Abgabe für die Städte? Nö, jetzt noch nicht.

Die Städte wollen sich mit einer Zwangsabgabe der Bürger aus dem Schuldensumpf ziehen – ich möchte die aber nicht bezahlen.

Sicher, die Finanzierung der Städte muss neu geregelt werden. Dass die bankrotten Kommunen die Städte im Osten mitfinanzieren ist unfug und auch, dass sie von so einer stark schwankenden Einnahmequelle wie der Gewerbesteuer abhängig sind ist ein Systemfehler: Der Bund und die Länder sind schnell dabei sich zu einigen, wenn es darum geht, sich auf Kosten der Städte zu einigen – sei es bei der ungerechten Verteilung der Steuereinnahmen oder wenn beide den Kommunen Aufgaben aufs Auge drücken, ohne sich um deren Finanzierung zu kümmern.

Aber ich will trotzdem keine Zwangsagbe zahlen, die nun via Grundsteuer B nach Wunsch der Städte auf uns zukommen soll. Ich möchte nicht dafür zahlen, dass es hier ein Dutzend defizitäre Nahverkehrsunternehmen gibt, ich will nicht für die Verwaltungen in den Rathäusern zahlen, die hier alle paar Kilometer stehen. Wir haben bei gerade einmal 5 Millionen Einwohnern satte 53 Stadtverwaltungen – sorry, für so einen Unfug gebe ich keine Geld. Ich will auch nicht dafür zahlen, dass die Städte sich mit Prestigeprojekten auf engstem Raum und häufig auf niedrigstem Niveau Konkurenz machen, anstatt  sich zusammen dem internationalen Wettbewerb zu stellen. Ich bin gerne bereit  für die Zukunft der Region zu zahlen, aber nicht für den Erhalt überkommener Strukturen.

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
11 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Eva
Eva
15 Jahre zuvor

Danke für diesen Kommentar, mir geht es genau so. Dass die Städte im Ruhrgebiet knapp bei Kasse sind, ist bei jedem Gang durch die Stadt sofort ersichtlich. Wenn mehr Geld zur Verfügung stünde, würde es jedoch nicht besser werden. Auch dieses Geld würde wieder nur für die Pflichtaufgaben der Kommunen draufgehen, zum Beispiel für Sozialleistungen wie Hartz-IV, die im Ruhrgebiet höher ausfallen als in anderen deutschen Regionen. Für Investitionen jenseits der Pflichtaufaufgaben wie die Sanierung von Straßen oder eine bessere finanzielle Ausstattung von kulturellen und sozialen Einrichtungen bliebe wahrscheinlich wieder nichts übrig, so dass die breite Masse der Bevölkerung von der Zusatzabgabe keinen Nutzen hätte. Und wenn ich nichts dafür kriege, will ich auch nichts extra bezahlen – ganz einfach.

Werner Jurga
15 Jahre zuvor

Ja, wir haben es mit überkommenden Strukturen zu tun. Und nein, bei der von den OBs Abgabe handelt es sich um wirklich keine gute Idee. Aber was bedeutet dieses ?jetzt noch nicht? in der Überschrift?
Bis die Ruhrstadt eines fernen Tages Wirklichkeit werden könnte, wäre in den Städten längst alles zusammengebrochen. Und selbst dann wäre eine derartige Abgabe immer noch Käse. Und ob Stefan Laurin sie dann gern zahlen würde, sei dahingestellt.
Das Wichtigste steht im ersten Satz ? etwas läppisch mit einem ?sicher? eingeleitet. Es ist wirklich ganz sicher: die Finanzierung der Städte muss neu geregelt werden! Ich weiß: eine ?Gemeindefinanzreform? wird schon seit eh und jeh gefordert, von der parlamentarischen Opposition im Bund, auch schon vor der Wiedervereinigung. Ich weiß auch, dass der Bundes- und die Länderhaushalte ebenfalls überschuldet sind. Doch es nützt nichts: Eine Finanzreform zu Gunsten der Kommunen muss kommen. Dringend! Es steht eine Menge auf dem Spiel.

trackback

[…] Schulden der Kommunen: Nö, Ich will noch nicht zahlen … ruhrbarone […]

Frank
15 Jahre zuvor

Es ist wirklich nicht zu fassen. Die FDP drückt auf Bundesebene Steuergeschenke für ihre Klientel durch, schiebt die Finanzierung auf die Kommunen ab und die wollen daraufhin schamlos in die Taschen der Bürger greifen.

Das ist echte Umverteilung von unten nach oben.

Peter
Peter
15 Jahre zuvor

Hallo, den Kommentar finde ich sehr gut. Die Forderung der beteiligten Städte ist ein Unding.
Ich habe gut 14 Jahre in der öffentlichen Verwaltung gearbeitet und weiss deshalb sehr gut, dass bei den Städten und Gemeinden noch erhebliches Sparpotential gibt, ohne dass Bürger oder Unternehmen dadurch Nachteile zu befürchten hätten.
Die Kommunen müssten sich mal wieder auf ihre Pflichtaufgaben konzentrieren. Sie müssen sich nicht um jeden Unsinn kümmern (z.B. Citymanagement)und dafür Personal vorhalten. Bei einer ehrlichen Aufgabenkritik würde sich schnell zeigen, das die Kreis- und Rathäuser personell überbesetzt sind. Solange bei den Kommunen Freitag nachmittags nicht gearbeitet werden muss, braucht mir kein Bürgermeister (oder Personalrat) damit kommen, dass das Personal knapp ist.
Das Geld, dass die Kommunen jetzt per Zwangsabgabe erheben wollen, ist bei den Unternehmen und Bürgern produktiver aufgehoben.

trackback

[…] Abgabe für die Städte? Nö, jetzt noch nicht. » ruhrbarone http://www.ruhrbarone.de/abgabe-fur-die-stadte-no-jetzt-noch-nicht – view page – cached ruhrbarone. Journalisten bloggen das Revier: Alltag, Kultur und Politik im Ruhrgebiet. […]

Martin Tönnes
Martin Tönnes
15 Jahre zuvor

@ stefan,

die Zusammenlegung von Aufgaben und Ämtern haben wir uns vor wenigen Tagen in dem Rot-Grünen-Kolalitionsvertrag auf die Agenda geschrieben – aber der war nach Deinen Wortne ein „dünnes Papier“. Heute verweist Du auf die Region Aachen. Aber dort ging es auch nur um eine Kreisverwaltung und eine Stadtverwaltung. Im Ruhrgebiet haben wir es mit 11 Städten und vier Kreisen zu tun.

Richtig ist, dass diese Aufgabe dringend angegangen werden muss. Hier gibt es tatsächlich viel Geld für die Städte zu sparen. Aber auf dem Weg liegen auch viele konkrete landes- und bundesgesetzliche Hindernisse. Jede einzelne Stadt ist – nur um ein Beispiel zu aufzuführen – durch Landesgesetz verpflichtet eine eigene Feuerwehr-Leitstelle vorzuhalten. Im Verwaltungs-Deutsch heißt dies: Pflichtaufgabe nach Weisung. Auch hier kann durch Zusammenarbeit der Städte und Kreise viel Geld gespart werden.

Eine Forderung ist also schnell aufgeschrieben – aber die Details liegen in der Umsetzung.

Martin Tönnes
Fraktionssprecher Grüne im RVR

Manfred Michael Schwirske
Manfred Michael Schwirske
14 Jahre zuvor

Eine Formel wie: „hat … den Anschluss verloren“ hat keinen Sinn. Anschluss an was bitte? Und dass das Ruhrgebiet heute wirtschaftlich-strukturelle Probleme hat, ist mit Langsamkeit auch nicht zu begründen. Womit ich allerdings keine Lanze für politische und administrative Unfähigkeit brechen möchte. Ich meine nur: es ist wohl reichlich komplizierter als hier dargestellt.

Die mit schneller Zunge ausgesprochenen neoliberalen Lösungen des Wegsparens machen auch keinen Sinn. Damit wird Arbeitslosigkeit erzeugt. Das wissen wir. Das hatten wir schon.

Es gibt nämlich auch Defizite in den Verwaltungen. Nicht erfüllte Aufgaben. Vollzugsdefizite. Ich gebe das Stichwort Bildung und Ausbildung.

Es sollte also weniger um einen Rückbau als um andere und bessere Verwaltung gehen. Auch hier kann man nicht mit „Anschluss“ argumentieren.

Werbung