Wenn eine keine Reise tut…

Ja, der Herr Wulff is‘ immer noch in Amt und Unwürden. Gegen den is‘ ’ne Teflonpfanne ein Reibeisen, sacht mein Nachbar. Datt stimmt zwar, aber man will sich auch mal über andere Dinge Gedanken machen. Übern Urlaub zum Beispiel.

Nachdem datt Alfred Hitchcock sein Film „Psycho“ gedreht hatte, bekam er ’nen Brief von ’nem Vater, dessen Tochter wollte nich‘ mehr baden, weil sie „Die Teuflischen“ im Kino gesehen hatte (da wird ein Typ inne Wanne ertränkt). Jetzt hatte sie „Psycho“ gesehn und wollte auch nich‘ mehr duschen. So ähnlich isses mir am gehen in Sachen Urlaub.

Dazu muss man wissen, vor einige Jahre saß ich in ’nem Fluchzeuch, watt beinah abgestürzt wär‘. Danach hab‘ ich datt fliegen gemieden wie der Teufel datt Weihwasser, glaubste. Bis ich ein neuen Jopp hatte und da hieß es gleich in der ersten Arbeitswoche: „Frau Schubiak, Sie fliegen morgen mit ’ner Kollegin nach Dresden.“ Wenn man wo neu is‘, will man ja nich gleich unangenehm auffallen, also hab‘ ich mich überwunden und bin da eingestiegen. Wie ich wieder ausgestiegen bin, war ich fettich mitte Welt – und die Kollegin auch. Die hatte mich nämlich gefracht, wieso ich so ’nen angespannten Eindruck machen würde und da hab‘ ich ihr datt in alle Einzelheiten erklärt.

Vor der Beinah-Katastrophe bin ich viel und gerne geflogen. Dann bin ich eines Tages nach Kanada geflogen, ich hatte Kopphörer auf und war „Father Figure“ von dem George Michael am hören, als auf einmal die Saftschubse Flugbegleiterin im Gang vor mir ein halben Meter inne Luft schwebte. Ich dachte noch „Hä?“, da ging datt schon sehr plötzlich sehr schnell nach unten. Mir war klar, datt war’s und allen anderen war datt auch klar. Es is‘ übrigens nich wie im Film, datt die Leute schreien, kreischen und weinen. Es wurde ganz still im Fluchzeuch. Totenstill.

Dann, nach ’ne gefühlte Ewigkeit, gab datt ’n scheußliches Geräusch, wie wenn ’ne kaputte Kaffemaschine anspringt und parallel dazu einer mit den Fingernägeln über ’ne Tafel kratzt. Gleichzeitig hatten wir datt Gefühl eine große, starke Hand schiebt die Nase vom Flieger wieder nach oben und vorwärts. Ein geiles Gefühl! Wir waren Freund Hein im allerletzten Moment vonne Schippe gesprungen!

Die ganze Zeit gab datt übrigens keine Durchsage vom Piloten, aber ich bin dem auch nich‘ böse: der hatte watt anderes zu tun. Allerdings hätte ich danach, wie wir den nächstbesten Fluchhafen angesteuert hatten, gerne gewusst, watt los war. Datt war übrigens noch mal nich ganz ohne, weil wir, als wir so gut wie fast auf dem Boden waren und schon die Blätter anne Bäume zählen konnten, noch mal durchgestartet sind. Und ich wollte doch so gerne sofort wieder auffen Boden!

Fliegen is‘ also nich‘. Autofahren is‘ auch nich ohne Stress. Jezz will ich aber schon seit Jahre mal für’n paar Wochen nach Neuseeland. Also dachte ich, wir fahren da mit ’nem Schiff hin. Und jezz is‘ datt mitte Costa Cordalis Concordia passiert.

Tja, watt nu? Balkonien, Terrassinien oder Bad Meingarten? Hatten wir schon letztes Jahr. Und datt Jahr davor. Und datt Jahr davor. Schlittenhunde komm nich‘ in Frage, da braucht man ja Schnee für. Mit dem Fahrrad nach Neuseeland wär ich ’ne verdammt lange Weile unterwegs. Der Mann meint, er fliegt und ich soll laufen, aber Geographie war noch nie seine Stärke – wenn Jesus mich nich‘ huckepack trägt, wird datt schwierig.

Der Herr Hitchcock hat dem Vater damals geantwortet, er soll seine Tochter in die chemische Reinigung geben. Hat jemand ’ne Idee für mich?

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Frau Dinktoc
12 Jahre zuvor

Ich wage es kaum vorzuschlagen, aber ich tu’s trotzdem: Bahn. Damit kommen Sie in Europa ziemlich weit (und sogar bis Singapur, was ja schon mal der größte Teil der Strecke bis Neuseeland wäre).
Vielleicht ist es für Sie auch eine Option, das Auto Huckepack zu nehmen, damit Sie vor Ort mobil sind? Dann schauen Sie mal hier: https://www.dbautozug.de/autozug/reiseziele/

Haben der Mann und ich vor ein paar Jahren gemacht und fanden es sehr entspannend und praktisch. Wenn man sehr früh oder sehr kurzfristig bucht, gibt es auch ordentliche Rabatte.

Ach ja: ich wünsche Ihnen heute schon einen wunderbaren Urlaub und bis dahin ganz viel Vorfreude.

Frau Dinktoc
12 Jahre zuvor

Genau wegen dieser (halbwegs erwarteten) Reaktion zögerte ich mit dem Vorschlag. Aus eigener Erfahrung halte ich die Bahn für deutlich besser als ihr Ruf.

Dann bleibt Ihnen wohl nur noch eine Radwanderung. Dafür wäre allerdings gar kein Wetter auch nicht schlecht.

ZimmerimRevier
12 Jahre zuvor

Wir kennen uns mit Reisen, d.h. besser mit Reisenden, auch so´n bißchen aus. Alternativ zur Reise nach Neuseeland, Balkonien etc. könnten wir Urlaub im Ruhrgebiet (nee, nicht zu Hause – mal eine oder mehrere Städte weiter!) vorschlagen, das geht zu Fuß oder mit dem Rad. Der RuhrtalRadweg ist beispielsweise klasse.
Aber wenn´s denn doch weiter weg sein sollte, am besten Neuseeland … vielleicht doch: Augen zu und durch??? Autogenes Training, Yoga oder ähnliches könnten zur Nervenberuhigung antrainiert werden, es gibt zudem so dicke Kitschromane, bei denen man nach den ersten Seiten in einen tiefen, traumlosen und langen Schlaf fällt.
Schönen Urlaub, wo auch immer er stattfindet!

Ellen
12 Jahre zuvor

Oder noch ein paar Jahre warten und dann beamen? Also, sobald das mit der Heisenberg’schen Unschärferelation aus der Welt geschafft ist? (Das ist der einzige Begriffe, den ich auf physikalisch kann. Außer „Bose-Einstein-Kondensator“ und „Quantenschaf“.)

Botot
Botot
12 Jahre zuvor

Liebe Frau Schubiack
Ο φόβος σκοτώνει
sieht hübsch aus, heißt aber „Die Angst tötet“
Hat uns ein Taxifahrer erklärt, der uns mit 150 Sachen und mid. 3G Erdbeschleunigung pro Kurve durch Mykonos gekarrt hat.Gott sei Dank ist die Insel klein und wir kamen sehr schnell an unser Ziel. Aber was ich sagen wollte. Fliegen ist sicher (sagt die Statistik). Sie können auch auf dem Weg zum Kiosk von’nem Blumentopf eins auf die Rübe kriegen oder bei Fischstäbchen mit Rahmspinat an’ner Gräte ersticken (statistisch nicht sehr wahrscheinlich, aber möglich). Die meisten Unfälle passieren eh zu Hause, also machen Sie das Sie weg kommen von diesem gefährlichen Ort. Egal wie

Botot
Botot
12 Jahre zuvor

PS. dürfte ich bitte das überflüssige „c“ zurückhaben? Danke

Nadja
Nadja
12 Jahre zuvor

Liebe Frau Schubiak,

Sie haben mehrere Möglichkeiten:

1) Machen Sie es wie Mr. T und lassen sich betäuben beim Flug.

2) Machen Sie die Traumatherapie, zu der Sie mir geraten hatten.

3) Augen zu und belohnt werden mit Neuseeland.

4) innen Sarg legen, Deckel drauf und fertig.

Alles Gute!

Nadja
Nadja
12 Jahre zuvor

Das mit dem Blingbling wird sicher teuer. Bis Sie sich das leisten können, haben Sie sicher die Angst überwunden…

Hat schonmal wer das Gegenteil behauptet???

Besser nix sehen. Hilft mir im Auto auch, wenn ich Panik kriege. Ändern könnte man es eh nicht, selbst wenn man es sieht…

Das will ich sehen, dass Sie den Deckel dann noch selber zumachen 😉

Sheherazade
Sheherazade
12 Jahre zuvor

Es gibt bei den großen Fluggesellschaften jeweils Kurse/Seminare gegen Flugangst, diese werden aber mittlerweile auch von jedem halbwegs guten Therapeuten angeboten. Sollte es bei mir mal soweit sein (und ich hoffe, es wird nie soweit kommen), dann wäre ich sofort dabei. Ich liebe es, mit dem Flugzeug zu fliegen, und gerade Neuseeland/Australien sind Favoriten bei uns..

Sheherazade
Sheherazade
12 Jahre zuvor

Ähm, nun ja. Mit viel Arbeit hat man wenig Freizeit, oder wie war das? Ich hab im November einen Job gefunden und seitdem auch sehr viel Stress, obwohl die Arbeit auch sehr viel Spaß macht – gestern wurde ich spaßeshalber zur Mitarbeiterin des Tages erklärt.. Fragen Sie mich nich, wieso – ich hab auch keine Erklärung bekommen.. 😉

Mir
Mir
12 Jahre zuvor

Wenn sie in den Himmel geflogen werden, schauen sie unbedingt hinunter, Ingeborch, es gibt nichts Schöneres. Der Blick auf den geschlengelten Rhein, die Stadt, die Region, die Häuser, Details der Landschaft … wuunderschön.
Vielleicht hilfts, einfach sich vorher Landkarten anschauen und es dann selbst erleben. Es sieht genauso aus, nur lebt man das. Die Sicht herunter auf die Erde ist unbeschreiblich herrlich, am besten tagsüber fliegen.

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