Im kommenden Jahr wird was geben – Mein Arzt hat folgende Visionen aufgezeichnet:
In Sachen Kulturhauptstadt muss sich zeigen, ob Fritz Pleitgen (Ex-WDR) mehr drauf hat als schöne Bilder zaubern. CDU-Chef Norbert Lammert ist bekanntlich skeptisch und hat den Oberkulturfuzzi bereits gerüffelt. Wenn man schon ein Piknik auf der A40 machen will, wäre es wenigstens Kunst, für eine Millionen Euro Salami, Bortscht, Dönner, und Frikadellen auf die Bahn zu kippen und jeder soll fressen, bis er kotzen muss. So oder so ähnlich meinte es ein befreundeter Kulturmacho.
In der Wirtschaft wird sich zeigen müssen, ob der Regionalverband Ruhr vollends finanziell auf die Nase fällt. Die verbandseigene Abfallgesellschaft Ruhr will ihre Verbrennungsanlage RZR II in Herten ende des Jahres ode Anfang des kommenden in Betrieb nehmen. Nach den vorliegenden Planungsunterlagen sollen Preise je Tonne Müll von über 100 Euro erlöst werden. Im Moment liegt der Marktpreis bei 80 Euro. Tendenz fallend. Wenn das RZR II Geld frisst und keine Gewinne macht, wird der Regionalverband in einen unvorhersehbaren Strudel gerissen. Mit heftigen Folgen für etliche Städte.
Der Zusammenschluss der Stadtwerke Bochum, Herne, Dortmund etc. auf die Gelsenwasser AG wird im Sommer für Wind sorgen. Das wird eines der wichtigsten Industriepolitischen Entscheidungen im Pott nach dem Börsengang von Evonik.
Ach und wo wir gerade dabei sind. Bei der RAG-Stiftung und Evonik wird sich im kommenden Jahr zeigen müssen, wie es weitergeht. Im Augenblick versucht Werner Müller gegen den Börsengang zu schießen, während Wilhelm Bonse-Geuking diesen Weg der Kapitalbeschaffung präferiert. Wie ich aus dem Hause der RAG-Stiftung weiß, ist Bonse-Geuking entschlossen Müller zu zeigen, wer Herr und wer Knecht ist. Übrigens wohnt Bonse, wie ihn die Freunde nennen auf einem Bauernhof im Münsterland.
Im Hause des RWE steht der erste Energiestreik der Geschichte an. Auch das wird spannend. Kommt es soweit? Noch fehlt mir der Glaube.
Politisch wird sich im kommenden Jahr nicht viel tun. Spannend wird vielleicht, ob die SPD weiter ihren Konfrontationskurs gegen die Landesregierung im Revier fortsetzt oder eigene Stadtpolitik macht. Die Verbindung der roten Ruhr muss noch beweisen, dass sie schlagkräftig werden kann. Aber mit Frank Baranowski als Sprecher der RuhrSPD könnte sich was entwickeln, dass für Aufsehen sorgt. Ich hoffe nur, es wird mehr als nur Agitprop.
In Dortmund muss sich dann das Schicksal von Gerhard Langemeyer entscheiden. Aber der örtliche Oberbürgermeister ist dermaßen fit, dass ich ihm zutraue trotz aller Probleme seine Position zu behaupten. Herausforderer Franz-Josef Drabig hat ja schon bewiesen, dass er sich überraschend selbst ein Bein stellen kann. Oder erinnert sich irgendwer nicht an die Stricher-Affäre? Ach ja, es war ja nur eine Studentin, im knappen Outfit, die er nach Hause bringen wollte.
Tja, im Sport hat Schalke schon den garantierten Erlös aus den Händen der Gazprom-Funktionäre ausgegeben. Das haben mir die Gazoviki selbst gesagt. Von den vielen Millionen ist sozusagen nur noch die Hälfte da. Auch nicht schlimm, solange Schalke in der Championsleague bleibt. Scheiden die Gelsenkirchener aus und kommen nicht wieder rein, wird es schwer.
Dem BVB in Dortmund werden dafür immer noch die Gewerbesteuern gestundet. Toll, was? Es geht um ein paar Millionen Euro, die die Stadt Dortmund zur Freude der Millionärskicker nicht abruft und dafür sonstwo, bei den Schulen?, einspart. Das weiß ich aus dem Geschäftsbericht der Dortmunder vom BvB. In 2008 soll es wohl mit der Tilgung dieser Steuerschulden losgehen. Kann eigentlich ein Kleinunternehmer seine Gewerbesteuer stunden lassen, oder kommt dann der Gerichtsvollzieher? Das weiß ich jetzt echt nicht.
Das sind die Sachen, die ich sehe. Hachhhhh Übrigens war ich wegen Zahnschmerzen beim Doktor.
Altkanzler Helmut Schmidt interpretiert sein Bonmot „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“, auf das Du, David, Dich beziehst: „Man kann die Welt verbessern, das ist wahr, man muss dann aber auch wissen, wo der Schraubenzieher ist.“
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Natürlich gibt es solche Stundungen auch für andere Unternehmen.
Das wird jedoch – verständlicherweise – nicht an die große Glocke gehangen. Wenn man die Kämmerer fragt, können die jedoch sicherlich über allgemeine, nicht unternehmensbezogene, Daten informieren.