Sie sind super, noch in der Prä-alpha-Phase, ungerecht und das mit Abstand glamouröseste Medienprojekt des noch jungen Jahres: Die Prinzessinnenreporter Ramona Ambs, Leo Fischer, Marit Hofmann, Elke Wittich und Svenna Triebler finden, dass der Online-Journalismus noch immer kaputt ist. Und dass das nicht gut ist. Das werden sie nun ändern.
Ruhrbarone: Krautreporter sind bald am Ende, und irgendwo muss das Geld von deren Unterstützern hin. Am besten in Eure Taschen, oder?
Svenna Triebler: Der Onlinejournalismus 3.14.15.9 kommt halt nicht ohne einen prinzessinengemäßen Lebensstil aus.
Elke Wittich: Geld, das schon ausgegeben ist, kann nun aber leider nicht nochmal an uns ausgegeben werden.
Marit Hofmann: Und würden wir das Geld von Krautreportersupportern nehmen?
Ramona Ambs: Wir müssten es halt waschen, Marit! Die Krautis haben es nicht so richtig drauf. Was Selbstverliebtheit, Wichtigkeit und monarchische Macken angeht, sind sie fast so gut wie wir, aber sie liefern nur journalistische Suppe. Wir hingegen hochwertige Texte, interessante Analysen und echte Nachspürreportagen. Wir brauchen auch keine Promis zum Interviewen – unsere Leser interessieren sich auch für normale Menschen, wenn sie interessant sind. Deshalb ist das krautige Geld auch bei uns in den besten Händen – zumal wir rosa Nägel haben, da sieht das dann auch sehr schick aus
Elke Wittich: Wer uns dabei hilft, den Onlinejournalismus zu retten ist zunächst egal, es geht ja um die Sache.
Ruhrbarone: Euer Konzept einer „visionären crossmediale Multiplattform-Strategie“ klingt teuer. Wie viel braucht Ihr für den Erfolg?
Ramona Ambs: Mehr.
Marit Hofmann: 999 funkelnde Schatzkisten.
Elke Wittich: Für den Anfang 999 …
Ramona Ambs: …und dann mehr
Elke Wittich: …und dann huldvoll weitersehen. Für die Rettung des Onlinejournalismus dürfte ja eigentlich kein Preis zu hoch sein.
Ruhrbarone: Die Reaktionen auf den Start von Prinzessinnenreporter sind mit „euphorisch“ noch zurückhaltend beschrieben. Habt Ihr mit diesem Erfolg bei Euren Untertanen gerechnet?
Svenna Triebler: Da in Deutschland ein Monarchiedefizit besteht, verwundert das eigentlich nicht.
Ramona Ambs: Wir sind Prinzessinnen, wir sind es gewohnt, dass man uns geil findet.
Ruhrbarone: Einer Eurer ersten Aktionen war die Reform des Horoskopwesens. War das zu lange eine unterschätzte journalistische Form?
Svenna Triebler: Reform? (Palast-)Revolution wäre der richtige Begriff!
Ruhrbarone: Ihr konfrontiert die Leser immerhin mit unangenehmen Wahrheiten: „Genau genommen ist Ihre Existenz den Sternen völlig schnurz.“
Elke Wittich: Das erste reine Netzmedium, die Netzeitung, ist pleite gegangen vor einigen Jahren. Hatte sie ein Horoskop? Nein. Man muss aus solchen tragischen Fällen eben lernen.
Svenna Triebler: Wir müssen den Menschen ihren Glauben an höhere Mächte nehmen. Umso mehr Kapazitäten hat die Untertanencrowd für die Prinzessinnenverehrung.
Ramona Ambs: Die Fackel der Wahrheit spiegelt sich außerdem phänomenal schön in unseren Krönchen, es ist also auch eine ästhetische Frage.
Elke Wittich: Die Wahrheit glitzert – so sieh’st mal aus.
Ruhrbarone: Ist so ein Stück wie das getanzte Hamburger Wahlergebnis nicht ein Risiko gewesen? Der gemeine Waldorfschüler darf doch nur selten und wenn ganz kurz ins Internet.
Marit Hofmann: Es handelte sich hier um klassisches Ballett. Im übrigen bitte ich um Verständnis dafür, dass ich zu diesem Thema nur getanzte Fragen beantworten kann.
Leo Fischer: Der neue Journalismus darf sich nicht mit Dingen wie Transparenz, Aktualität oder Verständlichkeit aufhalten. Unsere Marktforschung zeigt: Der Leser möchte vor allem geflasht werden.Und nichts flasht härter als Ausdruckstanz.
Ruhrbarone: Nicht alle Eure Untertanen scheinen schon reif für die Prinzessinnenreporter zu sein: „Auch die FAZ gehört zu unserer Untertanencrowd, ist allerdings nicht in der Lage, unsere gekrönten Häupter auseinanderzuhalten. “
Svenna Triebler: Mangelnde Medienkompetenz ist ein großes Problem der Altmedien. Aber dem wollen wir ja etwas entgegensetzen.
Marit Hofmann: Wir sehen das als Bestätigung dafür, wie sehr unser neuer Journalismus gebraucht wird.
Leo Fischer: Außerdem war die Autorin vielleicht einfach von unserem versammelten Glanz geblendet, das muss man verstehen.
Ruhrbarone: Online-Medien haben in der Regel zwei Geschäftsmodelle: Einen Dummen finden, der sie aufkauft, oder alle anderen mit dem Geld von noch Dümmeren aufzukaufen. Was strebt Ihr an?
Elke Wittich: Die Weltmonarchie. Chefprinzessinnen von überall werden
Leo Fischer: Wir werden nicht gekauft oder gesponsert, wir nehmen huldvoll Geschenke entgegen. Und auch nicht von jedem.
Elke Wittich: Wir sind nicht käuflich, aber bespendbar
Ramona Ambs: Nur vielleicht bei Schuhen? Aber da sind wir noch am diskutieren…
Elke Wittich: Schuhe sind was anderes
Marit Hofmann: Das Geschenk muss sich natürlich sehen lassen können.
Svenna Triebler: In der Weltmonarchie heißt das dann ohnehin Tribut.
Leo Fischer: Allenfalls eine staatliche Förderung stünde zur Debatte, ähnlich der königlichen Familie in Großbritannien.
Ramona Ambs: Aber: Wir mögen die Untertanen. Sie sollen fleißig arbeiten und uns Respekt zollen und crownfunden – dafür sind sie gemacht.
Ruhrbarone: Wie wird es mit den Prinzessinnenreportern in naher Zukunft weitergehen?
Ramona Ambs: Die rosa Sache wird die Welt erobern!
Leo Fischer: Wir wollen noch teurer werden!
Marit Hofmann: Und noch weniger arbeiten.
Svenna Triebler: Die Crownfundingphase wird in Kürze starten, als nächstes werden wir unsere Redaktionsräume in ein standesgemäßes Schloss verlegen.
Ruhrbarone: Habt ihr schon ein Schloss ausgewählt?
Leo Fischer: Unser Gründungsprinzip hieß: Wir wollen genauso teuer werden wie die Krautreporter, aber inhaltlich noch beliebiger.
Elke Wittich: Aber das hat sich als unmachbar erwiesen
Leo Fischer: Bitte keines von diesen Ramsch-Schlössern in der Zone
Svenna Triebler: Neuschwanstein ist leider etwas abgelegen.
Elke Wittich: Außerdem brauchen wir ja ein Schloss mit Katzenklappe.
Leo Fischer: An der Mosel gibt es tolle Schlösser!
Ramona Ambs: … und bis wir das Schloss dann haben, werden wir natürlich auch kleinere Revolutionen anzetteln. Es folgt ein Bericht zu Gaza, den die Untertanen schon seit längerem wünschen, ein Kater wird in die Redaktion ziehen, Leo wird sich weiter mit Praktikanten treffen, und wir werden weiter an unseren Grundsätzen arbeiten.
Elke Wittich: Und an der Ethik, vergiss um Himmelswillen die Ethik nicht.
Leo Fischer: Außerdem werden wir schon nächste Woche unser journalistisches Selbstverständnis vollkommen überarbeiten.
Ramona Ambs: Kein Stress!
Svenna Triebler: Und die Crowd mit regelmäßigen Updates hautnah am Redaktionsalltag 2.0 teilhaben lassen.
Marit Hofmann: Kater Kasimir wird sich als Senior Editor nicht zuletzt dafür einsetzen, die im Internet vollkommen unterrepräsentierte Gattung der Katze zu fördern und einen Imagewandel herbeizuführen.
Leo Fischer: Ich werde außerdem einen Videoblog herausgeben, in dem ich meine schönsten Urlaubsdias zeige.
Elke Wittich: Es wird viele Überraschungen geben, und wir werden die verkrusteten Strukturen des Journalismus aufbrechen.
Leo Fischer: Eventuell können wir uns auch vorstellen, in den Printbereich zu expandieren. Unsere ausgedruckten Blogbeiträge auf Bütten, jeden Morgen druckfrisch im Briefkasten.
Marit Hofmann: Das wäre dann das Print-Only-Abo.
Leo Fischer: Aber hier brauchen wir einen fähigen Investor. Ich bin mit Konstantin Neven DuMont auf Facebook befreundet und werde ihn dieser Tage darauf ansprechen.
Die Prinzessinnenreporter legen Wert auf die Feststellung, dass dieses Interview unter der Verwendung modernster Technologie stattgefunden hat. Langweiliges Oldschool-Zeugs wie Offline-Treffen, Telefon oder Mail wurden nicht genutzt.
Die Prinzessinnenreporter findet ihr hier. Informationen zu Ramona Ambs, Leo Fischer, Marit Hofmann, Elke Wittich und Svenna Triebler hier.
[…] Das Interview führte Stefan Laurin von den Ruhrbaronen […]
Okay, ich geb auf: Was ist das? Was soll das? Was macht das?
Wow schlecht gemachte Satire, genau das brauch ich noch in meinem Feedreader.
Ist voll kräzi Kommunikation von voll trendy Twens.
Soll Aufmerksamkeit erregen.
Macht sich lächerlich dabei.
Danke, dass es nicht nur mir so geht. Man setzt sich ja schnell dem Vorwurf aus, den feinen Humor des Beitrags nicht zu verstehen. Aber ich find es auch einfach nur schlecht. Vor allem da ich nicht drauf gekommen wäre, dass die „Prinzessinnen“ die Krautreporter parodieren (wollen), wenn das nicht deutlich dazugesagt worden wäre.
[…] sind Prinzessinnen. Wir sind es gewohnt, dass man uns geil findet.” | Die Zukunft des Onlinejournalismus im Interview bei den Ruhrbaronen. Wobei der beste Gag an diesem Krautsatireprojekt die Abkürzung PR […]