Steuersünder sind nervös

Ich habe mich vor ein paar Tagen etwas länger mit einem Steuerberater unterhalten. Ich traf ihn auf einer Party. Er arbeitet bei einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt und er sagte, er hätte im Moment eine Menge zu tun: Viele der Mandanten seiner Gesellschaft seien wegen der Steuer-CDs ziemlich nervös.

Sie haben Geld auf Schweizer-Konten. Und sie haben die Kohle nicht versteuert. Jetzt wollen sie wissen, was sie machen müssen, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Steuern hinterziehen ist in ihren Kreisen ein Kavaliersdelikt – eine Vorstrafe hingegen gilt als eher unflott. Und teuer wird es auch, wenn zu den nachzuzahlenden Steuern noch die Strafe draufkommt,

Der Steuermann rät ihnen natürlich zur Selbstanzeige, wobei genau dieses Wort im Gespräch mit dem Finanzamt nie fallen darf. Der Steuerhinterzieher, so erklärte er mir, darf nie sagen, dass er Steuern hinterzogen hat und sich jetzt selbst anzeigen möchte. Er muss so tun, als ob er vergessen hat, etwas anzugeben: Ein paar Millionen auf einer Bank in der Schweiz zum Beispiel.

Was den Berater verwundert ist, dass auch angesichts der drohenden Strafen fast alle noch versuchen zu zocken und nicht alles angeben wollen. Davon etwas zu verstecken rät er seinen Mandanten allerdings ab – wer sich jetzt beim Finanzamt meldet, müsse die Hosen runterlassen. Ganz. Auch die Unterhose. Sonst werden die nämlich verdammt sauer – und bei allen, die jetzt auf einmal noch ein paar Millionen finden, werden sie sehr genau nachschauen. Beim Finanzamt, das sollte man nie vergessen, arbeitet die Elite des öffentlichen Dienstes. Mit denen bei der Arbeitsagentur sollte man sie nicht verwechseln.

Er sagt, er erklärt ihnen immer, dass Steuern dazu gehören, dass man sich an die Gesetze des Landes, in dem lebt, halten muss und wenn man findet, dass die Steuern zu hoch sind man sich dafür einsetzen muss, dass sich das ändert: Auf dem politischen Weg. Nicht auf kriminellem. Er sagt aber auch, dass er seine Mandanten damit nicht wirklich überzeugen kann. Der Mann mit dem ich mich unterhalten habe verdient nicht schlecht, aber im Vergleich zu seinen Mandanten natürlich nur Peanuts, Und irgendwie klang er schadenfroh.

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Dennis
14 Jahre zuvor

Ach du Scheisse, jetzt wo du es sagst! Ich hab ganz vergessen meinem Skipper in Monaco die 150.000 Euro für die wöchentliche Liegegebühr und Tankfüllung zu überweisen.

Bei dem ganzen Trubel mit dem Bafög-Amt muss ich das verschwitzt haben 🙂

ali
ali
14 Jahre zuvor

Allein für all die, die jetzt von selbst kalte Füße kriegen, haben sich die 2,5 Mio. für die Daten-CD gelohnt.

Frank
Frank
14 Jahre zuvor

Ob Schäuble die CD wirklich gekauft hat, ist ja noch die Frage. Es reicht ja, wenn das alle glauben 🙂

Danke für den Bericht, Stefan!

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[…] Steuersünder: zur Zeit nervös … ruhrbarone […]

Jens
Jens
14 Jahre zuvor

Frei nach Harald Schmidt:

Wo sind eigentlich die ganzen FDP-Wähler? Beim Finanzamt – Selbstanzeige aufgeben. Oder aber: In der Arztpraxis, bevor Röslers Pläne umgesetzt werden…

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[…] Steuer-CD: Steuersünder sind nervös (Ruhrbarone) – Der angekündigte Erwerb der so genannten "Steuer-CD" mit den Daten von potentiellen Steuersünden aus der Schweiz sorgt in gewissen Kreisen für Aufruhr. […]

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