Die Opelaner im Revier wünschen sich nur eins: Endlich Ruhe und Sicherheit, eine Perspektive wie es mit Opel, dem Bochumer Werk und ihren Jobs weitergeht. Der monatelange Kampf zerrt an den Nerven und der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel fordert „für die Menschen und die Region Ruhe, damit dieser Wahnsinn der momentan stattfindet gestoppt werden kann“.
Am Dienstag wollen der Automobilzulieferer Magna und die Opel-Mutter General Motors den Vorvertrag zur Übernahme von Opel unterzeichnen. Kommt es wirklich dazu und verpufft diese Ankündigung nicht so wie schon viele zuvor, ist die Zukunft von Opel trotzdem noch nicht gesichert.
Mehrere hundert Seiten soll der Vorvertrag umfassen. Er verlangt vor allem den Opel-Beschäftigten einige Opfer ab. 265 Millionen Euro sollen jährlich europaweit an Personalkosten eingespart werden. 176 Millionen davon entfallen auf die deutschen Werke und 20 Millionen auf das Bochumer Werk. Manga will, dass die Opelaner auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Unabhängig davon sollen in Bochum 2045 Stellen abgebaut werden. Hierüber drohen noch harte und langwierige Verhandlungen mit dem Betriebsrat, der einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und eine Garantie für den Erhalt des Bochumer Opelwerkes fordert. Das ist aber nur eine von vielen Baustellen.
Unklar ist noch, wie sich die anderen europäischen Länder an der Rettung von Opel beteiligen werden. Bisher hat sich keiner bereit erklärt Staatshilfen bereitzustellen. Besonders Großbritannien und Spanien stellen sich quer und fordern verbindliche Zusagen über den Erhalt von Arbeitsplätzen und Werken. Und genau in dieser schwierigen Situation bekommt Magna auch noch Probleme mit den Kunden des bisherigen Kerngeschäfts. Bisher war Magna als Autozulieferer und nicht als Autobauer tätig. Für BMW, Chrysler, VW und Porsche wird der bisherige Geschäftspartner plötzlich zum Konkurrenten. Angeblich denken sie darüber nach die Verträge mit Magna nicht zu verlängern. „Vielleicht wird aber auch nur versucht bessere Konditionen auszuhandeln“ vermutet ein Experte.
Doch selbst wenn BMW, VW und Co. als Geschäftspartner erhalten bleiben drohen weitere Stolperfallen beim Projekt „Opelübernahme“. Der Partner der russischen Sberbank, der Autobauer GAZ, steht vor der Insolvenz. Wie verlässlich sind die beiden bei der Opel-Übernahme? Nicht zuletzt bleibt noch die Frage: „Was sagt Brüssel?“ Ein O.K. zu den deutschen Staatshilfen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro gab es bisher noch nicht. Die EU-Kommission hat gerade erst begonnen den Vorgang zu prüfen. Ein Ergebnis wird erst in einigen Wochen erwartet.
Auch der Deal zwischen Magna und General Motors soll erst im November besiegelt werden. Selbst wenn in dieser Woche der Vorvertrag unterschrieben wird, erst mit dem sogenannten closing, dem Transaktionsabschluss, geht Opel an Magna über. Das soll im November geschehen, wenn nicht eins der vielen Probleme die Übernahme verhindert, oder weiter hinauszögert.
Im Bochumer Opelwerk wird in dieser Woche nicht gearbeitet – Werksferien. Im November sollen die Bänder nur eine Woche still stehen. Die ursprünglich drei geplanten Wochen Kurzarbeit wurden auf eine reduziert, weil wieder mehr Opel-Fahrzeuge gekauft wurden. Das sind im Moment die einzigen Perspektiven für die mehr als fünf Tausend Opelaner in Bochum.