Jetzt muss das Wetter kommen, denn es geht allerorts nach draußen: Stadt(teil)feste, Festivals und so weiter. Bald gehen die Theater, einige Discos und ein gewisses Kunstinteresse eh in die Sommerpause, also üben wir heute hier schon einmal ein wenig simples, sonniges Gemüt – oder gehen direkt in die Kirche: Shantel, Rü-Fest, Marsen Jules.
Marsen Jules (Foto: erselbst) aka Martin Juhls macht viel von Dortmund aus, ob früher mit dem Cosmotopia, immer mal wieder für das Juicy Beats, gerne auch mal Pressearbeit, aber vor allem im Bereich … nennen wir es jetzt einmal (semi-)elektronische Kammermusik und vergessen diese Schublade gleich wieder. Als Veranstalter lädt er auch gerne mal in eine Kirche, diesmal dient ihm mit der Paulus- eine solche als Spielstätte für ihn selbst, den Trompeter John Dennis Renken, den Pianisten Jan Philip Alam, den Geiger Anwar Alam und für Visuals und Installationen von Nicolai Konstantinovic. Das wird sich zwischen Ambient, Jazz und klassischer Moderne abspielen, heißt es, also nichts für Puristen und keine reine Lehre, sondern eher musikalischer Hörgenuss in kühlem Ambiente.
Eine Runde heißer denkt man sich da schon Stefan Hantel bzw. Shantel und das Bucovina Club Orkestar. Für’s Erleben des Ganzen ist diesmal das zakk zuständig, hoffentlich wird dort auch eher getanzt als gestarrt, und so etwas klappt ja im Rhein/Ruhrgebiet bei Konzerten zum Glück immer dann, wenn mal ganz Europa und nicht nur brutal deutschtümelndes (und brav eingedeutschtes) Westfalen oder Rheinland im Publikum ist. Zu hoffen ist aber natürlich auch, dass die alternativen Sozialarbeiter und die Szenepolizei nicht allzu "Frieden stiftend" intervenieren in Düsseldorfs Vorzeigeobjekt für äh De- und Resozialisierung verhaltensauffälliger Interessantist/innen? Nee, aber egal.
Mehr noch als Kirche und Differenzpolitik trägt gerne mal ein Stadt(teil)fest dazu bei, dass sich alle vertragen. In Essen-Rüttenscheid klappt das selbst unter der Ägide der IGR (Interessensvertretung der dort ansässigen Firmen und Betriebe) so gut, dass wirklich alle möglichen Menschen sich beteiligen oder zumindest auf der Straße von Innenstadt Richtung Grün (und umgekehrt) äh dabei sind: Selbst ernannte Underground-DJs stehen neben der Trachtengruppe, Späthippies mixen Nazis Cocktails, Prekariat guckt Modenschau. Das alles natürlich auf vielen Bühnen, an vielen Ständen entlang und mit Folgen bis mindestens spät in die Nacht. Das Rü-Fest. Naja, warum nicht, ne?
Im Überblick:
Marsen Jules und Gäste spielen am Freitag, 12. Juni ab 21 Uhr in der Dortmunder Pauluskirche.
Shantel und das Bucovina Club Orkestar spielen am Samstag, 13. Juni eher so ab 21.30 Uhr im Düsseldorfer zakk.
Das Rü-Fest ist am Samstag, 13. Juni von mittags bis irgendwann.