Im Laufe der letzten Tage bestimmte u.a. der ‚Fall‘ Jasmin Maurer Teile der bundesweiten Medien. Die ‚Bild‘-Zeitung spielte sich mal wieder zum scheinbar legitimierten Moralapostel der Republik auf und drängte eine junge Frau medial in die Ecke. Diverse andere Medien, auch Blogs zogen rasch nach. Was war passiert?
Vor einigen Tagen gelangten Erotik-Fotos einer jungen Frau in die Öffentlichkeit. Auf Facebook veröffentlichte eine dritte Partei offenbar einige Fotos der 24-jährigen auf denen diese, gekleidet in ein rot-schwarzes Lack-Bustier und Netzstrümpfe, in einigen Bondage- und SM-Posen zu sehen war.
Erotische Bilder, wie man sie in diesem Lande inzwischen längst nicht mehr so selten findet, wie es einigen Herrschaften in der Republik vielleicht lieb wäre. Ehemalige Randgruppenthemen wie SM und Fetisch haben in den letzten Jahren bekanntlich längst eine breite Öffentlichkeit gefunden.
Nicht umsonst hat es ein Buch wie ‚Shades of grey‘ unlängst ja auch an die Spitze der Bestsellerliste gebracht. Und hätte es sich bei der jungen Frau auf den Bildern im Netz nicht um die 24-jährige Politikerin Jasmin Maurer von der saarländischen Piratenpartei gehandelt, es hätte wohl niemanden nennenswert aufgeregt, was man da im Netz sehen konnte.
Da es sich hierbei jedoch um eine aufstrebende, junge Landtagsabgeordnete einer kleinen, frischen Partei handelte, machte man bei der ‚Bild‘ trotzdem ein ganz großes Fass auf. Und das ausgerechnet einmal mehr in der Zeitung, die regelmäßig mit halbnackten Frauen im Blatt Auflage machen will, und die z.B. am gestrigen Freitag noch indirekt jubilierte: ‘Madonna gibt noch mal alles! Würge-Sex im Video‘.
Im Fall Jasmin Maurer lass sich das in dieser Woche allerdings ganz anders. Hier formulierte man in entsetztem Tonfall, legte den Lesern mehr oder weniger direkt gleich nahe, diese Abgeordnete sei ja wohl eines Parlamentes unwürdig und ernannte sie im Folgenden zu ‚Deutschlands schrillster Abgeordneten‘. Und die bei ‚Bild‘ im Netz dazu kommentierende Masse der Leser stimmte, trauriger Weise, überwiegend plump und verächtlich zu. Traurig und unverständlich, wie ich finde!
Ich finde es bei der Diskussion der Angelegenheit dabei übrigens völlig unerheblich, warum und wieso die Bilder von Jasmin Maurer so ins Netz kamen, ob es tatsächlich ‚klug‘ war solche Bilder anfertigen zu lassen, wenn man damit rechnen muss der politische Gegner könnte sich diese eines Tages vielleicht einmal zu nutzen machen, oder welche persönlichen Hintergründe die ‚Story‘ genau hat o.ä..
Jasmin Maurer scheint über die Auswirkungen der Geschehnisse ja selber wohl arg erschrocken gewesen zu sein, denn schließlich sind die originalen Aufnahmen inzwischen aus dem Netz weitestgehend wieder verschwunden.
Aktuell gibt es offenbar offiziell ‚nur‘ noch ein Foto im Netz, welches sich die Piratenpartei selber für die entsprechende, offensive Gegenreaktion zu dem Thema ausgewählt hat, und welches wir auch hier heute bei den Ruhrbaronen zeigen.
Die anderen ursprünglich im Netz verbreiteten Aufnahmen, wo man Maurer gefesselt sehen konnte, wurden in den letzten Tagen weitestgehend gelöscht, auch aus den Online-Artikeln in der ‚Bild‘.
Offenbar sieht man die Veröffentlichung also inzwischen auch im Hause Maurer und bei der saarländischen Piratenpartei eher als eine Art ‚Fehler‘ an.
Lösen wir uns daher bei der Diskussion hier doch einmal kurz vom konkreten Einzelfall Jasmin Maurer.
Was nämlich, zumindest aus meiner Sicht, das eigentlich erschreckende an der Sache ist, das ist die offenbar noch immer tief in der Republik verankerte Prüderie, die Verklemmtheit, die da bei vielen Journalisten und Kommentatoren allzu häufig wieder einmal geballt zum Vorschein kommt!
Das vordergründig inzwischen scheinbar so aufgeklärte und tolerant erscheinende Deutschland ist offenkundig und erschreckenderweise doch noch immer viel verklemmter und vorurteilsbehafteter als es viele Mitbürger wohl aktuell noch immer glauben wollen!
Denn was ist schon dabei, wenn sich eine junge Frau sexuell ihren Neigungen und Phantasien entsprechend verhält? Muss man sich in diesem Lande im 21. Jahrhundert noch immer verschämt und peinlich berührt verstecken, wenn der eigene Wissensdurst im Schlafzimmer vielleicht nicht der ‚gängigen‘ Praxis zu 100% entspricht?
Ich hoffe doch nicht, denn diese Zeiten hielt man zuletzt doch eigentlich schon längst für überwunden.
Wie die jüngsten Erfahrungen von Jasmin Maurer zeigen ist die Gesellschaft im Falle vieler sogenannten ‚Normalbürger‘ doch noch längst nicht so tolerant und offen.
Promis wie Madonna & Co. billigt man da offenbar schon eher entsprechende Freiheiten zu, welche einer ‚normalen‘ 24-jährigen so offenbar längst noch nicht eingeräumt zu werden scheinen. Wie verlogen!
Im Übrigen sind auch Landtagsabgeordnete, entgegen einiger Meinungen, doch wohl nur normale Menschen mit dem bunt gemischten Verhalten und den diversen Interessen, wie sie halt auch andere Mitbürger im Lande haben. Dementsprechend müssten in einem Parlament alle möglichen sexuellen Präferenzen und ‚Spielarten‘ vertreten sein. Und ob ein Abgeordneter oder eine Abgeordnete dann lesbisch, schwul, Bondage-Fan, oder Fetischist/in irgendeiner Art ist, das dürfte doch eigentlich niemanden bei der fairen Beurteilung der geleisteten Arbeit beeinflussen.
Abgeordnete sollen im Plenum schließlich auch das Volk repräsentieren. Und die Bevölkerung der Republik ist halt bunt gemischt und zum Glück auch individuell und unterschiedlich. So sind dann eben auch die es repräsentierenden Politiker. Wer von Parlamentariern etwas anderes erwartet oder vermutet, der dürfte dagegen selber etwas arg weltfremd sein…
Und zum Schluss noch eine eher private Anmerkung: Wenn zukünftig alle Abgeordneten des Landes auch privat nur noch ‚Schlandketten‘ und dunkle Nadelstreifen-Anzüge mit Krawatten bzw. graue Kostüme tragen würden, dann wäre mir das deutlich zu öde! 😉
[…] Piratenpartei: Der ‚Fall‘ Jasmin Maurer – Oder: Wie prüde Deutschland noch immer ist! | Ruhrb… Im Laufe der letzten Tage bestimmte u.a. der ‚Fall’ Jasmin Maurer Teile der bundesweiten Medien. Die ‚Bild’-Zeitung spielte sich mal wieder zum scheinbar legitimierten Moralapostel der Republik auf und drängte eine junge Frau medial in die Ecke. Diverse andere Medien, auch Blogs zogen rasch nach … […]
naja. BILD, was soll man sagen.
Leute, die dieses Druck-Erzeugnis lesen, sind mir unsympathisch.
Man müsste täglich viel zu viel richtigstellen und anprangern, was die fabrizieren.
es wäre ne Meldung wert, wenn die mal was nicht tendenziöses, amoralisches oder erfundenes schreiben.
Es gibt viele Gründe, Jasmin Maurer ganz furchtbar zu finden, also in der Politik. Zum Beispiel, dass ihre Rechtschreibkenntnisse begrenzt sind und ihr politisches Wissen sich gegen Null bewegt. Diese Bilder allerdings gehören nicht dazu. Da sei dem Artikel uneingeschränkt zugestimmt.
Dieselbe Gesellschaft, in denen allen Ernstes Leute fordern, öffentliche Toiletten für Leute einzurichten, die sich nicht sicher sein wollen, welches Geschlecht sie haben (nachgucken soll oft hilfreich sein), zuckt zusammen, wenn SM zum Vorschein kommt. Ei, wie verrucht das doch ist. Da findet sich die Kirche neben dem Spießer und der Emmaemanze in trauter Eintracht.
Deutschland eben. Hat ja auch keiner Shades of Grey gelesen. Ist rein zufällig Bestseller geworden.
Vielleicht sind ja auch nur Diejenigen völlig über in diesem Land, die *meinen*, man könnte heute noch wahlkampfwirksam eine sinnfreie Story über angebliche Prüderie durch die Medien nudeln…
Jasmin Maurer scheint über die Auswirkungen der Geschehnisse ja selber wohl arg erschrocken gewesen zu sein,
Wie dumm muss man eigentlich sein, um so etwas zu glauben. Es ist genau DAS intendiert: Aufmerksamkeit – und das wahrhaft um jeden Preis. Ansonsten wäre ja eine „Übernahme“ auf einem Wahlplakat nicht vorgenommen werden.
(Am Rande: Der Artikel liest sich wie aus einer Schülerzeitung.)
Jeder Mensch hat seine alltäglichen Vorlieben, welchen er nachgeht, sei es Modisch, Sexuell, Philosophisch oder einfach aufs tägliche Frühstück bezogen. Und solange ein Abgeordneter eines Landes nicht in einem Clownskostüm im Parlament erscheint, hat man dieser Person schon ein Mal gar nicht ins Privatleben zu schauen. Erstens sind das auch nur Menschen, welche einer Arbeit nachgehen (Ob nun ihre Entlohnung gerecht ist, oder nicht usw. ist mal wegzulassen.) und es geht um die geleistete Arbeit und den Charakter der Person, welche eine politische Interessengruppe nach Aussen vertritt und keineswegs um Dinge, welche sie privat neben ihres Amtes angeht.
Ich möchte gar nicht wissen, was gewisse Politiker bei sich zu Hause alles anstellen, wenn ich bedenke, dass die meisten von den etwas bekannteren bereits schon betagt sind und selbst zu ihrer Jugend hinter den Kulissen gerne mal das eine oder andere Tabu gebrochen wurde. Da hat es weder das „normale Volk“, noch die Parteikollegen, noch andere Parlamentarier zu interessieren, wer was, wie und wo in dessen Freizeit unternimmt.
Und zum abschliessenden Kommentar mit den Anzügen. Mir wäre es doch lieber, wenn die Menschen wenn sie schon Anzüge tragen, die individueller und kreativer verarbeiteten Dreiteiler und Zweireiher der 20-40er Jahre tragen würden, als Männer noch Klasse hatten, oder es zumindest nach Aussen repräsentierten. Die Viktorianische Ausführung wäre mir persönlich zwar am liebsten, da sie durchaus bunt war, was Westen und Krawatten angeht, aber die wäre doch schon sehr zugeknöpft :P.
Was soll das hier sein? Der Versuch einen Shitstorm, der Empörung los zu treten?
Es sind also frivole Fotos einer gewissen Frau Maurter im Internet aufgetaucht. Oder besser einer aufstrebenden, jungen Landtagsabgeordneten einer kleinen, frischen Partei. Und ausgerechnet die pöse, pöse BILD ist darauf angesprungen. Was für ein Ding, wenn man in Betracht zieht, um was für ein Medium es sich bei BILD handellt. Offensichtlich hat aber der Rest der Öffentlichkeit der Sache das gleiche Maß an Beachtung geschenkt, wie mittlerweile der frischen Partei im allgemeinen.
So müssen wohl nun die Ruhrbarone daraus einen Skandal hochkochen. Nicht das es den Bemühungen der aufstrebenden Frau Maurer so geht wie ihrer Partei. Die ja schon längst in der grauen Masse unter ¨Sonstige¨ verschwunden ist.
P.S. : Vieleicht sollte sich Frau Maurer mal an jemanden wenden, der weiß wie man mit privaten Daten im Netz umgeht.
Frau Merkel in dieser Pose, das hätte was. Das wäre politische Subversion in reinster Form. Erst recht zusammen mit dieser Parole. 🙂
So ist es nur ein Marketing-Gag.
@ W. Pabst
„die sich nicht sicher sein wollen, welches Geschlecht sie haben (nachgucken soll oft hilfreich sein)“
schon mal was von intersexualität gehört? es gibt nämlich durchaus menschen, die z.b. eine gebärmutter UND einen penis haben
(s. https://de.wikipedia.org/wiki/Intersexuell)
ich bin grundsätzlich für toiletten für männer und frauen – ich meine um himmels willen! in der kabine ist man immer noch allein.
übrigens noch ein zeichen für die prüderei in deutschland 😉
Im Übrigen finde ich das Original egomaner Selbstdarstellung im Politikbetrieb – eine gewisse Ex-CSU- und eigene-Partei-haben-wollende Gabriele Pauli aus dem Himmelreich der Spießer und Erzkonservativen, Bayern – mit ihren damaligen Latexfotos in punkto Erotik und Ausstrahlung um LÄNGEN besser…. aber nicht mal das können Piraten qualitativ gut kopieren.
Sex sells. Das wissen auch die Piraten, wobei die Diskussion über Prüderie, Sadomaso oder sexuelle Vorlieben, die mit den Fotos losgetreten wurden, lediglich das Mittel zum Zweck sind. Hauptsache man ist im Gespräch und wird so bekannter.
Jasmin Maurer kennt man jetzt, ein Stück weit auch die Gedanken- und Gefühlswelt vieler Journalisten und Blogger, die über den Fall berichten und dabei unbewusst eigentlich mehr von sich selbst als von Jasmin Maurer erzählen.
Worüber man allerdings nichts erfährt, sind die politischen Ziele und Visionen derer, die sich da gerade in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses spielen und das ist der eigentliche Skandal an dieser Geschichte. Wen interessieren schon Strapse und Lederpeitsche, wenn er am 22. wählen geht?
[…] Piratenpartei, die entweder ausschließlich durch Unfähigkeit oder – wie im letzteren Fall – durch Unfähigkeit gepaart mit Peinlichkeit und politischem Radikalismus aufgefallen sind. Auch die rechtsoffene „Alternative für […]
Das Thema ist IMHO weniger, wie diese Frau Sex hat.
Die ungeklärte Frage ist, wieso man das überhaupt ins Netz stellt.
Die 68er Forderung „Das Private ist politisch!“ Ist das Gegenteil von Freiheit. Es beraubt dem Individuum seiner Privatheit. Die Scham geht verloren, damit der Respekt .
Die Auflösung des Privaten- und hier macht der Autor denselben Fehler wie die Piratin (!)- und damit des Respektes beendet die Individualität, die Person- dann schämen wir uns auch nicht mehr vor totaler Überwachung. Diese Dinge fliessen ineinander.
Deswegen ist diese „Prüderie“ nicht ganz so verwerflich, wie hier dargestellt wird.
Es geht hier nicht um Prüderie, sondern ich will nicht gegen meinen Willen mit der unansehnlichen Figur der Frau belästigt werden.
Entschuldigung, aber wie kamen die Bilder eigentlich auf Facebook? Sich dann darüber zu empören das die Bild darüber berichtet ist dumm.
Über die Bilder kann man sich empören, weil sie ungefähr soviel Erotik haben wie Stück Holz.