Bogestra und Ruhrbahn wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten. Das ist gut und richtig, aber kein großer Wurf.
Die Nahverkehrsunternehmen der Städte Mülheim und Essen (Ruhrbahn) und Bochum und Gelsenkirchen (Bogestra) wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten. Anfang Februar soll der Rat der Stadt Bochum über einen 11-Punkte-Plan abstimmen. In ihm geht es um die Schaffung günstiger und einfacher Tarife, die Verabschiedung neue Nahverkehrspläne der Städte zum selben Zeitpunkt, eine bessere Verzahnung des Nahverkehrs und mehr Metrobuslinien, den Ausbau des Angebots an Wasserstoff- und Elektrobussen (Sauberer von A nach B – Alternative Antriebe), der Programmierung einer gemeinsamen Kundenapp, den gegenseitigen Austausch von Bussen, der Schaffung gemeinsamer On-Demand-Angebote, der Bündelung von Ruhrgebietsinteressen, der Verbesserung des Image des Nahverkehrs im Ruhrgebiet und der Aufhebung von Nutzungsbarrieren im östlichen Revier, wo der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr an den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) stößt.
Nichts daran ist falsch, manches wirkt aus der Zeit gefallen: Mit dem Deutschlandticket gibt es einen einfachen und preisgünstigen Tarif, der weit über die Grenzen von Ruhrbahn und Bogestra hinaus gilt. Eine App für Ruhrbahn- und Bogestra-Kunden macht wenig Sinn, wenn müsste ein besseres Angebot für den gesamten VRR-Bereich geschaffen werden und beim Thema Sauberkeit werde die meisten Kunden weniger an Wasserstoffbusse als an die Toiletten in Bahnhöfen und vergammelte Haltestellen denken. Und das Problem des Nahverkehrs ist nicht sein Image, sondern schlechte Verbindungen und Ängste, sich abends an Bahnhöfen und in Bussen und Bahnen aufzuhalten. Eine hyggelige Kampagne wird an all dem nichts ändern.
Natürlich ist es gut, wenn Bogestra und Ruhrbahn künftig ihre Fahrpläne und die Städte ihre Nahverkehrspläne aufeinander abstimmen. Aber all das ändert nichts daran, dass es keine Region in Deutschland gibt, in welcher der Nahverkehr so dumm organisiert ist wie im Ruhrgebiet: Zehn Unternehmen organisieren den Nahverkehr im Revier, im gesamten VRR-Bereich sind es über 20. Würde man sie alle in einer Gesellschaft zusammenlegen, könnten Millionen Euro bei den Kosten für Vorstände, Aufsichtsgremien und Verwaltungen eingespart werden. Genau das soll bei der neuen, engeren Zusammenarbeit von Ruhrbahn und Bogestra nicht passieren. Die Beharrungskräfte sind zu groß.
Schade, dass die beste Idee für eine Neustrukturierung des Nahverkehrs im Revier verpufft ist: 2019 sagte Uli Paetzel, der Chef der Emschergenossenschaft, dass das Ruhrgebiet im Nahverkehr einen Durchbruch brauche: „Wenn wir mehr Menschen dazu bewegen wollen, Busse und Bahnen zu benutzen, müssen wir jetzt handeln. Ein Klein-Klein bringt uns nicht mehr weiter.“ Ein attraktiver Nahverkehr sei nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern für eine Region, die sich Metropole nennt, unabdingbar. Paetzels Idee damals: Der Nahverkehr sollte im Revier von einer Genossenschaft organisiert werden: „Die Städte würden bei diesem Modell ihre Nahverkehrsunternehmen einbringen. Aber auch Unternehmen und Verbände wie Pro Bahn sollten dort mit am Tisch sitzen.“
Klein-Klein statt Genossenschaft, diesesd Motto gilt auch 2024.
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