3 FÜR 7 – Wohin? Ah, dahin!

uploads_media_wohnzimmer_zeichnung_raumlaborberlinIst heut‘ nicht was? Klar. Aber Freitag und Samstag ja auch. Und danach erstmal! Es gibt ja vielerlei Untersuchungen zu den Auswirkungen dieses „Mehr“ an Informationen via Internet et al. Neigen wir neuerdings also noch mehr dazu, über Dinge zu reden, mit denen wir nicht direkt zu tun haben? Haben wir womöglich mit immer mehr Dingen nicht direkt zu tun, aber irgendwie den Zwang, dazu eine Meinung zu entwickeln? Sind vielleicht auch deshalb „einfache Lösungen“ und ebensolche Ideologien wieder so en vogue? Kommt bald der „Browse-nothing-day“? Oder gehen wir einfach mal hin zu „Die lustige Witwe“, „Odyssee Europa“, La Roux?

Nun passiert es also: Hier wird Harald Schmidt empfohlen. Aber nun nicht der Herr auf der Bühne, er tritt bei „Die lustige Witwe“ nur off-camera in Erscheinung, einmal aber auch einfach aus dem Off. Lehárs Operetten-Überklassiker bietet jedenfalls gute aktuelle Anknüpfungspunkte an das Tagesgeschehen: Irritierte Konsumisten, marode öffentliche Kassen, unromantische bis fragwürdige Gründe für Hochzeiten. Das Stück an sich wird respektiert und nur vorsichtig dem Zeitgeist entgegengerückt – wenn also mal Operette, dann vielleicht die.

Großes Thema, teure Karten: „Odyssee Europa“. Das Mammutprojekt an sechs Spielstätten an einem Wochenende mit eben so vielen Regisseuren, Städten und Interpretations- bzw. Inszenierungsansätzen. Vielfalt und Opulenz also auch hier, und dann noch anhand eines Werkes, auf das sich schon die halbe Zivilisationsgeschichte berufen hat. Bleibt hier in der Kürze der Zeit also nur auf den Punkt „Formalia“ einzugehen: Ein dreistelliger Eintrittspreis und sechs Vorstellungen an zwei Tagen (etc.) sind sicherlich ein Fest für die Kulturschickeria, wirken aber nicht zwingend so als wolle man, dass das Publikum (Zeichnung: Christoph Franz) sich tiefgreifend mit den Inhalten auseinander setzen kann. Nach all den trojanischen Pferden und Vorboten als Präambeln für dieses Spektakel darf wohl Zweierlei erwartet werden: a) Die Feuilletons werden in Erklärungsnot geraten, was das denn nun gewesen sein soll. b) Es wird Misswahl-mäßig spannend, welche Inszenierung sich am ehesten dem Thema gewachsen zeigen kann.

Oder einfach doch mal wieder nach Köln fahren: Das Konzert von The xx am selben Tag fällt ja aus, aber mit La Roux ist ein anderer Ausgehgrund für alle dedicated followers of fashion in der Stadt. Ältere Menschen können sich fragen, warum neuerdings immer eher unsympathische Menschen produktionstechnisch in Richtung „nächstes mögliches Popfrolleinwunder mit total kredibilen Wurzeln“ gebürstet werden, jüngere finden’s einfach toll, wie es sich gebührt: Menschen wie Du und ich, vielleicht etwas skrupelloser, live auf der Bühne, und berühmt! Wow! Plus Support übrigens. Und das macht Sinn bei nur 45 Minuten „Topact“ wie gestern in Hamburg. Wir lernen: Im Grunde ist also La Roux der Evergreen in der heutigen Runde, so Genre-technisch betrachtet. Und wir denken: Ach, im Grunde ist das ganze Popbusiness schon immer so ein Nehmen-und-Geben aus öffentlichem Schandkragen-Tragen und ebenjenes süffisant beklatschen gewesen – das wurde nur irgendwann mal verdrängt. (Bitte nicht ausdiskutieren!)

„Die lustige Witwe“ u.a. noch am Mittwoch und Samstag.
„Odyssee Europa“ ab Samstag.
La Roux am Samstag.

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