Viel Hartes diese Woche in Kruppstahlhausen. Barbaren an aggressiv klingenden Saiteninstrumenten in einem "Landschaftspark", Emo-Industrialrock in der Philipshalle sowie Menschen verschleißende Industriearchitektur im schönen Schein modernen Lichtdesigns und mit Kleinkunst und Führungen drumherum als Aperitif. Es bricht anscheinend diese regionaltypische Kultursommerromantik aus, die in letzter Zeit besonders gerne auf laut und massenkompatibel macht. Also direkt mitten rein, Drumrumreden bringt ja auch nicht weiter, und die Rosinen aus den Bombern gepickt.
Samstag. Extraschicht heißt diese Veranstaltung für hiesige und auswärtige Touristen im Ruhrgebiet, bei der einerseits Leute an Orte geführt werden, die sie sonst nie im Traum freiwillig besuchen würden, und diese zudem dann auch noch hübsch verfremdet werden, damit alles nicht zu sehr nach "Strukturwandel", "dysfunktionales Museum", "leer stehendes Industriemagnatenmonument" oder "Kulturpleitegeierabenteuerspielplatz" aussieht. Jene Orte also, die allgemein hier gerne "Industriedenkmäler" genannt werden. Diesmal sind folgende im besonderen Blickpunkt des Geschehens: Die Emscherinsel Herne, Phoenix in Dortmund, die Henrichshütte Hattingen und die gesetzten Dauerbrenner Landschaftspark Duisburg-Nord und Zollverein Essen. Es gibt neben Lichtdesign und Kleinkunst vor allem Führungen und Offene Türen, der Star ist halt mal wieder die Architektur – der IBA-Mythos ist einfach unbesiegbar.
Sonntag. Warum also nicht gleich a walk on the Devil Side? Oder direkt da campen, in Duisburg-Nord, wo um zehn Minuten nach 10 Uhr morgens direkt ein Highlight von heutzutage spielt mit den Kamikaze Queens, bevor dann nur noch totaal mächtige Untote aus den 70ern, 80ern und 90ern auftreten wie die geschätzten Misfits, Clawfinger, Sepultura, Motörhead, die Cro Mags und Sodom. Anthrax übrigens schon direkt nach den Kamikaze Queens (Foto: Miguel Lopes). Peter Pan Speedrock, die Bloodhound Gang und Soulfly sind ebenso wie noch etwa sieben andere auch dabei auf den zwei Bühnen. Moderation macht Silvia Superstar von den Killer Barbies.
Montag. Wenn man sich den Tag freigenommen hat, höchste Zeit die Aggression ein wenig nach innen und nicht etwa auf den Chef zu richten. Das könnte am Dienstag sonst zu Komplikationen führen. Also lieber ins Stahlbad, im Grunde natürlich in die Philipshalle, genau, zu Nine Inch Nails, ein bisschen Emotionen abhärten, die Frustrationstoleranz flexen, den Gefühlshaushalt beizen lassen. Und dann wieder ab an die Maschinen, aber spätestens!
Im Überblick:
Extraschicht am 27. Juni ab 18 Uhr.
Devil Side am 28. Juni ab 10 Uhr.
Nine Inch Nails am 29. Juni ab 20 Uhr.