Gestern fragte ich einen dieser renommierten Essener Schlagzeuger beim Milchkaffee, ob Marc Ribot eigentlich immer diese Topstars (Elvis Costello, Marianne Faithfull, Iggy Pop) für die Ruhrtriennale klar macht, weil er davon ausgeht dass solche Namen bei Kulturlobby und Publikum des Ruhrgebietes ziemlich sicher geläufig sein müssten. Auch ging es um den schönen Job des Moers-Machers. Und um die Frage, ob Tim Isfort nun noch eine oder zwei Chancen hat, das Traumzeit Festival nach vorne zu bringen. Und um das Erbe von Glastonbury. Und um das Wetter in Haldern und beim Melt!, die Gegend um SonneMondSterne herum, wie kurz genau man beim Werden Open Air war und ob man zu Essen.Original geht. Im folgenden geht es um: Die Ruhrtriennale, das Micro!Festival und das Kanalfestival.
Beginnen wir klein und in Dortmund (mal was anderes als immer diese Superlativheischerei in Bezug auf U und Co). Es gibt hier nämlich doch noch ähem "Kultur live für lau" jenseits von Stadtfesten. Das Micro!Festival auf dem Dortmunder Friedensplatz widmet sich auf vielerlei phantasievolle Weise dem Straßentheater, mit Gästen aus aller Welt und einem Konzept, das eher nach Kinderaugen als Kulturanthropologie verlangt. Ein wertvoller, origineller Teil der hiesigen Veranstaltungskultur.
Einen größer, aber dafür nach Datteln: Beim Kanalfestival hat man es eher mit einem jener zu tun, bei dem Erwachsene immer etwa 55 und Kinder immer 8 Jahre alt sind. Es gibt also eine Spielwiese für die Kleinen und Schlager und Beatmusik für die Älteren. Das führt nicht zwingend zu einem katastrophalen Booking übrigens, denn es kommen immerhin The Rattles, aber es gibt halt auch die "beste deutsche Beatles Coverband von 2002", noch ne Coverband, Fackelschwimmen und eine Wasserski-Nachtshow, Zauber und Akrobatik, die Erste Deutsche Schlagerpartei, die Donots und Olaf Henning. Nebst weiteren. Ehrlich gesagt empfindet der Autor das alles als eine äußerst amüsante Mischung.
Und nun mit allem Gebotenen an Handkuss, Hofknicks und "Will-Freikarte-Haben"-Attitüde an die Ruhrtriennale, haha. Nun, was gibt es denn in diesem Jahr? Pop und Faithfull zum Beispiel, genau. Letztere teilt sich die Bühne nicht nur mit Ribot, sondern auch mit Carla Bozulich (Foto: Triennale). Und das sehr bald, nämlich am kommenden Samstag und Sonntag. An dieser Stelle also noch ein wenig Namedropping für weitere Produktionen im August: Willy Decker hat Arnold Schönbergs Oper "Moses und Aron" für die Bochumer Jahrhunderthalle neu inszeniert. Moslemische, jüdische und christliche Musiker unter der Leitung von Jordi Savall bringen ihre Sicht auf "Jerusalem – Die Stadt der zwei Frieden" auf die Bühne. Zudem gibt es die Junge Triennale, Kino mit Krzysztof KieÅ›lowski, Matinees, eine Lesung mit der Korrespondenz zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan und natürlich einiges mehr – ja, "einiges mehr" auch schon im August. Ist ja Ruhrtriennale! Da geht es doch um etwas!
Das Micro!Festival findet von Freitag bis Sonntag statt.
Das Kanalfestival auch.
Die Ruhrtriennale beginnt am Samstag und endet Mitte Oktober.