3 FÜR 7 – Drei Veranstaltungen der Woche

tom-liwaEtats werden gekürzt, es wird debattiert. Alleine die Veranstaltungen, die schnell noch für 2010 entwickelt worden sind, stehen direkt wieder zur Disposition. Der Konkurrenzdruck steigt. Kulturarbeit, Sportstätten, Jugendarbeit werden gegeneinander aufgewogen. Plötzlich erhält Standortpolitik ein noch höheres Gewicht, als eh schon beim Thema Kulturhauptstadt (da vor allem als Tourismus- bzw. weicher Faktor): Was nutzt diese und jene Veranstaltung oder Institution der Kommune, vielleicht den Bürgern? Und was wird eigentlich aus dem Colosseum in Essen? Kann man da nicht den RWE rein…? Die Tipps: Tom Liwa, Der Pott Filmt, Tocotronic.

Persönliches zu Tom Liwa: Damals als der Autor dieser Zeilen von heute auf morgen das Kulturprogramm im KKC Essen bewerkstelligen musste (und die Konzertszene an der Ruhr etwas mit-aktualisieren wollte), fragte er sich: Wen rufe ich an, damit ich schnell gute Empfehlungen für gute Leute bekomme, mit denen ich gerne zusammen arbeite? Er rief Tom Liwa an (und hatte schnell direkt gute Agenturen, gute Tontechnik und nicht unwichtige Konzerte). Warum ihn? Wer sich heute den Künstler Tom Liwa anschaut, bemerkt typischwerweise eher nur Spurenelemente von dem, was damals die Flowerpornoes ausgestrahlt haben: Leben können hier, aber mit Blick nach Draußen. Diese Mischung aus Nicht-Abfinden, leichter Hippiekommunen-Haftigkeit, Kümmern, Freund(schaft)lichkeit und natürlich die zur Aufrechterhaltung dieser Haltung nötige Schutzschicht aus höflicher Arroganz und Ablehnung gegenüber offenkundig bornierten Nicht-Verstehern. Das kann ein Mann alleine schwer schultern, oder er gerät schnell in den Verdacht von Larmoyanz und Pose. Genau dem aber setzt sich Tom Liwa (Foto: Amadis) verstärkt gern aus, demnächst wieder mit einem neuen Album. Er hat aber auch seine Bandprojekte, verstärkt das Tim Isfort Orchester als Type von hier und hat sich so auf die Dauer dagegen abgesichert, zu einem Klischee zu verkommen. So rettet sich vielleicht dieses Besondere – indem es schwieriger zu finden, zu okkupieren ist. (Erschreckend: Wer sich alles Intimstfolker aus den Staaten gibt, aber Tom nicht zuhören (ver)mag.)

Wie oben angesprochen gibt es in diesem Jahr auch einiges Neues im Jahresprogramm der Kulturfestivals. Und wie Ende des letzten Jahres angesprochen in dieser Kolumne, wird dabei nicht zuletzt der Faktor Film für die hiesige Kulturwirtschaft hier und da noch einmal hervorgehoben. Natürlich stellt sich dabei – wie hier zuletzt anhand der Oberhausener Kurzfilmtage diskutiert – die Frage, ob nicht der Film nach der Musik die nächste Branche sein wird, in der garantiert nicht mehr viel zu holen ist. Andererseits könnte behauptet werden, Filmen tue wie Fotografieren und Musik machen ja inzwischen fast jedeR, also sei das unbestritten durchsetzbar und Populärkultur vom Feinsten, und daher relativ kürzungsresistent. „Der Pott Filmt“ kann jedenfalls mit einem eingespielten Veranstalterkollektiv (nennen wir es Lobby?) und einem den Filmemacher/innen gerecht werdenden Konzept aufweisen – dass hierbei cinemaphile Menschen aus Brandenburg oder Chile ausgeschlossen werden, übersehen wir dann doch einfach mal wohlwollend.

Häme kommt mit dem Erfolg. So sagte der Autor dieser Zeilen letztens zu einem sich nicht in den Charts tummelnden Musiker von der Ruhr: „Komisch, genau jetzt wo ich so in etwa weiß, was Tocotronic falsch gemacht haben, sind die auf 1.“ Zum Glück nur in etwa, so dass das hier auf keinen Fall expliziert und in Stein gemeißelt werden kann. Und außerdem: 1:1 ist ja schon lange vorbei, nicht wahr? Dass HIM aber ausverkauft ist im FZW, und nicht die geschätzten Tocos … das mag dann doch noch zu denken geben am Ende – falls gewünscht natürlich nur.

Tom Liwa am Mittwoch.
Der Pott Filmt ab Donnerstag.
Tocotronic (und Dillon) am Freitag.

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