Sahra Wagenknecht, stellvertretende Vorsitzender der Linkspartei, über Antisemitismus in der Linkspartei, Kritik an Israel, die Gaza-Flottille und Boykottaufrufe. Von Philipp Engel und Stefan Laurin
Frau Wagenknecht, diverse Politiker der Linken sind in jüngster Zeit immer wieder mit antisemitischen Positionen und Aktionen aufgefallen. Wie passt das mit der antifaschistischen Ausrichtung Ihrer Partei zusammen?
Die Linke setzt sich aktiv gegen Rassismus und Antisemitismus ein. In der Partei haben antisemitische Positionen keinen Platz. Das haben wir wiederholt und unmissverständlich klargemacht.
Eine aktuelle Studie der Antisemitismusexperten Samuel Salzborn und Sebastian Voigt indes attestiert der Linken, dass antisemitische Positionen in der Partei weit verbreitet sind. Wie stehen Sie zu diesem Befund?
Die von Ihnen erwähnte Studie setzt Kritik an Israel mit Antisemitismus gleich. Das ist polemische Stimmungsmache und verfolgt allein den Zweck, die Linke zu diskreditieren. Die Untersuchung unterstellt mir beispielsweise Scheinheiligkeit, weil ich mich zwar vor den Opfern der Schoa verneige, jedoch dem israelischen Staatspräsidenten nach einer – wie ich finde, in Teilen sehr problematischen – Rede stehende Ovationen versage. Daraus einen Antisemitismus-Vorwurf zu konstruieren, ist unerträglich und zudem einfach unseriös.
Die Linke-Parteiführung erklärt regelmäßig, dass Antisemitismus keine vertretbare Position der Linkspartei sei. Faktisch aber stellt sie sich – dies nur ein Beispiel von vielen – auch nach der umstrittenen Teilnahme von Inge Höger, Annette Groth und Norman Paech an der von radikalen Islamisten initiierten Gaza-Flottille klar und deutlich hinter ihre Mitglieder. Warum?
Die Gaza-Flottille wurde von einem breiten humanitären internationalen Bündnis getragen. Ihr Ziel war es, Öffentlichkeit herzustellen und durch einen Bruch der Blockade die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu lindern. Bekanntlich wurde das Schiff in einer Kommandoaktion der israelischen Armee, bei der mehrere Zivilisten getötet wurden, gestürmt und an der Weiterfahrt gehindert. Unabhängig von der eigenen persönlichen Entscheidung, an der Flottille für Gaza teilzunehmen oder nicht, halte ich es für angemessen, dass Die Linke sich mit Mitgliedern, die sich an der Fahrt nach Gaza friedlich beteiligt haben, solidarisiert.
Wann macht sich Die Linke zwecks Protestaktion statt nach Gaza auf den Weg in Richtung Iran, China, Syrien oder Darfur, wo die Forderungen des Volkes nach Einhaltung der Menschenrechte blutig im Keim erstickt werden?
Die Linke setzt sich weltweit für eine friedliche Bewältigung von Konflikten ein. Im Gegensatz zu anderen Parteien macht sich die Linke auch stark für Menschenrechte beispielsweise in Ländern wie Saudi-Arabien, an denen aufgrund wirtschaftlicher Interessen kaum Kritik geübt wird.
Würden Sie sich persönlich an der geplanten Neuauflage einer Gaza-Flottille beteiligen?
Nein.
Die Linkspartei in Duisburg und Bremen ruft zum Boykott israelischer Waren auf, Hermann Dierkes, Fraktionschef der Linken in Duisburg, bezeichnet das Existenzrecht Israels vor laufender Kamera als »läppisch« – in anderen Parteien würden Mitglieder deshalb ausgeschlossen werden. Ist in der Linken Antisemitismus im Gewande des Antizionismus salonfähig geworden?
Antisemitismus wird bei uns nicht geduldet. Der Parteivorstand hat dies in seiner letzten Sitzung erneut bekräftigt und zugleich betont, dass das Existenzrecht Israels nicht relativiert werden darf. Zugleich wurde beschlossen, dass Die Linke Boykottaufrufe für israelische Waren nicht unterstützt. Diese Resolution wurde ohne Gegenstimme verabschiedet.
Wo endet Ihrer Ansicht nach legitime Kritik am jüdischen Staat und wo beginnt für Sie Antisemitismus?
Kritik an der israelischen Regierungspolitik ist nicht gleichzusetzen mit Antisemitismus.
Haben Sie Verständnis dafür, dass die Bundestagsabgeordnete Inge Höger an Veranstaltungen teilnimmt, in deren Rahmen auch antisemitische Parolen skandiert werden und die Vernichtung Israels gefordert wird?
Mir ist nicht bekannt, dass Inge Höger an dergleichen Veranstaltungen teilnimmt, und ich kann es mir auch nicht vorstellen.
Das Existenzrecht Israels ist Teil der deutschen Staatsräson. Gilt das auch für Die Linke?
Wie bereits erwähnt, hat der Parteivorstand sich gerade erst in der vergangenen Sitzung erneut eindeutig zum Existenzrecht Israels bekannt. Durch die barbarischen Verbrechen, die Jüdinnen und Juden während der Zeit des deutschen Faschismus erleiden mussten, ergibt sich eine besondere Verantwortung gegenüber Israel. Gleichzeitig setzt sich Die Linke basierend auf den Grenzen von 1967 für die Schaffung eines palästinensischen Staates als Grundlage eines dauerhaften Friedens in Nahost ein.
Früher haben deutsche Juden traditionell rot gewählt, inzwischen entscheiden sie sich mehrheitlich für die CDU. Aus welchem Grund könnte Ihre Partei für Juden attraktiv sein?
Die Linke steht für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit, für Umverteilung, zivile Konfliktlösungen, nachhaltiges Wirtschaften in intakter Umwelt, für die Durchsetzung der Menschenrechte und eine Wirtschaftspolitik jenseits des Kapitalismus. Sie richtet sich damit an alle Menschen.
Wie würde sich die Israel- und Nahostpolitik einer deutschen Regierung ändern, an der die Linkspartei beteiligt wäre?
Entsprechend ihrer Programmatik wird sich Die Linke immer in der Frage Nahost für eine Konfliktbeilegung auf dem Verhandlungswege einsetzen, um eine dauerhafte und gerechte Friedenslösung zu erreichen, die für alle Konfliktbeteiligten tragbar ist und stabile Entwicklungsperspektiven bietet. Wir gehen davon aus, dass sich dies nur im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung wird erreichen lassen und setzen uns für eine Friedenslösung auf der Grundlage der Grenzen von 1967 ein.
Kritik von Ihrer Partei im Allgemeinen und von Ihnen persönlich an Herrschern wie Ahmadinedschad oder Gaddafi sucht man vergebens. Das demokratische Israel hingegen wird von der Linken geradezu obsessiv angegangen. Warum wird eine vermeintliche Kriegspolitik Israels an den Pranger gestellt und zum Beispiel die reale des Iran nicht?
Das ist nicht richtig. Die Linke äußert sich kritisch auch zu Ahmadinedschad und Gaddafi. Im Gegensatz zur rot-grünen und schwarz-gelben Regierung waren wir im Übrigen stets dagegen, Libyen aufzurüsten und zur Festung gegen afrikanische Flüchtlinge nach Europa aufzubauen. Was die Frage der Kriegspolitik angeht, wendet sich Die Linke grundsätzlich gegen Kriegsdrohungen und -szenarien. Allerdings war der Iran meiner Kenntnis nach in jüngerer Geschichte nur an einem Krieg beteiligt, nämlich dem Ersten Golfkrieg, der 1980 mit einem Angriff Saddam Husseins, unterstützt von den westlichen Staaten, auf den Iran begann.
Staaten wie China, Russland oder Saudi-Arabien sind für Deutschland in wirtschaftlicher Hinsicht wesentlich bedeutsamer als Israel. Dennoch stehen bei der Linken stets Israel und die USA im Zentrum der Vorwürfe. Warum misst Ihre Partei mit zweierlei Maß?
Die Linke setzt sich für eine gerechte Weltwirtschaft und für Frieden und Abrüstung ein. Unsere Kritik richtet sich gegen eine Politik, die dem entgegensteht. Leider ist es so, dass gerade die USA und ihre Verbündeten, darunter auch die EU, in den vergangenen Jahren eine massive Kriegspolitik vorangetrieben haben. Jugoslawien, Afghanistan, Irak, jetzt Libyen – statt nach friedlichen Wegen zu suchen, Konflikte zu lösen, werden Angriffskriege geführt. Selbstverständlich muss Die Linke das kritisieren. Im Übrigen ist es die Bundesregierung, die mit zweierlei Maß misst. Saudi-Arabien muss trotz gravierendster Menschenrechtsverletzungen mit keiner Kritik rechnen, sondern kann auf beste wirtschaftliche und politische Beziehungen vertrauen. Ein weiteres Beispiel ist auch die Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung, mit der sie nicht nur Saudi-Arabien, sondern über Jahre auch die diktatorischen Regierungen in Nordafrika gestützt hat, deren Sturz sie jetzt begrüßt.
Nachdem Schimon Peres im vergangenen Jahr im Bundestag bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus eine Rede gehalten hatte, sind Sie demonstrativ sitzen geblieben. Dafür wurden Sie von der NPD gelobt. Würden sie heute noch einmal genauso handeln?
Ich bin zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus selbstverständlich aufgestanden. Ich habe nur Schimon Peres keine stehenden Ovationen gezollt, da er seine Rede als israelischer Staatspräsident auch dazu genutzt hat, für einen Krieg gegen den Iran zu werben. Ich halte es weiterhin für richtig, ihm dafür keinen Beifall zu spenden. Zur NPD nur so viel: Ich bin für ein Verbotsverfahren gegen diese antisemitische und rassistische Partei.
Woran haben Sie damals Anstoß genommen?
Die Rede von Peres, in der er eindrucksvoll seine persönliche Geschichte und das Schicksal seiner Familie geschildert hat, war sehr bewegend. Doch die Passagen, in denen er auf den Iran zu sprechen kam und die nur als eine Aufforderung zu kriegerischen Aktionen gegen Teheran auf Grundlage unbewiesener Behauptungen zum Atomwaffenprogramm verstanden werden konnten, fand ich inakzeptabel. Ich fühlte mich dabei stark an die Vorbereitungsphase des Krieges gegen den Irak erinnert. Für mich steht außer Frage, dass ein Krieg gegen den Iran keine Lösung sein kann, sondern im Gegenteil zu unsagbarem Leid und Elend führen und eine ohnehin brisante Weltregion weiter destabilisieren wird – mit unabsehbaren Folgen.
Sie sprechen Israel zuweilen implizit ab, dass eine Demokratie sei. Woran machen Sie das fest?
Es steht zu hoffen, dass es in der Region neben Israel bald auch weitere Staaten geben wird, die nicht diktatorisch regiert werden, sondern demokratisch verankerte Gemeinwesen haben. Allerdings stehen alle Länder vor großen Herausforderungen, was die Umsetzung der demokratischen Prinzipien betrifft. Es gehört zu den Grundlagen der Demokratie, dass gleiche Rechte für alle gelten. Dieses Prinzip nicht nur auf dem Papier zu verankern, sondern in der Realität durchzusetzen und zu gewährleisten, ist eine dringliche Aufgabe, nicht nur für die Staaten im Umbruch in Nordafrika und Nahost, sondern auch für Israel.
Die Fragen wurden via E-Mail gestellt. Das Interview erschien auch in der Jüdischen Allgemeinen.
Sahra’s Antworten in Interviews klingen passend zu dem gefühlos-maskenhaften Gesicht geradezu entmenschlicht unpersönlich, völlig unspontan künstlich einstudiert, mit wenig bis keinem Bezug zu den Fragen. Sie verschanzt sich hinter den Propagandaparolen von auf juristische und anderweitige Unbedenklichkeit geprüfte offizielle Parteidokumente – gaubwürdig ist dies nicht. Ferner kann man unter solchen Umständen auf die Kosten eines Interviews verzichten, denn man kann gleich die entsprechenden Parteidokumente zitieren. Man spart Geld, Zeit und Nerven.
hallo,
als ehemaliger duisburger, jedoch nicht links-wähler, hat mich die geschichte von hermann dierkes natürlich interessiert weswegen ich mir die entsprechende videoaufnahme angeschaut hab. ich musste feststellen, dass von ihm nie das existenzrechts israels an sich in frage gestellt wurde sondern lediglich die frage nach dem existenzrecht an sich. ich sehe darin einen kleinen aber doch sehr ausschlaggebenden unterschied und kann bis heute nicht begreifen warum es gang und gebe ist, diese aussage medial hochzuschaukeln und vom wortlaut her einfach falsch wiederzugeben. meines erachtens hat er also nicht das existenzrecht als läppisch bezeichnet. ferner vertrete ich die ansicht, dass kritik auch an israel erlaubt sein müsse, ohne deswegen in die antisemitismus-ecke gestellt zu werden. einen boykott israelischer waren halte ich allerdings auch für unnötig und sendet falsche signale aus.
Ich kann Rainer Lang nur zustimmen. Für mich ist diese Person die reinste Kunstfigur. Dokumentierte Tatsachen werden von ihr einfach kühl und regungslos negiert. Ob sie so einen großen Gewinn für Die Linke ist wage ich zu bezweifeln.
@ Philipp Engel und Stefan Laurin
Gratulation !
dass es euch gelungen ist, ein Interview mit Sahra Wagenknecht zu bekommen.
Könnte man nicht auch mal Gregor Gysi anfragen ?
@rainer lang #1
Wenn mann keine Argumente mehr hat, nimmt mann das Argument des Aussehens und des Gefühls. So spart mann auch an Lebenszeit, wozu denken.
@ Rainer Lang (# 1)
Es handelt sich hier nicht um ein „Live“-Interview, sondern um Antworten auf via eMail gestellte Fragen. Das geht zulasten der Lebendigkeit. Daraus zu konstruieren, Wagenknechts Antworten seien „völlig unspontan künstlich einstudiert“, erscheint mir grotestk. „Entmenschlicht unpersönlich“, „passend zu dem gefühlos-maskenhaften Gesicht“ – ich verstehe: Sie mögen Frau Wagenknecht nicht besonders.
Auch Ihr Befund, ihre Antworten hätten „wenig bis keinen Bezug zu den Fragen“, ist zumindest übertrieben. Wagenknecht ist eine prominente Politikerin; da soll es vorkommen, dass nicht jede Antwort „passgenau“ sitzt. Ihr Versuch, legitime Kritik an der israelischen Regierungspolitik mit Bekenntnis zum Existenzrecht Israels zu vertreten und gleichzeitig Leute wie Höger und Dierkes zu entlasten oder die militanten Islamisten wegzudiskutieren, KANN nur in einem ziemlichen Rumgeeiere enden.
Wagenknechts Position ist in sich widersprüchlich. Wagenknechts Gesicht zu beanstanden, halte ich wiederum für „entmenschlicht“.
„Antisemitismus wird bei uns nicht geduldet. Der Parteivorstand hat dies in seiner letzten Sitzung erneut bekräftigt und zugleich betont, dass das Existenzrecht Israels nicht relativiert werden darf… Diese Resolution wurde ohne Gegenstimme verabschiedet.“
Glaubt man der Frankfurter Rundschau – und ich wüsste nicht, wieso man ihr nicht glauben sollte – dann ist diese einstimmige Resolution unter anderem deshalb zustande gekommen, weil 1. Gregor Gysi mit Rücktritt drohte und 2. die Gegner dieser Resolution vor der Abstimmung die Runde verliessen. Namentlich genannt werden Ulla Jelpke, Heike Hänsel und Annette Groth.
Hat schon der Rückzug von Oscar Lafontaine das Fundament dieser Partei ins Wanken gebracht, wäre mit einem Rücktritt Gysis wahrscheinlich die Demontage der Linken entgültg besiegelt. Zumindest im Westen. Denn gerade hier fehlt es der Linken nicht nur an neuen Ideen sondern auch an Köpfen, die solche Ideen verkörpern. In meinen Augen ist die „Resolution… ohne Gegenstimmen“, auf die sich Sahra Wagenknecht beruft, deshalb nichts anderes als ein Ergebnis, welches Gregor Gysi seinen Genossen aberpresst hat und welches keineswegs von der gesammten Partei getragen wird, auch wenn uns Frau Wagenknecht dies glauben machen möchte.
Hier ein Link zur FR-online über das Zustandekommen der Resolution.
https://www.fr-online.de/politik/einstimmiger-beschluss-dank-schummelei/-/1472596/8537858/-/index.html
Ich hatte mal das Vergnügen, Sahra bei ner Diskussion zu erleben und mag anmerken, dass es einfach ist, Haltungen als Masken und Dogmatismus abzuwatschen und sich nicht mehr weiter damit zu beschäftigen. „Charismatisch“ geht vielleicht anders, aber ich denke, es ist besser, wenn Kompetenzen und Überzeugungen das (politische) Handeln leiten als eben die Fähigkeit, cool rüberzukommen.Ich wage zu behaupten, dass sie exakt so tickt und denkt, wie sie hier geantwortet hat. Das empfinde ich in einem gewissen Bereich als problematisch (persönlich kann ich die Antisemitismus/Antizionismus-Differenzierungsversuche nicht mehr hören), aber die dahinterliegende Logik kann ich schlecht entkräften. Falsch ist in meinen Augen die Einschätzung der Flottille, richtig hingegen die durchaus angebrachten Hinweise auf die gerne und ohne grosses Empören gepflegte Doppelmoral, was die Beziehungen zu den Saudis, dem Iran (!) und eben auch dem vergangenen Lybien angeht.
Das Sitzenbleiben der Linken bei Perez fand ich seinerzeit irgendwie dämlich, nach Lektüre hier kann ich indessen gut nachvollziehen, warum zumindest Sahra da, nun, „differenziert“ reagierte. Persönlich halte ich sowas für beachtenswerter als das medienbedachte Handeln vieler anderer Akteure, scheiss auf die eigenen Überzeugungen. Symbolpolitik gibts genug, und auf die Ergebnisse der hochnotpeinlichen Befragungen mancher „Aufsteher“ in Sachen Irankrieg oder Israelsolidarität wäre ich gespannt.
Es gibt bei uns keinen Antisemitismus, weil wir das im Vorstand so einstimmig beschlossen haben.
Ich habs immer geahnt. Jetzt bin ich mir sicher: Erich ist gar nicht tot.
Arnold, jetzt verkürzt du wirklich unzulässig. Unterschied zwischen „gibt nicht“ und „wird nicht geduldet“ ist bekannt, neh? Im Übrigen – das ist ein klares Bekenntnis von ihr als Vorstand. Was wäre denn eine dir genehme Antwort gewesen?
@ der, der auszog (# 7):
Die Schilderung aus der FR über das Zustandekommen der einstimmig verabschiedeten Resolution ist völlig unstreitig. Sahra Wagenknecht gehört innerhalb der LINKEN bekanntlich der Kommunistischen Plattform (KPF) an, die sich in einem Offenen Brief an die Abgeordneten der Linksfraktion deutlich von dieser Beschlussfassung distanziert. Damit wolle die LINKE „unbedingt der Staatsraison der Bundesrepublik Deutschland genüge tun“, um „auf Bundesebene regierungstauglich werden.“
Siehe:
»Entschieden gegen Antisemitismus« – aber nicht so!“ vom 13.06.2011
https://www.scharf-links.de/90.0.html?&tx_ttnews%5Bpointer%5D=3&tx_ttnews%5Btt_news%5D=16865&tx_ttnews%5BbackPid%5D=56&cHash=3c897ee762
Genauso aufschlussreich ist jedoch, dass die KPF in diesem Brief sehr deutlich benennt, dass es innerhalb der Linkspartei Leute gibt, die hinter israelkritischer Fassade ihr antisemitisches Unwesen betreiben. Namentlich erwähnt die KPF Stefan Ziefle, einen Mitarbeiter der linken Bundestagsfraktion, der beim letzten marx21-Treffen den Duisburger Kommunalpolitiker Hermann Dierkes vertreten hatte. Ziefle hält den Zionismus für eine „völkische Ideologie“ und findet darüber hinaus, die Forderung »alle Juden ins Meer zu schmeißen« sei kein Antisemitismus. So die KPF, und wörtlich: „Unglaublich seine Bemerkung – es sei wiederholt: ein Dementi ist nicht auffindbar“.
Um nicht missverstanden zu werden: ich teile die „Position“, wenn es denn überhaupt eine ist, der Kommunistischen Plattform zum Nahostkonflikt ausdrücklich nicht. Jedoch dokumentiert auch diese Strömung innerhalb der Linkspartei, dass sie mit Antisemitismus nichts am Hut hat. Zum Beispiel mit diesem Brief, der – wie gesagt – die von Gysi angestrebte Erklärung ausdrücklich verurteilt. Der Brief ist unterzeichnet von drei Sprechern der KPF, unter anderem von Kurt Gutmann, der offenbar weite Teile dieses Briefes entworfen haben dürfte.
Wer Zweifel an der „Glaubwürdigkeit“ der KPF haben sollte, informiere sich über Gutmann:
https://wiki.drafd.org/index.php/Kurt_Gutmann
[…] Sahra Wagenknecht: “Antisemitismus wird bei uns nicht geduldet.” … ruhrbarone […]
@ Korrupt # 10
KLar war das polemisch, Korrupt. Etwas per Vorstandsbeschluss nicht zu dulden, ist aber ein sehr ähnlicher Duktus. Klarer wäre gewesen, auf diesbezügliche Taten des Vorstandes zu verweisen. Wenn man etwas nicht duldet, dann geht man konsequent dagegen vor.
Ich kann mich aber nicht erinnern, dass dieser Vorstand z.B. je gegen Dierkes in Duisburg vorgegangen ist. Geschweige denn konsequent. Das macht da jetzt ein einfaches Parteimitglied und das kann sich nicht nur vor Ort auf eine Menge Stress gefasst machen.
[…] Sahra Wagenknecht: “Antisemitismus wird bei uns nicht geduldet.” (Ruhrbarone) – Sarah Wagenknecht von der Linkspartei im Interview. Hoffentlich werden diesmal die Ruhrbarone nicht abgemahnt, weil sie ein Bild von ihr verwenden… (siehe auch: Abmahnärger um Bild von Sarah Wagenknecht) […]
@Arnold Voss
#13
Eben das ist das Problem. Und es ist schon bemerkenswert, dass sich Menschen damit zufrieden stellen, dass gesagt wird, sind wir nicht ohne dass diesem „sind wir nicht“ inhaltliche Taten entgegen stehen – abgesehen von einzelnen, ich denke Katja Kipping etc. ist da wirklich als glaubhaft zu bezeichnen.
Würde die NPD erklären, wir sind nicht rassistisch, würden die zurecht bestensfalls einen lauten Lacher als Reaktion auslösen. Bei der SED, oder wie sie jetzt heißt, die Linke, ist die Reaktion, wenn ihr sagt, stimmt nicht, ist ja alles gut, obwohl offensichtlich ist, dass bei weiten Teilen das Gegenteil der Fall ist. Ist mir schleierhaft, wie die damit durchkommen können. Wahrhscheinlich können die auch noch bei ihren Anhängern damit durch kommen, dass die sagen, die Erde ist doch ne Scheibe. Befürchten muss man das zumindest schon, wenn man jetzt die Reaktionen auf, bei uns hat Antisemitimus keinen Platz, beobachtet.
Ach Steff (# 15), „würde die NPD erklären …“ – was soll das?! Bei den Nazis sind Rassismus und Antisemitismus, wie Ihnen bekannt sein dürfte, doch der „Vereinszweck“. Bei Kommunisten ist die Sache – so sehr es Ihnen auch nicht passen dürfte – schon ein wenig komplizierter. Ich nehme einmal an, dass Ihnen mein Kommentar # 11 zu stark auf „geduldiges“ Papier bezogen war.
Vermutlich haben Sie es deshalb für überflüssig gehalten, sich bspw. über das Leben des dort von mir angeführten Kurt Gutmann zu informieren, einem der Sprecher der Kommunistischen Plattform.
Letztes Jahr hatte ich das Vergnügen, mich einen ganzen Abend lang mit einem Kommunisten, der in Deutschland aufgewachsen war, und der als Jude schon 1948 im Befreiungskrieg für Israel gekämpft hatte, unterhalten zu können.
Ich könnte eine Reihe weiterer Beispiele anführen. Nehmen Sie einfach zur Kenntnis: es gibt jüdische Kommunisten. Es gibt sogar pro-israelische, sprich: zionistische Kommunisten.
Gewiss kein Grund, antisemitische Vorfälle in Gegenwart und Geschichte des Kommunismus zu übersehen, oder gar Sympathien für den Kommunismus zu hegen. Wenn Sie mögen, pflegen Sie auch Ihren Totalitarismus-Ansatz weiter. Nur: mit dieser Haudrauf-Masche liegen Sie sehr quer zur Wirklichkeit.
@Werner Jurga
Lieber Herr Jurga,
ich hatte Ihren Kommentar gar nicht gelesen und habe es jetzt auch nicht nachgeholt. Bitte um Entschuldigung dafür.
Selbstverständlich haben Sie Recht damit, dass Rassismus bei der NPD auch erklärtes Programm ist. Von daher hinkte mein Vergleich. Dann nehmen Sie aber diese populistischen Parteien, die sehr wohl rassistische Äußerungen tätigen und gleichzeitig sagen, es ginge nur um Freiheit, dann hinkt der Vergleich schon nicht mehr.
Und selbstverständlich gibt es unter Juden Kommunisten. Wie es überall Kommunisten gibt. Nur was hat das damit zu tun, dass es in der Linken einen nicht unerheblichen Teil von Antisemiten gibt, die ihren Antisemitismus unter dem Mäntelchen des Antizionismus verdecken. Und hierbei hinkt mein Vergleich dann ebenfalls sehr viel weniger, denn der antisemitische Antizionismus ist bei weiten Teilen nicht abgelehnt bis hin zu geteilt unter der Linken.
Und jetzt kommen Sie mir nicht mit, es gibt auch Juden, die Antizionisten sind. Ja, die gibt es, es sogar antisemiische Antizionisten unter Juden, auf welche sich ja gerne Antisemiten nicht jüdischer Herkunft berufen.
Und was daran haudrauf sein soll, dass ich anprangere, dass sich weite Teile der Linken nicht durch Taten von dem Antisemitismus in ihren eigenen Reihen distanzieren, wissen nur Sie. Denn eben dies war es auch, was die Antisemitismusdebatte auslöste und Thema der aktuellen Stunde war. Alles haudrauf gell? Mensch, mit Verteidigern wie Ihnen kann sich die Linke glücklich schätzen, ist es doch genau das, was auch die Linke sagt. Hau drauf sei das Motiv der Kritiker. Glückwunsch dazu, Werner Jurga!
„Die Gaza-Flottille wurde von einem breiten humanitären internationalen Bündnis getragen. Ihr Ziel war es, Öffentlichkeit herzustellen und durch einen Bruch der Blockade die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu lindern.“
frau wagenknecht sollte sich mal etwas schlauer machen. evtl. waren die aben genannten ziele für einen teil der mitglieder der flotte relevant – aber definitiv nicht für alle. wer sich mit antisemitischen märtyrern ins boot setzt sollte sich nicht wundern, wenn humanitäre ziele ins hintertreffen kommen. und da es so scheint, dass die türkei die flotte mehr oder weniger inoffiziell unterstützt, sind geopolitische machtinteressen auch nicht ganz von der hand zu weisen. sind halt nicht die von usa und eu.
„Allerdings war der Iran meiner Kenntnis nach in jüngerer Geschichte nur an einem Krieg beteiligt, nämlich dem Ersten Golfkrieg,…“
alles klar. der support von hamas und hizbollah bei der asymetrischen kriegsführung gegen israel kann wirklich nicht als teilnahme an einem krieg gewertet werden. LOL!
@ Steff (# 18):
Okay, dann korrigiere ich mich. Ihre Kommentare sind keine Haudrauf-Masche, sondern eine differenzierte Argumentation.
Im übrigen komme ich Ihnen mit gar nichts daher, sondern schreibe, was ich schreibe.
Sie schreiben: „Mit Verteidigern wie Ihnen kann sich die Linke glücklich schätzen“. Finde ich eigentlich auch. Vielleicht sind sie auch wirklich glücklich mit mir und können es einfach nicht so zeigen. Keine Ahnung.
„ferner vertrete ich die ansicht, dass kritik auch an israel erlaubt sein müsse, ohne deswegen in die antisemitismus-ecke gestellt zu werden. “
Man sollte auch die Antisemitismuskeule-keule weg lassen, die ich ebenso zum Kotzen finde.
Lieber Herr Jurga,
auch diesem Blog ist sehr viel Leben. Viele Beiträge und viele Kommentare. Das macht diesen Blog sehr interessant. Nicht nur weil er breit gefächert ist von den Themen, unter denen mich nur bestimmte interessieren, sondern auch von der Vielfalt unter den Kommentaren. Da muss man selektieren bzw. ich tue das, weil hier teilweise 40 Kommentare oder sind, die man nicht alle lesen kann.
Ihre Beiträge und Kommentare lese ich nicht bzw. nicht mehr. Nicht weil ich Sie schlecht fand oder so, sondern weil man einfach eine Linie ziehen muss. Daher, ich kann gar nichts zu Ihren Kommentaren sagen und damit bin ich auch weder glücklich noch unglücklich damit. Habe jetzt auch keinen Bedarf, hier ihre Beiträge und Kommentare nachzulesen, um mir eine Meinung anhand des neusten Standes zu bilden.
Da Sie mich jetzt direkt ansprachen und ich den Thread jetzt natürlich verfolge, lese ich selbstverständlich auch die Antworten an mich und beantworte Sie gerne, allein schon aus Höflichkeit. Die Frage ist nur, ob wir das nicht besser wieder abbrechen, da Sie meine Kommentare ja in Rage bringen und es von daher vielleicht erfreulicher für Sie wäre, wenn Sie es mit meinen Kommentaren so halten, wie ich mit Ihren: einfach nicht lesen. Denn verpassen werden Sie nichts, da Ihnen die zu undifferenziert sind.
Selbstverständlich werde ich Ihnen gerne weiter antworten, so Sie dies wünschen. Nehme es aber kein Stück übel, wenn Sie wegen Nichtgefallen meine Kommentare künftig nicht mehr lesen. Denn warum soll man sich ärgern, wo es doch hier hineichend Kommentare gibt, die Sie sicherlich erfreuen.
Das ist ganz freundlich von mir gemeint.
Ihnen einen schönen Sonntag!
Besonders der Kommentar von Rainer Lang ist eher „maskenhaft“ und platt antikommunistisch motiviert.
Er sollte einmal in Ruhe ein Buch von S. Wagenknecht lesen: „Freiheit statt Kapitalismus“! Außerdem sollten Kritiker von S. Wagenknecht und der Partei Die Linke einmal wahrnehmen, wie lebhaft gerade in der Partei ein neues Programm
auf allen Ebenen beraten wird. Dann könnte man ja auch einmal in das derzeitige Programm („Programmatische Eckpunkte“) schauen und würde feststellen, dass die Partei Die Linke in enger Zusammenarbeit mit „Nichtregierungsorganisationen“ und Umweltbewegung einen fundamentalen sozial-ökologischen Wandel anstrebt!
In der Partei „Die Linke“ ist angekommen, dass es ein „Weiter so“ mit Renditezwang und Wachstumswirtschaft nicht geben kann!
Entweder wir schaffen den Kapitalismus ab, oder er schafft uns ab!
Die weltweiten sozialen und ökologischen Krisen müßten doch allmählich auch die letzten Ignoranten wachrütteln!
@Steff, ich bin und bleibe ein Fan deiner Kommentare, die es immer so eindrucksvoll auf den Punkt bringen. 😉
Herr Jürgen Kruse, das Thema ist hier irgendwie ein anderes.
@ Steff (# 21): „Die Frage ist nur, ob wir das nicht besser wieder abbrechen“ –
Um Himmels willen! Nein. Großartige Beziehungen fangen selten als Liebe auf den ersten Blick an.
„Großartige Beziehungen fangen selten als Liebe auf den ersten Blick an.“
Mir wird gedroht! Hilfe! Hilfe!
🙂
@Yael
Danke! Gebe ich gerne zurück mit der Erweiterung, dass ich häufig richtig was lernen kann.
noch so ein „Haudrauf-Typ“, der nicht des Differenzierens wie Herr Jurga fähig ist:
„Anstatt sich darauf zu konzentrieren, die Antisemitismus-Kritik pauschal zurückzuweisen, sollte man sich bei den Linken besser ernsthaft, entschieden und glaubwürdig damit auseinandersetzen, warum es so weit gekommen ist.Anstatt sich darauf zu konzentrieren, die Antisemitismus-Kritik pauschal zurückzuweisen, sollte man sich bei den Linken besser ernsthaft, entschieden und glaubwürdig damit auseinandersetzen, warum es so weit gekommen ist.“
https://www.sueddeutsche.de/politik/die-linke-und-die-juden-befreiungsschlag-missglueckt-1.1110274
@ Steff (#26): Irrtum! Dieter Graumann hat in seinem SZ-Beitrag sehr „differenziert“ argumentiert. Danke für den Link!
@Werner Jurga
Nicht nur der Spezialist im selbst Differenzieren, sondern auch noch ein Fachmann in der Beurteilung anderer hierbei. Auch hierbei befinden Sie sich in super Gesellschaft……;-)
@ Steff (#28):
Machen Sie es mit diesen Angebern doch wie mit mir! Einfach nicht lesen. Dann werden die aber Augen machen 😉
wenn ich die ganzen moralinsauren Differenzierer ausblenden wollte, könnte ich keine Zeitung mehr lesen, müsste immer den Fernseher ausgeschaltet haben und das Internet müsste ich ebenfalls meiden. So ist halt der Zeitgeist und damit ist es auch nur eine Frage der Zeit, wann der wieder verschwindet und ein ander Habitus sexy wird. Vielleicht habe ich ja dann Glück und es trifft dann der künftige Mainstream eher meinen Geschmack und ich bin dann voll in.
uiuiui, so weit ist es schon gekommen:
https://www.sueddeutsche.de/politik/antisemitismus-streit-der-linken-gysi-und-die-antizionisten-eine-frage-des-ueberlebens-1.1110696
[…] Versuch von Sarah Wagenknecht solche Strömungen in Abrede zu stellen müssen kann dagegen wenig […]
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