(a) Ein Bewerbungsschreiben? (b) KI? (c) Der nächste offene Brief?

KI-Blick auf die Welt Bild: Kimfalbrecht Lizenz: CC BY-SA 4.0


Wenn Wissenschaftler erklären, sie seien engagiert gegen Hass auf Juden, wenn sie sich dann aber dagegen engagieren, dass sich auch andere gegen Judenhass erklären und dies am Ende damit begründen, dass andernfalls die AfD den Laden übernähme, was ist das?

Antwort (a) ist nicht richtig, es wirkt nur so, als Bewerbungsschreiben an die AfD liest es sich flüssig, was alle möglichen Initiativen  –  sie heißen „Dachverband Tanz Deutschland“ oder „Fachgesellschaft Geschlechterstudien“ oder „Humanistische Union“  –  jetzt zusammen mit allen möglichen Prof. und Prof. Dr. und Dr. ohne Prof. eingereicht haben an die Öffentlichkeit, sie wollen den Bundestag dazu bringen, die Klappe zu halten. Begründung: Es müsse „sichergestellt“ werden, „dass nicht ein Kontrollsystem etabliert wird, das von anti-demokratischen Kräften“  –  AfD, schon kapiert  –  „missbraucht werden kann“. Reden dürfe der Bundestag nur, wenn sie  –  die Doktoren aus HAU Hebbel und Kunstakademie Düsseldorf, aus Kunsthochschule Kassel und Ruhr-Uni Bochum, aus sehr viel Hirn also und viel Berlin  –   wenn sie die Bundestagsabgeordneten zum Reden aufrufen und wenn dann erst und darum „eine fundierte, tragfähige und zielführende Strategie (…) angestrebt werden“ könne.

Es geht wie eigentlich immer, wenn es um offene Briefe geht, um die Juden, hier nun aber einmal um den „Schutz jüdischen Lebens in Deutschland“, eine Resolution, die der Bundestag  –  alle Fraktionen minus AfD  –  seit Monaten interfraktionell erarbeitet. Dutzende Auszüge kursieren, angebliche Auszüge und verworfene, was verlässlich bekannt ist bisher, sollte mehr als unstrittig sein, die Protestwelle aber läuft wie La Ola durchs Land, nicht nur der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist irritiert: Ein Statement gegen Judenhass? „Ein Recht auf Förderung gibt es meines Wissens nicht“, sagte Schuster der Jüdischen Allgemeine.

Es ist nicht einmal ein Gesetz, das der Bundestag in der Mache hätte, um Antisemitismus nicht auch noch öffentlich zu fördern, es ist ein Entschließungsantrag, den die demokratischen Fraktionen erarbeiten, „in Entschließungen wird die Auffassung des Bundestages zu politischen Fragen zum Ausdruck gebracht und/oder die Bundesregierung zu einem bestimmten Verhalten aufgefordert“, so erklärt der Bundestag selber dessen Sinn: „Entschließungen sind rechtlich nicht verbindlich, sondern von politischer Bedeutung“, sie zielten darauf, einen politischen, also öffentlichen Prozess in Gang zu setzen.

Einen öffentlichen Prozess, den rund 150 Wissenschaftler und zwei Dutzend Kultur-Inis  –  die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger r.V. neben der lit.Cologne, die AG Politik des Netzwerks TanzRaumBerlin unmittelbar neben der Akademie der Künste, was gäbe es, nebenher gefragt, sonst noch im Angebot, das diese Leute wärmte und umarmte  –  einen öffentlichen Prozess, den alle diese „Expert:innenstimmen, darunter die namenhafter Jurist:innen, Antisemitismusforscher:innen und Diversitätsexpert:innen“ ausbremsen wollen, weil sie, so schreiben sie selber über sich, „offensichtlich übergangen oder ignoriert werden“.

Beleidigt? Angefasst, weil es ums Eigene geht? Das Selbstmitleid, das sie einem auftischen, ist relativ verplaudert, wie schon die „Initiative Weltoffenheit“ leiden sie unter „enormer Verunsicherung“ und „Selbstzensur“, unter „Imageverlust“ und dass der „Glaube tief erschüttert“ sei  –  Glückwunsch! Offensichtlich ist etwas angekommen, Zweifel gehört zum Glauben, Imageverlust zum Profil, was sie „Selbstzensur“ nennen, hieß ihnen wenige Zeilen zuvor noch „selbstkritisch“ zu sein, es kann jedem passieren gerade in Wissenschaft und Kunst, dass „Konsequenzen nicht absehbar“ sind und dann?

Rufen sie den Bundestag zum „Appell“. Jedes Erstsemester weiß, was appellieren meint, „Ein Appell“, so heißt der Offene Brief, im direkten Zusammenhang mit „Schutz des jüdischen Lebens“ assoziiert den Appellplatz, den Ort in den Lagern, an dem Juden demonstrativ gemordet wurden vor aller Augen. Die Assoziation ist unweigerlich, ein Überlebender hat berichtet  –  ich finde den Quellenbeleg nicht mehr  – , dass er, aus NS-Deutschland entkommen, es nicht ertragen konnte, das deutsche Wort Beispiel zu hören, weil er darin das Ballspiel hörte, eine Foltermethode zum Tode, die ein KZ-Wächter erfunden und angewandt hat vor aller Augen, man kann sie sich selber ausmalen.

Heute, eine Überlebensspanne nach der Befreiung von Auschwitz und kein Jahr nach 10/7, heute einen „Appell“ zu formulieren, weil man „jüdisches Leben“ nun denn doch schützen wolle und dies „selbstkritisch“ tue, setzt voraus, wenn schon nicht zu wissen, was Sprache transportiert, dann zumindest, was zu sehen ist auf allen Kanälen: dass Hamas das Supernova-Festival zum Appellplatz gemacht hat. Demonstrativer Vernichtungsdrang vor aller Augen. Kein Wort in „Ein Appell“, diesem x.ten Offenen Brief von Leuten, die sich dagegen verwahren, wenn andere sich dagegen wehren, Judenhass zum Betriebsprech zu machen, kein einziges Wort von ihnen an die, die sie zu schützen vortun. Keines zum 7. Oktober, keines zu den Geiseln, die Hamas hält, keines zu Documenta, Berlinale, Ruhrtriennale et al oder zu Wissenschaftlern wie Achille Mbembe, der Juden-Killern attestiert, dass sie im „Zeichen der Zukunft“ arbeiteten, sie seien „Vermittler der Erlösung“.

„Einen entsprechenden Dialog initiieren“ mit ihnen, wie sie es ein weiteres Mal fordern in einem „Appell“, in dem es ein weiteres Mal nicht um den Schutz von Juden geht, sondern um sie, die „namenhaften Jurist:innen, Antisemitismusforscher:innen und Diversitätsexpert:innen“?

Antwort (a) ist doch richtig, ebenso Antwort (b), die Ruhrbarone haben den Test gemacht, das KI-Ergebnis  –  siehe unten  –  ist exakt die Antwort (c), die richtige Antwort, der nächste Offene Brief:

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