Horst Köhlers Kriegs-Erklärung

 

Sterben für den Außenhandel: Bundespräsident Köhler erklärt in einem bislang unbeachteten Interview auf Deutschlandradio den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Wörtlich sagt der frühere IWF-Mann dort: „Ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung muss wissen, dass auch militärischer Einsatz notwendig ist um unsere Interessen zu wahren. Zum Beispiel für freie Handelswege.“

Deutschlandradio, Agenturen und Zeitungen berichteten später nur noch in der gekürzten Fassung und ließen Köhlers schneidige Kriegs-Erklärung weg. Übrig blieb aus dem Interview nur noch sein Zitat, den deutschen Soldaten müsse Anerkennung gezollt werden. Nur im Blog der Wochenzeitung Freitag wurde darüber diskutiert – und der Ruhrbarone-Leser „68er“ machte uns darauf aufmerksam.

Köhler hatte am vergangenen Freitag auf der Rückkehr von seiner China-Reise überraschend das Feldlager Masar-i-Sharif bei den dort stationierten Bundeswehrtruppen besucht. Seit neun Jahren kämpfen deutsche Soldaten in dem geschundenen Land, haben Zivilisten erschossen und vermeintliche oder wahre Terroristen in die Luft gesprengt. Und haben selbst ihr Leben verloren. Erst im April waren innerhalb on zwei Wochen sieben deutsche Soldaten gestorben, viele andere schwer verletzt.

Nun wissen ihre Familien, wofür sie sich verstümmeln lassen und zu welchem Zweck sie selbst Familienväter und Schwangere töten. Für den Außenhandel. Blumige Reden von Brücken und Mädchenschulen, die die Deustchen dort aus angeblich humanitären Gründen aufbauen, sind eine glatte Lüge. Das ist schon lange durchschaubar, aber nun wurde diese Lüge vom höchsten Amtsträger im Staat blank gelegt. Jede moralische Begründung für diesen Krieg ist nun offiziell lächerlich. Es sei denn, jemand wolle tatsächlich Arbeitsplätze gegen Menschenleben aufrechnen.

Immerhin wissen die Soldaten jetzt, dass sie für den Export von Dax-Konzernen sterben. Denn auch da sind Köhlers Worte klar: „Niemand kann ausschließen dass wir weitere Verluste beklagen müssen. Es wird wieder Todesfälle geben. Nicht nur bei den Soldaten sondern auch bei den zivilen Aufbauopfern. Wir müssen uns dieser Realität stellen“

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Anja
Anja
14 years ago

Ach, und wenn es im Freitag-Blog stand, es einen User-Hinweis gab und deutlich mehr als einen Tweet (https://twitter.com/#search?q=%23koehler), dann war das Thema „bislang unbeachtet“? Interessante Auffassung. Um nicht missverstanden zu werden: Ich begrüße es, dass ihr das Interview zum Thema macht. Aber euer Teaser erweckt den Eindruck, ihr hättet da etwas wahnsinnig Exklusives ausgegraben. Es gab dazu schon eine Öffentlichkeit – ich jedenfalls zähle Blogs und auch Twitter dazu.

Stefan Laurin
Admin
14 years ago

@Anja: Natürlich zählen Blogs und Twitter zur Öffentlichkeit. Aber breit wird in Thema erst diskutiert wenn es von den wirklich reichweitenstarken Medien aufgegriffen wird – und das ist bislang nicht passiert. Das Blog vom Freitag und Twitter erreichen nicht die Mehrzahl der Bevölkerung. Und Köhler Aussagen hätten es verdient, breit diskutiert zu werden. Und Annika hat auch nicht so getan, als ob sie etwas exklusiv herausgefunden hätte, sondern alle Quellen und Tippgeber offen gelegt.

Perik O'Loso
Perik O'Loso
14 years ago

Liebe Annika, ich kann den Neuigkeitswert dieses Artikels nicht so recht sehen. Wozu sonst werden Kriege geführt, wenn nicht für den Außenhandel und die Dax-Konzerne? Dazu muss man nicht einmal solche Illuminaten-Verschwörungs-Heinis wie Jan van Helsing lesen, um zu wissen, dass unser gesamtes gesellschaftliches Leben seit jeher und auch zukünftig von wirtschaftlichen Interessen gelenkt wird. Zynisch, aber wahr.

Andi
Andi
14 years ago

Sensationsmeldung aus dem Forschungsministerium: Das Max-Planck-Institut hat herausgefunden, dass Wasser je nach Temperatur gefroren, flüssig oder gasförmig sein kann.

Ernsthaft: Köhler hat nicht behauptet, dass in Afghanistan unser Aussenhandel verteidigt wird, sondern ohne Überleitung festgestellt, dass seiner Beobachtung nach allgemein im Bewußtsein der Bevölkerung die Notwendigkeit der Existenz eines Militärs vorhanden ist und dabei sehr verkürzt die Ansicht vertreten, dass Handelswege für Deutschland von existenzieller Bedeutung sind („im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist“). Oder anders gesagt: Deutschland hat ein existenzielles Interesse an einer möglichst friedlichen Welt und damit verbunden den Bedarf, notfalls Konflikte aktiv einzudämmen, um diesen Zustand zu sichern. Oder nochmal anders gesagt: D’uh.

Müller
Müller
14 years ago

Wenn man die ganze Aussage von Köhler mal objektiv betrachtet, wird man feststellen, dass der Mann Recht hat, aber sich undrücklich ausdrückt. Köhler stellt natürlich nicht fest, dass Deutschland in andere Länder einmarschieren soll, um sich Rohstofe oder Märkte zu sichern, sondern dass auch wirtschaftliche Gesichtspunkte im Rahmen der Sicherheitspolitik von beachtet werden müssen. Bestes Beispiel ist der Anti Piraten Einsatz, dort sichern deutsche und Schiffe vieler anderer Nationen die wirtschaftlich bedeutenden Schiffahrtsrouten – ist das jetzt ein moralisches Problem – natürlich nicht. Solange die deutschen Einsätze im Rahmen int. Mandate stattfinden sind diese vollkommen legitim.

68er
68er
14 years ago

Vielen Dank!

Interessant, dass erst die Hörerreaktionen beim Deutschlandfunk und die Internetblogs das Interview in die breite Öffentlichkeit gebracht haben.

Mittlerweile diskutiert auch der Spiegel:

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,696982,00.html

und die Politiker kommen aus den Löchern gekrochen und interpretieren, wie „Andi“ oder kritisieren, wie viele Blogger im Internet oder Hörer des Deutschlandfunks.

Da wir noch ein Grundgesetz haben, scheint mir es angebracht, das Thema öffentlich zu Diskutieren.

trackback

[…] Via Ruhrbarone. […]

mittelvielwisser
mittelvielwisser
14 years ago

Köhlers bemerkungen lassen tief blicken.
bislang war doch immer nur von den armen mädchen mit kopftuch und/oder burka die rede, denen man einen schulbesuch ermöglichen wollte.
jetzt also geht es dann doch eher um freie handelswege.
hat das herr k. auch den müttern und vätern der toten soldaten gesagt?

trackback

[…] Ruhrbarone […]

Patrizia
Patrizia
14 years ago

@Andi
Ich würde die Sache ganz ähnlich interpretieren. Wahrscheinlich lassen sich aber
in Deutschland die längst wiederlegten Propagandaplattitüden, – im angepassten
Format neu aufgelegt -, aus dem ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat nicht ganz
aus der Welt schaffen.
Für den Export der DAX-Konzerne sterben genausowenig deutsche Soldaten, wie
schweizer Soldaten dies für den Export von SMI-Konzerne tun.

@Annika
Wie wärs denn einmal mit einer neuen Platte … die alte ist ätzend langweilig, sachlich falsch und für die LeserInnen auch irreführend. Meines Wissens sind im
Moment nur chinesische Unternehmen in Afghanistan aktiv. Für Konzerne, dies gilt
auch für jene aus Deutschland, gibt es überall einfacher und friedlicher Geld zu
verdienen als dies in Afghanistan der Fall ist. Der Kapitalismus hat die Eigenschaft
dort am besten zu Gedeihen und dort die besten Rendieten zu erzielen, wo Frieden
herrscht 🙂 … je friedlicher, je besser … siehe auch den Beitrag von Andi.

Arnold Voß
Arnold Voß
14 years ago

Wir Deutschen sind ein lustiges Völkchen. Wir haben einen der höchsten Autobesatze pro Einwohner auf der Welt. Eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf unseren Autobahnen zur Begrenzung des Ölverbrauchs ist bei uns politisch nicht durchzusetzen. Dafür aber lieben wir es massenhaft mit dem Auto zu Demonstration zu fahren auf denen ebenso massenhaft „Kein Krieg für Öl!“ gerufen wird. Das muss an unseren riesigen eigenen Ölvorkommen liegen.

Frank
Frank
14 years ago

Möchte ebenfalls in aller Bescheidenheit an mein Posting vorgestern erinnern:
https://frontmotor.blogspot.com/2010/05/blut-fur-ol.html

Ich hatte schon gedacht, es gäbe eine Abmachung der Großen, großzügig darüber hinwegzusehen. Auch die MdBs haben nicht sofort reagiert.

Ein auch in dieser Beziehung interessanter Fall.

68er
68er
14 years ago

@ Arnold Voss

Was wollen Sie damit sagen?

Weniger Auto fahren! Tempo 90 auf Autobahnen!

oder

Wir holen uns was uns zusteht, dank unserer Schlauheit, unserer teschnischen und moralischen Überlegenheit, unserer christlichen Werte und unserer unersättlichen Gier? Das sind doch nur Taliban und deren Helfershelfer, die da sterben? Wofür brauchen die Öl, die haben doch gar keine Autos?

Ihre Anwort würde mich interessieren.

dissenter
dissenter
14 years ago

@Andi
So „verkürzt“ hat er sich gar nicht ausgedrückt, der Präsident:

„…daß insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, daß ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muß, daß im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.“

Das Grundgesetz, auf das er seinen Amtseid abgelegt hat, ist da vergleichsweise kurz und bündig:

„Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“ – Art. 26 Abs. 1

Ich finde, Rücktritt ist eine gute Idee.

68er
68er
14 years ago

Ist Herr Schraven eigentlich schon bei der WAZ?

Die bei http://www.derwesten.de scheinen von den Fantasien unseres Bundespräsidenten noch nichts mitbekommen zu haben und schreiben noch artig über Horst Köhlers Vorschläge für eine Kerosinsteuer:

https://www.derwesten.de/nachrichten/politik/Koehler-schlaegt-Steuer-auf-Kerosin-vor-id3036989.html

Die Worte von Verkehrsminister Ramsauer,

die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe, der Klimawandel, das anhaltende Verkehrswachstum und die Lebensqualität der Städte forderten ein neues Denken und globales Handeln, (nicht wörtlich zitiert aus obigem Link beim „derwesten“)

klingen nach den Äußerungen von Herrn Köhler irgenwie ganz anders, als er sie vielleicht gemeint haben könnte.

Stefan Laurin
Admin
14 years ago

@68er: Fragen zu den Inhalten der WAZ und ihres Onlineangebots bitte bei der WAZ und beim Westen diskutieren.

68er
68er
14 years ago

Lieber Herr Laurin,

was hier alles so diskutiert wird, ist doch nicht selten am Thema vorbei und mein „Aufhänger“ mit Herrn Schraven war doch eine Frage wert.

Adieu

walter sauerland
walter sauerland
14 years ago

Kommen Sie Annika : diese Köhler-Einlassungen sage doch nix über die hintergründe des Krieges in Afghanistan. Die sagen alles über Horst Köhler.
Axo : wer wollte den denn nu ums Verrecken wieder haben? So als Unterpfand der Tigerenten?

Patrizia
Patrizia
14 years ago

@68er
Schreiben Sie nicht so einen Mist zusammen. Niemand verlangt von Ihnen, dass
Sie gross nachdenken. Trotzdem sollten Sie sich auch in Ihrem Alter an die Fakten
halten.

Zu Ihrer Information …

In Afghanistan gibt es kein Öl; und selbst wenn das ganze Land auf einer Öllache
schwimmen würde wie etwa Kuweit, würde sich ein Krieg nicht lohnen, weil die
Kriegskosten die Gewinne, welche aus dem Ölgeschäft eventuell zu erzielen wären,
-allerdings erst nach erheblichen Vorlaufinvestitionen -, um ein Vielfaches über-
steigen. Sie können dieselbe Rechnung im Irak aufmachen. Das Land verfügt ja
tatsächlich über erhebliche Ölressourcen. Auch da werden Sie nach einer simplen
Rechnung, vorausgesetzt sie beherrschen die Grundrechnungsarten, sehr schön
nachvollziehen können, dass die gigantischen Kriegskosten, inzwischen liegen sie
weit über 2000 Milliarden $, in keinem Verhältnis zu den möglichen erzielbaren
Gewinnen aus den Ölgeschäften steht; und da sind die Investitionen, welche zur Förderung des Öls notwendig sind, noch gar nicht berücksichtigt.

Ausserdem fördern inzwischen, so wie es zu erwarten war, alle möglichen Ölfirmen
im Irak. Es ist also keineswegs so, dass es bei den Ausschreibungen einseitige
Vorteile für die kriegsführenden Parteien gibt.

Das Fazit ist, jenseits aller dümmlichen, linken Kriegspropaganda, dass sich ein
moderner Krieg nie rechnet, wenn damit rein ökonomische Ziele erreicht werden
sollen. Kapital lässt sich am einfachsten in Friedenszeiten vermehren und, wie
schon geschrieben, Kapital erzielt in Friedenszeiten, wenn möglichst viele
Geschäftsfelder boomen, die Renditen, welche den Wohlstand aller, und sei es nur
durch Sozialtransfers, anheben.

Und ihre Liebe zu den Taliban teile ich keineswegs. Wer kleine Schulmädchen mit
Säure übergiesst, Frauen in Burkas zwängt und Gefangenen die Köpfe abschneidet
hat vielleicht ihre Bewunderung, meine hat er nicht. Ihre ganze scheinheilige
Menschenfreundlichkeit können Sie sich zwischen ihre Altersfalten schmieren. Sie
sind zutiefst unehrlich, die Opfer vor Ort interessieren Sie doch überhaupt nicht.

Andi
Andi
14 years ago

@ Dissenter (14):
Was hat Köhlers Satz denn mit Angriffskrieg zu tun? Sicher, man kann das womöglich so missverstehen, wenn man unbedingt will. Aber weiter oben war ja auch schon das Beispiel des Bundeswehr-Einsatzes am Horn von Afrika im Rahmen von „Enduring Freedom“, was genau in Köhlers Argumentationslinie liegt und über Art. 24 II auch problemlos mit dem GG vereinbar ist.

Klar, „Bundeswehr-Einsätze sind Angriffskriege!“ rufen ist natürlich kurz und bündig. Und Blödsinn. 🙂

dissenter
dissenter
14 years ago

@Patrizia

„Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie gross nachdenken. Trotzdem sollten Sie sich auch in Ihrem Alter an die Fakten halten. … Ihre ganze scheinheilige Menschenfreundlichkeit können Sie sich zwischen ihre Altersfalten schmieren. Sie sind zutiefst unehrlich …“

Klasse, was Sie sich so zusammentrollen! Da bekommt man als faltiger Alt-Linker so eine neidvolle Ahnung davon, wie frei im Geiste und wie menschenfreundlich echte Liberale wie Sie sein müssen, juvenil, souverän und voller Esprit!

Nur mit der „dümmlichen, linken Kriegspropaganda“ haben Sie sich vertan. Linke betreiben grundsätzlich dümmliche, linke Anti-Kriegspropaganda.

dissenter
dissenter
14 years ago

@Andi

Ein Land wie Deutschland, so Köhler, muss bereit sein, seine wirtschaftlichen Interessen militärisch durchzusetzen. Erklären Sie mir, wie das mit der grundgesetzlichen Festlegung (87a) vereinbar ist, dass die Bundeswehr zu Verteidigungszwecken da ist?

68er
68er
14 years ago

Liebes Fräulein Patrizia,

vielleicht lesen Sie das mal, bevor Sie sich zu weit aus dem Fenster lehnen:

https://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,19924,00.html

Ich verstehe Sie so, dass Sie die an Herrn Voss gestellte Frage für sich eindeutig im Sinne der zweiten Variante beantworten.

Eine weitere Diskussion mit Ihnen erübrigt sich daher.

68er
68er
14 years ago

@ Fräulein Patrizia

Da Herr Jakob Augstein sich ähnlich geäußert hat wie Sie, möchte ich Ihnen noch folgenden Link empfehlen:

https://www.freitag.de/politik/1021-deutsches-interesse

Insbesondere die Entgegnungen auf den Kommentar von Herrn Augstein am 27.05.2010 um 12:08.

(sorry Herr Laurin, dass ich wieder Ihr „Blogmonopol“ antaste)

68er
68er
14 years ago

Lieber Herr Laurin,

sie wissen es sicher schon, habe gerade geschaut, dass derwesten jetzt auch über Köhler berichtet und, da schau her, auch ein neues Layout hat.

Mit freundlichem Gruß

Ihr 68er

amo
amo
14 years ago

@dissenter

Selbstverständlich hat Hr. Köhler als Staatsoberhaupt da mal wieder Unsinn von sich gegeben.
Aber bitte, es ist ein Unterschied wirtschaftliche Interessen durchzusetzen als Handelswege zu schützen.

@Andi

„Sensationsmeldung aus dem Forschungsministerium: Das Max-Planck-Institut hat herausgefunden, dass Wasser je nach Temperatur gefroren, flüssig oder gasförmig sein kann.“

Schuster bleib bei deinen Leisten. 😉
Wasser ist immer flüssig, Eis fest und Wasserdampf gasförmig. Je nach Temperatur und Druck (siehe Schlittschuhlaufen, Schnellkochtopf) stellt sich ein Aggregatszustand ein.

Hannes
14 years ago

@frank #12
Du hast recht. War alles schon vorher in den Blogs. Bei mir auch in aller Bescheidenheit am 23. Mai
https://www.schiebener.net/wordpress/?p=7914
Die ruhrbarone selbst hatten den Hinweis auf genau diesen Eintrag am 25. Mai im Ruhrpilot:
https://www.ruhrbarone.de/der-ruhrpilot-72/
68er hatte seinen Hinweis am 26.Mai in einem Kommentar zu einem inhaltlich anderen Artikel von Annika Joeres gegeben:
https://www.ruhrbarone.de/hase-und-igel-rennen-zur-staatskanzlei/comment-page-1/#comment-50974
Ich kenne noch andere Blogs und Websites, die vor dem „Freitag“ Hinweise auf Köhlers Rede veröffentlicht hatten.
In einem Freitagsblog wurde sinngemäß geschrieben, dass erst wenige Blogs etwas zu Köhlers Rede veröffentlich hätten. Dieser Behauptung fußte auf den Angaben eines Blogsammeldienstes, nein es war nicht wikio, der die Blogs NICHT vollständig auflistete, damit wurde im „Freitag“ ein falscher Eindruck erweckt.
Ich schreibe dies nicht wg. Eitelkeit, sondern um zu zeigen wie verzwickt die Wege sind. Aber, wie oben geschrieben, Dein Hinweis ist völlig berechtigt.
Gruß

68er
68er
14 years ago

@ Hannes

Wer es bei den Blogs zuerst und wie diskutiert hat, ist ja eigentlich nicht das Interessante sondern die Tatsache, dass die „alten Medien“ und auch die Politiker erst durch die Blogger zum Jagen getragen werden mussten.

Andi
Andi
14 years ago

@ Dissenter:
Wie ich schon schrieb: Art. 24 II GG (in diesem Zusammenhang lesenwert: BVerfGE 90, 286, wo auch der Zusammenhang mit 87a GG geklärt wird).

Das Grundgesetz beschränkt die Bundeswehr nicht auf die Territorialverteidigung Deutschlands. Einsätze im Kontext von UNO und NATO sind auch ohne eine Bedrohung Deutschlands möglich. Hier geht es ja nicht darum, Siemens den Landweg nach China freizuschiessen, sondern um die Frage, ob es im deutschen Interesse liegen kann, notfalls gewaltsam für freie Handelswege und regionale Stabilität zu sorgen (was ohnehin nicht im Alleingang geht).

@ AMO:
Äh… die sachliche Unschärfe ist natürlich Teil der Analogie. 😉

Jens
14 years ago

Nur als Anmerkung: Bei rotstehtunsgut.de wurde auch drüber diskutiert. Hatte es bereits vor ein paar Tagen entsprechend verlinkt.

Hannes
14 years ago

@68ER:
Ganz Deiner Meinung. Im übrigen funktioniert die Nachrichtenvermittlung heutzutage zum Glück nicht mehr monokausal, zentriert. „In der analogen Zeit galt: Es gibt eine handvoll Medien, was die berichten, ist relevant, sie legten fest, worüber eine Gesellschaft sich verständigen muss. Jetzt ist potentiell jeder ein Medium, alle reden über alles, die Aufmerksamkeit verteilt sich. Philip Banse hat mit Peter Kruse darüber gesprochen, wie sich die Gesellschaft da noch auf Relevantes einigen kann.“ https://breitband.dradio.de/agenda-setting-im-internet-zeitalter/
Jetzt sind wir ein bisschen ab vom eigentlichen Thema. Es war schon erstaunlich, wie spät auf das Köhler Interview reagiert wurde. Hat sich die Wahrnehmung in Deutschland schon so verschoben, das der Skandal nicht spontan gesehen wurde? Im Radio habe ich heute als Kritik an Köhler sinngemäß gehört, dass es falsch sei, wenn er, Köhler, von einem Krieg zur Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen spräche und so davon ablenke, dass wir doch eigentlich nur unsere Sicherheit in Afghanistan verteidigten. Mit dem Argumentationsmuster können wir an jedem beliebeigen Ort der Welt „unsere Sicherheit verteidigen“. Ich finde es erschreckend, wie weit sich die Metaphern und realen Schrecken des Krieges in nur wenigen Jahren in die deutsche Politik zurückgeschlichen haben.

Frank
Frank
14 years ago

@Hannes: Ja, danke.
@68er: Ja, sehe ich auch so.

@Patrizia: Das ist eine Milchmädchenrechnung, weil Sie nicht unterscheiden, wer zahlt und wer profitiert. Die Kriege zahlen muss die Steuern zahlende Bevölkerung. Die Profite des Krieges fahren die Aktionäre der Öl fördernden Unternehmen ein. Das war der Business Case der Familie Bush et. al. in den Golfkriegen.

Wähler
Wähler
14 years ago

Erst Argentinien ruinieren und dann über Afghanistan die Wahrheit sagen..
Echt schizophren der Bundeshorst 🙁

Gruss

Maschinist
Maschinist
14 years ago

Wenn der Bundeshotte schon sagt wofür gestorben wird, warum dann keine Waschmittelwerbung auf Soldatensärgen?

Patrizia
Patrizia
14 years ago

@68er
Dass Sie bis zur Halskrause in der Vergangenheit stecken ist nicht wirklich neu.
Ihr „link“ zu einem mehr als 10 Jahre alten Artikel im Manager-Magazin soll nun was beweisen ? … dass Kriegführen vor 10 Jahren noch günstiger war ? … oder
dass es auf dem Balkan nicht die von Ihnen so geschätzten Taliban gibt ?
… oder dass Firmen beim Abwickeln von Aufträgen Geld verdienen ? … oder dass
es immer eine Handvoll Nutzniesser jedes Krieges gibt ?

Die Situation in Afghanistan ist eine völlig andere. Das Land wurde schon vor
vielen Jahren komplett von der Sowjetunion zerstört. Wenn Sie also ein Problem
mit Ihrer doppelbödigen Moral bekommen sollten, – dürfte altersbedingt eher
unwahrscheinlich sein -, dann fragen Sie einmal bei Ihren Ex-KGB-GenossenInnen
nach, welche Kriegsverbrechen dort auf die Kappe der Kommunisten gehen; nicht
zu vergessen, dass die bankrotten Arbeiter- und Bauernstaatler, zwar das Land
zerstört, aber nie Aufbauhilfe geleistet haben.

Im übrigen mag es wohl sein, dass es in Ihrer schwarz-weiss gepinselten Welt,
sowohl bei der Fragestellung als auch bei der Antwortgabe, immer nur zwei
Varianten gibt. Die Wirklichkeit ist vielfältiger, kunterbunter und hat nichts mit
einer dumpfen, inhumanen Kommunisten- oder Talibanideologie zu tun.

@Frank
Wie gesagt die Grundrechnungsarten sollte man(n) beherrschen. Der Gewinn der
Ölkonzerne hängt in erster Linie von einer florierenden Wirtschaft ab, sprich dem
ungestörten Handel von Ölprodukten und dem gesicherten Zugang zu Märkten.
Das lässt sich in Friedenszeiten viel besser umsetzen, als in Kriegszeiten. Dies gilt
natürlich auch für die Förderung, den Transport und die Verarbeitung dieser
Produkte. Jetzt müsste einer wie Sie eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellen. Weil
Sie das natürlich nicht können, schreiben sie von einem „Business case Bush“;
geht’s noch blöder ???

trackback

[…] RUHRBARONE: Horst Köhler II   KLICK […]

trackback

[…] Es ist verständlich das er als ehemaliger Chef der Weltbank für die Durchführung von Kriegen spricht. Unverständlich aber ist, dass er in seiner Rede immer wieder in der Mehrzahl  spricht. Ich stelle ganz einfach die Frage: Wer ist wir? Er selbst mit seiner Frau ? Dann würde ich Beiden empfehlen in Afghanistan aktiv für Recht und Ordnung zu sorgen. Oder und auch das wäre eine Möglichkeit, sich bei der Firma Asgaard als Söldner zu verdingen! Hinweisen möchte ich hier auch auf den Bericht bei den Ruhrbaronen. […]

dissenter
dissenter
14 years ago

@Andi
„Das Grundgesetz beschränkt die Bundeswehr nicht auf die Territorialverteidigung Deutschlands.“

Nein, aber auf die Friedenswahrung.

„Hier geht es ja nicht darum, Siemens den Landweg nach China freizuschiessen, sondern um die Frage, ob es im deutschen Interesse liegen kann, notfalls gewaltsam für freie Handelswege und regionale Stabilität zu sorgen …“

Köhler und anderen geht es darum, da haben Sie Recht. Ich bezweifle aber, dass es dem Grundgesetz darum geht. Ist es wirklich mit seinem Auftrag (Landesverteidigung, Friedenswahrung) vereinbar, wirtschaftliche Interessen gewaltsam durchzusetzen?

Das_Gewissen
Das_Gewissen
14 years ago

Die Dame Annika Joeres hat es tatsächlich geschafft, auf der größten Achmuddelseite des Internets, sogar mit Bild, auftreten zu dürfen. Sie wird sich hoffentlich nicht damit identifizieren.
https://die-volkszeitung.de/

trackback

[…] ich hier exemplarisch zu kritisieren habe, ist das exakte Gegenteil von richtigem Journalismus: Hier wird groß getönt „Horst Köhlers Kriegs-Erklärung“ und „Sterben für den […]

Das_Gewissen
Das_Gewissen
14 years ago

Hier muss ich meinem Vorredner uneingeschränkt recht geben. Köhler hat mit seiner Rede den Kampf gegen die Piraten gemeint, aber an der falschen Stelle und ZUsammenhang vorgetragen. Diese Hetzkampagne gegen Köhler ist schlicht und einfach absurd und peinlich zugleich. Was hat denn Afghanistan mit den Handelswegen zu tun?

Anke
Anke
14 years ago

Horst Köhler hat – da gibt es kein Missverständnis und keine Kritik, die jeder Berechtigung entbehren würde – wie er anschließend beklagte, ganz klipp und klar gesagt, und zwar ohne jede Bedrängnis, dass im Notfall auch militärische Mittel eingesetzt werden müssten, um wirtschaftliche Interessen wahrzunehmen. Hiervon müsse die deutsche Bevölkerung überzeugt werden, anstatt einen Dialog über den Afghanistan-Einsatz zu führen, und hier sei man auf einem guten Weg.
Der Präsident hat damit gesagt, es gelte die Bevölkerung davon zu überzeugen, verfassungswidrige Militäreinsätze zu begrüßen, frei nach Clausewitz: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik unter Einbeziehung anderer Mittel“.

Der Wortlaut hier:

https://www.dradio.de/aktuell/1191138/

Anke
Anke
14 years ago

„Diese Hetzkampagne gegen Köhler ist schlicht und einfach absurd und peinlich zugleich. Was hat denn Afghanistan mit den Handelswegen zu tun?“

Das musst Du schon Deinen tumben Liebling fragen, denn der hat diesen Zusammenhang höchst selbst explizit zu Protokoll gegeben.

Eine treffliche Stellungnahme dazu am Nachmittag des Rücktritts in jenem Sender, der auch das folgenreiche Interview führte/sendete von Georg Schramm:

https://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=3&broadcast=348686&datum=20100531&playtime=1275316373&fileid=d51a435b&sendung=348687&beitrag=1193608&

Das_Gewissen
Das_Gewissen
14 years ago

Ich frage mich auch, was Köhler denn Schlimmes gemacht hat, dass solche abartigen und erbärmlichen Reaktionen rechtfertigt. Köhler ist doch im Rechte, wenn er äußert, dass man die Handelswege auch mit militärischen Einsatz freihalten muss. Das betrifft aber die räuberischen Piraten. Was den Afghanistankrieg betrifft, sind ganz andere Leute zuständig, welche, wie Merkel jetzt aus der Schusslinie geraten sind. Was Köhler betrifft, trifft man gedankenlos den Falschen. Der Einsatz von Soldaten und deren Aufgaben in Afghanistan wird von der Regierung festgelegt und nicht vom Bundespräsidenten. Es ist erschütternd, wie der Pöbel in Unkenntnis über das Aufgabengebiet des Präsidenten der BRD, diesen verunglimpft. Solches Verhalten schädigt das Ansehen der BRD weltweit. Wer derzeit aus Geltungssucht meint Köhler niedermachen zu müssen, beweist wes Geistes Kind er ist. Manche Menschen schrecken wirklich vor keiner Peinlichkeit zurück.

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