der Eigensicherung – Überleben ist kein Zufall"). Durch falsche Interaktion können am Ende Menschen zu Tätern werden, die vorher weder die Tat geplant hatten oder gar jemals auffällig geworden sind.
Die Eskalation ist eben ein Mix aus mehreren Faktoren. Die einzelnen Täter tragen die Verantwortung für ihre Taten, dass es aber zu diesem Anstieg der Anzahl der Taten kommen konnte, liegt eben auch an der Polizei, die eben nicht eingriff (bzw zu spät) und so den Tätern erst ein Gefühl vermittelte sich mehr rausnehmen zu können. Wenn vor den Augen der Polizei Menschen mit Raketen und Böllern beworfen werden können, ohne dass diese eingreift, schaut die Polizei bei versuchten schweren Körperverletzungen zu. Das sind Straftaten. Wenn eine Polizei bei Straftaten zuschaut, dann signalisiert sie (potentiellen) Tätern, dass sie sich wohl mehr rausnehmen können, macht ihnen Mut. Auch nichts tun kann eine Form einer Handlung sein.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Falko # 11
Falko, sie meinen sicher # 9.

Sozialisation ist wechselseitig? Oh mann, das ist ja der Hammer! Gut das sie mir das nochmal mitgeteilt haben. Aber es ändert überhaupt nichts an meiner Argumentation, die ich gerne nochmal für sie wiederhole. Die gleiche soziale Umgebung führt eben genau deswegen nicht zum gleichen Ergebnis, weil Sozialisation natürlich wechselseitig ist, Falko. Sonst würde sie nicht S o z i a l isation heißen.Es würde uns beiden helfen, wenn sie aufhören würden, sich hier als den einzig kompetenten Gesprächspartner zu betrachten. 🙂

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Sie scheinen es immer noch nicht zu begreifen. Die Entscheidungen die man im Laufe seines Lebens trifft sind Teil der Sozialisation nicht von dieser losgelöst, damit auch die Entscheidung zu einer Tat. Sozialisation zergliedert sich in so vielschichtige Subwelten, dass es schon wirklich ein Wunder wäre, wenn zwei Personen genau die gleiche Sozialisation aufweisen würden.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Es gibt eine statistisch überprüfbare Aussage, daß die Sozilisation, der Menschen ausgesetzt sind, bestimmte Formen von Verhaltensweisen, auch von Kriminalität im eben statistischen Maßstab begünstigen.
Pharaonen haben häufiger ihre Verwandtschaft gekillt, und Arme haben häufiger kleinere Diebstähle begangen als Pharaonen. Letztere hatte andere Vorstellung davon, was sich lohnt und im gigantischen Maßstab geraubt.
Statistische Größen kann man aber nicht umrechnen auf das Verhalten von Individuen.
Von meinen Freunden aus Kindheitstagen sind einige im Knast gelandet, andere reich, wieder andere Juristen geworden, obwohl sie alle die gleiche Sozialisation zur gleichen Zeit und am gleichen Ort durchlebt hatten.
In den Jahren, in denen ich viel mit Grünen und Linken zu tun hatte, ist mir häufig die Ansicht begegnet, daß Menschen in Armut zwangsläufig kriminell werden. So verkürzt denken offenbar Viele in diesen Kreisen. Und sobald diese Ansicht geäußert wurde, erfolgte meist die Stellungnahme zugunsten dieser armen Menschengruppe, weil die eigentlich schutzbedürftig sei.
So ähnlich gelagert scheint mir auch die Vorstellung dieses Gastautors gelagert zu sein. Klar wurde mir das allerdings erst nach einigen Kommentarwechseln. Aber die verkürzte Ansicht, daß Armut zwangsläufig kriminell macht, ist in dieser Verkürztheit genau die sozialdarwinistisch ableitbare Ideologie, die der Autor sicher entsetzlich finden wird.
Man kann statistische Ergebnisse eben nicht auf Individuelles Verhalten herunterrechnen. Eben nicht.

Andreas
Andreas
7 Jahre zuvor

@Falko Apel

Hätten Sie genauere Verweise zu den polizei- und konfliktnahen Forschungen, die Sie aufgreifen? Mich interessiert das Thema sehr.

Viele Grüße
Andreas

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

@ Helmut Junge

Sozialisation ist mehr als nur arm oder reich, oder Herkunftsland oder Religion. Es geht eben nicht darum zu sagen, die kommen aus einem armen Land, darum sind sie leider dazu verdammt schneller kriminell zu werden. Es geht beim Verweis auf die Sozialisation darum, wie Menschen in gewissen Situationen gewohnt sind umzugehen, welche Wertvorstellungen sie haben. Sozialisation ist auch der gelernte bzw gewohnte Umgang mit zB Autorität, die Akzeptanz von gesellschaftlichen Normen, der Umgang mit anderen Menschen, aber auch die Entscheidung einer Person für oder gegen kriminelle Handlungen.

Falko Apel
Falko Apel
7 Jahre zuvor

Bei mir war der Einstieg speziell zu dem Thema, welches mich auch während des Broterwerbs am ehesten interessierte das Buch "Überleben ist kein Zufall" von Uwe Füllgrabe.
Auch die Bücher von Karlhans Liebl fand ich recht interessant zB die Monografie "Fehler und Lernkultur in der Polizei".
Ein Blick lohnt sich auch immer mal in die "Unbequem" der kritischen Polizisten.

http://www.kritische-polizisten.de/unbequem/

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
7 Jahre zuvor

Ich hatte mir mehr von dem Artikel versprochen und fängt auch nicht nur schlecht an.
So ist die Beschreibung der Ereignisse vom Vorjahr über weite Strecken korrekt, täuscht allerdings leider darüber hinweg, daß die Fehleinschätzungen damals einmal der eingeübten kosten- und aufwandämpfenden Praxis auch der Vorjahre entsprach und zum anderen die strategischen Fehlentscheidungen von Personal getroffen wird, das des Lesens und Schreibens auch in Zukunft hinreichend mächtig sein wird. In Köln war der damalige Polizeioberhäuptling allerdings überhaupt kein Polizist, sondern ein quereingehievter Verwaltungshengst, auch dies wird sich hoffentlich in Zukunft in NRW nicht nochmal wiederholen.

Der türstehende Aushilfsbundestrainer in Polizeiarbeit glänzt im Artikel auch nicht gerade mit sozialwissenschaftlicher Expertise, die über einen Sozialkundeunterricht der Mittelstufe oder erprobter Kindergeburtstagsbetreuung hinauswächst.

Dazu spiegelt die Wiedergabe der Ereignisse vom letzten Wochenende bei Weitem auch nicht mehr den Kenntniststand zur tatsächlich erfolgten Polizeiarbeit, sondern gibt wohl eher eine Erwartungshaltung des Autors wieder.

Warum wurde dieser Gastbeitrag, der zu den diejährigen Ereignissen nur veraltetes Hörensagen, Ressentiment eines ewigen Studenten und Lagerdenken wiedergibt, überhaupt eingeholt?

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

@Falko Apel, ja so ist es und so meinte ich es auch, als ich von meinen Jugendfreunden sprach: gleiche Sozialisation, aber jeder entwickelt sich individuell. Und das scheint mir, wollen Sie nicht so sehen.
Sie reden nicht an bei Arnold Voß vorbei, sondern auch an mir, weil Sie glauben uns die Welt erst erklären zu müssen. Sie sind vernarrt in die Vorstellung, daß all die Menschen aus Nordafrika sich wegen der aus Ihrer Sicht gleichen Sozialisation, die Sie zusammenfassend mit folgenden Worten skizzieren: " Es geht beim Verweis auf die Sozialisation darum, wie Menschen in gewissen Situationen gewohnt sind umzugehen, welche Wertvorstellungen sie haben. Sozialisation ist auch der gelernte bzw gewohnte Umgang mit zB Autorität, die Akzeptanz von gesellschaftlichen Normen, der Umgang mit anderen Menschen, aber auch die Entscheidung einer Person für oder gegen kriminelle Handlungen."
Und Voß und ich sagen Ihnen, daß das niemanden von seiner persönlichen Schuld befreit. Bei Menschen gibt es kein automatisches Handeln, das darauf beruht, einem anderen Kulturkreis zu entstammen. Es gibt nur eine statistische Wahrscheinlichkeit, daß ein Teil dieser Menschen so oder ähnlich handeln wird,
Das hat Arnold Voß Ihnen gesagt und das sage ich Ihnen. Und Sie gehen deshalb nicht darauf ein, weil auf Sie vermutlich zutrifft, was @Wolfram Obermanns im parallel laufenden Thread @Walter Stach zum Lagerdenken verlinkt hat: http://www.spektrum.de/news/warum-unser-gehirn-alles-daransetzt-gegenargumente-auszublenden/1431811
Ich finde, daß unser aneinander vorbeireden damit sehr gut beschrieben wird.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#23 Wolfram Obermanns: "In Köln war der damalige Polizeioberhäuptling allerdings überhaupt kein Polizist, sondern ein quereingehievter Verwaltungshengst, auch dies wird sich hoffentlich in Zukunft in NRW nicht nochmal wiederholen."

Solange ein reiner "Bürohengst" wie Gregor Lange in der Nazi-Hochburg Dortmund Fehleinschätzungen als Arbeit verkaufen darf, ist das ein frommer Wunschtraum. Und auch Kölns Neuen Jürgen Mathies fand ich im Nachgang alles andere als souverän, wenn er die Stammeleien seines Pressesprechers wieder einfangen muss.

theo
theo
7 Jahre zuvor

Klaus Lohmann:

Ich wünschte, ich könnte mal erleben, wie Sie bei einem nordafrikanischen Intensivtäter eine eindrucksvolle Gefährderansprache hinlegen. Kennen Sie überhaupt einen von denen? Im Unterschied zu manchem Hooligan können Sie dem nicht mit einem Stadionverbot drohen oder, den Chef auf der Arbeit zu informieren. Das Gespräch geht dem, mit Verlaub, komplett am Arsch vorbei.

Prävention? Ja, gerne. Wie denn? Die sehen für sich keine Zukunft, die haben nichts zu verlieren und gar nicht mal so wenige kommen ja schon mit einer kriminellen Biographie nach Europa. Ja, es gibt vereinzelte Präventionsprojekte, aber damit erreichen Sie nur einen Bruchteil.

Bei der Initiative "klarkommen" betreuen (laut "Die Welt" im Frühjahr 2016) 14 Vollzeitkräfte rund 120 Kandidaten. Multiplizieren Sie das mal mit dem Faktor 100, dann hätten wir eine umfassende Präventionsarbeit. 1400 Sozialarbeiter, nur für diese Klientel, nur für NRW. Allerdings waren unter den Tatverdächtigen vom Silvesterabend 2015 dummerweise auch Jungs aus diesem Projekt. Shit happens.

kE
kE
7 Jahre zuvor

Naja, Tit-for-Tat ist eine anerkannte Strategie.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tit_for_Tat

Laissez-faire führt zu Problemen. Das sehen wir in NRW, Berlin etc.

Wenn ich keine Probleme habe, mache ich mir welche. Das können wir zurzeit sehr gut.

Die große Frage ist doch, warum die Anstrengungen nicht erhöht werden, Intensivstraftäter an der Durchführung weiterer Straftaten zu hindern. Die bedeutet neben U-Haft, Gefängnis eben auch, dass Intensivstraftäter das Land verlassen müssen, wenn sie keine dt. Staatsangehörigkeit haben. Es mag zwar akademisch durchaus reizvoll sein, auch den größten Intensivstraftäter mit viel Aufwand zu bekehren. Das hierfür benötigte Geld kann aber sinnvoller investiert werden. Ich haben bei Mehrfachstraftätern auch keine moralischen Bedenken.

Wir haben Hunger, Krankheiten wie Malaria, AIDS, große Armut in vielen Slums etc. Wir werden nicht alle Probleme dieser Welt hier lösen können. Das kann nur in Ausnahmefällen geschehen. Hilfe zur Selbsthilfe ist hier sinnvoller. Das gilt auch fürs Ruhrgebiet als internes Entwicklungsland.

Hans
Hans
7 Jahre zuvor

Letztes Jahr war es auch ein Türsteher der es besser wußte wie die Polizei, ich finde das interessant. Ob in Zukunft Türsteher Polizisten/innen ausbilden werden? Lieber Türstehender Student, wenn alles gut läuft gibt es demnächst den nächsten Jahreswechsel, dann könntest Du, Dich an vorderster Stelle hinstellen und der Polizei zeigen wie man/n Frau es macht…

P S Ich bin der Ansicht die Polizei hat ihren Job, zum Jahreswechsel 2016/2017 gut gemacht. Danke dafür! 😉

langsamdenker
langsamdenker
7 Jahre zuvor

Ich bin der Ansicht, dass auch Türsteher mit Kunst- und Kulturhintergrund ihre Gedanken zum Weltgeschehen hier kundtun sollen/können. Es fragt ja auch niemand die Kommentatoren, nach ihrer Qualifikation in Bezug aufs Thema. Zum Eigentlichen: Der Einsatz der Kölner Polizei war diesmal deutlich besser als im Vorjahr. Besser koordiniert, mehr Personal und bessere Technik (Beleuchtung, Kameras…) Und trotzdem möchte auch ich, dass der Einsatz intern und auch extern für die Bürgerschaft aufgearbeitet wird. Dazu gehört ein kritischer Blick was noch besser laufen muss, was kann die Polizei und die Gesellschaft daraus lernen und welche Ressourcen sind in Zukunft dafür nötig. Das wird Zeit brauchen und diese sollten wir uns alle nehmen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#26 theo: Für Ihre teils berechtigte Kritik bin ich der falsche Ansprechpartner, denn Sie sollten besser IM "Jäger90" befragen, warum seine Polizei in NRW sein eigenes tolles Programm, das schon 2013 ins Leben gerufene "Mobile Täter im Visier (MOTIV) " (https://www.welt.de/print/wams/nrw/article148002263/Unheimliche-Hebelwirkung.html, http://taz.de/Racial-Profiling-in-NRW/!5367451/), nicht so umsetzt, dass die ja "pappenheimer-bekannten" Nafris gar nicht erst in solchen Gruppen an leicht vorhersehbaren Orten wieder auftauchen. Wie geschrieben, hatte die Kölner und die Bundespolizei seit Silvester 2015 dafür mehr als 365 Tage Zeit, wenn man die Kenntnisse von vergleichbaren Straftaten aus den vielen Jahren *vor* 2015 berücktsichtigt.

thomas weigle
thomas weigle
7 Jahre zuvor

"Der Skandal beginnt, wenn ihm die Polizei ein Ende gesetzt hat." wird Karl Kraus in einer Kottanfolge zitiert.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

@ Helmut Junge # 24

Ich war eigentlich gespannt auf den Artikel und den Autor, bzw. seine Perspektive auf das Thema. Es hat mich auch nicht verwundert, dass er erstmal aggresiv-gekränkt auf meine Rassismusfeststellung reagiert hat, obwohl ich ihn nicht als Rassisten bezeichnet habe. Was dann wirklich nervte, war auch nicht sein selbstbewusst vor sich her getragenes Halbwissen (Siehe auch Wolframs Kritik # 23). Das machen wir hier alle gelegentlich. Es war vor allem die "Sei froh , dass ich nett zu dir bin" Türsteher-Mentalität, die er offensichtlich auch außerhalb seines Jobs gegenüber seinen Kritikern nicht ablegen kann. Schade eigentlich.Und ausgesprochen unprofessionell.

Wolfram Obermanns
Wolfram Obermanns
7 Jahre zuvor

#23 Klaus Lohmann
Ich muß zugeben, daß ich mich mit der der Dortmunder Personalie noch nicht weiter beschäftigt habe, der erkennbare Handlungsunwille mir hingegen mit dem allgemeinen Handlungsunwillen der Landesregierung konform zu gehen scheint.

Was Dich genau an "Köln" stört habe ich Deinen Ausführungen immer noch nicht genau entnehmen können, bzw. habe ich nicht verstanden

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Arnold, ich muß mich kurz fassen.
Also: ich glaube, daß "Sozialisation" in linksgrünen Kreisen ein Synonym für "unschuldig" ist, wenn es bestimmte Zielgruppen betrifft. (Gilt natürlich nicht für Polizisten)
Es ist DER Kitt, der das Lager geschlossen hält, die Rolle als Beschützer schützt, und überhaupt erst Lagerdenken ermöglicht.
Wer Angst hat, aus dem eigenen Lager,dem heimatlichen Nest verstoßen zu werden, muß gegen gegensätzliche Positionen immun sein. Genau das haben wir m.E. gestern lernen können.
Natürlich läßt eine derartige Position, daß Sozialisation "unschuldig" bedeuten kann keinen Gegenwind zu, und intern bei Grünlinken wird das auch nicht in Frage gestellt, was man an Art und Verlauf der Diskussion ablesen kann. Aber durch die rasche Entwicklung die die reale Welt zur Zeit durchlebt, läßt sich eine Diskussion mit der Außenwelt nicht mehr vermeiden.
Frau Peter (Grüne) muß ja als Vorsitzende Profil zeigen. Gegenwind hat es aber für derartige Positionen wie sie sie gestern vertreten hat, früher nie gegeben. Das hat sich geändert, und die Frau ist völlig irritiert,
Unser Gastautor kann oder will vermutlich nicht riskieren, aus seiner Wohlfühlgruppe verstoßen zu werden. Und das könnte geschehen, wenn er auf deine oder meine Argumente eingehen würde und gegen ein heiliges Dogma verstieße. Da gibt es offenbar, ähnlich wie bei religiösen Fragestellungen in gewissen Kreisen, Denkblockaden. Vermutlich werden wir in den nächsten Monaten noch ähnliche Diskussionen haben. Wenn wir unsere eigenen Irritationen über diese bisher unbekannten unlogischen Verwirrungen (gleicher Begriff, aber andere Interpretation) wegen der Widerholungen besser einschätzen können, werden wir (hoffentlich) auch wieder ein wenig konzilianter reagieren können. Ansonsten muß jemand der öffentlich auftritt, auch einiges einstecken können. Dir und mir geht es da auch nicht besser. Ich kann mich an Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit erinnern. Basta.

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Die Zeit der Konzilianz ist für mich vorbei, Helmut. Diese Leute sorgen für die bestehenden und kommenden AFD-Mehrheiten und sind somit Teil des Rollbacks. Obendrein beleidigen sie permanent meinen Verstand. Auf der einen Seite die rechten Idioten und auf der anderen eine saturierte Öko-Linke die sich in enger Zusammenarbeit mit einer postmodernen universitären Filterblase erfolgreich selbst verblödet hat. Immerhin wird das politische Leben so nie langweilig. 🙂

thomasweigle
thomasweigle
7 Jahre zuvor

@ Arnold,@ Helmut Wie sagte doch Herr Nuhr am Ende seines Jahresrückblickes: " In der Mitte sitzt man zwischen allen Stühlen," und "von links und rechts werden nur Parolen in den Raum gebrüllt."

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

Arnold, weder Studierende noch ihre Professoren sind fähig, argumentativ irgendjemanden davon zu abzuhalten, AFD zu wählen. Das ist traurig, und du hast den Grund dafür genannt. Außer "die sind doof" kommt da nichts. Stattdessen, wie du schreibst, werden postmoderne universitäre Filterblasen gepflegt, die m.E. nur für Seminarräume geeignet sind. Solche Leute und ihre geistigen Kinder sind, weil sie außerhalb dieser Seminarräume niemand ernst nimmt, und weil sie weltfremd durch die Gegend tapsen, mindestens kein Bollwerk gegen den Rollback. Auch ich sehe, daß sie eher das Problem als die Problemlösung sind.
Aber konziliant werde ich trotzdem in Diskussionen mit ihnen sein, (bis mir der Kragen platzt natürlich), weil immer denke, daß einige hundert Leser mitlesen, und denen möchte ich zeigen, wie wacklig die Thesen dieser geistigen Elite unserer Zeit sind. Die ganze Welt soll das merken. Und ich glaube nun mal, daß das mit Konzilianz leichter zu vermitteln ist. Inhaltlich liegen wir aber absolut auf gleicher Linie.

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

@thomas weigle, Thomas dein Karl Kraus Zitat paßt haargenau.
"Der Skandal beginnt, wenn ihm die Polizei ein Ende gesetzt hat."
Mannomann, ist das schon alt und es paßt noch heute zum Tagesgeschehen.

abraxasrgb
abraxasrgb
7 Jahre zuvor

#35 Arnold
"Diese Leute sorgen AfD Mehrheiten" . .. leider genau das!
Volltreffer … wobei mir seit einiger Zeit "politische Langeweile" lieber wäre, als "dialektische Erkenntnis" 🙁

#36 "Sir, we are sorrounded by the enemy, Sir"
"Fine! We can attack in any direction"
Liberale sind nicht "rechts" oder "links", sondern geradeaus 😉

Christiane Eisenkolb
Christiane Eisenkolb
7 Jahre zuvor

Eines ist in Ihren wunderbar zu lesenden Kommentaren leider nicht geklärt worden: was wollten diese vielen hundert Nordafrikaner am Kölner Hauptbahnhof eigentlich , warum waren sie dort?
Grundsätzlich stellt sich mir auch folgende Frage: warum feiere ich freiwillig in einer Bahnhofsgegend Silvester?

Helmut Junge
Helmut Junge
7 Jahre zuvor

@Christiane Eisenkolb,
ich kann nur vermuten, warum sie dort waren, aber meine Vermutung ist so ziemlich deckungsgleich mit dem, was Alice Schwarzer in "Die Welt" dazu gesagt hat.

https://www.welt.de/politik/deutschland/article160882219/Sie-wollten-es-den-europaeischen-Schlappschwaenzen-mal-zeigen.html

Genau so könnte es gewesen sein.

Davbub
Davbub
7 Jahre zuvor

@ 41: Wenn Sie den Artikel in der FAZ zum Thema hätten, dann wüßten Sie jetzt aus den Ausführungen des Sozialarbeiters, daß es sich bei den Mitbürgen nordfrikanischer Herkunft, die zum Begehen von Straftaten und Sozialbetrug nach D einreisen, um Opfer.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/motive-nordafrikanischer-taeter-zur-silvesternacht-14604922.html

Arnold Voss
Arnold Voss
7 Jahre zuvor

Sozialarbeiter haben nun mal einen anderen Job, als Polizisten. Wer Leute resozialieren will, der kann sie nicht nur als Täter sehen. Aber selbst der im verlinkten Artikel zitierte Sozialarbeiter beschönigt die neuerliche Silvestersituation am Kölner Hbf. nicht, sondern hält organisierte Bandenkriminalität für möglich. Er bezweifelt nur möglich politische Absichten, bzw. einen bewussten Kampf der Kulturen.

Die Interpretation Alice Schwarzers ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen, bedürfte aber um tragfähig zu sein weit mehr Informationen als der Öffentlichkeit bis heute vorliegen. Sollte sie sich bewahrheiten, wäre allerdings das Thema Rassismus und Sexismus nochmal ganz neu zu diskutieren, bzw. sich zu fragen, vom wem beides eigentlich ausgegangen ist. Rassismus und Sexismus sind nämlich als Verhalten grundsätzlich unabhängig von der Hautfarbe der Täter und Täterinnen.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

Schwarzers "Ahnungen" sind ja nicht neu: http://www.sueddeutsche.de/kultur/sexuelle-gewalt-schwarzer-ueber-koelner-silvesternacht-ahnung-statt-analyse-1.3025854-2

Und Beweise für ihre steile These der "islamistisch organisierten" Zusammenrottung lieferte sie auch damals nicht. Die vom SZ-Autor Katzenberger verwendete, alternativ-mögliche Erklärung für soviel Maghreb-Heranwachsende an einem Ort zur gleichen Zeit, nämlich vor allem reichlich Allohol, wird auch Silvester 2016 durch Aussagen der Polizei gestützt:
"„Zahlreiche Männergruppen hatten die Absicht, sich zunehmend Alkohol konsumierend über einen längeren Zeitraum im Kölner Hauptbahnhof aufzuhalten. Daher drohte die Situation in den Passagenbereichen des Bahnhofes immer unübersichtlicher zu werden.“ https://www.welt.de/politik/deutschland/article160798826/Viele-Nordafrikaner-wollten-wohl-gar-nicht-Silvester-feiern.html

Paul Kriener
Paul Kriener
7 Jahre zuvor

Endlich, Herr Lohmann, bringt es mal einer auf den Punkt!

Das Problem der Skandalnacht in Köln war der Alkohol. Den wird es wohl dann erstmalig am 31.12.2015 gegeben haben, sind uns doch bislang Gewaltexzesse dieser Qualität nicht untergekommen.

Bekanntlich sind ja sexuelle Gruppenbelästigungen in Ländern, in denen die bestimmende Religion den Alkohol verbietet, die absolute Ausnahme. So selten, dass es einen eigenen Begriff dafür gibt: „Taharrusch dschama’i“.

MB
MB
7 Jahre zuvor

Sicher hätte man jedem sogenannten Nafri einen Schutzmann zur Seite stellen können, der auf ihn aufpasst und mit Piktogrammen darüber belehrt, dass man Frauen nicht zwischen die Beine greift, nicht an fremde Portmonaies oder handies fasst und auch nicht mit Böllern gegen Menschen oder Gebäude schießt.
Nur hat man es diesmal eben vorgezogen, kultursensibel gegenüber den Kölnern und Kölnerinnen vorzugehen und ihnen die negativen Erinnerungen an das vorherige Silvester zu ersparen.
Dafür ein herzliches Dankeschön!

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
7 Jahre zuvor

@#45 Paul Kriener: Die Kölner Polizei wird sich, nachdem sie allerorten für ihren Einsatz an Silvester gelobt wird, sicherlich sehr freuen, dass ihre Einschätzung der Lage (siehe Welt-Link) bei Ihnen auf so viel Zustimmung stößt.

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[…] aus der Praxis und muss regelmäßig entscheiden, wen er über die Türschwelle lässt…” Gastbeitrag bei den Ruhrbaronen vom 3. Januar 2017 . Aus dem […]

E. K.
E. K.
7 Jahre zuvor

Hallo Herr Apel, vielen Dank für die Darstellung Ihrer Sicht der Dinge, für die weiterführenden Hinweise, und für Ihre Geduld in der Diskussion!

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[…] Ruhrbarone: Gedanken eines Türstehers zur „Nafri“-Debatte (via @dannytastisch / […]

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