Von Herzen Punk – ar/gee Gleim zum Ratinger Hof Buch

Unser Gastautor, der Fotograf Richard Gleim setzte seinerzeit die deutsche Punkszene rund um den legendären Düsseldorfer Ratinger Hof ins Bild. Er war dabei.

Das Ratinger Hof-Buch. Ablichtung ar/gee Gleim
Das Ratinger Hof-Buch. Ablichtung ar/gee Gleim

Jetzt ist ein opulentes Buch zum Hof von damals erschienen.

Bei uns bespricht ar/gee das Buch selbst und richtet einen Aufruf an die Jugend:

Was macht eine Blechkiste so attraktiv? Das ist wie bei einer Pralinenschachtel, der Inhalt.

Weist der Prägedruck von Verpackungen erlesener Pralinen schon auf den Inhalt hin, ist es hier feines Blech mit einem Bild des Ratinger Hofs.

Du wiegst die propere Blechkiste in der Hand und spürst, dass sich darin etwas Wertvolles befindet, etwas das es zu heben gilt.

Du öffnest den Deckel und …. dir fällt ein Bierdeckel entgegen, der sich alsbald als ein Remake der Eintrittskarte zu einem Konzert von WIRE am 09.11.1978 im Ratinger Hof erweist.

Dann entnimmst du ein DIN A4 Foto des Ratinger Hofs auf festem Karton.

Das ist wie in der Geschichte vom Schlaraffenland, das du erst erreichst, wenn du dich durch einen Berg Reis gefressen hast. Dann aber im Schlaraffenland angekommen hebst du ein Buch aus der Kiste, das dir, solltest du damals nicht dabei gewesen sein, eine Welt eröffnet, über deren Existenz du vielleicht schon einmal gehört hast, die du aber nicht gesehen hast. Wer damals dabei war, wird in Erinnerungen schwelgen und vielleicht Dinge erfahren, die er selbst damals übersehen oder sonst nicht mitbekommen hat.

Authentisch und unmittelbar dargereicht von den Protagonisten dessen, was den ‚Hof’ ausmachte, Peter Hein, Franz Bielmeier, Thomas Schwebel, Peter Braatz (Harry Rag), Jürgen Engler, Wolf Lauenroth, Susanne Reimann, Moritz Reichelt, Klaus Audersch, Joost Renders, Michael Schirner, Collin Newman und Graham Lewis von Wire, Ralf Zeigermann und etwas verspätet und am Rande auch von ar/gee gleim als Beobachter.

Ich habe sie nicht gezählt die Bilder, die das Buch enthält. Es sind sehr viele. Die Texte sind sparsam, kurz und prägnant, beeindruckend wie eben Punktexte so sind, obwohl es sich um erzählende Texte und nicht um Punklyrik handelt.

Die Bilder sind die Musik.

Für dich, der du jetzt in dem Alter bist, welches die damaligen Akteure in ‚Hof’ hatten, ist es die Welt aufgeweckter Mütter und Väter.

Das ist keine abgedroschene, zu verachtende Welt sondern ein Ereignis, das bis heute wirkt.

Diese Eltern sahen nicht aus wie Sascha Lobo.

Das kam später und war eine modische Attitüde.

Diese Eltern waren keine braven, angepassten Arschlöcher. Wichtig war, dass die Akteure gleichermaßen auf der Bühne wie vor der Bühne atmeten, tanzten, tranken und etwas lebten, was einzigartig war und ist. Jeder kann es, auch du. Jetzt!

Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen.

Doch eins bleibt, du selbst kannst die Welt aus den Angeln heben. Jeder ist ein kompletter Mensch. Jeder kann sich auf eine tatsächliche oder imaginäre Bühne stellen. Jeder hat das Potential, das Schöne und das Beschissene seiner Gegenwart auszudrücken und mitzuteilen.

Man nennt so was Kunst.

Jeder ist in diesem Sinne Künstler und es ist lächerlich, Angst zu haben, sich in diesem Sinne nicht als solcher zu sehen und zu   e r l e b e n.

Das Buch ruft: „Mach es!“

Das kann heute nicht Punk sein.

Welche Form es annimmt, liegt ganz an dir.

Du bestimmst die Form, Du bestimmst den Inhalt.

Und wenn du es nicht glaubst, dann nimmst du das – dank der geilen Verpackung für eine Ewigkeit gemachte – Buch zur Hand und …. fängst an zu leben.

Viel Spaß dabei.

Es geht ums Leben – das Buch ist somit ein ‚must have’!

Erfahrungsgemäß ist so was bald vergriffen und dann ärgert man sich Jahre lang, dass man jetzt nicht zugegriffen hat.

Hier noch nützliche Daten, falls dein Buchhändler das Buch nicht vorrätig hat und es bestellt werden muss:

Ratinger Hof Buch

Ralf Zeigermann (Hrsg.)

Robert Wiegner Verlag, Königswinter

978-3-931775-13-1

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matthias andré richter
matthias andré richter
14 Jahre zuvor

Ich erkenne auch noch Tommy Stumpf und mich selber auf dem Bild,
menno bin ich fett geworden.

Stefan Laurin
Admin
14 Jahre zuvor

André Richter: „menno bin ich fett geworden“ Du bist nicht alleine!

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