Das „Voynich-Manuskript“ faszniert mich schon seit langer Zeit.
Ein Buch, das niemand lesen kann, das keine Fälschung ist, und dessen Wege recht verschlungen erscheinen. Immer wieder gibt es einzelne Personen, die glauben dieses mysteriöse Werk entschlüsselt zu haben. Die meisten sind Spinner.
Das ist aber völlig anders bei einem Artikel von Jürgen Hermes (Foto), der im Fach Informationsverarbeitung promoviert und im einschlägigen universitären Kontext tätig ist.
Nachdem ich seinen Blogbeitrag las, bat ich ihn für Ruhrbarone eben darüber zu schreiben; und er tat mir den Gefallen. Ist das Voynich-Manuskript also enträselt? Lest selbst:
von Jürgen Hermes
(Ein Teil dieses Beitrags ist in leicht modifizierter Form bereits bei mir im Blog erschienen. Insofern handelt es sich zumindest bei diesem Post um das Werk eines Autokopisten)
Von den Geheimnissen, die die Welt noch für uns bereit hält, sind wohl die meisten nur noch Spezialisten zugänglich. Man erklärte uns das Aussterben der Dinosaurier und fotografierte für uns die Rückseite des Mondes. Inzwischen gehen wir davon aus, dass man die Erde umsegeln kann, ohne irgendwo hinunterzufallen. Über komplizierte Apparaturen hat man herausgefunden, dass das, was wir als ‘Freien Willen’ bezeichnen, möglicherweise nur eine Illusion ist. Und Nicht-Physikern ist es wohl kaum zuzutrauen, in eine Diskussion einzusteigen, in der erörtert wird, ob unsere Welt in ihrem Innersten nun aus Elementarteilchen oder aus Strings besteht.
Und doch gibt es sie noch, die ungelösten Rätsel, die Geheimnisse, deren Zauber man auch als Laie erahnen kann. Eines verbirgt sich hinter der unscheinbaren Signatur MS 408 an der Beinecke Rare Books and Manuskript Bibliothek der Universität Yale im US-Bundesstaat Connecticut. Als unscheinbar empfand es auch sein Endecker Winfried Voynich, der es gar als ‘hässliches Entlein’ bezeichnete, als er es vor mehr als hundert Jahren in einem Jesuitenstift nahe Rom fand. Und doch hält es David Kahn – der es wissen muss, schließlich schrieb er mit ‘The Code Breakers’ so etwas wie die Bibel der Kryptologie – für eine mögliche Zeitbombe in der Geschichte der Wissenschaften: Das weltberühmte, nach seinem Entdecker benannte Voynich-Manuskript (VMS).
Was ist das Voynich Manuskript?
Was dort in einer Vitrine der Bibliothek in Yale liegt, besteht aus gefalteten und ineinandergelegten Pergamentbögen. Eine solche Zusammenstellung wird auch Kodex genannt. Im zusammengefalteten Zustand hat dieser Kodex etwa die Größe eines DIN-A5-Blattes. Ein solches Blatt entspricht einer Seite. Auf einem Pergamentbogen sind zwei bis sechs solcher Seiten (insgesamt über 100) zu finden, von denen jeweils sowohl die Vorder-, wie auch die Rückseite verwendet wurde. Für was sie genau Verwendung fanden, ist noch immer weithin unklar.
Da sind zum einen die eigenartigen Zeichnungen. Zunächst sind die Seiten durch harmlose Pflanzenbilder verziert. Welche Pflanzen dort dargestellt sein sollen, wird kontrovers diskutiert. Vereinzelt sind Zuordnungen vorgenommen worden, die allerdings nie von allen VMS-Forschern akzeptiert wurden. Darauf folgen Zeichnungen von Sternkreiszeichnen, weiterhin Objekte offenbar astronomischer Art, dahinter verschiedenste Behältnisse. Im Anschluss daran seitenlang Zeichnungen von Trögen oder Wannen, die durch komplexe Rohrsysteme miteinander verbunden sind und in denen eine unüberschaubare Zahl nackter Frauen badet. Die letzten Seiten verzichten dann weitgehend auf Bilder.
Noch rätselhafter als die Illustrationen des Voynich Manuskripts (VMS) aber ist der Text, den es enthält. Er umfließt die Zeichnungen oder trennt sie durch eine paragraphenartige Struktur. Zeichen, die unseren Buchstaben ähneln, werden kombiniert zu Sequenzen, die wie Wörter, Zeilen und Abschnitte unserer bekannten Sprachen aussehen. Aber die Zeichen sind keine bekannten Buchstaben. Wir können die Wörter nicht lesen. Wir wissen noch nicht einmal, ob die Zeichen Informationen transportieren oder ob sie einfach sinnlos aneinandergereiht wurden.
Auch alles Weitere liegt nahezu vollständig im Dunklen: Es ist unbekannt, wer das VMS geschrieben hat, es ist unklar, wo es herkommt, wer es besaß, zu welcher Zeit genau es angefertigt wurde. Einzig die letzte Frage konnte in jüngerer Zeit zumindest zu einem Teil beantwortet werden: Nachdem sich die Universität Yale viele Jahre lang sträubte, das Manuskript materialwissenschaftlich untersuchen zu lassen, wurde die Analyse 2009 dann doch durchgeführt. Mit der Radiocarbonmethode konnte das Pergament mit hoher Sicherheit auf die erste Hälfte des des 15. Jahrhunderts datiert werden. Wann es beschriftet wurde, wurde dabei allerdings nicht festgestellt. Es gab jedoch schon vor der Datierung starke Hinweise darauf, dass das VMS am Anfang des 17. Jahrhunderts am Hof König Rudolf des Zweiten in Prag kursierte. Als Entstehungszeitraum kann man deswegen fast mit Sicherheit die Zeit zwischen 1408 und 1623 angeben.
Was könnte das Voynich Manuskript sein?
Die Zeichnungen – zumindest die ohne die nackten Frauen – erinnern stark an mittelalterliche Kräuterkunde- oder auch Alchimistenbücher. Eine naheliegende Annahme ist, dass sich der Text auf irgendeine Weise auf diese Abbildungen bezieht, also Anleitungen zur Medikamentherstellung, Rezepte für Speisen oder was auch immer enthält. Wie schon gesagt, war es bisher noch niemandem möglich, den Text zu lesen. Das kann mehrere Ursachen haben:
1) Der Text ist in einer unbekannten Sprache oder in einem unbekannten Schriftsystem verfasst.
2) Der Text ist das Resultat einer Verschlüsselung.
3) Der Text transportiert keinen Inhalt.
Alle diese drei Hypothesen wurden im Laufe der letzten 100 Jahre von Forschern, die das Voynich Manuskript untersuchten, verfolgt. Und noch immer besteht keine Einigkeit darüber, welche der drei die zutreffende ist. Die wildesten Verschlüsselungssysteme wurden angenommen und die abwegigsten Sprachen sollten dem Manuskript zugrunde liegen. Oder es wurde einfach jemand Verwirrtes angenommen, der zu einem ganzen Stapel der kostbaren Ressource Pergament gekommen war und dieses nach Gutdünken mit sinnlosen Zeichenfolgen verzierte.
Oder Außerirdische sind für das Manuskript verantwortlich.
Wie aber kann man die verschiedenen Annahmen überprüfen, wenn man die Inhaltsseite der Zeichen nicht kennt?
Ein Ansatzpunkt ist, die Anatomie der Ausdrucksseite des Textes zu untersuchen – welche Eigenschaften haben seine Zeichen, wie sind sie verteilt, welche Kombinationen gehen sie ein? Dann kann man diese Anatomie mit anderen Texten bekannter Herkunft vergleichen. Es wurde bereits eine große Zahl verschiedener Eigenschaften des VMS-Textes unter die Lupe genommen und die Ergebnisse sind im besten Falle widersprüchlich. Manche Eigenschaften passen zu natürlichen Sprachen und sprechen dagegen, dass es sich um eine sinnlose Aneinanderreihung von Zeichen handelt, bei anderen verhält es sich genau umgekehrt.
Dechiffriermethoden, die als Grundlage des VMS-Textes postuliert wurden, waren entweder nicht praktikabel oder lieferten bei ihrer Anwendung alles, nur keine akzeptablen Klartexte. Über jede Lösung, die über wissenschaftliche Veröffentlichungen, ausgeschmückte Blogbeiträge oder reißerische Presseartikel verbreitet wurden, senkten die Voynich-Spezialisten den Daumen. Es gab keinen Ansatz, der alle zufrieden gestellt hätte, weil kein Ansatz in der Lage war, die kruden statistschen und distrubitionellen Eigenschaften des VMS-Textes zu erklären.
Licht im Dunklen?
Vor etwa vier Monaten wurde ich per Mail gefragt, ob ich bereit wäre, einen Paper-Entwurf zum Voynich Manuskript kritisch gegenzulesen (offenbar habe ich mir irgendwo den Ruf eines VMS-Experten erworben). Die Bitte kam von Torsten Timm, der – wie so viele Voynich-Forscher – sein Geld nicht mit der Wissenschaft verdient. Wer weiß, wie gerne ich mich zwischendurch immer wieder mit dem VMS beschäftige, kann natürlich ahnen, wie bereitwillig ich dieser Bitte nachkam. Vom ersten Augenblick an erschien mir Timms Hypothese plausibel und einen fruchtbaren Austausch per Mail und Skype später bin ich nach wie vor überzeugt davon, dass seine Theorie das Potential hat, die Entstehung des VMS-Textes zu erklären.
Timm begab sich auf die Suche nach einer Textgenerierungsmethode, deren Anwendung ein Resultat ergibt, dass die sonderbare distributionellen und statistischen Eigenschaften des VMS-Textes wiederspiegelt. Er bezieht sich dabei vor allem auf die Besonderheit, dass sich das Auftreten, die Häufigkeit und die Position (n-te Zeile, n-te Position in der Zeile) von VMS-Wörtern relativ gut vorhersagen lassen aus dem Auftreten, der Häufigkeit und der Position ähnlich aussehender Wörter. Da Timm ausschließt, dass dem Schreiber oder der Schreiberin des VMS im späten Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit ein Instrumentarium zur Verfügung stand, das es erlaubte, eine solche Verteilung mathematisch herzuleiten, vermutet er, dass sie das Resultat eines Seiteneffekts einer einfacheren Methode der Textgenerierung ist.
Kern dieser angenommenen Methode ist ein Kopiervorgang des Schreibenden: Dieser erfand zunächst eine Reihe von unterschiedlichen Zeichenfolgen, die er im Anschluss immer wieder abwandelte. Timm weist nach, das teilweise ganze Zeilen voneinander kopiert scheinen, wobei immer leichte Abwandlungen in den Kopierprozess eingeflochten wurden, so dass nie oder nur sehr selten gleiche, sondern immer nur ähnliche Zeichenketten entstanden. Auf den ersten Blick mag diese Methode als zu simpel bzw. zu abwegig erscheinen – wer zur Hölle soll sich hinsetzen und mehr als hundert Seiten auf diese sinnlose Art füllen? Allerdings wird die Hoax-Hypothese zum VMS (die Zeichen tragen keinen Inhalt, es wurde nicht zum Austausch bzw. zur Bewahrung von Information angefertigt) von vielen VMS-Forschern als naheliegend angenommen. Dazu belegt Timm seine Vermutungen durch eine ganze Reihe von Indikatoren, im Paper selbst und vor allem in seinem Anhang, dem man ansieht, dass sich da jemand gewissenhaft mit der Materie auseinandergesetzt hat.
Vorhang zu, Akte geschlossen?
Ist Timms Theorie nun diejenige, welche alle Fragen rund um das Voynich Manuskript beantwortet? Mit Sicherheit nicht.
Selbst wenn zukünftige Untersuchungen untermauern sollten, dass die vorgeschlagene Generierungsmethode auf den Text des VMS passt, sind die Motivation, die Herkunft und die Verwendung des Manuskripts noch lange nicht geklärt. Ich selbst habe eine eigene Generierungsmethode angenommen, die auf einer Chiffre beruht, welche im Jahre 1608 von Johannes Trithemius in seinem Buch Polygraphia dargelegt wurde. Zukünftige Forschungen könnten darauf fokussieren, welche der vorgeschlagenen Generierungsmethoden als die wahrscheinlichere infrage kommt. Da für die von mir postulierte Methode ein Codebuch notwendig ist, sehe ich die von Timm angenommene momentan als die zu bevorzugende an.
Vorteil meiner Hypothese ist allerdings, dass es einen Klartext hinter dem Text des VMS zu entdecken gäbe – der aus Timms Kopistenmethode nicht folgen würde. Ich gebe hier Occams Rasiermesser den VMS-Expertinnen und -Experten in die Hand. Mögen sie beurteilen, welche Hypothese sie für plausibler halten. Mir sind ein paar Dinge in den Kopf gekommen, die man überprüfen und das Lot damit in die eine oder andere Richtung ausschlagen lassen könnte. Das ist mir aber noch zu unausgegoren, als dass ich mich dazu jetzt schon äußern möchte. Ich freue mich jedenfalls, dass Torsten die Muße und den Mut gefunden hat, seine Theorie so gewissenhaft auszuarbeiten und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Möge dies ein weiterer Anstoß sein, die zukünftige VMS-Forschung auf eine solidere Basis zu stellen.
Literaturhinweise:
Eine sehr gut zu lesende Einführung in das VMS stammt von zwei Autoren mit den illustren Namen Kennedy und Churchill:
Gerry Kennedy und Rob Churchill: “Der Voynich-Code: Das Buch, das niemand lesen kann” Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins (2005)
Die Theorie von Torsten Timm zur Entstehung des VMS hat er beim Open-Source-Archiv arXiv hochgeladen:
Timm, Torsten (07/2014): How the Voynich Manuskript was created. Publication: eprint 2014arXiv1407.6639T
Über meine Verschlüsselungstheorie geben die Kapitel 4-6 meiner Dissertation detailliert Auskunft, die auch als Open Access Dokument abrufbar ist:
Hermes, Jürgen (2012): Textprozessierung – Design und Applikation. Dissertation, Universität zu Köln. Publication: eprint
P.S. von Sebastian:
Wer lieber etwas zum Voynich-Manuskript hören will, findet hier eine Podcast-Folge von Hoaxilla. Den Hoaxmaster kennt ihr ja schon.
[…] auch bei den Ruhrbaronen geht es um “das Buch, das niemand lesen […]
Ich wundere mich manchmal, daß ich für solcherart Fragestellungen in meinem Leben immer wieder Zeit hatte und wie viele andere Leute viel Zeit in letztlich erfolglose Entzifferungsversuche gesteckt habe. Als ich das Voynich Manuskript erstmalig zu sehen bekam, war ich total fasziniert, aber da war ich schon soweit, daß ich mit dem Entziffern erst gar nicht mehr begonnen habe. Vor einigen Monaten gab es eine Fernsehsendung, in der die Methode von Timm dargestellt wurde. Ob es sich um Torsten Timm handelte, weiß ich nicht mehr, aber die Methode war die oben beschriebene. Sie ist verblüffend einleuchtend, und wenn ich an Occams Rasiermesser glaube, dann ist sie die einfachste Erklärung dieses Geheimnisses, das dann leider gar keines mehr ist. Das wäre schade, denn es wäre schöner, wenn der Text etwas erzählen würde. Aber Occams Rasiermesser wiederum ist Glaubenssache, die durch die Eleganz und Schönheit der mathematischen Formeln genährt wird, und uns vorgaukelt, daß die Welt einfach ist. Dabei gilt das nur für isoliert betrachtete Phänomene. Sobald diese komplexer werden, und viele Wechselwirkungen das Geschehen beherrschen, wie das im Leben geschieht, sind die einfachen Lösungen alle falsch. Wer weiß, vielleicht gibt es ja für Voynich noch Hoffnung?
Für den Diskus von Phästos hat kürzlich jemand entdeckt, daß ein musikalisches Muster entsteht, wenn man den Symbolen jeweils Tonfolgen unterlegt. Das Ergebnis hat sich ziemlich geheimnisvoll angehört, aber ohne den Text damit zu erklären. Einen Artikel über solche Themen bei den Ruhrbaronen zu finden, freut mich sehr. Und der Artikel ist auch noch gut geschrieben. Klasse!
Dass bereits eine Fernsehsendung mit Timms Theorie ausgestrahlt wurde, halte ich für ausgeschlossen. Er hat sein Paper erst im Juli veröffentlicht und – soweit ich weiß – vorher nur einem eingeschränkten Personenkreis zu Diskussionszwecken zugänglich gemacht. Wahrscheinlich haben Sie die ORF-Doku gesehen, in der Gorden Rugg eine ähnliche Theorie vorstellt (mit Cardangitter und Morphemtabellen).
Bzgl. „Occams Razor“: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung. Und die ist stets die Falsche“ steht so oder so ähnlich im Focaultschen Pendel von Eco. Beim Rasiermesser geht es allerdings nicht darum, welches die aller-einfachste Theorie ist, die man annehmen kann. Vielmehr geht es darum, welche Theorie mit den wenigsten Variablen/Hypothesen auskommt, aber dennoch alle Beobachtungen erklärt.
Und danke für das Lob 🙂
@Helmut Junge
Dass bereits eine Fernsehsendung mit Timms Theorie ausgestrahlt wurde, halte ich für ausgeschlossen. Er hat sein Paper erst im Juli veröffentlicht und – soweit ich weiß – vorher nur einem eingeschränkten Personenkreis zu Diskussionszwecken zugänglich gemacht. Wahrscheinlich haben Sie die ORF-Doku gesehen, in der Gorden Rugg eine ähnliche Theorie vorstellt (mit Cardangitter und Morphemtabellen).
Bzgl. „Occams Razor“: „Für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung. Und die ist stets die Falsche“ steht so oder so ähnlich im Focaultschen Pendel von Eco. Beim Rasiermesser geht es allerdings nicht darum, welches die aller-einfachste Theorie ist, die man annehmen kann. Vielmehr geht es darum, welche Theorie mit den wenigsten Variablen/Hypothesen auskommt, aber dennoch alle Beobachtungen erklärt.
Und danke für das Lob 🙂
[…] … tut das offensichtlich auch ein zweites Mal. Wie schon damals mit der Ausrede, das alles nur für die Mehrung von Ruhm und die Ehre der Blogplattform hypotheses.org zu tun. Dieses Mal fragte mich Sebastian Bartoschek von den Ruhrbaronen, ob ich meinen letzten Artikel zum Voynich Manuskript nicht auch auf dieser populären Blogplattform veröffentlichen und ihn in diesem Zuge vielleicht für ein breiteres Publikum aufhübschen wolle. Das habe ich natürlich gerne getan und dabei versucht, sowohl kürzere Sätze als auch gliedernde Zwischenüberschriften zu nutzen. Den Titel meines letzten Postes habe ich beibehalten, der Text ist allerdings durch eine allgemeine Einleitung zum Voynich Manuskript erweitert worden. Zu finden ist er hier. […]
@jhermes; stimmt, dank Ihres Hinweises auf den Namen habe ich es sogar wiedergefunden. Es war Gordon Rugg, den ich im Fernsehen gesehen hatte. ORF kann ich allerdings nicht empfangen.
https://www.youtube.com/watch?v=YpzLhmH0UYs
Nach Ihrer Beschreibung der Methode von Timm, habe ich wohl spontan umgeschaltet und gedacht, daß diese Methode wäre. Man liest, was man lesen will, selbst wenn da etwas anderes steht.
Das war etwas voreilig. Nur gibt es Ähnlichkeiten im Verfahren und das Ergebnis ist in beiden Fällen, daß es sinnlose Zeichenfolgen sind. Soviel zu meiner persönlichen Rechtfertigung. Die Arbeit von Timm läßt allerdings noch weniger Zweifel hochkommen, als es bei Rugg schon der Fall war. das heißt, daß die Zeichenfolgen sinnlos sind, wird noch wahrscheinlicher. Es hat sich also tatsächlich jemand die Mühe gemacht, teures Pergament in womöglich wochenlanger Arbeit mit sinnfreien Symbolen zu versehen. Eigentlich müßte diese Person zu größerer Geltung gekommen sein, weil er sogar heute noch Menschen neugierig macht. Aber es gab viele Kriege früher, in denen Menschen ohne Vermerk beerdigt wurden, bevor sie berühmt werden konnten.
[…] Das Voynich-Mauskript: das Werk eines Autokopisten? | Ruhrbarone […]
Meine (zweifellos nicht neue) Hypothese zum VMS ist folgende: der Text stellt keine Chiffrierung dar, er ist auch von keinem Fliegenfresser geschrieben worden, der auf „den Meister“ wartet, noch handelt es sich um eine unbekannte Sprache oder ein unbekanntes Schriftsystem: das VMS ist die verballhornte Abschrift eines fremdsprachlichen Textes, dessen Schriftzeichen dem/den Kopisten nicht (ausreichend) vertraut waren; Verbleib des Originals: unbekannt. Man stelle sich vor: jemand legt uns einen Text in, sagen wir mal, Arabisch oder Indisch oder Chinesisch vor – in irgendeiner Sprache, mit deren Schriftzeichen Sie oder ich nicht oder nur wenig vertraut sind – und sagt: hier, schreiben Sie das mal ab, es eilt; verstehen brauchen Sie’s nicht; sind auch ein paar hübsche Bildchen dabei. Die Problematik ist nicht: Übersetzung aus einer Fremdsprache, sondern: Abschrift einer nicht oder nur wenig geläufigen Schriftsprache, vielleicht unter Zeitdruck. Irgendwie schafft man das, wie man ja auch überhaupt einmal Schreiben gelernt hat, aber es werden Fehler und Ungelenkigkeiten vorkommen: ich halte das VMS für die fehlerhafte Abschrift eines Textes in einer dem Schreiber/den Schreibern nicht vertrauten Schriftsprache. Und Blümchen und Pflänzchen geben dann auch nicht viel her: sie werden teilweise originalgetreu, teilweise „Ich hab‘ keine Lust mehr; sieht aus wie Löwenzahn, also mach‘ ich jetzt mal Löwenzahn“ abgezeichnet worden sein. Bei den kugeligen Buchstaben habe ich immer – als Ausgangshypothese – an Birmanisch/Burmesisch gedacht. Im Westen ist man prinzipiell zu schnell fertig mit einer Hypothese, wenn sie das eigene sprachliche Vermögen übersteigt. Und wie ist diese Abschrift bzw. deren Vorlage nach Italien gekommen? Meine Hypothese (sicher auch schon dagewesen): Reisender X – sagen wir mal: Marco Polo, oder ein ander Polo, oder Nosferatu – bringt das Original, oder eine schon unterwegs genommene Abschrift – zurück nach Italien. Im frühen fünfzehnten Jh. stößt dann Y – sagen wir einmal: Universalingenieur und Kryptologieschalk Giovanni Fontana (dessen Hauptwerk schon seit 1984 leicht verfügbar ist, nur niemand macht je was damit) – auf diesen Text, und läßt eine Abschrift anfertigen – entweder vom Original, oder von der Abschrift; dazu paßt geographisch und historisch auch das „Schwalbenzinnenpapier“. Um die zugrundeliegende Schriftsprache zu ermitteln, müsste der Text nun solange unter Indologen, Sinologen und überhaupt in historischen Schriftsprachen versierten Orientalisten herumgereicht werden, bis einer – möglichst ein Muttersprachler – sagt: ja, das ist so und so, nur mit folgenden (!) Fehlern. Denn die Fehler müssen erklärt werden. Ich glaube, das ist bei weitem noch nicht ausreichend versucht worden: die Datierung des Pergaments liegt ja auch erst ein paar Jahre zurück. Ist die Originalsprache einmal erfolgreich gemutmaßt worden, müssen, wie gesagt, natürlich auch die Textfehler systematisch analysiert werden – sonst ist man gleich wieder bei „Francis Bacon ist Shakespeare“, „Nostradamus hatte recht“ und dergleichen Scherzen. Ich finde das – jenseits des VMS – überhaupt ein historisch als auch textanalytisch interessantes Thema: „Wie werden Texte abgeschrieben, deren Schriftzeichen dem Schreiber nicht vertraut sind?“
@
#7 | Thomas Ernst
“Wie werden Texte abgeschrieben, deren Schriftzeichen dem Schreiber nicht vertraut sind?”
Ich bin um diese Stund mal albern: Exakt ein mal, da der Schreiber danach sofort (je nach Kulturkreis) gefeuert/geköpft/gehängt/verbrannt wird;-)
Albern ist immer gut. Nur die Logik stimmt nicht: wenn nun der Zauberlehrling für den Zauberer einen Text abschreibt, den auch der Zauberer nicht versteht? Es geht nicht um unmittelbares Verständnis, sondern um Bewahrung von etwas, das – Zauberers Meinung – als möglicherweise wichtig erachtet wird: intellektuelle Wunderkammersammelei; dann wegsortiert. Scheherazade-Prinzip: morgen abend geht’s weiter, aber laß mich die Nacht überleben.
@Thomas Ernst – Es freut mich sehr, zu sehen, dass Sie sich in die Debatte ums Voynich Manuskript einmischen, darauf habe ich jetzt schon jahrelang gewartet und nicht mehr recht geglaubt, dass es noch eintritt.
Ihre Hypothese möchte ich allerdings zurückweisen, weil sie mir angesichts mehrerer Eigenschaften des VMS-Textes unhaltbar erscheint. Selbst wenn man einen natürlichsprachlichen Text einem starken Waschgang (einen schriftunkundigen Kopisten) aussetzt, bleiben seine Muster (eben verwaschen, aber erkennbar) erhalten. Die Muster im VMS entsprechen aber keiner uns bekannten natürlichen Sprache. Es müsste also ein Waschgang völlig neuer Art angenommen werden, der erklärt, weshalb im Übergang einzelner Zeichen kaum Information steckt, im Übergang von Wörtern aber um so mehr. Weshalb die Wortlängen in den Zeilen so signifikant differieren, weshalb Zeilen funktionale Einheiten darstellen. Ein Ernst-Hypothese ist es wert, dass man sich detailliert mit ihr auseinandersetzt. Ich werde das mit Zeit auch noch nachholen.
Mein Vorschlag dekodieren die Voynich Manuskript ist in der Tatsache, dass jede ihrer einzelnen Seiten kodiert einige andere Informationen. Verschlüsselung ist nicht nur eine der Schriftform. Es gibt eine ganze Spektrum der Gnosis, die wegen der begrenzten Fähigkeiten (zB Runicze Brief – die ältesten Inschriften stammen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus, vor der ägyptischen hieratischen Schrift, usw. ..). Auch in einer anderen Form codiert wurde – zB mit Zeichen und Symbolen. siehe Semiotik – aus dem Griechischen: „semasticos“ – Bedeutung „, semasia“ – Bedeutung „,“ semeion „- ein Zeichen der“ Sema „- ein Zeichen, das Bildsignal. Und in einer solchen Weise codiert Voynich Manuskript – es ist nicht meine Aufgabe, klassische Chiffre geschrieben, nur symbolische Bilderrätsel – Ideogramm. Unten, um besser zu veranschaulichen das Kontinuum der Zeit-Geschichte in Kürze, eine Zusammenfassung der früheren Beschreibungen der einzelnen Handschrift Illustration. (Von 1R 19R)
http://gloriaolivae.pl/
1R – Big Bang und Kolaps – zyklische Natur des Universums.
1V – 5 Milliarden Jahren – – Etwa 4,5 die Bildung der Erdkruste.
2R – vor rund 3,5 Milliarden Jahren – die ersten Organismen.
2V – vor etwa einer Milliarde Jahren – die ersten einzelligen Organismen (Eukaryonten).
3R – vor 700.000.000 Jahre – – Über 900 die ersten mehrzelligen Organismen.
3V – 600 Millionen Jahren – – etwa die ersten 700 wirbellose Tiere.
4R – vor 500 Millionen Jahren – die ersten Wirbeltiere.
Vor 400 Millionen Jahren – – 4V Wirbeltiere aus dem Wasser.
5R – vor 220.000.000 Jahre – der Beginn der Herrschaft der Dinosaurier.
5V – vor 65 Millionen Jahren – Aussterben der Dinosaurier, die Entwicklung der Säugetiere.
6R – vor 30.000.000 Jahre – – Über 65 Fleischfresser.
6V – vor 7.000.000 Jahre – – Etwa 30 die Bildung von Pflanzen und Tieren.
7R – vor rund 12 Millionen Jahren – die ersten Hominiden.
7 V – 5 Millionen Jahren – – Über 7 das Aussehen des Menschen.
8R – Über 100 Tausend. vor Jahren – die Entstehung des modernen Menschen.
8V – Etwa 15 bis 12.000. vor Jahren – ein Mann Wandern – „Brücke“ Bering.
9R – Etwa 11.500. vor Jahren – das Ende der letzten Eiszeit.
9V – Über 10 Tausend. vor Jahren – Jäger und Sammler, die Geburt der Landwirtschaft.
10R -. Über 4.000 r BC – Entwicklung der städtischen Gemeinschaft Mesopotamien.
10V -. Über 3.000 U BC – Die Anfänge der Zivilisation des alten Ägypten.
11R – Durchbruch II und I Jahrtausend vor Christus – Judentum, Jerusalem.
11V – Jahrhundertwende – das Christentum. Rom.
12R – Keine. Nach mir – Antikes Griechenland.
12 V – Keine. Nach mir – Das Reich von Alexander dem Großen.
13R – Das Römische Reich.
13V – Perserreich.
14R – Hunnen. Mongolischen Reiches.
14V – Byzantinischen Reiches.
15R – Land der Franken.
15V – Die Ausbreitung des Islam.
16R – Wikinger.
16V – Slawen.
17R – Die Kreuzzüge.
17V – Hundertjährigen Krieg.
18R – Osmanisches Reich.
18V – War of the Roses.
19R – Deutsche Orden.
[…] einen Kommentar, der in der Nacht zum Sonntag unter meinem Gast-Post bei den Ruhrbaronen landete, muss ich allerdings eine Ausnahme machen, ist der Absender doch Thomas Ernst (wenn er denn […]
Habe meine Gedanken zur Hypothese von Thomas Ernst (#7) etwas ausführlicher bei mir im Blog dargelegt. Sorry, liebe #12, dass ich das für Sie nicht zu tun gedenke.
@ jürgenhermes. Herzlichen Dank ob Ihrer wohlgemeinten Worte: Sie wissen mehr vom VMS als ich. Meine Hypothese war äußerst locker vom Hocker, denn ich habe mich mit dem VMS nie ernsthaft auseinandergesetzt. Mein Instinkt sagte mir immer: das kann ich nicht, hier ist etwa außerhalb meines Erfahrungsbereiches abgelaufen. Und wenn mal die Versuchung lockte, ans VMS ‚ranzugehen, hielt ich mir immer – bildlich gesprochen – den Codex Rohonczi vor Augen: da sagen selbst Slawisten nichts mehr zu – warum sollte ich also etwas mit VMS anfangen können? Manchmal können solch sokratische Ausgangspositionen natürlich auch nützlich sein. – Hinsichtlich der Zeichen im VMS hätte ich d’Imperio nachsehen können, die das anno ’76 gut zusammengefaßt hat, aber ich habe ihr Buch nicht zur Hand. Nachdem ich mich nun einen halben Sonntag über Voynich schlauzumachen versucht habe – die Zeit vergeht schnell dabei, das VMS ist wie ein schwarzes Loch im All, und keiner bezahlt’s einem -, finde ich heraus, daß schon der Linguist Jacques Guy, Jahrgang ’44, lebt in Australien, eine fernöstliche Sprache gemutmaßt hat. Leider fehlen dem betreffenden und lesenswerten Abschnitt in der englischen „Wikipedia“ – ja, ja – so schnell trinkt man aus dem intellektuellen Rinnstein! – jegliche Fußnoten. Ich würde Monsieur Guy mal kurz zum 70. Geburtstag gratulieren, und ihm anschließend ein paar spezifische Fragen zum „Voynich“ stellen: das können Sie viel besser als ich (siehe oben). Daß der Schreiber des VMS vielleicht „eine Macke hatte“ – wie von Churchill/Kennedy vorgeschlagen – ist auch plausibel, schließt aber nicht Monsieur Guy aus. Schreiben Sie dem mal! – In diesem Sinne: Om mani padme hum …
Lieber Thomas Ernst – Ja, die Arbeiten von Guy sind mir vertraut. Er hat u.a. mit “frogguy” ein eigenes Transkriptionsalphabet für die VMS-Glyphen ersonnen, das diese noch analytischer zerlegt als die EVA-Transkription. 1991 sind gleich zwei Cryptologia-Artikel von ihm erschienen (natürlich noch immer nicht Open Access, aber ich kann die bei Interesse am Telefon vorlesen oder sonstwie legal zugänglich machen), in denen er einen durchaus innovativen Algorithmus (Sukhotin oder so heißt der) zur Identifikation von Vokalen auf das VMS anwendet und die Ergebnisse mit seiner ursprünglichen Theorie von einer zugrundeliegenden ostasiatischen Sprache in Deckung bringt. Alternativ hat Stolfi in seinem Blog darüber geschrieben (v.a. hier: http://www.ic.unicamp.br/~stolfi/voynich/97-11-23-tonal/ ). Hilft aber alles nicht gegen die bösen von mir erwähnten informationstheoretischen Ausreißer, die – glaube ich zumindest – erst später exakt vermessen wurden. Das hält allerdings einen gewissen Zbigniew Banasik nicht davon ab, einen Manchu-Dialekt als VMS-Quelle anzunehmen – und das eher schlecht zu dokumentieren (http://www.ic.unicamp.br/~stolfi/voynich/04-05-20-manchu-theo/ ). Nicht besser ergeht es einem da den anderen Ansätzen, die Arabisch, Sanskrit, Ukrainisch, Kreol-Flämisch oder Hawaiianisch als Grundsprache des VMS annehmen. Ich bleibe dabei: Die Muster der VMS-Zeichen falsifizieren in meinen Augen jeden Ansatz, der davon ausgeht, dass Einheiten aus natürlichsprachlichen Äußerungen 1:1 auf die Einheiten des VMS übertragen werden können. Auch wenn die Übertragung massiv durch Unverständnis und Fehler verfremdet würde – es käme ein völlig anderer Text heraus. Aber vielleicht melde ich mich ja mal bei Herrn Guy, zumindest die Arbeiten werde ich mir noch einmal ansehen. Vielleicht habe ich ja doch etwas übersehen.
jhermes, das Interesse in Europa einen Manchu-Dialekt zu benutzen und diesen sogar zu verschlüsseln, damit ihn niemand lesen kann, dürfte zeitlich wohl sehr spät aufgekommen sein. Wer hätte einen solchen Text (unverschlüsselt) denn schon vor dem 17.Jahrhundert verstehen können?
Dokumente aus Pergament sind zwar lange haltbar, aber wenn das Pergament eindeutig aus dem frühen 15.Jahrhundert stammt, und als beschriebenes Dokument im frühen 17. Jahrhundert bekannt war, wird es vermutlich nicht 200 Jahre nutzlos herumgelegen haben, bevor sich jemand daran machte, darauf einen der bestveschlüsselten Texte aller Zeiten zu schreiben. Man müßte sich schlau machen, ob ein zweihundert Jahre altes Pergament nicht bereits zu brüchig wäre, um es zu beschreiben. So wie ich Pergament kenne, trocknet es aus und es müßte Tockenrisse haben, in denen die Tinte fasrig verlaufen wäre. Meiner Meinung nach muß Pergment innerhalb von wenigen Jahren beschrieben werden, oder die Tinte hinterläßt beim Schreiben mikroskopisch sichtbare Spuren. selbst wenn diese mit bloßem Auge nicht erkennbar sein sollten.
Außerdem gab im selbst im 17.Jahrhundert nur wenige Europäer, die Manchu verstanden. Vor wem also hätte der Text geheim gehalten werden sollen?
Aber jetzt habe ich doch noch wertvolle Zeit in dieses sinnlose Unterfangen hineingesteckt, etwas zu verstehen, das vermutlich gar nicht zu verstehen sein soll.
Geheimnisse können süchtig machen, sollte auf der Packungsbeilage stehen.
[…] worden sein könnte. Ich habe das “Autokopistentheorie” genannt und bei mir im Blog und bei den Ruhrbaronen beschrieben. Wünschen würde ich mir allerdings, dass der Text tatsächlich eine versteckte […]
Ich bin heute zufällig über das Voynich-Manuskript "gestolpert" und bin durch den Wikipedia-Artikel auf diesen Blog-Beitrag gelangt.
Nachdem ich den Text-Auschnitt im Wikipedia-Artikel in Gedanken nachgezeichnet hatte, erschien es mir sehr eindeutig, dass der "Text" unter rein ästhetischen Gesichtspunkten geschrieben wurde.
Ich hätte den "Text" genau so geschrieben.
Als Kind in der DDR hatte ich hin und wieder geliehene Schallplatten "aus dem Westen" zum Kopieren auf Tonband bzw. Kassette zu Hause. Da ich die Schallplatte wieder hergeben musste und es keine Kopiergeräte gab, habe ich mir die Mühe gemacht, sie sehr akribisch abzuzeichnen und abzuschreiben.
Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass der Autor ebenfalls "solch ein Buch" besitzen wollte und es sich einfach selbst gemalt hat.
Meine Frau hatte dazu den guten Gedanken, dass das Manuskript gut zu einer, offenbar reichen, Teen-Agerin passen würde, wenn man sich die Zeichnungen ansieht. Auch schwangere Frauen dürften im Interesse eines Mädchens in diesem Alter sein.
Ich kenne mich nicht in der Nord-italienischen Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts aus, aber vielleicht hatten in dieser Zeit selbst reiche Mädchen es schwer Bildung zu bekommen, so dass sie eventuell gar nicht lesen und schreiben konnte und deshalb diese Schrift erfunden hat.
Bei der Theorie von Timm ist es doch so, dass davon ausgegangen wird, dass sich immer wieder die "Wörter" wiederholen.
Mal aus einer ganz ganz anderen Richtung gedacht:
Das Malen sowie das Schreiben von Wiederholungen gibt es ja durchaus als Meditationstechniken. Abwandlungen im Text könnten den Abschluss einer Wiederholung kennzeichnen.
Möglicherweise ist dies eine Lösung der Widersprüche:
1) Unsinn, was den Inhalt angeht
2) und sinnvoll (nur für den "Verfasser" während seiner Meditation)
Das Problem bei meiner Hypothese ist sicher, dass man sie nie bestätigen können wird, höchstens Widerlegen, sobald es eine valide Entschlüsselung gibt. 🙂