Interview mit Niklas Luhmann: ?Das Internet ist kein Massenmedium?

Vor zehn Jahren starb der Soziologe Niklas Luhmann. Im Januar 1997 besuchte ich Niklas Luhmann in seinem Haus in Oerlinghausen bei Bielefeld und interviewte ihn zu seinem Buch „Die Realität der Massenmedien“, das damals gerade herausgekommen war. Ich begegnete einem älteren Herrn der von ausgesuchter Höflichkeit und – wie nicht anders zu erwarten – schneidendem Intellekt war, in einem Haus, das einen nur tieftraurig stimmen konnte, denn es wirkte unbelebt. Luhmann wohnte dort seit dem Tod seiner Frau alleine. Niklas Luhmann gehörte zu den bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts und lehrte bis zu seiner Emeritierung als Professor an der Universität Bielefeld. Er gilt als der namhafteste Vertreter und Begründer der Systemtheorie. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen Soziale Systeme, Ökologische Kommunikation und die Reihe Soziologische Aufklärung.

Niklas Luhmann. Foto: Uni Bielefeld


?: Herr Luhmann, wie beurteilen Sie die zukünftige Entwicklung der Massenmedien?
Niklas Luhmann:
Wenn man Massenmedien definiert als eine technisch einseitige Kommunikation, dann sehe ich nichts, was sich wesentlich ändern könnte. Für Massenmedien selber werden die aktuellen technischen Innovationen wie das Internet oder individuell wählbare Informationen wenig Bedeutung haben. Sie werden sich neben Massenmedien wie Tageszeitungen oder auch das Fernsehen setzen, sie jedoch nicht verdrängen. Das Internet mit seinen Kommunikationsmöglichkeiten ist auch, wenn es massenhaft als Medium genutzt wird, kein Massenmedium, denn es ist ja gerade keine einseitige technische Kommunikation, sondern kann individuell genutzt werden. Die Sorge, dass neue Medien die traditionellen ersetzen, ist so alt wie unbegründet: Die Schrift hat die mündliche Weitergabe nicht verdrängt und die Presse auch nicht den Brief.

?: In Ihrem Buch „Die Realität der Massenmedien“ beschreiben Sie, dass es kaum noch direkte Realitätserfahrungen gibt und wir fast unser gesamtes Wissen über Massenmedien erhalten.
Luhmann: Ja, denn wie groß ist noch der Teil unserer direkten Erfahrung? Wir wissen das meiste aus Büchern oder aus dem Fernsehen. Von der Geiselnahme in Peru haben wir nur durch die Massenmedien erfahren. Gerade in Zeiten massiver Globalisierung sind Massenmedien die einzige Quelle, die uns zur Verfügung steht.

?: Besteht da nicht auch ein großes Risiko? Was ist, wenn Massenmedien falsch informieren?
Luhmann: Das kann der Einzelne natürlich nicht nachvollziehen, und auch Journalisten sollten ein  bestimmtes Berufsethos entwickeln. Aber vieles regelt sich auch durch ökonomische Zwänge. So etwas wie die Hitler-Tagebücher im Stern zwingt einen Verlag dazu, ordentlicher zu arbeiten, sonst drohen Auflagenverluste oder gar der komplette Verlust der Reputation als Informationsmedium. In weiten Teilen der Boulevardpresse ist das ja geschehen. Ihre Produkte geben vor, Informationsmedien zu sein, werden jedoch häufig nur noch als Unterhaltungsmedium wahrgenommen. Wenn man die Unterscheidung Information und Unterhaltung an ein Massenmedium anlegt, heißt das noch nicht, dass Information nicht unterhaltsam präsentiert werden kann, sie darf nur nicht fiktional sein. Dann hat ein Medium den Bereich der Information verlassen und ist zum narrativen Medium geworden, wie der Roman, oder in moderner Form, der Spielfilm.

?:Doch allen Massenmedien ist gemein, dass sie uns Skripte anbieten in den Bereichen, in denen unsere Alltagserfahrung versagt.
Luhmann: Ja, sie offerieren uns Deutungsmuster, aber ich verstehe das so, dass ich mich diesen Deutungsmustern  positiv oder negativ gegenüber verhalten kann. Nehmen Sie das Brent-Spar-Beispiel, die Plattform die Shell 1995 versenken wollte. „Die Versenkung bedeutet Umweltverschmutzung“ lautete da das angebotene Skript. Aber ich habe natürlich die Möglichkeit, das zu hinterfragen. Wie ist denn das Maß der Verschmutzung durch so eine Plattform, und wie steht sie im Verhältnis zu den natürlichen Verschmutzungen in 3.000 Metern Tiefe? Ich habe jeweils noch die Möglichkeit zur Entscheidung.

?: Gerade die Brent-Spar ist auch ein Beispiel für hysterische Berichterstattung. Journalisten hinterfragten nicht mehr, und als sich herausstellte, dass die Greenpeace-Angaben in Zweifel zu ziehen waren, war vielen die eigene Berichterstattung sehr peinlich.
Luhmann: Sicher, das ist ein medieninternes Problem, ein Problem der Redaktionen und Verlage, kein allgemeines der Massenmedien. Zur Sorgfalt sollten sich Journalisten schon verpflichtet fühlen.

Das Interview ist Anfang 1997 in der Zeitschrift Unicum erschienen

 

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
132 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Jens Kobler
Jens Kobler
16 Jahre zuvor

Biete: Abhandlung „Second Life aus der Sicht Niklas Luhmanns“ mit einem Nachwort des SL-Bewohners Thomas M.
Suche: Seriösen Verlag aus Deutschland mit internationaler Reputation.
Anfragen bitte an die Redaktion.

Thomas
16 Jahre zuvor

>Biete: Abhandlung ?Second Life aus der Sicht Niklas Luhmanns? mit einem Nachwort des SL-Bewohners Thomas M.

Ich habe Luhmann schon immer für einen praktisch unbrauchbaren Mindfuck gehalten, hab‘ ich ja auch im W’betrieb wegargumentiert: Zettelkastenmann ohne Pulverrauch.

Hinsichtlich Second Live (SL) verweise ich auf den einzigen relevanten deutenden Kollegen in der Sache: Burkhard Schröder.

https://www.burks.de/burksblog/?s=second+live

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

Will uns der Meister sagen, dass Masse noch kein Massenmedium macht? Aber wieso heißt es dann so? Warum ist ein so massenhaft wie nie genutztes Medium wie das Internet kein Massenmedium? Nur weil es interaktiv und damit individuell nutzbar ist?

Dahinter steht nach meiner Ansicht eine veraltete Auffassung bzw. Definition von Masse. Die Masse als passive und damit strukturell manipulierbare soziale Größe gibt es so nicht mehr. Und zwar wegen des Internets. Das wäre mal son ne steile Gegenthese die ich hiermit in den virtuellen Raum stellen möchte.

teddy
teddy
16 Jahre zuvor

Wer bitte soll denn das sein – Nicklas Luhmann ?

Gruß T.A.

Dennis
16 Jahre zuvor

Ich denke Luhmann koppelt seine Aussage nicht an den Begriff der Masse, sondern an den Begriff der „Kommunikation“. Das Internet ist deshalb kein MM, weil es zu einer bestimmten Zeit unterschiedliche Kommunikationen zulässt. Selbst wenn eine Masse an psychischen Systemen zur gleichen Zeit am technischen System „Internet“ partizipieren, iritiert die stattfindende Kommunikation nicht alle psychischen Systeme auf gleiche Weise. Beispiel: Ich lese jetzt gerade die Ruhrbarone, ein anderer Gelsenkirchen Blog noch ein anderer den Pottblog. Wir alle partizipieren am System, aber es findet jeweils eine andere Kommunikation statt. Das ist beim Tv oder Radio (trotz Sendervielfalt) anders. Ich denke aber, dass diese Definition, also dass das Internet kein MM ist nur systemtheoetische Relevanz hat.

Btw. Stefan, danke für dieses Interview, das ist mal Premium Content , da geht mein Herz auf 🙂

Arnold Voß
Arnold Voß
16 Jahre zuvor

@ Dennis
Aber auch schon der klassische Zeitungsleser konnte jeweils (nacheinander) mehr als eine Zeitungen lesen bzw. konnten und können verschiedene Leser jeweils und gleichzeitig verschiedene Zeitungen lesen. Der entscheidende Unterschied zum Internet liegt nach meiner Ansicht in der Interaktivität, d.h. in der Möglichkeit der unmittelbare Nachfrage bzw. des Kommentars und der blitzschnellen Überprüfung der Information durch Gegeninformation und umfassenden Informationsvergleich innerhalb des gleichen Kommunikationssystems.
Damit erst ist der Nutzer des Internets im Gegensatz zum klassischen Zeitungsleser aus seiner „Massenhaftigkeit“ entlassen. Und das ist eben nicht nur von systemtheoretischer Relevanz.

Tim
Tim
16 Jahre zuvor

Aus meiner Sich ist das Internet, betrachtet man Kommunikationsstruktur, ein Spezialfall. Es hat die technische Besonderheit, dass es in der Lage is Individualkommunikation dauerhaft zu speichern und gleichzeitig einem großen Kreis von Rezipienten verfügbar zu machen.

Das Internet kann als Massenmedium fungieren, muss es aber nicht. Blogs z.B. waren vor 10 Jahren kaum verbreitet, so dass von einer direkten Feedbackmöglichkeit kein Gebrauch gemacht wurde. Damals, wurden Internetseiten von den Mediennutzern (und auch Machern) vorwiegend als one-to-many Medium wahrgenommen und auch genutzt.
Durch das Schlagwort Web 2.0 hat sich vor allem die Wahrnehmung des Netzes geändert.

Feedbackmöglichkeiten wurden auch bei den „Massenmedien“ installiert. Z.B. Call-In Sendungen im Fernsehen und Leserbriefe in der Zeitung. Diese haben im Netz eine deutlich andere Qualität, denn Feedback ist quasi in Echtzeit möglich und die länge des Beitrags wird nicht durch Sendezeit oder begrenzte Seitenzahl limitiert.
Ein Rückkanal der erheblichen Einfluss auf den jeweiligen Anbieter und damit auch auf die Inhalte ausübt ist die Nutzung des jeweiligen Formats.
Medienangebote die ihren Erfolg an der Menge der Rezeptionen festmachen nehmen Einschaltquoten, Verkäufe, usw. als Rückmeldung ihres Kommunikationsangebots war. Insofern kann man jeden Kauf, Konsum, oder Klick als eine Kommunikation ansehen.
Und diese Art des Feedbacks hat im Netz eine neue Qualität erreicht. Denn im Netz hinterlässt jede Rezeption eine Datenspur. In großen Internetportalen werden z.B. die Klick-, und damit auch die Leserraten für jeden einzelnen Artikel in Echtzeit bestimmt. Inhalte die nicht die gewünschten Klickzahlen bringen fliegen kurzerhand raus oder werden weniger prominent platziert.

Warum sollte sich dieses „Wissen“ um die Vorlieben seiner Leserschaft nicht auch auf die Print-Ausgabe seines Informationsangebotes auswirken?

Thomas
16 Jahre zuvor

>Warum sollte sich dieses ?Wissen? um die Vorlieben seiner Leserschaft nicht auch auf die Print-Ausgabe seines Informationsangebotes auswirken?

Vergiß es. Daily Newspaper ist tot, Sulzberger hat das schon gestern ausgesprochen.

Und Sulzberger ist nicht irgendein Hombach, sondern der Typ, der die beste Zeitung der Welt besitzt.

https://www.haaretz.com/hasen/objects/pages/PrintArticleEn.jhtml?itemNo=822558

Arthur Sulzberger – Given the constant erosion of the printed press,
do you see the New York Times still being printed in five years?

„I really don’t know whether we’ll be printing the Times in five
years, and you know what? I don’t care, either,“ he says. He’s looking
at how best to manage the transition from print to Internet.

Sonja
16 Jahre zuvor

Ich beneide dich wirklich um das Interview…

André
André
16 Jahre zuvor

Das Besondere dieses Interviews sei wohl, dass es mit *Luhmann* stattfand, Personenkult also, denn der *Gehalt* des Interviews ist schon recht lame. Für so billige Aussagen braucht’s keinen Luhmann und mit ihm bleiben sie billig.

David
16 Jahre zuvor

@ Andre

neidisch?

trackback

[…] “…auch, wenn es massenhaft als Medium genutzt wird, kein Massenmedium, denn es ist ja gerade keine einseitige technische Kommunikation, sondern kann individuell genutzt werden. Die Sorge, dass neue Medien die traditionellen ersetzen, ist so alt wie unbegründet: Die Schrift hat die mündliche Weitergabe nicht verdrängt und die Presse auch nicht den Brief.” (Niklas Luhmann) […]

Ulf J. Froitzheim
14 Jahre zuvor

Luhmann zu erwähnen, ist in bestimmten Kreisen das ultimative Namedropping. Wer irgendwas Sozialwissenschaftliches studiert hat, musste ihn ja lesen und hat dem, was er in Büchern schrieb – nicht in Interviews sagte – bestenfalls mit größter Mühe folgen können. Daher kann jemand, der so tut, als sei Luhmann doch ganz easy, darauf hoffen, dass die halbgebildete Mehrheit ihn für einen blitzgescheiten Intellektuellen hält.

Luhmann, der meistüberschätzte Denker des ausklingenden 20. Jahrhunderts in Deutschland, wird also schlichtweg instrumentalisiert. Im Grunde hat es der Kerl, der ja eigentlich gelernter Verwaltungsjurist war, durch konsequentes Verkomplizieren, Verquasen und technokratisches Veramtsdeutschen geschafft, die Aura eines Großtheoretikers um sich herum hochwabern zu lassen. Ein wirklich respektabler Philosoph hat es nicht nötig, sich hinter aberwitzig abstrakten Phrasen einzuigeln, er versteht es Klartext zu reden und Dinge so auf den Punkt zu bringen, dass ihn auch Nichtakademiker verstehen.

Andererseits nötigt mir die Chuzpe schon auch Respekt ab, Sätze zu schreiben, die mit „ins Soziologische übersetzt“ beginnen (siehe Link) und dann eine scheinbar klare Sache verunklaren.

Mir ist schon klar, dass ich hiermit Majestätsbeleidigung begehe, aber besser so als mit Begriffen wie „Mindfuck“, die auch wieder keiner versteht. 😉

J. Busch
J. Busch
14 Jahre zuvor

Auch mein Neid um das Interview. Bin vor ein paar Wochen auf ein Buch gestoßen, das „die Realität der Massenmedien“ zur Zeit des Web 2.0 „neu begründen“ will: https://www.transcript-verlag.de/ts1533/ts1533.php. Der Titel stellt die Frage „Neue Demokratie im Netz?“, aber es ist doch recht teuer für mich, daher habe ich es mir noch nicht zugelegt… Ist jemandem eine Rezension dazu bekannt?

trackback

[…] Auszug aus einem Interview mit Niklas Luhmann, 1997. Das ganze Interview hier. […]

trackback

[…] Das Internet ist zudem kein Massenmedium. Direkte Vergleiche von social Media Kampagnen und klassischer massenmedialer Kommunikation anhand eines Kriterienrasters sind in dem Sinne also nicht zulässig. Massenmedien zeichnen sich durch asymmetrische Kommunikation von Abwesenden für Abwesende aus. Das Internet mit seinen Kommunikationsmöglichkeiten ist auch, wenn es massenhaft als Medium genutzt wird, kein Massenmedium, denn es ist ja gerade keine einseitige technische Kommunikation, sondern kann individuell genutzt werden. Die Sorge, dass neue Medien die traditionellen ersetzen, ist so alt wie unbegründet: Die Schrift hat die mündliche Weitergabe nicht verdrängt und die Presse auch nicht den Brief. (ruhrbarone.de) […]

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Stefan Laurin
>Niklas Luhmann gehörte zu den bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts>
Ja, volle Übereinstimmung, denn DORT gehören seine Sichten auch hin, so sehen Sie heute auch aus: Nicht ganz auf der Höhe der Zeit, stark eingegrenzt in allem, was System und seine Theorie betrifft – wiodurch er reichlich Verlust erlitten hat in seinem Verstehen durch Dritte.

> Er gilt als der namhafteste Vertreter und Begründer der Systemtheorie … – Leider nein.
So benannt ist das nicht nur maßlos übertrieben sondern auch sachlich falsch: Mit „der Systemtheorie“ hatte Luhmann nichts zu schaffen.
Er postulierte eine vom allgemeinen Systemverständnis völlig losgelöste Systemtheorie im sozialen Bereich, die sogar extrem systemwidrig davon ausging, daß es „abgegrenzte in sich „geschlossene“ soziale Syteme (Menschen, Menschengruppen, alles auch biologische hochkomplexe Systeme und damit als „geschlossene“ nicht existenzfähig!!) gäbe und diese erfolgreich so auch erforschbar und steuerbar seien – das ist Stand vor Nietzsche! (mehr 19, Jhd.).
Da hat der eigentliche Entwickler der Systemtheorie bereits kurz vor Luhman schon längst allgemeine tiefe Furchen in der Wissenschaft hinterlassen, die gegenwärtig emsig wieder hervorgeholt werden, weil die Luhmannsche Begriffswelt den heutigen Anforderungen weder speziell noch allgemein gewachsen ist: Es ist Bertalanffy und Kollegen, er ist der allgemein anerkannte namhafteste Sytemtheoretiker des 20. Jahrhunderts.
Erkennbar sind solche Dinge nicht zuletzt an der maßlosen Tautologie in dem Satz: „Wenn man Massenmedien definiert als eine technisch einseitige Kommunikation, ….“ – Es gibt weder eine „technische Kommunikation“ noch eine „einseitige Kommunikation“ …
Das ist eines Systemtheoretikers nicht würdig, da fehlt zu viel System.

Wieso sich Luhmann zu Medien, noch dazu zu Massenmedien äußert, ist mir unverständlich, er konnte weder die INFORMATION erklären noch den Unterschied zwischen Information und Kommunikation oder deren Beziehung zueinander, geschweige präzisieren, was fachlich ein Masseninformationsmittel, ein Massenkommunikationsmittel oder Massenmedien sind, irgendwie verwechselt er das laufend, dies einem Friseur passierend, wäre das so, als ob er zum Kämmen das Messer neimmt, und so sehen die Antworten hier ( ! ) auch aus.

Sein damals recht naives Verständnis von INTERNET sei ihm vergeben, damals hatte auch ich kein anderes, deshalb muß mich das heute jedoch in keiner Weise weiter behindern: Ab in die Tonne damit.

Diese Thematik mal unbeachtet, gibt es sehr viele Erkenntnisse, mit denen er sich wirklich große Verdienste erwarb, sie wären auch noch heute nutzbar, wenn sich jemand fände, der seine etwas verquaste vorgeblich „nur auf das Soziale bezogene“ systemische Begriffswelt allgemeingültiger formulieren und ordnen könnte, sie im Sinne von allgemeiner Systemtheorie gestalten würde und dann die Soziale Systemtheorie mit voller systemischer Anwendbarkeit daraus formulieren könnte.
Denn:
System ist und bleibt System, auch für Herrn Luhmann, wenn er etwas anderes beschreiben wollte, hätte er auf diesen Begriff verzichten müssen, und das hat er doch schon zu seiner Zeit beim Bertalanffy lernen können – wie viele andere auch.

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@ J. Busch
>Das Internet ist zudem kein Massenmedium. Direkte Vergleiche von social Media Kampagnen und klassischer massenmedialer Kommunikation anhand eines Kriterienrasters sind in dem Sinne also nicht zulässig. Massenmedien zeichnen sich durch asymmetrische Kommunikation von Abwesenden für Abwesende aus. >

Wo ist dieses (Kriterienraster??) Wer macht das?

Bitte wer hat dir denn das alles erzählt?
Seit wann gibt eine „social Media Kampagne“ systemtheoretische und informationstheoretische sowie kommunikationstheoretische Kriterien vor?
Hallio?
Bitte was ist denn bei dir „klassische massenmediale Kommunikation“?
Meinst du eventuell die klassische massenmediale INFORMATION oder deren „Roadie““, den Sherper, das technische Hilfsmittel Kommunikation, mit den Aufgaben der technischen Verbindung und des Signaltransportes?
Ob du dich im Metier erst mal kundig machst, wo welcher Begriff herkommt und hingehört ?
Und wo bitte kann ich das hier nachlesen:
„Massenmedien zeichnen sich durch asymmetrische Kommunikation von Abwesenden für Abwesende aus.“ Was soll da „asymmetrisch“ sein und< woher kommt der Schwach… mit den Ab- und Abwesenden? welche kleine Umfragefirma hat sich denn hier was gebastelt und rein technische Randbedingungen zum Entscheidungskriterium machen wollen, ist das BWL-mediale Sprache? Ist wohl besser, du vergißt das alles und holst dir mal ein richtiges Lexikon, meinetwegen auch ein Philosophisches (das sind solche Kategorien).
Und nicht vergessen:
Wenn du Anschluß hast im Telefonat, hast du eine erfolgreiche Kommunikation erlebt, aber leider noch keinen Deut INFORMATION, dazu mußt du noch den Mund aufmachen und in Sprache das codieren, was du an Information absetzen willst – und nun prüfe mal, was du da von dir gegeben hast.

Das Internet ist ein Masseninformationsmittel von, für, mit und gegen Massen.

Das Internet ist ein Massenkommunikationsmittel, da es nur über massenhafte Verbindungen und Datentransport von, zu und für Massen definierbar ist, und zwar wieder von, zu und durch Massen.
Das Internet ist ein universelles
MASSENMEDIUM, da es sowohl als
MASSENINFORMATIONSMITTEL wie als
MASSENKOMMUNIKATIONSMITTEL
zu definieren ist und sich selber wie alle anderen Massenmedien nutzt, was auch umgekehrt zwischen diesen gilt.

Dabei ist die Bezeichnung "Massenmedium" kein Fachtermini sondern lediglich der umgangssprachliche je nach Gustus des Benutzers diffuse Versuch, mangels medialer Fachkenntnis unter Umgehung der Fachtermini örtlich begrenzt eigenwillige Individualverständnisse zu postulieren.
Das erfolgt offenbar in der Hoffnung, damit bestehende eindeutige aber unangenehme Fachverständnisse allmählich über mainstream, Alltagspublizistik und schnellen Marktpushaktionen im Boulevardbereich zu unterlaufen, um an diese Kriterien nicht gebunden zu sein.

INFORMATION bleibt INFORMATION und KOMMUNIKATION bleibt KOMMUNIKATION.

Wer in diesem Fachbereich forschen und weiterkommen oder etwas erklären möchte, sollte wissen, daß dies keine Kategorien der sozialen Theorien sind sondern zentrale Kategorien der allgemeinen Systemtheorie und damit der Philosophie.
Er müßte sich dazu in dieser Beziehung von den unsauberen und verfälschten weil nicht durchdachten und nur nach "Paßfähigkeit" geschnitzten und nirgendwo wissenschaftlich erarbeiteten veralteten Begriffsanwendungen lösen, die z.B. auch Luhmann leichtfertig durch seine "soziale Systemtheorie" ballancierte.
Es gilt, Fehlbeurteilungen und Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Eine davon wäre die aus Stückwerkwissen aklamierte und nicht beweisbare nutzlose Bemerkung, das Internet sei kein Massenmedium – Wem nutzt diese sachlich und sprachlich unhaltbare Radebrecherei?

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Dennis
>Ich denke Luhmann koppelt seine Aussage nicht an den Begriff der Masse, sondern an den Begriff der “Kommunikation”. Das Internet ist deshalb kein MM, weil es zu einer bestimmten Zeit unterschiedliche Kommunikationen zulässt. …Ich denke aber, dass diese Definition, also dass das Internet kein MM ist nur systemtheoetische Relevanz hat.<
Ja natürlich hat sie das, was denn sonst?!!
Hier wird nur über die vorgebliche "soziale" Systemtheorie geredet!
Was soll da das "nur" ? ?

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Dennis
>Damit erst ist der Nutzer des Internets im Gegensatz zum klassischen Zeitungsleser aus seiner “Massenhaftigkeit” entlassen. Und das ist eben nicht nur von systemtheoretischer Relevanz.<

Habe ich das richtig verstanden:
Die facebook- generation wurde nach deiner Meinung "erst mit dem Internet aus ihrer Massenhaftigkeit entlassen" ?
Möchtest du das, ohne daß wir weiter ausholen müssen, nicht lieber noch einmal durchdenken ?
Da ich sehe, daß systemtheoretische Relevanz für dich offenbar eine "nur"- Relevanz ist und eventuell die soziologische Sicht deine Position ist, muß ich dir leider mitteilen, daß die Systemtheorie eine Wissenschaftstheorie ist, also eine, an der auch soziologische Sicht eine Orientierung abzuholen hat, was da nicht greift, kann auch soziologisch nicht greifen – umgekehrt: was systemtheoretisch als allgemeingültig oder nutzbar erkannt ist, kann soziologisch nur vion Nutzen sein. Erst muß die systemtheoretische Relevanz "stimmen" dann kann das auch eine soziologische, oder eine publizistische, oder eine medialmarktpolitische.

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Thomas
>Und Sulzberger ist nicht irgendein Hombach, sondern der Typ, der die beste Zeitung der Welt besitzt.<

ja und?
Was hat denn der Geschäftsmann systemtheoretisch oder sozilogisch Bedeutsames (hier: bei Interview Luhmann – Massenmedien) abgesondert, meinetwegen in seiner "besten Zeitung der Welt"
Was will der Dichter damit sagen?

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Redaktion Carta
Du brauchst dich doch nicht genieren, kannst doch ruhig auch hier wiedergeben, was in deinem Link erfahrbar ist! Ich mach das mal n‘ bischen jetzt für dich:

>Luhmann hat mit seinen Reflexionen zur Realität der Massenmedien den Zeitgeist der 1990er-Jahre nicht mehr so ganz getroffen. Es war ein Zeitgeist, dem es immer weniger darum ging, Primärerfahrung gegen Medienerfahrung auszuspielen, und immer mehr darum, die Möglichkeiten einer neuen Medienkultur auszuloten.<
Bravo.
Das Dumme daran ist, daß auch einige hier das immer noch nicht bemerkt haben, eben sich anstrengendeLuhmann-Jünger, machen es wie er: merken zu spät, daß und was bereits etwas völlig Neues unterwegs ist …
Jungs, ihr müßt euch sputen.

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Zementblog

Hallo Zementblog! h a l l o – aufwachen –
bevor der Zement hart ist,
dann mußt du das hier ewig mit rumschleppen:

…] “… kein Massenmedium, denn es ist ja gerade
*keine einseitige technische Kommunikation*, sondern kann individuell genutzt werden. (Niklas Luhmann) […]
Wenn Luhmann das bis ins hohe Alter schon nicht verstanden hat, das mit der INFORMATION (und dem Informieren) und der KOMMUNIKATION (dem Verbinden und Transportieren von Daten) und dem UNTERSCHIED zwischen beidem, deshalb zwingt dich doch niemand, ihn nachzuplappern, wo er sogar dicke Tautologie absondert: Kommunikation ist immer (nur) Technik (der INFORMATION), schon mal technische Technik gesehen? So „schwitzte“ sich Luhmann medientheoretischen Krimskrams aus. Da er nie darin sich mühte und das forschte, ist wohl nix von ihm dazu verwendbar.
Dazu gehört auch seine Sicht zur „einseitigen Kommunikation, die es aufgrund der Zweiseitigkeit einer jeden Verbindung (Kommunikation) nicht gibt. Ist an anderer Stelle hier schon reichlich ausgeführt.
Ein Rat:
Zitiere ihn lieber nicht so oft, sonst kann man annehmen, daß du diesem krausen PillePalle folgst, besonders nicht, wenn es um Systemtheorie oder Medien geht.

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Ulf J. Froitzheim
Bravo, hast du präzise formuliert – im Gegensatz zum Luhmann.

Sieht fast so aus, wie damals die im Osten immer Lenin zitieren mußten – und ihn nie verstanden haben, obwohl der doch auch mit L anfängt, wie Luhmann, ob der deswegen so kultig frisiert wird?

Lusru
Lusru
13 Jahre zuvor

@Social Media
Was ist das?
Dein Text steht schon mal drin hier, er wird damit weder richtig noch wichtig, indem er wiederholt wird. Schau nach, was es zur „erstveröffentlichung zu sagen gab, es ist alles leider unbrauchbar, weil falsch, was du schreibst.

trackback
12 Jahre zuvor

[…] Interview mit Niklas Luhmann: ?Das Internet ist kein Massenmedium? Vor zehn Jahren starb der Soziologe Niklas Luhmann . Im Januar 1997 besuchte ich Niklas Luhmann in seinem Haus in Oerlinghausen bei Bielefeld und interviewte ihn zu seinem Buch „Die Realität der Massenmedien“, das damals gerade herausgekommen war. Ich begegnete einem älteren Herrn der von ausgesuchter Höflichkeit und – wie nicht anders zu erwarten – schneidendem Intellekt war, in einem Haus, das einen nur tieftraurig stimmen konnte, denn es wirkte unbelebt. <b>Social epistemology </b> is a broad set of approaches to the study of knowledge , all of which construe human knowledge as a collective achievement. Another way of positioning social epistemology is as the study of the social dimensions of knowledge. [ 1 ] One of the enduring difficulties with defining social epistemology is defining what knowledge means in this context. There is also a challenge in arriving at a definition of social which satisfies academics from different disciplines. [ 2 ] Social epistemologists may be found working in many of the disciplines of the humanities and social sciences , most commonly in philosophy and sociology . […]

rudy
rudy
7 Jahre zuvor

@lusru

Auf der Suche nach *original*-Luhmann-Texten gelangte ich auch auf diese Seite. Während ich das (Kommentare) hier so durchlese, bestätigt sich (mir) mein langgehegter Verdacht: besser isses Luhmann zu lesen, statt über Luhmann zu lesen. Dieses ehlende hin-und-her, das für-und-wider bringt rein garnichts, außer daß mancher von Luhmann abgeschreckt wird, was ich nicht nachvollziehen kann. Das ist genauso wie Opel-Fahrer sich über BMW-Fahrer auslassen, im Brustton der Überzeugung. Und wenn man da in die falschen Kreise gerät, dann kann es passieren, daß man sich auch ein Opel anschafft, obwohl vielleicht möglicherweise ein BMW viel besser taugte, für diese eine ganz bestimmte verunsicherte Person. Man, den Opel-Fahrer gönne ich doch nach allem was mir möglich ist, ihren Opel. Wär ja noch schlimmer, wenn alle BMW fahren würden. Wobei ich Opel und BMW als Platzhalter für jede beliebige Automarke verstanden wissen wollen würde. Also keine Schleichwerbung für KFZ. Für Luhmann schon…

Auch wenn Luhmann mitunter schwer ist und Zeit braucht, ich lese ihn mit Gewinn, z.B.:
1. Erkenntnis als Konstruktion
2. Beobachtungen der Moderne
3. Die Moral der Gesellschaft
4. Liebe als Passion
u.v.a.

Diese forciert einseitigen Kritiken können zumeist gar nicht beeindrucken, weil der Standpunkt, da wo jemand steht, kaum ausschlaggebend für MEIN Interesse sein kann, weil er eben einfach woanders ist. Im Gegensatz zu dem was ich hier lese, ausgenommen das viel zu kurze Interview (war ursprünglich wohl wesenlich länger und umfangreicher, wenn ich mich nicht irre), habe ich bei Luhmann, nicht das Gefühl von Zeitverschwendung erlebt. Zeitverbrauch, ja. Verschwendung, nein.
Daß es neben (und davor und danach) Luhmann auch andere gute Theoretiker gibt, war damit mitnichten in Abrede gestellt. Aber schlechte Theoretiker gibt es wie Sand am Meer, will mir scheinen. Den Unterschied herauszufinden, ist wohl die vornehmste Aufgabe einer jeden ICH-Autorität und niemandem sonst.

Jeder Widerspruch ist zwecklos.

Ines C.
Ines C.
7 Jahre zuvor

Ja, ich lese ihn auch immer noch mit Gewinn und danke für das Ausbuddeln dieses Interviews! Hätte Heiko Mass es mal vor seinem Maulkorb-Erlass aka "Säubert das Internet" gelesen. Wenn Informationen fiktional werden, regelt das der Markt. Ich glaube, wir lernen das, wenn wir als Internetnutzer erwachsen werden, auch ohne Inquisitionsbehörde.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@rudy 12. Juni 2017 um 00:22
meinte
>@lusru
Auf der Suche nach *original*-Luhmann-Texten gelangte ich auch auf diese Seite. Während ich das (Kommentare) hier so durchlese, bestätigt sich (mir) mein langgehegter Verdacht: besser isses Luhmann zu lesen, statt über Luhmann zu lesen.<

Ich stimme Ihnen zu und füge an:
Bevor jemand etwas (z.B. "(Eigenbau)Konstruktionen" von Luhmann) über Systeme und Theorien dazu liest, sollte man wohl den Erfinder, besser Entwickler DER Systemtheorie, der "Allgemeinen Systemtheorie", gelesen haben, um ein Bild zu bekommen, was denn ein System (Ganzheit) überhaupt ist, warum für jede Systemvorstellung grundsätzlich die KOMPLEXESTEN SYSTEME, die Mensch erleben kann, nämlich die BIOLOGISCHEN und damit Mensch selber (spätestens im/über den Plural damit auch als SOZIALE SYSTEME !!) die MUSTER sind.
Und zwar die Muster der Forschung wie der Beschreibung wie der weitergehenden Verständnisse dazu, aus denen erkennbar wird:
Sogenannte geschlossene System (damit auch "operativ geschlossene" bestimmter Konstruktivisten und selbsternannter "Sozial-Kybernetiker") sind als konstruierte Amputationen des Ganzen zum Stillstannd verurteilt, können keine Arbeit mehr verrichten, keine Bewegung erzeugen (oder solchen begegnen), weder nach innen noch nach aussen, weil der AUSTAUSCH von Material, Energie und Information (die wesentlichsten ELEMENTE einer Ganzheit / Systems) nicht mehr möglich ist.

Geschlossene Systeme, auch "operativ gedacht geschlossene", sind damit weder in der Lage sich zu erhalten, noch zu entwickeln, noch neben anderen Systemen überhaupt zu existieren – sie sind dem Tod, dem Untergang, der Einverleibung durch andere Systeme verurteilt.
Deshalb kann nur ein austauschfähiges sich selbst regulierendes System mit bekannten und erkennbaren eigenen Grenzen und Strukturen und systemisch gesteuerten / systemisch ausreichend geöffneten Schnittstellen überhaupt existieren.

Aufgrund dieser von Prof. Dr. Ludwig von Bertalanffy wissenschaftlich erforschten und beschriebenen Erkenntnisse zum Allgemeinen Charakters dieser und weiterer Eigenschaften aller Systeme / Ganzheiten in seiner Allgemeinen Systemtheorie
ist es nonsens, besonders in der Biologie, also im Bereich des Lebens und damit im sozialen Bereich irgendwelche "Konstruktionen operational geschlossener Systeme" zu installieren und damit sinnvoll zu hantieren, da das dann KEINE Systeme, keine sich selbst regulierenden GANZHEITEN (im erforderlichen systemischen Umfang) mehr sind und nur völlig falsche und fragwürdige Schlussfolgerungen entstenen können.
Soziale Systeme aller Art existieren ausschliesslich als biologische oder nicht.

Dass das nicht nur in der Biologie so läuft, konnten Sie im Sozialbereich beispielsweise an dem Geschlossenen System der DDR (und anderer) bestens beobachten:
Es fehlten die für ein intaktes System erforderlichen systemisch gesteuerten ausreichend geöffneten Schnittstellen zum ausreichenden Austausch von Material, Energie und Information. Das nicht nur nach aussen hin, sondern besonders auch im systemischen "Innenleben" zwischen den Elementen und Komponenten dieses Systems.
Eine Selbstregulierung war nicht mehr möglich, was zu einem inneren Vakuum des Austausches führte, das den Platz schuf für neue Elemente und Komponenten und deren andersartige systemische Bewegungen.
Folge:
Allgemeiner Stillstand, keine Entwicklung, keine Erhaltung und Implosion als Ganzheit, Verschwinden aller Bestandteile in einem benachbarten Offenem System.

Was selbstverständlich kein Alleinstellungsmerkmal einer Ganzheit DDR war, ist.

Man beobachte allein das fehlgeleitete Gefummele zur Herstellung EINES STAATES EU, einer Ganzheit EU:
Sobald die ursprünglichen tragenden Teile des "neuen Ganzen" , die Elemente und Komponenten ihrer jeweiligen eigenen systemischen Aufgabe der funktionstüchtigen Selbstregulierung des AUSTAUSCHES nicht mehr gerecht werden können, da ihre Grenzen, selbstregulierten / regulierenden Schnittstellen und Strukturen und damit die zur Bewegung treibenden Systemeigenschaften überflüssig gemacht werden, gibt es in der neuen GANZHEIT EU keine Elemente und Komponenten mehr, die sich selbstregulierend einen Verbund von Ganzheiten tragen, sichern und entwickeln können, ein derartige (!!) Ganzheit EU wird ein leeres Gewölbe ohne trafähige Pfeiler.

Bisher hat noch niemand es sinnvoll gewagt, geschweige fertig gebracht, mit Luhmannschen Zettelkastentheorien "konstruktivistisch" auf das soziale System EUROPÄISCHE UNION (es ist nur eine soziale GANZHEIT – oder keine) zu schlussfolgern – es geht nicht, da her Luhmann sich nirgendwo mit sozialen Ganzheiten befasst.

Ich empfehle Ihnen daher, vor der Lektüre des Finanzbeamten Luhmann und seinen etwas kruden "operativ gekappten" Systemvorstellungen sich mit dem Handwerkszeug der Systemwissenschaft vertraut zu machen und die Allgemeine Systemtheorie des Ludwig von Bertalanffy zu lesen, eines der weltweit profundesten Wissenschaftlers im Bereich der Evolutionsforschung, der Systemforschung und der Philosophie zu lesen, falls Ihnen systemische Erkenntnisse (in welchem Fachbereich auch immer) am Herzen liegen.
Selbstverständlich könnte man DANACH, wenn noch Bedarf besteht, auch den eigenartigerweise fast nur von (radikalen) Konstruktivisten gepriesenen Herrn Luhmann samt seiner Konstruktion "Soziale Syswtemtheorie" den gewonnenen Erkenntnissen zur Prüfung unterziehen und sich nicht wundern, wenn dort weder von Systemen als Ganzheiten (!!) noch von Systemen im eigentlichen Sinne die Rede ist.
Konstruktivistische Modellierungen sind bekanntlich nur im jeweiligen beobachtenden Konstrukteur existenzfähig und daher nicht vergleichbar mit sozialen Systemen, Modellen des Lebens, des Zusammenlebens, die wohl etwas mehr Realität in sich bergen.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@Ines C. 12. Juni 2017 um 10:30
Korrekt, was Sie da in den Raum (Netz!) werfen:
>Hätte Heiko Mass es mal vor seinem Maulkorb-Erlass aka "Säubert das Internet" gelesen.<
Noch sinnvoller wäre es, wenn der Herr Minister Heiko Maas mal mit der Allgemeinen Systemtheorie des Bertalanffy und seinen dort erklärten offenen Systemen in Berührung gekommen wäre, es wäre ihm sicher weit mehr zur Behebung dieser Mängel eingefallen – jedoch nicht das, was Schnittstellen systemstörend schliesst statt öffnet, was Schnittstellen systemgerecht geöffnet hält und AUSTAUSCH fördert statt unterbindet, zur Debatte stellt, statt sich wieder einen Schritt auf ein Modell der Schulen des vorigen Jahrhunderts der Geschlossenen Gesellschaft hin zu bewegen.
Irgendwie erinnert das doch zu sehr an die Hilflosigkeit und Einfallslosigkeit der DDR-Sekretäre, als sie merkten, dass etwas nicht mehr stimmt und rigide fix mal noch mehr verschlossen werden sollte

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

Nachtrag:
Ob der Herr Maas da gerade die Vorstellung von einem operational geschlossenem System verwirklichen will?
Die Zeichen deuten darauf hin.

rudy
rudy
7 Jahre zuvor

@Ines

hallo Ines,

"Ja, ich lese ihn auch immer noch mit Gewinn " ist die schönste Empfehlung für Luhmann!

Mehr braucht es doch nicht. Auf das "Ich" kommt es an, bei Luhmann ganz besonders und nicht auf die vielen Maasmännchen unter uns, die immer "meinen" (im Brustton der Überzeugung. s.o.) was andere zu tun und zu lassen hätten. Dabei demonstrieren diese Maasmännchen fortwährend nur, daß sie selbst nicht "verstehen" (vgl. z.B. Luhmann & Schorr: Zwischen Intransparenz und Verstehen), wie der Hase läuft. Welch eine gigantische Verschwendung an klimatischen Bedingungen.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@rudy 12. Juni 2017 um 21:47
>hallo Ines,
"Ja, ich lese ihn auch immer noch mit Gewinn " ist die schönste Empfehlung für Luhmann!
Mehr braucht es doch nicht. Auf das "Ich" kommt es an, bei Luhmann ganz besonders<

So, so, welches "ich" ist bei Luhmann da wohl gemeint?
Das nicht real existierende sondern sich nur in der nicht realen Vorstellung eines nicht realen Beobachters und damit nur virtuell konstruierte "ICH" – oder hat Luhmann noch ein anderes?
Irgendwie zeigt diese Formulierung, dass Sie wohl weder den Luhmann, noch Ihr eigenes "Ich" noch systemische Theorie verstanden haben, vom "Sozialen" erst recht nicht zu reden.
Da läuft wohl weder bei Ihnen noch bei Luhmann noch bei Maasmännchen überhaupt etwas, geschweige ein Hase, und erst recht nicht "Zwischen Intransparenz und Verstehen", wo bekanntlich UNTERSCHIEDE als INFORMATION von KOMMUNIKATION transportiert werden müssen und dazu zuvor ein "GEMEINSAMER INFORMATIONSVORRAT" (Fachbegriff) hergestellt sein muss.
Und "Verschwendung an klimatischen Bedingungen" ??
Seit wann lassen sich Bedingungen verschwenden??
Sollten Sie allerdings vom Thermodynamischen Gleichgewicht gesprochen haben, als Bestreben jeder systemischen Entität, jeder Ganzheit, jedes Systems (und damit auch der sozialen als zugleich biologische Ganzheiten), das die Ursache jeder Bewegung in jedem System ist, dann seien Sie gewiss, auch das lässt sich nicht "verschwenden", es handelt sich da um ein Naturgesetz, bis zu dem der Herr Luhmann noch nicht vordrang in seiner "operativ geschlossenen Systemstolperei".
Das Internet ist allein bereits daher als Entität, als GANZHEIT, ein Medium für Massen, also ein Massenmedium – nur halt leider nicht so, wie der Herr Luhmann das damals verstand und versuchte zu, "radikal zu konstruieren"

Jan Fock
7 Jahre zuvor

Vielen Dank für das Interview. Ich möchte darauf hinweisen, dass das Internet zum Zeitpunkt des Interviews ein anderes war, als es das heute ist. Es steckte statistisch in den Kinderschuhen, 1995 hatten 95% aller Haushalte einen Fernseher, 1998 hatten ca. 9% aller Jugendlichen ein mal wöchentlich zugriff auf das Internet. 2003 hatten schließlich mehr Menschen in Deutschland Internet als nicht. 1994 kam Spiegel online, einen Tag später das Time-magazine. Dass Niklas Luhmann dieses Medium in seiner Wirkweise möglicherweise falsch deutete ist unter den zeitlichen Bedingungen möglich. Das ändert nichts an seiner genialität. Er starb übrigens weniger als zwei Jahre nach dem Interview, wenn ich mich nicht irre?
Auch verstehe ich die offenen Anfeindungen gegenüber Luhmann nicht. Die Systemtheorie bietet euch eine Perspektive, sie ist eine neue Art, beobachten zu können. Ich studiere seit 5 Jahren Philosophie und erachte Luhmann als große Bereicherung und als eine der letzte große Ikone unserer Zeit. Seine Werke sind alles andere als leicht verständlich und letzten Endes ist auch eine Zeitfrage, sich ihnen angemessen zu wittmen. Nur weil etwas nicht verstanden wird, muss es nicht scheiße sein. Diese respektlosen Kritiker sind Zwerge auf den Schultern des Giganten Luhmanns, ohne sich dessen bewusst zu sein. Meine Abschlussarbeit wird sich in einem Kapitel der Frage, ob das Internet ein Massenmedium sei, wittmen – insbesondere unter Beachtung der Luhmann'schen Perspektive. Ich könnte sie zum entsprechenden Zeitpunkt an dieses Kommentar anhängen, falls das erwünscht ist. Nochmals vielen Dank für das Interview, ich werde es verarbeiten 😉

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@Jan Fock 16. November 2017 um 15:12
Ja, das Internet ist heute in der Tat ein anderes als zu Luhmanns Zeiten:
Es ist (unter anderem) zu einem Medium der Massen (!) geworden.

Was sich jedoch seither und seit Bestehen des Universums nicht verändert hat (dankenswerter Weise), sind die generellen Bedingungen und funktionalen Beziehungen zur Entstehung, Erhaltung, Entwicklung und Untergang von Systemen, von Ganzheiten, auch wenn dazu im Zettelkasten des Herrn Luhmann eine grosse Leere klafft.
Aus den Kommentaren der Luhmann-Apollogeten wird stets schnell deutlich, dass dessen Geistesprodukte und virtuelle Konstrukte offenbar die einzigen sind, die man sich zum Thema bisher versorgt und betrachtet hat.

Strikt von mir weisen muss ich, dass hier "offene Anfeindungen gegenüber Luhmann" stattfanden:
Wer sich auf den Sportplatz des wissenschaftlichen Streitens begeben will, muss auch sportliche und harte Gegnerschaft sinnvoll ertragen können, besonders, wenn mann schon seit 5 Jahren Philosophie studiert – haben Sie da auch universell oder nur auf der Tribüne Luhman und radikaler Konstruktivismus herumgestanden?

Sie sagen "Die Systemtheorie bietet euch eine Perspektive" – ja! Richtig.
Nur dann muss es auch
DIE Systemtheorie
(der Systemtheorien)
sein, und nicht laienhaft im Geiste eines Finanzbeamten vorgestellte Dampfplauderei, die weder ein System, noch dessen Bedingungen, noch Information als Hauptgegenstand allen Systemischen noch Soziales noch Soziale Systeme erklären können oder meinen, diese von ihrer biologischen Substanz trennen zu können, weil nicht begriffen, dass Soziale Systeme Subsysteme biologischer Systeme sind, sein müssen, da es sie sonst nicht gäbe.
Ein Konstruktivist kann das jedoch leider nicht verstehen, da ihm jegliche Entität von GANZHEIT (System) nicht ins Konzept passt., weil da ja REALITÄT anerkannt werden müsste.
Jede Theorie, die eine eigene Begrifflichkeit samt speziellem Lexikon dazu, und das fern aller bestehenden wissenschaftlichen Deutungsinstrumente, benötigt, um überhaupt erkannt zu werden, ist von vornherein wissenschaftlich fragwürdig.

Ja, DIE Systemtheorie anstelle der (Luhmannschen Verschraubungen) ist sehr wohl Hilfe in allen Studien- und Lebenslagen, sofern die einfachsten Grundbedingungen bekannt sind.
Darüber hinaus sollten Sie also als angehender Wissenschaftler korrekte Bezeichnungen verwenden:
Luhmann hat nie
"die Systemtheorie"
erfunden, sondern er legte Wert darauf, dass er die
"Soziale Systemtheorie"
aufstellte, was bei der Vielzahl völlig divergierender Systemtheoriechen ein erhebliches wesentliches Merkmal sein sollte, wenn man ernsthaft darüber reden möchte, auch wenn Luhmann sich mit tatsächlichen sozialen Ganzheiten (als hochkomplexe systemische (auch kybernetische) Konglomerate biologisch-sozialer Gegebenheiten) nicht befassen wollte …

So empfehle ich Ihnen allen das Studium realer Fachliteratur, und zur Umgehung der englisch- und französisch- sprachigen Originalausgaben der "Allgemeinen Systemtheorie" des Prof. Ludwig von Bertalanffy (ein Philosophie-Kollege von Ihnen) heute den Philosophen
Prof. Dr.-Ing. habil Günter Ropohl mit:
"Allgemeine Systemtheorie – Einführung in transdisziplinäres Denken"
by edition sigma Berlin 2012

Systemisch Denken heisst tranzdisziplinär Denken (und forschen), und nicht im eigenen Zettelkasten von Virtualitäten trullern um die eigene Achse.

Damit unterlasse ich mal jede weitere Diskussion, da im blog eh nur Palaver, der Bertalanffy sprich Ropohl kann das weit besser, auch was die nur rein konstruktivistisch erfassbaren Vorstellungen des Herrn Luhman angeht.
Lesen, lesen, vor allem, bevor dazu ein Fachabschluss ansteht

Ines C.
Ines C.
7 Jahre zuvor

@Jan Fock: ich würd mich über Infos zu Ihrer Abschlussarbeit sehr freuen. Das Thema schien mir auch sehr aktuell. Und wär doch ein schönes Geschenk zu Luhmanns 90. 🙂
@Lusru: Offenlegung – ich habe Niklas Luhmanns System nicht verstanden. Aber damit scheine ich mich in guter und zahlreicher Gesellschaft zu befinden. 😉 Ich bin auch keine Soziologin, insofern kann ich nur interdisziplinär plaudern. Dabei fiel mir auf, dass seine These "Öffentlichkeit ist nur der Heilige Geist des politischen Systems" für die Epoche der digitalen Revolution durchaus noch mal bedacht werden könnte und sehe Herrn Focks Beitrag mit Spannung entgegen. Als Beobachterin des Systems fühl ich mich dabei ganz wohl in meiner Haut, auch wenn Sie mir vermutlich die Anschlussfähigkeit absprechen. Beste Grüße Ines

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@Ines C. 7. Dezember 2017 um 12:45
Nein, Ines, ich spreche Ihnen nicht die Anschlussfähigkeit ab, im übrigen: niemandem, bestenfalls eine Anschlusswilligkeit.
Sie sehen sich als Beobachterin "des Systems" – welches meinen Sie, es gibt Millionen und mehr davon. Wenn Sie statt dessen den synonymen Begriff GANZHEIT verwenden, fällt Ihnen die Antwort sicher leichter.
Und:
"Öffentlichkeit ist nur der Heilige Geist des politischen Systems" ist leider NUR der linkische ironische Versuch eines Mannes, der Öffentlichkeit aus seinem Denken verbannen wollte, es aber nicht schaffte;
er plauderte – als Basis seiner Theorien – von "operational geschlossenen Systemen,", obwohl auch schon zu Beginn seiner Zettelkastelei jedem Systemtheoretiker bis zu Herrn Popper geläufig war, dass ein System NUR als offenes existieren kann, als eine selbständige Ganzheit mit bekannten Grenzen und darin systemisch kontrollierte offene Schnittstellen zum AUSTAUSCH von Material, Energie und Information, da es ansonsten implodiert, explodiert oder von Nachbarsystemen einfach gechluckt wird, dass geschlossene Systeme wo auch immer ihre eigene innere Thermodynamik nicht erhalten können und zugrunde gehen. (Im "sozialen" Bereich z.B.: Geschlossene Gesellschaft DDR !)
Darüber hinaus gab und gibt es "das" politische System nie und nicht, sondern stets derer viele, sogar innerhalb einer Gesellschaft – oder es sind eben keine Systeme Wie bei Luhmann, s.o. weil ohne Grenzen, ohne Schnittstellen, ohne permanenten systemisch erforderlichen Austausch – also: operativ "geschlossen")
Darüber hinaus ist genau die Allgemeine Systemtheorie des Ludwig v. Bertalanffy genau zu dem Zwecke erschaffen worden, dass mann sich interdisziplinär und dennoch systemisch transparent wie spezifisch vertiefbar verständigen kann, vorrangig im wissenschaftlichen Bereich – was Luhmann mit der ärmlichen Beschränkung auf angeblich "soziale" Systeme samt der diesbezüglich von ihm entwickelten Spezialsprache in Lexika-Stärke genau unterbinden wollte, da sonst z.B. Physiker und Biologen wie Psychologen seinen Kram druchschaut und hinterfragt hätten, weil sie über geeignetes geistiges Werkzeug verfügten mit der "Allgemeinen…"
"Als Beobachterin des Systems" – existieren Sie laut dem radikalen Konstruktivisten Luhmann nicht, da dort nichts real existiert, nur Beobachter, die Beobachter beobachten um Beobachter zu beobachten – Luhmanns Systemvorstellung benötigt einen nicht real sondern nur virtuell imaginär existenten Baobachter, um System zu sein oder zu haben.
In der Allgemeinen Systemtheorie ist (vgl. o.) jede Ganzheit selber der eigene Beobachter also die zentrale Funktion und BESTANDTEIL des Systems, der innere und äussere Veränderungen (UNTERSCHIEDE) wahrnimmt und die so gewonnenen Informationen zum systemischen Eigennutzung verwendet – oder: wegen Unfähigkeit dazu zum "geschlossenen" System wird und erlischt als solches.

Man denke sich was dabei, auch auf die gegenwärtige politische Grosswetterlage wie auf soziale Bedingungen der Gesellscheft, von Gruppen und Einzelnen bezogen …
Schön, dass Sie sich interessieren.

rudy
rudy
7 Jahre zuvor

@Jan Fock: Sehr gerne bin auch ich an Deiner Veröffentlichung interessiert.

Ganz im Gegenteil zu, Zitat: "Diese respektlosen Kritiker sind Zwerge auf den Schultern des Giganten Luhmanns, ohne sich dessen bewusst zu sein." Was ja noch relativ freundlich formuliert ist. Aber lesen muß man besagte Kritiker ja nicht, denn auch sie schmoren ja nur im eigenen Saft, wenn ich Luhmann da richtig verstehe.

Dirk Baecker sagt übrigens zu/über Luhmann, daß er 1. der Moderne ein Denkmal gesetzt hat, wenn wir uns wahrscheinlich auch auf dem Weg in eine nächste "Gesellschaft" befinden und 2. auf die Frage, ob Luhmann für die Öffentlichkeit tauge: hauptsächlich sei Luhmann ja ein Soziologe gewesen, aber nach Luhmann´s eigener Aussage könne man ihn immer dann zu Rate ziehen, wenn alles andere nicht mehr hilft.

Sowas gefällt mir. 😉

Viele Grüße
rudy

rudy
rudy
7 Jahre zuvor

… wollte ich noch nachliefern ….
http://www.radiobremen.de/mediathek/audio45996-popup.html

Grüße
rudy

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Lusru, Fock, rudy
Ihre Beiträge könnten dazu beitragen, daß "man" sich über den -relativ kleinen?- Kreis fachwissenschaftlicher Interessierter und Involvierter hinaus mit Luhmann beschäftigt -'mal wieder und gründlicher als bisher?
Ich freue mich auch deshalb, Ihre Beiträge hier lesen zu können.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@rudy
Danke für die "Nachlieferung" des Links
http://www.radiobremen.de/mediathek/audio45996-popup.html

Der dort Herrn Luhmann auf hohem wissenschaftlichen Niveau und mit süffisanter Intelligenz interwievende Medienwissenschaftler, Philosoph und Hochschullehrer Prof. Dr. Wolfgang Hagen ist einfach ein Ass, sowohl was die Medienwissenschaft, deren Philosophische Einordnung und entlockende Gesprächsführung zum Selbswiderspruch des Luhmann angeht.
Pausenlos wird vorgeführt, wie Luhmann sich in seiner eigenen "Konstruktivität" verstrickt und eigene zuvor geäusserte Vorstellungen in ihrer Widersinnigkeit (dabei selbst auch im Gespräch nicht erkennend) selbst widerlegt.
Typisches Beispiel:
Die Stelle im ersten Drittel des Gespräches, an der Luhmann de facto nicht umhinkommt, zu zugeben, dass er nicht (mehr) "an dieser Welt teilnimmt", weil er keinen eigenen Fernseher habe … (nach seinen zuvor selbst geäusserten Massstäben zur Nutzung von TV). Allerdings masst er sich dennoch an, "für die Gesellschaft" eine "soziale Systemtheorie" aufzuschreiben, in der es nicht um Menschen geht, sondern nur um Kommunikationen – ohne dar zu stellen, dass es eigentlich nicht um Kommunikation sondern um Information gehen muss und Kommunikation nur das technische Hilfsmittel ist
(Luhmann: Ich habe da jetzt das Problem verloren …).
Rundum:
ein peinliches Sammelsurium, das Herr Luhmann abstottert, das nur dank der enorm fachlichen und dennoch feinfühligen aber zügigen Gesprächsführungskunst des Herrn Hagen nicht als "gehobenes Konsternierungsdokument" ausartet:

"gibt es eine Realität?
Anwort Luhmann: Nein.
Gibt es eine Realität der Kunst?
Luhmann: Ja, spiralförmig …"

"Wo kommt die Triebkraft für Evolution her?
Luhmann: das kommt, aus dem System"
(obwohl es doch laut L. keine Realität gibt, also gar nichts aus nichts kommen kann …)

Luhmann: "… ich weiss nicht, ob jemand Interesse daran hat, in Afrika Demokratie zu haben …"
"Kann Ihre (System)Theorie irgendeine Aussage zum Werden und Zukunft der Gesellschaft machen?
Luhmann: Hm, hm, ich glaube nicht …"

"Woher kommen all ihre Bücher mit diesen Theorien, aus der Verzettelung ihrer Überlegungen und Gedanken – Zettelkasten? Wenn Sie lesen, verzetteln Sie sich sofort?"
Luhmann: Ja, deshalb dauert das Lesen bei mir sehr lange…"
mit vielen ironischen und daher entblätternden "Unterfragen" des Gesprächsführers, wie:
"Sie schreiben mit der Hand oder mit der Schreibmaschine?
Luhmann: Mit der Schreibmaschine",
also einem absolut real existierenden Gegenstand (wie die Zettel), obwohl doch laut Luhmann eine Realität nicht existiert …

Vergessen wir diese Wollknäuel wirrer Erklärungen, es lohnt nicht.
Dennoch:
Danke @rudy für diese tolle Ergänzung, hatte seinerzeit bereits das Gespräch auf Radio Bremen verfolgt und laut gelacht und die Brisanz des äusserst rücksichtsvollen Interwivers bestaunt.
Schade, dass zehn Jahre danach das Gespräch nicht wiederholt werden kann, was wäre das für ein Event.

rudy
rudy
7 Jahre zuvor

@Lusru

bitte, gern geschehen.

Deinen Kommentar habe ich "angelesen" (so die ersten 20 Sätze…) und dann wegen Unergiebigkeit abgebrochen. Mehr geht einfach nicht.

Ich kann Dir locker widersprechen, weil ich Luhmann verstehe in seinen Antworten. Das Problem ist ja, wenn jemand diesen Blickwinkel nicht hinbekommt (der Interviewpartner versteht Luhmann nicht), was will man da antworten? Er versteht es halt nicht. Das ist wie bei Dir. Ich halte Dich schlicht und ergreifend für einen waschechten Materialist (Ganzheit, Realität etc.). Hier ist ja eine Luhmann-freunliche Diskussion. Aber das kannst Du nicht akzeptieren. Ich frage mich nur, was Du davon hast hier wie ein Elefant im Porzelanladen, respektive wie ein zeitgenössischer linker Aktivist, respektive wie ein Zeuge Jehovas oder schlimmeres, Dich aufzuführen. Zu dem linken Aktivist gelange ich aufgrund Deiner provozieren langen Artikel. Ich glaube nicht, daß hier Pawlowsche Hunde lesen und so oft Du Namen oder Konzepte oder Begriffe bringst, das geht an Luhmann und demjenigen, der an Luhmann interesse hat, komplett vorbei. Was kann man daran nicht verstehen und akzeptieren und tolerieren. Woher weißt Du, warum sich jemand mit Luhmann beschäftigt? Vielleicht ist es eine Krankenschwester, die wenig verdient, und daher sich Bücher von Luhmann kauft (kosten ja nicht viel) um etwas über die Welt kennenzulernen. Der Appetit kommt bekanntlich BEIM Essen. Und so kann man nicht ausschliessen, daß die geplagte Krankenschwester nach einiger Zeit auch auf andere Autoren bzw. Denker aufmerksam wird, wie z.B. Dirk Baekcer oder Norbert Bolz oder Heidegger oder Robert Spaemann etc. etc.

Wahrscheinlich bist Du Habermasianer und kommst aus der Frankfurter Schule. Weil nur das kann Deine Impertinenz erklären. Darüber hinaus erinnert mich Dein Verhalten an die Stasi-Methode aus der ehemaligen DDR, weil deren Auftrag lautet Zersetzung! (Google – siehe Richtlinie 1/76). Ich habe die Zersetzung immer mit sog. "kritischem Diskurs" gleich gesetzt. Beide verfolgen das gleiche Ziel. Nicht Wissenschaft, Toleranz, das bessere Argument, Logik sondern inhaltsleere Behauptungen und den "Gegner", um nicht zu sagen den (Klassen-)Freind mundtot zu machen.

Ein Wissenschaftler bist Du nicht. Und wenn widererwarten doch, so wirst Du meine dezidierte Kritik wohlwollend ertragen (linke sind immer auch Masochisten) und ich fände es schade um das verschwendete Steuergeld.

… wie gesagt, die klimatischen Bedingungen…

rudy

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@rudy
"nicht alles gelesen, mehr geht nicht …" – meinst du den Luhmann oder mich?
Nach deinen vorausgegangenen Text glaubte ich, dass du dich in diesem Tonus schon eimal über Luhman-Literatur geäussert hast.
Ja, bestenfalls Literatur, leicht religiös-konstruktivistisch behaucht, aber fern jeder wissenschaftlichen Behandlung der Themen, mit hohen idealistischen Erwartungen.

Du darfst dich erkundigen, worin eine wissenschaftliche Betrachtungsweise besteht – und wirst das bei Luhmann nicht finden, wie in jeder Literatur.

"links"?
Wie kommst du denn darauf, kann es sein dass du auch nit weist, was links und dafür typisch ist?
Ich kann mit "rinks" und "lechts" nichts anfangen und benötige das nicht, um über die Strasse des Lebens zu kommen, da diese im Gegensatz zu "rinks" und "lechts" und "konstruktivistisch" immer real ist.
Nebenher: Der Konstruktivismus ist selbs der Versuch von "Linken", sich aus dem Nichtverstehen des Universums zu erheben … (lies mal nach, wer zuerst …)
Genau betrachtet ist der Konstruktivismus (im Besonderen des Herrn Luhmann) nicht Wissenschaft, sondern nur so angemalte Religion, eine Form von idealistischer Glaubenslehre.
"Materialist"?
Ja! Treffer, da hast du auch mal getroffen bei deinen Vermutungen.
Die materialistische und daher realistisch geprägte Betrachtungsweise ist die bisher einzige, der sich die Wissenschaft bedienen kann, um zu wissenschaftlich nachweisbaren Erkenntnissen zu gelangen.
Und "Elefant im Porzellanladen"? Wusste nicht und habe an deinen Kommentaren auch bishierher nicht erkennen können, dass du dich nicht aus wissenschaftlicher Interesse sondern aus mimosenhafter religiöser Anbetung mit Luhmann beschäftigst und dabei sogar zugibst, dass du ihn doch gar nicht so verstanden hast- das ist jedoch bei Luhmann eben so: Entweder du glaubst (ohne zu wissen) oder du verzweifelst an seiner Wirrungen.
Wer mit Luhmann in der Tasche und im Kopf im Netz spazieren geht, sollte stets einen Schal und einen Regenschirm bei sich tragen, zumal, was Sie wohl noch nicht wissen, ein blog keine Filterblase der Apollogeten sondern der Versuch des Gedankenaustausches ist – oder anderenfalls eben kein blog sondern ein Religionsbuch zum nur mitsingen.
Und "Zersetzung" beginnt mit der "Setzung": Man setzt Zeichen, Flaggen und Sichten, um für andere erkennbar und so diskurswürdig zu werden, und nicht um die Zeichen und Flaggen anderer zu "ZERsetzen" – da hast du sicher eine totalitäre Sicht auf Ansichten anderer,.
Und ja, das ging wohl Stasileuten auch so …, da teile ich deine Sicht, zumal diese Leute auch einen Konstruktivismus zu vertreten hatten – den ihrigen, von keinem verstanden, hohl und totalitär – was mich immer wieder gegen alles ähnlich Daherkommende aufbringt …
Wenn ich Dir das mitgeben darf:
Keine Erkenntnis kann auf die sofortige Skepsis und Zweifel daran verzichten, kann ohne "kritischen Diskurs" von Bestand bleiben, dieser Mangel ist es, der bei Luhmann die Fragwürdigkeit aufwirft und seine Sichten und Erfindungen so zum Hinterfragen auffordert.
Und "Frankfurter Schule" – das Monster aus dem vorigen Jahrhundert?
Zumindest war dort die grundsätzliche Skepsis und das Verlangen nach "kritischen Diskurs" involviert …
Nein, wenn du meinst, bei Luhmann wäre da "etwas über die Welt" zu erfahren, dann tust du mir leid.
Der Mann hat sich fast alle Jahre seines literarischen Schaffens laut eigener Aussage (bei Radio Bremen!) "von der Welt" verabschiedet, wusste also zum Zeitpunkt des Radiogespräches mit ihm schon seit Jahrzehnten nicht mehr, wie "die Welt" aussieht …
Und ja, "der Appertit kommt beim Essen", falls dir mein "Gericht" zu sperrig ist, so versuche es einfach noch einmal mit dem Radiogespräch, das Prof. Hagen mit Herrn Luhmann führte, aber VOLLSTÄNDIG und mit KLAREM Kopf !
Und falls dir das gegeben ist, achte mal auf die feine Ironie, die äusserst rücksichtsvoll fast satirisch Herausforderung, mit der Der Prof. Hagen dem Herrn Luhmann für die Hörer desen Widersprüchlichkeiten enlockt, dieser sich selbst nicht ahnend blamiert.
Nicht wieder mittendrin aufhören!

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

Um von meiner Person und meinen "subjektiven Leidenschaften weg zu kommen, hier die Antwort anderer auf "Systemtheorie Luhmanns":

Systemtheorie
→ Hauptartikel: Systemtheorie

Dies ist eine empirische Anwendung. Man versucht (lebende, soziale) Systeme zu beschreiben, die selbst-referentiell sein sollen. Der Begriff kann im systemtheoretischen Zusammenhang mit dem der Autopoiesis betrachtet werden.

Selbstbezügliche Systeme stabilisieren sich auf sich selbst und schließen sich darin von ihrer Umwelt ab. Dadurch gewinnen sie Beständigkeit und ermöglichen Systembildung und Identität. Selbstreferenzielle Systeme sind „operational geschlossen“; in ihren Prozessen beziehen sie sich nur auf sich selbst und greifen nicht in ihre Umwelt hinaus.
Sie reagieren nur noch auf Veränderungen in ihrem eigenen System. Die Ressourcenschöpfung ist unabhängig davon zu betrachten.

Politik
In der politischen Wissenschaft und Verfassungslehre nennt man selbstreferentiell ein politisches System, das die Bedingungen seiner Fortexistenz ständig aus sich selbst reproduziert.
Eine offene Gesellschaft ist nicht möglich,
sobald Machteliten nur noch ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten gehorchen.
In der Soziologie sieht man Selbstreferentialität als ein Merkmal des Parteienstaates.[1][2]
Der Bundesverfassungsrichter Peter M. Huber warnte, „dass das Wahlrecht, die Ausgestaltung der Politikfinanzierung, das Fehlen direkter Demokratie auf Bundesebene sowie die Organisationsstrukturen der politischen Parteien die Selbstreferentialität des politischen Systems begünstigen und die Sprachlosigkeit zwischen Bürgern und Politik verstärken.“[3]
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstreferenzialit%C3%A4t

Noch Fragen
über die "Nützlichkeit" und "Sinnhaftigkeit" der Luhmannschen "Systemtheorie"??

Walter Stach
Walter Stach
7 Jahre zuvor

Lusru, Rudy,
macht 'mal so weiter!
Der Disput beflügelt das Nachdenken über Luhmann, mit welchen Ergebnissen auch immer. Zumindest wird so "jedermann" mitbekommen, daß es den Philosophen Luhmann gab, daß "man" sich auch heute noch mit ihm befasst, befassen kann und daß es eine Herausforderung ist, sich mit ihm, mit seiner Gedankenwelt auseinanderzusetzen. Und solche Herausforderung sind um ihrer selbst Willen wünschenswert!

Ich kann als "Habermas-Fan" nicht nachvollziehen, warum mir wegen dieses "Fan-Seins" die Luhmannschen-Gedankenwelt unbegreiflich zu sein, mir fremd/befremdlich zu sein hätte.

Zudem, so meine ich, daß es zumindest nicht abwegig ist, sich gerade deshalb mit der Gedankenwelt eines Philosophen zu befassen, weil der von sich sagte, er habe sich "von der Welt verabschiedet hat"; im Gegenteil.Denn so hätte der Philosoph für sich , für seine Gedankenwelt eine Perspektive eröffnet, die eine ungewöhnliche und damit für mich besonders interessanter sein kann.
Zudem , so scheint mir, sind in einem philosophischen Disput Nützlichkeits- und Sinnhaftigkeitserwägungen grundsätzlich kritisch zu hinterfragen.
Und wenn "trotzdem so "erwogen wird", ist stets zu bedenken, daß Fragen nach der Nützlichkeit und der Sinnhafigkeit immer bezogen sind auf "etwas Bestimmtes" -auf ein Objekt, auf ein Subjekt, auf Subjekte oder auf Utopien, Visionen, politische Ideale, konkrete politische Ziele, abhängig von Raum und Zeit, vom Standpunkt des Betrachters, dh., Nützlichkeits -und Sinnhaftigkeitserwägungen sind stets(!) anzustellen im Bewußtsein ihrer Relativität.

Ines C.
Ines C.
7 Jahre zuvor

"Kommunikation ist unwahrscheinlich" (eine von Luhmanns Kernthesen) haben Sie allerdings mit Ihren Posts bestätigt, lieber Lusru.
Widersprechen muss ich Ihnen, wenn Sie sein System als "Religion" deuten. Ich versteh ihn als einen der un-religiösesten Denker, denen ich begegnet bin. (Religion ist meine Baustelle, sowohl akademisch wie praktisch). Spannend dazu ist sein Austausch mit dem Theologen Michael Welker.
Die Dysfunktionalität der Politik scheint mir nicht in ihrer Selbstreferentialität zu liegen, sondern in ihrer Kontrollillusion. Mir hat seine Beschreibung der Gesellschaft als ausdifferenziert dabei geholfen, zu verstehen, warum "Vernunft" keine Kategorie im politischen System ist. Die Erfahrung hätte mich sonst echt mutlos gemacht.
Herzlichen Glückwunsch noch an die Ruhrbarone, die einen solchen Austausch wie hier seit 10 Jahren möglich machen: wenn es Euch nicht gäbe, müsste man Euch glatt erfinden.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@Walter Stach
"… daß es eine Herausforderung ist, sich mit ihm, mit seiner Gedankenwelt auseinanderzusetzen. Und solche Herausforderung sind um ihrer selbst Willen wünschenswert!"
Richtig, sofern grundsätzlich JEDE derartige Herausforderung wünschenswert ist, will sagen, dgl. gilt natürlich auch in entgegengesetzter Richtung, die diese Gedankenwelt in den Bereich des Nonsens verweist.
Die Beschäftigung mit Luhmann und seinen menschenbefreiten teils geschlossenen Systemen von Kommunikationen hat nichts mit Habermaas ja oder nein zu tun, sondern einzig mit der Frage: Gibt es (z.B. auch) soziale Systeme, die "operativ geschlossen" existieren oder ist auch das nur eine virtuelle Vorstellung von Konstruktivisten, also fern jeder Wissenschaft.
Die Frage der "Geschlossenen" Systeme / Gesellschaften hat m.E. Popper ausreichend philosophisch erörtert: Sie sind stets zum Untergang verdammt, da ihnen entweder der systembedingte und daher permanente AUSTAUSCH von Masse, Energie UND Information fehlt (input wie output!) oder eine Trennung dieser systemwesentlichen EINHEIT des gtanzheitlichen Austausches dieser drei Komponenten (gedanklich oder praktisch) erzwungen wurde (Luhmann!).
Es geht also bei Kritik an Luhmann nicht um Details, sondern um die grundsätzlich falschen Denkansätze für gesellschafts (und alle anderen) Systeme, weil die prinzipielle Existenz- und Daseinsbedingungen von SYSTEM völlig ignoriert werden, also z.B. Luhmann ein nur ganzheitlich (!) existenzfähiges soziales System (Mensch, Gruppe, Gesellschaft als biologisches wie soziales System) nicht als solches erkannt und berücksichtigt hat. Damit sind seine weiterführenden Überlegungen Kaffeesatzleserei weil ohne sozialer Relevanz.
Es ist auch nichts dagegen einzuwenden, dass eine sich als Philosoph fühlende Person "für seine Gedankenwelt eine Perspektive eröffnet, die eine ungewöhnliche und damit für mich besonders interessanter sein kann.".
Sehr wohl ist etwas dagegen einzuwenden, dass eine auf derartig virrtuellen "freien" Geistesflügen beruhende Theorie sich anmasst, "DIE" "Soziale Systemtheorie zu sein, die auch noch an Universitäten etc. "gelehrt" wird, weil dann Schaden entsteht, gesellschaftlicher für Demokratie und Offenheit einer Gesellschaft (siehe mein Zitat aus der Wikipedia in #45 – Verhinderung demokratischer Offenheiten und Politik).
Und ja:
"Zudem , so scheint mir, sind in einem philosophischen Disput Nützlichkeits- und Sinnhaftigkeitserwägungen grundsätzlich kritisch zu hinterfragen.", besser: einfach zu unterlassen oder hintenan zu stellen!
Nur, wenn es um eine, besser "die" "Soziale Systemtheorie" geht, die Völkerstämmen politische und soziale Handlungsrichtwerte auf den Weg geben will, gilt das nicht mehr, da ist Schluss mit lustig, da eine solche "Theorie" ausschliesslich ihre "Nützlichkeit" dokumentieren will, ob nun mit der Zielrichtung, den Parteienstaat von DEmokratischem (offenen) Verhalten zu befreien und zu übermauern oder in naiver Ahnungslosigkeit, dass das auf diesem Weg die Folge sein muss, sei dahingestellt, jedoch nicht mehr nur als "philosophische Wahrheitssuche" eines Einzelnen zu betrachten.
In jedem "philosophischen Disput " ist das alles erlaubt, nur nicht in dem, der allen anderen Ansichten fast totalitär die politischen (falschen) Handlungsmuster und Betrachtungsweisen vorgen will mit so zentralen Lehr-Konstruktionen, die sich von allen realen gesellschaftlichen (sozialen!) Fakten lösen möchte.
Denn:
"Und wenn "trotzdem so "erwogen wird", ist stets zu bedenken, daß Fragen nach der Nützlichkeit und der Sinnhafigkeit immer bezogen sind auf "etwas Bestimmtes" -auf ein Objekt, auf ein Subjekt, auf Subjekte oder auf Utopien, Visionen, politische Ideale, konkrete politische Ziele, abhängig von Raum und Zeit, vom Standpunkt des Betrachters, dh., Nützlichkeits -und Sinnhaftigkeitserwägungen sind stets(!) anzustellen im Bewußtsein ihrer Relativität."
Und wer dazu mit "Systemen" hantieren möchte, darf sich in der wissenschaftlich erarbeiteten "Allgemeinen Systemtheorie" des Prof. Ludwig von Bertalanffy (auch von Prof. Ropohl bestens in deutsch dargestellt) kundig machen, wann denn überhaupt ein System wie existiert, "lebt" und sterben muss, was System ist – Das hat Luhmann offensichtlich verbummelt.

Lusru
Lusru
7 Jahre zuvor

@Ines #48
Die entscheidende Frage ist, WER WAS unter Kommunikation versteht.
Einige Kybernisten des vorigen Jahrhunderts (darunter auch zeitweise "radikal-konstruktivistisch" angehauchte), so auch ein gewisser Shannon, haben sich zunächst dieser Entität aus (anscheinend) rein technisch dominierter Betrachtungsweise bemächtigt und diesen VORGANG (etwas anderes ist Kommunikation nicht) zur Dominanz ihrer (!) Kybernetik erhoben. Andere berühmte Systemwissenschaftler, z.B. v.Bertalanffy, haben auf das Primat der Information verwiesen.
Einfach:
Wenn ich die Schiene und die Lok zum Wesen des Transports mache, orientiert sich niemand mehr auf den Inhalt, die Fahrgäste …
Das wurde einseitig excessiv sportiv betrieben, so dass sich Shannon schliesslich veranlasst sah, sich eindeutig selbst davon zu distanzieren, er habe eine "Informationstheorie" entworfen, denn "das sei NUR eine KOMMUNIKATIONSTHEORIE, und für den Entwurf einer INFORMATIONSTHEORIE sei noch sehr viel Arbeit erforderlich, z,B. WAS ist INFORMATION …"
doch Leute wie Luhmann und andere haben das bis heute nicht verstanden, was dieser kluge Mensch da schützend über seine Erkenntnisse verbreitete.
Die Kommunikation ist der Vorgang, mit dem die Substanz, die INFORMATION (die "Ladung") befördert wird, ist also nur die TECHNISCHE Verbindung zwischen Informationssendern und Empfängern, was bestimte Verhältnisse voraussetzt.
Wenn nun der Herr Luhmann in Verkenntnis der Information sich der Kommunikation zu wendet und diese (als rein technischer Verbindungsprozess) an die Stelle des nur ganzheitlich existenzfähigen biologisch-sozialen Systems Mensch setzt, ist bei ihm nicht nur einiges durcheinandergepurzelt, wie das bei Konstruktivisten eben gern mal "als "Selbstrefenz"?) zu betrachten ist.
Luhmann kann INFORMATION nicht erklären, an keiner Stelle, aber schwadroniert dazu.
So bezeichne ich die Luhmännschen Konstrukte nicht als Religion, sondern stelle fest, sie wurden / werden von ihm und seinen Fans religiös betrieben, also völlig fern jeder Wissenschaftlichkeit und realistischer Überprüfbarkeit.
Das haben auch die Apollogeten des "realsozialistischen Sozialismus" und deren "Marxismus-Leninismus"-Konstrukten so betrieben: wie religiös, ohne Fundamente und sich dabei mehr von ihren Apologeten entfernt, als je erwartet. Dazu haben sie den seinerzeit in Europa führenden Kybernetik-Wissenschaftler Georg Klaus (DDR) aus dem wissenschaftlichen Verkehr gezogen, weil erkannt wurde, dass seine Forschungen auf das Primat einer "offenen Gesellschaft" hinaus lief …
Auch bei Theologen und (echten) Marxisten betriebene Wissenschaft erleben wir diese oft als "unreligiös" betrieben, nach Kriterien der Wissenschaft, was bei Luhmann fehlt – Technokratie ist keine Wissenschaft.
Aus einer Technokratie des eigenen Denkens ("Der Zettelkasten DENKT für mich") ist nun mal leider keine Wissenschaft möglich, bestenfalls Verbalprodukte in religiös geschubsten Duktus.
Wenn Sie, liebe Ines nun in der Religion fachlich zu Hause sind, werden Sie viel von diesen Kriterien verstehen, so wie ich im Atheismus "zu Hause" bin und sehr wohl verstanden habe, warum es Religion gibt, geben sollte, welche meist vorteilhafte soziale Kraft sich dort findet, warum jedoch Religion nichts mit Wissenschaft zu tun haben kann, hat, und das allgemein so geachtet wird, als ein wesentliches Argument gesellschaftlicher VERNUNFT – die Triebkraft für jedes politische Handeln, sofern sie dabei als systemische EMERGENZ der Ganzheit, des "Systems" Gesellschaft auftritt und sich entfalten kann.
Allerdings gegen die systemischen Grundprinzipien, die den Luhmann-Konstrukten so ab gehen, ist Vernunft in der Tat verlorene politische Liebesmüh, falls Sie das unerkannt mit Ihren Ausführungen zur "Selbstreferenz der Politik", die Luhmann de facto versucht als Normalität zu begründen, gemeint haben.

Werbung