Die Gewerkschaften Verdi und IGBCE drohen beim RWE mit STREIK – das haben mir die Verantwortlichen persönlich gesagt. Schon Mitte Januar soll über die Urabstimmung entschieden werden, wenn bis dahin kein vernünftiges Tarifangebot der Konzernleitung auf den Tisch kommt. Die Gewerkschaften wollen, dass die Mitarbeiter an den Gewinnen beteiligt werden. BASTA und WOW.
Streik beim RWE. Das gabs noch nie. Oder vielleicht 1918/19 in den Wirren nach dem ersten Weltkrieg oder 1920 im Ruhraufstand. So genau weiß das keiner. Der neue RWE-Chef Jürgen Großmann hat die Drohung nach nur acht Wochen im Amt am Hals. Das ist flott.
In meinen Augen ist diese Story der wichtigste Knackpunkt für den RWE-Chef. Schafft er den Konflikt freundlich vom Eis, kann Großmann seine Macht nicht nur gegenüber den mittleren Managern durchssetzen. Dann hat er auch die Belegschaft gewonnen. Eskaliert Großmann aber den Streit, dann wird es für ihn eine verdammt harte Amtszeit.
Denn anders als bei seinem Stahlwerk ist Großmann beim RWE auf eine Menge Leute angewiesen, die seinen Kurs unterstützen. Die Gewerkschaften können über die SPD-Kommunen Einfluss auf die Kapitalbank im Aufsichtsrat nehmen. Sie sind in den Betriebsräten stark und haben selbst Kollegen in den vielen RWE-Kontrollgremien. Überall können sie Fußangeln für den Chef auslegen.
Zuletzt: Auch anders als bei der Georgsmarienhütte hat Großmann mit der IGBCE und Verdi gleich zwei Gewerkschaften gegen sich, die sich in Arbeitnehmerfreundlichkeit profilieren müssen, um jede für sich Mitglieder zu gewinnen und ihren Einfluss zu sichern. Beide Gewerkschaften sind kampferprobt und furchtlos.
Eigentlich ist ein Streik beim RWE undenkbar. Es wird spannend, ob Großmann das Risiko einer Kraftwerksabschaltung eingeht, oder nicht doch einfach 8 minus X Prozent mehr Lohn an alle Arbeiter zahlt. Wenn die Gewerkschaften nur einen Tag lang die Kohlekraftwerke stilllegen, ist der Verlust für RWE größer als jede Lohnerhöhung.