Bislang veröffentlichte das Robert-Koch-Institut (RKI) die Werte der 7-Tage-Inzidenz nur auf Ebene der Bundesländer. Auf Bitten der Ruhrbarone werden nun seit gestern auch die Zahlen für die Städte und Landkreise in einer eigenen Übersicht veröffentlicht. Das macht regionale Analysen viel einfacher. Zum Beispiel für das Ruhrgebiet, einer der größten Agglomerationen Europas, für die es bislang keine Gesamtübersicht gab. Nun bringen wir sie…
Auch das Ruhrgebiet liegt seit ein paar Tagen über dem „magischen“ 7-Tage-Inzidenzwert von 50. Ab diesem gelten verschärfte Bestimmungen. Maskenpflicht, Sperrstunde, Alkoholverbot, Treffen mit nur wenigen Menschen sind die Stichworte, die keinem Spaß machen. Wie sieht das Gesamtbild im Ruhrgebiet aus? Wie sieht es in den einzelnen Städten und Kreisen der Region aus?
Ruhrgebiet-Zahlen im Bundesvergleich
Das Ruhrgebiet mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohner ist nicht nur eine der am dichtesten bevölkerten Region Europas und Deutschlands, sondern leider auch eines der großen Risikogebiete. Die 7-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile bei 75,3 (+5,3 zum Vortag). Zum Vergleich: Köln, NRWs größte Stadt, hat eine 7-Tage-Inzidenz von 97,8 (+22,4) und dessen Landeshauptstadt Düsseldorf eine von 80,6 (+30,6). NRW hat insgesamt eine Inzidenz von 62,2 (+6,8) und die für ganz Deutschland liegt bei 48,6 (+3,2).
Wäre das Ruhrgebiet eine einzelne Stadt, so läge es auf Platz 55 des bundesweiten Städte- und Kreis-Rankings. Von den derzeit etwas über 40.000 (+6.868) akuten Corona-Fällen in Deutschland befinden sich gut 3.800 (+269) im Ruhrgebiet – knapp zehn Prozent also.
Herne Spitzenreiter
Die höchste 7-Tage-Inzidenz hat Herne mit einem Wert von 115,7 Fällen je 100.000 Einwohnern. Damit liegt Herne bundesweit auf Platz 13 (+1) und in NRW auf Platz 1 (+1). Platz 2 an der Ruhr gehört heute Gelsenkirchen mit 104,8 (+23,5) und Duisburg folgt mit 93,8 (+0,2) auf Platz 3. Der Hamm liegt ziemlich genau im Ruhrgebiets-Durchschnitt mit einem Wert von 75,0 (-13,9). Hamm und Bottrop 51,0 (-1,7) sind die einzigen Städte, deren Werte herunter gehen verglichen zum Vortag. Die drei großen Hellweg-Städte liegen in der unteren Hälfte (Dortmund: 71,7; Bochum 69,5 und Essen 65,7). Mülheim a.d.Ruhr nimmt um beachtliche 10,0 Punkte auf 70,9 zu.
Schlusslichter sind Bottrop und der Kreis Wesel, die mit 51,0 und 50,9 noch die besten Werte im Ruhrgebiet aufweisen. Damit liegt keine einzige Stadt und kein Kreis des Ruhrgebiets mehr unterhalb des beschränkungs-relevanten Werts von 50.
Warum Inzidenz statt Fallzahlen?
Täglich melden die lokalen Gesundheitsämter ihre neuesten Fallzahlen an das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Dort werden alle bundesweit eingesammelten Daten zusammengefasst. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz wird berechnet. Unter Inzidenz versteht man hier die tägliche Anzahl neuer Fälle je 100.000 Einwohner. Dieser relative Wert macht es leichter, unterschiedlich große Städte und Kreise miteinander zu vergleichen statt mit den absoluten Fallzahlen. Letztere sind schließlich auch von der Bevölkerungsgröße abhängig.
Und weil die Inzidenz täglichen, zu Teil größeren Schwankungen unterliegt, wird sie über einen Sieben-Tage-Zeitraum statistisch geglättet. Ausreißer nach oben und unten, wie sie aufgrund unterschiedlichen Meldeverhaltens der Kommunen auftreten (z.B. an Wochenenden), werden dadurch nivelliert. Die Aussagekraft der Zahl steigt damit deutlich.
RKI: Bitte mehr Zahlen veröffentlichen!
Leider veröffentlicht das RKI nicht weitere Indikatoren in zusammenhängenden Statistiken auf Städte- und Kreisebene. So wäre es auch sehr spannend, z.B. die Hospitalisierungs- und Todeszahlen betrachten zu können. Für das Ruhrgebiet wären diese Zahlen sehr wichtig, weil aufgrund der direkten Nachbarschaft der Städte und Gemeinden ein intensiver „grenzüberschreitender“ Verkehr existiert. Dies betrifft nicht nur Berufspendler, sondern auch Studenten und private Kontakte und kulturelle Aktivitäten. Und im Gesundheitswesen kann man durchaus das Krankenhaus in der nächsten Stadt aufsuchen. Eine getrennte, städteweise isolierte Betrachtung der Covid-Situation macht im Ruhrgebiet keinen Sinn.
Wenn wir, die Ruhrbarone, also noch eine weitere Bitte an den RKI-Präsidenten Professor Lothar Wieler richten dürften, da diese: Bitte veröffentlichen Sie regelmäßig alle ihre Corona-Zahlen in einer Gesamtstatistik auf Städte- und Kreisebene!
Robert Koch-Institut: COVID-19-Dashboard
Und dazu die Städte verpflichten Zahlen zu den einzelnen Stadtteilen zu veröffentlichen. Dann weiß man auch, welche Gegenden man aus Vorsicht vermeiden sollte.
Die Zahlen gibt es auf der Seite des RND. 88 Covid Patienten sind in den oben genannten Kreisen und Städten auf Intensivstationen.
Das tägliche Update der Zahlen nach Meldedatum und Altersgruppe ist unbekannt?
https://www.arcgis.com/home/item.html?id=f10774f1c63e40168479a1feb6c7ca74