Adorno-Preis für Antisemitismus?

Die Stadt Frankfurt ist offenbar bemüht, dem Bochumer Steiger Award Konkurrenz zu machen. Seit 1977 vergibt Frankfurt den Theodor-W.-Adorno-Preis für herausragende Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film. An sich eine tolle Sache. Also nicht vergleichbar mit Sascha Hellens peinlichem Egotrip namens Steiger-Award. Doch die diesjährige Preisträgerin sorgt für weltweiten Protest. Ausgewählt hat das Kuratorium des Theodor-W.-Adorno-Preises Judith Butler. Auf den ersten Blick eine progressive Feministin. Doch ein genauerer Blick auf ihre politischen Ansichten macht deutlich, wie zynisch und respektlos es ist, dieser Person ausgerechnet einen nach Adorno benannten Preis zu verleihen.

„Es ist außerordentlich wichtig, die Hamas und die Hisbollah als soziale Bewegungen zu begreifen, die progressiv und links, die Teil einer globalen Linken sind.“ Wer könnte das gesagt haben? Horst Mahler? Fast! Diese Worte stammen von Judith Butler. Die innerhalb der Sozialwissenschaften gehypte Butler ist Mitglied im Boycott, Divestment and Sanctions Movement (BDS). Die BDS ist ein loser Verbund von Israelhassern. Selbst bekennenden Antizionisten geht die Intention der Boykott-Bewegung zu weit. Denn so gehe es der BDS nicht darum, den Palästinensern zu helfen, sondern allein darum, Israel das Existenzrecht abzusprechen. Das sagen selbst so verbohrte Spinner wie Chomsky und Finkelstein. Judith Butler stört das wenig. Sie hält verbissen an ihrem Hass auf Israel fest und verurteilt regelmäßig jede feministische Kritik am Islam. Warum verteidigt eine Feministin das iranische Mullah-Regime, das erst gerade mal wieder die Rechte von Frauen massiv beschnitten hat? Warum sympathisiert sie mit faschistischen und menschenfeindlichen Organisationen wie der Hamas? Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, welche absurden und wahnsinnigen Widersprüche Einzug in das politische Denken halten, um den Hass auf Israel zu begründen.

Theodor W. Adorno, einer der bekanntesten Söhne der Stadt Frankfurt, widmete Israel weite Teile seines Wirkens. Die Geschichte des weltweiten Antisemitismus machte den Zionismus zwingend erforderlich. Das Resultat, der Staat Israel, ist heute der wichtigste Zufluchtsort für verfolgte Juden auf der ganzen Welt. Kaum ein anderer stellte dies besser heraus als Adorno. Schon zu Lebzeiten brachte ihm das nicht nur viel Kritik, sondern auch viel Hass ein. Größtenteils von Linken. Heute scheint man sich in Frankfurt nicht mal mehr an Adornos Israel-Solidarität erinnern zu können. Am 11. September wird Judith Butler der Theodor-W.-Adorno-Preis verliehen.

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Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

Butlers Werk, ich schätze sogar ihr ganzes Leben, ist durchzogen von einer übergroßen Sehnsucht nach Geschlechtlosigkeit. Nach einer Subjektbildung ohne sexuelle Rollenzuschreibungen. Im Kern ihres Werk-Denkens lehnt sie die Kategorie des Geschlechtes grundsätzlich ab. Auf diese Denk-Basis ist die Repression, z.B. in islamistischen Regimen, gegen über Frauen (als Geschlecht) für sie eigentlich gar nicht vorhanden.

68er
68er
12 Jahre zuvor

Was hat Herr Keitsch gegen Herrn Chomsky?

quef
quef
12 Jahre zuvor

Also, dieser Butler-Hass macht mich sprachlos. Nicht nur für mich ist Judith-Butler die bedeutendste queer-feministische Philosophin weit und breit. Natürlich sind ihre kritischen Thesen sehr streitbar. Aber die Polemik von Jan Keitsch scheint mir völlig überzogen. Vor dem Hintergrund von Butlers „Kritik der ethischen Gewalt“ erscheint mir auch die These von Arnold Voss ziemlich unplausibel. Wenn man natürlich glaubt, dass jede Kritik an Israel – auch von jüdischen Autorinnen – zwangsläufig antisemitisch sein muss, dann bitteschön…

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

Einer Jüdin, die mit der Hamas sympathisiert, muss ein grüner Religionswissenschaftler natürlich sofort und unverzüglich das Jüdischsein absprechen und sie zur Antisemitin abstempeln. Wo käme man denn da auch nur hin, wenn sich ausgerechnet eine Jüdin über die Politik Israels empören und polemisieren würde?

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ Quef + Ben #3 + # 4

Es ist für diese Diskussion völlig irrelvant ob Butler Jüdin ist und das sieht sie sicher auch selbst so. Im Gegenteil, das genau ist ja auch eine Form des Antsemitismus, wenn Jemand in seiner politischen Position gegen(über) Israel als Jude/Jüdin vereinnahmt wird.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

Och bitte, das ist jetzt aber wirklich albern. „Ich hab da aber ein Fragezeichen hinter gesetzt“ ist genau so eine stulle „Verteidigung“ wie die „Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber xy muss man ja mal sagen können“-Argumentation.

Und was man Menschen wie Dir vorwerfen kann ist dieser unsägliche Reflex gleich hinter jeder harscheren Kritik an Israel gleich Antisemitismus zu vermuten. Frau Butler ist Jüdin und erzieht ihren Sohn jüdisch. Eine Antisemitin würde das nur machen, wäre sie schizophren. Meinetwegen hat sie einen Hass auf Israel. Sie aber nur wegen der Nähe Gruppen mit mutmaßlich antisemitisch motivierter Kritik an Israel selber in diese Kategorie zu packen (und nein, jetzt verteidige dich nicht mit „aber das hab ich ja explizit gar nicht geschrieben“) ist eine haltlose Diskreditierung und damit ein dummer Vorwurf.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

btw: Zu den BDS-Unterstützern und Sympathisanten gehören übrigens auch die weltbekannten Antisemiten Ken Loach, Desmond Tutu und Aharon Shabtai.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

Der Vorwurf, dass die Vernichtung Israels eines der Ziele von BDS wäre, leitet sich komplett aus einem einzigen Interview mit Norman Finkelstein ab. Das ist mal mega-verlässlich für all die Vorwürfe, die Du hier aufmachst.

Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ Ben # 7

„Frau Butler ist Jüdin und erzieht ihren Sohn jüdisch. Eine Antisemitin würde das nur machen, wäre sie schizophren.“

Ich glaube sie haben keine Ahnung worüber sie schreiben Ben. So wie das Judentum in sich sehr unterschiedliche religiöse Richtungen kennt so ist auch die jeweilige Erziehung sehr unterschiedlich. Liberale und streng religiöse Juden z.B. mögen einander überhaupt nicht und politisch bekämpfen sie sich zum Teil bis aufs Messer.

Es gibt eben d a s Jüdische nicht, sprich Juden sind sehr unterschiedliche Menschen,bzw. wie Menschen eben so sind, und deswegen können Juden genauso Antsemiten sein wie jeder andere auch. Antisemitismus ist nicht angeboren sondern angelernt, Ben. Genauso wie Religion nicht angeboren ist.In der Regel sind Juden deswegen keine Anisemiten, aber wenn sie es aus ihren speziellen Erfahrungen und Lernprozessen heraus ausnahmsweise dennoch sind, dann müssen sie deswegen auch nicht gleich in die Klapse.

Ich würde ihnen deswegen noch einmal empfehlen, Butler in ihrer politischen Position zu Israel nicht wegen ihres Jüdischseins für ihre eigene politische Position zu vereinnahmen. Sie tun dieser äußerst klugen und engagierten Frau damit keinen Gefallen.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

@Arnold: Es ist mir durchaus bewusst, worüber ich schreibe. Von daher gerne noch einmal etwas deutlicher: Antisemitismus und das Praktizieren jüdischer Traditionen wie der Bar Mitzwa gehen nicht Hand in Hand. Butler lebt mit ihrer Familie die jüdische Religion.

@Jan: Natürlich ist das kritikwürdig. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem kritiklosen Recyclen einer Pressemitteilung der prozionistischen Linken aus Frankfurt und einer selbst formulierten und reflektierten Kritik.

Ich lese in deinem Artikel nach wie vor eine Schmähschrift gegen Butler. Und das ist eben keine sachliche Kritik, sondern dumpfe Stimmungsmache.

Puck
Puck
12 Jahre zuvor

@Quef
Wissen Sie, was mich sprachlos macht? Die Idee, daß es sich bei Hisbollah und Hamas um „soziale“ Bewegungen handelt.
HIsbollah und Hamas sind Organisationen, die ihre einzige Legitimation aus dem Konflikt beziehen – und sich deshalb gebärden wie der „Schwarze Ritter“ bei Monty Python’s „Ritter der Kokusnuss“.
Das imponiert natürlich in Deutschland, wo man seit 200 Jahren die Vernunft zugusten der Romantik ausgeknipst hat und sich dabei auch noch ungeheuer intellektuell fühlt.

Der Einwand, daß jede Kritik an Israel als Antisemitismus gebrandmarkt wird, ist so infam wie realitätsfern. Begeben Sie sich einfach mal an einem beliebigen Morgen an einen beliebigen Kiosk und sehen sich die Zeitungen an. Regelmäßig erscheinen äußerst kritische Artikel über Israel, ohne daß anschließend jemand „Antisemitismus“ schreit.
Richtig ist hingegen, daß der moderne Antisemit, besonders wenn er sich als „links“ versteht, seine unterschwelligen Aversionen gerne als „Israelkritik“ etikettiert und die abenteuerlichsten gedanklichen Kapriolen schlägt, damits auch paßt. Das fängt bei der klammheimlichen Sympathie der 68er für die RAF und deren verschwurbelten Bekennerschreiben an, setzt sich fort in der „Solidarität mit Saddam Hussein“ im ersten Golfkrieg (da war der Völkermord an den irakischen Kurden gerade mal 5 Jahre her!) und hört bei dem „kritischen Gedicht“ von Günter Grass leider nicht auf, und das sind nur die Beispiele, die mir so in 5 Sekunden einfallen.

Und wenn etwas ein ganz sicheres Zeichen für verkappten Antisemitismus ist – das, lieber Quef, kann ich mir nicht verkneifen – dann ist es der Hinweis auf Juden, die „genau das gleiche“ gesagt haben.
Und zwar aus drei Gründen.
Erstens haben auch Juden mal einen schlechten Tag und reden – wie Sie und ich – zuweilen dummes Zeug. Diese Vorstellung ist für Antisemiten offenbar unfaßbar (nicht das dumme Zeug, sondern das „wie Sie und ich“´!).
Und zweitens ist es nicht das Gleiche, wenn zwei dasselbe sagen.
Wenn, nur so als Beispiel, Uri Avneri sich für die Aussöhnung mit den Palästinensern einsetzt oder ein „Israel ohne Zionismus“ ist das ehrenwert, weil er zu denen gehört, die die Konsequenzen zu tragen haben, z. B. in Form von Raketen, die jedesmal auf Israel nieder gehen, wenn jemand – wie zurückhaltend auch immer – das Wort „Friedensprozess“ in den Mund nimmt.
Der deutsche „Friedensaktivist“ muß noch nicht einmal die Opfer der Rakenangriffe im TV ertragen, weil Israel (ganz im Gegensatz zur Hamas) keine Bilder von Opfern veröffentlicht, geschweige denn innerhalb der nächsten 27 Sekunden das TV ausschalten und die Chipstüte fallen lassen, um den nächsten Schutzbunker aufzusuchen, damit er nicht durch die „primitiven, selbstgebastalten Raketen“ platt gemacht wird.
Und drittens – ich weiß, mit dieser Bemerkung macht man sich extrem unbeliebt, weil seit 1945 unablässig Schlußstriche unter die deutsche Geschichte gezogen werden – ist es noch nicht einmal zynisch, wenn die Nachkommen der Täter an die Nachkommen der Opfer gute Ratschläge erteilen. Auch für einen zünftigen Zynismus ist ein gewisser Sinn für Stil und ein Grundstock an Bildung unablässig, der sich durch noch so forsche Dummdreistigkeit nicht ausgleichen läßt.

discipulussenecae
discipulussenecae
12 Jahre zuvor

Die Debatte um eine Kritik an Israel ist richtig und notwendig. Sie darf darüber aber nicht die Frage ausblenden, ob Frau Butler diesen Preis in irgendeiner Weise verdient hat! Ihr ‚poststrukturalistisches‘ (kann mir irgendwann mal jemand erklären, was das genau ist?) Geschreibsel kaut bloß immer wieder die These einer sozial bestimmten Geschlechterkonstruktion durch und ist dabei genauso langweilig wie falsch.
Wahrscheilich wollte sich das Kuratorium mal wieder mit dem Namen einer gerade viel gelesenen Autorität schmücken. Sie hat dabei aber nicht bedacht, daß der große Theodor W. in 50 Jahren immer noch viel gelesen wird, Frau Butler aber eher nicht. Wetten werden angenommen …

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

Die Hamas und die Hisbollah sind genauso wenig soziale, geschweige den „linke“ Bewegungen wie das Geschlecht nur eine soziale, geschweige denn nur eine kommunikativ-sprachliche Zuschreibung ist. Da liegt Frau Butler leider in beiden Fällen falsch.Aber das bedeutet eben nicht, dass ihre wissenschaftliche wie ihre politische Position nicht diskutierenswert wäre und natürlich auch enstprechend diskutiert wird. Was Israel betrifft ist leider häufig eine rationale Diskussion kaum noch möglich. Offensichtlich auch nicht mit Frau Butler.

DH
DH
12 Jahre zuvor

Für diejenigen, die nicht wussten, dass Subversion ein konstitutives Element in Butlers Konzeption gesellschaftlicher und politischer Praxis ist:

Butler ist Radikaldemokratin. Es geht, Arnold, daher eher nicht um „Geschlechtslosigkeit“, sondern um die freie Wahl des Geschlechts.

Und, ja: Die Aktion „Kein Adornopreis für Antisemiten!“ …
https://www.facebook.com/events/355957474481691/
… ist der hierzulande leider üblich gewordene Zirkus, den in diesem Fall Thomas von Osten-Sacken schon im Juni hat lostreten wollen. Dass Butler bei der Einschätzung, Hamas wäre theoretisch („deskriptiv“) eine linke bzw. emanzipatorische Bewegung, ganz praktisch daneben liegt, macht sie natürlich nicht zur behaupteten „Israelhasserin“. Sie favorisiert schlicht ein etwas anderes, bi-nationales und nicht-repressives Israel (für das es ja auch seit je her bereits Ansätze gibt).

Es gibt kein richtiges Leben im valschen

@ discipulussenecae #16

„…daß der große Theodor W. in 50 Jahren immer noch viel gelesen wird…“

von wem gelesen? (dass das Buch bei Angebern im Regal steht, zählt nicht)

„Die intellektuelle Perspektive der Frankfurter Schule sei in Wirklichkeit eine romantische, elitäre Kritik der Massenkultur im neomarxistischen Gewand:

Was die Theoretiker wirklich ärgere, sei nicht die soziale Unterdrückung, sondern die Tatsache, dass die Massen Ian Fleming und den Beatles gegenüber Samuel Beckett und Anton Webern den Vorzug geben.“

Chayal
Chayal
12 Jahre zuvor

DH – Butler ist Radikaldemokratin. Es geht, Arnold, daher eher nicht um „Geschlechtslosigkeit“, sondern um die freie Wahl des Geschlechts. Zitatende

ach ja, die darf man jetzt wählen? Ich will Marsmensch sein, darf ich das, geht es noch etwas absurder?

Zu der Aktion, lesen Sie irgend etwas von Osten Sacken? Wissen Sie, was erklärte BDS Aktivisten wollen? Finkelstein und Chomsky, keine wahrhaften Freunde Israels, erklären Ihnen das sehr genau, und was mich bei der ganzen Sache immer brennend interessiert, was wäre geschehen, wenn 1967 die arabischen Staaten gewonnen hätten

68er
68er
12 Jahre zuvor

@ Arnold Voss

Ich stimme gerne darin überein, wenn Sie sagen, dass die Hamas nicht zur weltweiten Linken zu rechnen ist. Diese Aussage ist wirklich Blödsinn, denn „links“ sein verbinde ich mit liberalen und republikanischen Werten, die der Hamas offensichtlich fremd sind.

Aber es ist nicht falsch, wenn Frau Butler bei der Hamas den sozialen Ansatz (an)erkennt. Sicherlich kann man sich trefflich streiten, ob die Hamas ihre soziale Funktion lediglich als Mittel zum Zweck einsetzt, oder ob das caritative Element ihr immanent ist.

Die katholische Kirche ist ja auch eine soziale Bewegung und als Institution sicherlich nicht der klassischen Linken zuzuordnen.

Religiöse Kräfte gedeihen wegen ihres sozialen Ansatzes leider dort besonders gut, wo die sozialen Lebensbedingungen der Menschen besonders schlecht sind bzw. die gesellschaftliche Ordnung ge- bzw. zerstört ist. Hieraus zu schlussfolgern, dass die Lebenssituation der Palästinenser verbessert werden muss, ist ja auch nicht ganz falsch. Ich glaube auch nicht, dass ein Boykott Israels hier weiter hilft, aber ich bin mir sicher, dass nur über eine Verbesserung der sozialen Situation der Palästinenser und eine rechtliche Gleichstellung auf Dauer Frieden zu erreichen ist.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#20: Kamerad Cayal, ich nehme an, auch die TAU (nicht auf dem Mars, sondern in Tel Aviv) hat einen akademischen Lesezirkel zu queer theory. Schauen wir einfach mal, was Sie nach einem Jahr aktiver Mitarbeit im Lesezirkel immer noch „absurd“ finden.

Wenn Sie die Kampagne gegen Butler schon unterstützen, sollten Sie auch wissen, wer das Thema seinerzeit in den einschlägigen Medien aufgeworfen hat:
https://jungle-world.com/jungleblog/1704/

Es mag unter den selbsternannten „wahrhaften Freunden Israels“ mittlerweile üblich sein, den Wissenschaftler Adorno nur noch als „Freund Israels“ und die Wissenschaftlerin Butler ausschließlich als „Israelhasserin“ wahrzunehmen – ich gestatte mir, dies nicht absurd, sondern schlicht idiotisch zu finden.

TheGurkenkaiser
TheGurkenkaiser
12 Jahre zuvor

„Doch die diesjährige Preisträgerin sorgt für weltweiten Protest. “

weltweit? das täte mich wundern wenn das irgendwenn ausserhalb von BRD interessieren täte. Vielleicht ist dieses Wort deshalb nicht mit einem Link unterlegt.

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

Liest sich streckenweise zwar etwas mühselig, scheint mir aber eine sehr sachliche Kritik an Butler, ihrer Denkweise und dem daraus nachvollziehbaren negativen Verhältnis zu Israel und zu den USA zu sein:

https://lizaswelt.net/2012/08/11/kulturmanagement-und-grabschaendung/

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#24: Adornopreise an Butler, Derrida und Godard als (fortgesetzte) Grabschändungen zu titulieren, ist die Form von Sachlichkeit, die für die ganze Auseinandersetzung prägend zu sein scheint.

Arnold, der Text ist, in weiten Teilen, eine natürliche zulässige, z.T. mit Quellen hinterlegte, aber letztlich spekulative Polemik, die eine vorweg gestellte These stützen soll. „Unsachlich“ wird es v.a. dort, wo Quelle und Quelleninterpretation dann doch für alle sichtbar meilenweit auseinander liegen (z.B. bei (8)). Das kann man alles machen; man kann auch die Meinung vertreten „Alle doof außer Adorno“, blamieren tut man sich damit nur selbst; aber es kann nicht unwidersprochen bleiben, wenn Butlers Nachdenken über jüdische Traditionen jenseits des Zionismus und ihr Eintreten für ein anderes Israel einmal mehr mit der dümmlichen Arroganz hiesiger „Israelfreunde“ als Antisemitismus diskreditiert werden soll.

Auch die billigen Ressentiments, die gegen Poststrukturalismus, gegen Feminismus, gegen Queer Theory („Identitätsfasching“, Fußnote (4)) usw. bemüht werden, sollten eigentlich Warnung genug sein, an die Sachlichkeit solcher Texte nicht allzu große Erwartungen zu knüpfen.

Chayal
Chayal
12 Jahre zuvor

1.) DH – sie haben mir diese Frage nicht beantwortet – was mich bei der ganzen Sache immer brennend interessiert, was wäre geschehen, wenn 1967 die arabischen Staaten gewonnen hätten.

2.) Bin ich NICHT ihr Kamerad/Chaverim

3.) Gibt es genug Artikel, die auf genau dieses Thema hinweisen und zwar auch in englisch und viel früher:

https://northernsong.wordpress.com/2011/03/10/israeli-apartheid-week-day-3-judith-butler-and-the-universal-boycott/

https://www.yufreepress.org/bodies-of-identity-news/judith-butler-speaks-during-israeli-apartheid-week/

https://blip.tv/adalahny/how-now-bds-media-politics-and-queer-activism-a-conversation-with-john-greyson-and-judith-butler-moderated-by-jasbir-puar-4904183

https://fullcomment.nationalpost.com/2011/03/12/promoting-israel-hatred-utoronto-grad-student-union-dues-at-work/

https://www.jpost.com/JewishWorld/JewishNews/Article.aspx?id=213963
Gay opposition rises against Israel Apartheid Week
https://www.jpost.com

https://nohomonationalism.blogspot.de/2010/06/solidarity-from-queers-against-israeli.html
NO HOMONATIONALISM: Solidarity from Queers Against Israeli Apartheid, Toronto
nohomonationalism.blogspot.com

https://clemensheni.net/2012/06/08/the-german-city-of-frankfurt-awards-the-professor-of-parody-and-hatred-of-israel-judith-butler/

https://northernsong.wordpress.com/2011/03/13/judy-on-the-global-boycott/
Judith Butler on the Global Boycott: Analysis and Response
northernsong.wordpress.com

Dutton remarked that “it’s possibly the anxiety-inducing obscurity of such writing that has led Professor Warren Hedges of Southern Oregon University to praise Judith Butler as ‘probably one of the ten smartest people on the planet’.” https://denisdutton.com/bad_writing.htm

More to Butler: https://rabble.ca/rabbletv/program-guide/2011/03/features/judith-butler-speaks-about-bds-torontos-israel-apartheid-wee
Judith Butler speaks about BDS at Toronto’s Israeli Apartheid Week | rabble.ca
rabble.ca

https://www.youtube.com/watch?v=rYfLZsb9by4 Judith Butler and the Occupy
Judith Butler at Occupy WSP
Judith Butler Speaks at washington square park

https://feministing.com/2011/10/24/judith-butler-joins-occupy/
Judith Butler joins Occupy
feministing.com
Says Judith Butler at yesterday evening’s General Assembly at Washington Square Park. In the video above, she’s at Liberty Square. Love her.

Video: My main problem with BDS is that it fails to distinguish between the occupation and the rest of Israel. This is underscored by the fact that so many groups supporting BDS are also supporting the destruction of Israel under the fantasy of a one-state solution (Butler admitting she is one of those jew-haters that demand the destruction of the world’s only Jewish state). I’m totally ok with British consumers knowing whether goods are made in the settlements, but a general boycott of Israel (who’s citizens are the harshest critics of Israel on the planet) sounds more like “Kauf nicht beim Juden.” This is especially true of academic boycotts considering Israeli academia includes people like Ilan Pappe and Benny Morris (I know Morris is a zionist but he’s lauded by the left for his work as a “new-historian,” which makes his zionism all the more awesome). Butler is full of shit for too many reasons to specify, but I’ll lay out a few: Gaza is not occupied, Egypt controls the S border, any nation has the right to control its borders with and impose a blockade on a hostile territory, Israeli arabs have full de jure rights, BDS has nothing to do with justice, it has everything to do with slandering the world’s only Jewish state -fundamentally and irredeemably anti-semitic https://pink-scare.blogspot.de/2011/03/blog-post.html

https://fullcomment.nationalpost.com/2011/03/12/promoting-israel-hatred-utoronto-grad-student-union-dues-at-work/
Promoting Israel-hatred: University of Toronto’s grad-student union at work | Full Comment | Nationa

https://rabble.ca/news/2012/05/solidarity-streets-interview-judith-butler
Solidarity in the streets: An interview with Judith Butler | rabble.ca
rabble.ca
Award-winning author and prolific feminist scholar Judith Butler will be speakin

refuses Berlin Prize: https://nohomonationalism.blogspot.de/2010/06/judith-butler-refuses-berlin-pride.html
NO HOMONATIONALISM: Judith Butler refuses Berlin Pride Civil Courage Prize 2010
nohomonationalism.blogspot.com
Well done to SUSPECT on initiating this brave move. It is a first step in attemp

https://rabble.ca/news/2010/03/coming-out-against-israeli-apartheid-case-solidarity
Coming out against Israeli apartheid: The case for solidarity | rabble.ca
rabble.ca
Each year, in the lead up to Israeli Apartheid Week (IAW), organizers expect bac

https://queersagainstapartheid.org/media/
Media
queersagainstapartheid.org
If you are a reporter who would like to get in touch with Queers Against Israeli

https://apartheidweek.org/en/node/360
How Now BDS? Media, Politics and Queer Activism | Israeli Apartheid Week
apartheidweek.org
Judith Butler is Maxine Elliot Professor in the Departments of Rhetoric and Comp.

https://www.theblogmocracy.com/2011/03/04/protest-anti-semitic-israeli-apartheid-week-attend-islamic-state-apartheid-week/
Protest Anti-Semitic ‘Israeli Apartheid Week’ – Attend Islamic State Apartheid Week › 2.0: The Blog
https://www.theblogmocracy.com

https://www.jpost.com/JewishWorld/JewishNews/Article.aspx?id=213963
Gay opposition rises against Israel Apartheid Week
https://www.jpost.com
Activists in favor and against Israel face off after a LGBT community center cancels
eid.com/about/why-cultural-boycott/

More?

Why Cultural Boycott?
punksagainstapartheid.com
Why Cultural Boycott? Just as we said during apartheid t…Mehr anzeigen

https://adalahny.org/page/766/year-end-report-2011
Year End Report, 2011 | About | Adalah-NY
adalahny.org

https://pjmedia.com/blog/bad-writing-universities-and-zionism/?singlepage=true&fb_source=message

Bad Writing, Universities, and Zionism

Michael Kolb
Admin
12 Jahre zuvor

Wir sind hier gerade ein wenig unter Druck und können nicht alle Kommentare zeitnah freischalten, wir holen das aber nach…

Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ DH

Wenn dieser Text, der einer der wenigen Kritiken ist, die auf ihre besondere Denkmethode und ihre Moralphilosophie eingeht, bzw. sie zumindest zu verstehen sucht, unsachlich ist, dann ist es Butler schon lange. Nur verbrämt sie es andauernd mit einer „Wissenschaftlichkeit“ die widersprüchlicher kaum sein kann, beziehungsweise über den Performations- und den Subversionsbegriff so ziemlich alles an gegensätzlichen Urteilen erlaubt, die man nachher auch noch „begründet“ widerrufen kann.

Klar ist allerdings unzweideutig, dass sie an Israel andere Maßstäbe als z.B. an seine Gegner legt und drastische Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern mit ihrem speziellen Kulturbegriff in einer Weise relativiert, die ihr eine Aburteilung Israels eben nicht erlauben dürfte. Es gäbe noch viel mehr an Widersprüchlichkeit in ihre Position aufzuzeigen. Aber das ist nicht der eigentliche Punkt für mich.

Sie ist leider nicht nur eine radikale Denkerin, was sie mir sympathisch macht, sie ist vor allem ein verbale Jakobinerin und Inquisitorin, wozu radikale DenkerInnen politisch immer wieder neigen. Erst Recht wenn sie die schillernde Methode der Dekonstruktion anweden. Wer dann aber in seiner politischen Praxis zum Einladungs-Boykott anderer Wissenschaftler aufruft, wenn sie nicht die eigene Meinung, sprich die von Butler, vertreten, der bekommt in dem von mir verlinkten Artikel immer noch wesentlich mehr Sachlichkeit geboten als er selbst gegenüber anderen zeigt.

Ganz besonders stinkt mir aber an der Diskussion hier, dass ihr reales Jüdischsein und ihr angebliches Linkssein immer wieder als Argument für die quasi atomatische Richtigkeit ihrer Position zu Israel genommen wird. Ich habe mich einfach zu lange mit diesem Konflikt beschäftigt, als dass ich so einen Quatsch noch länger akzeptieren kann.

Ach ja, was die „freie Wahl“ des Geschlechtes betrifft. Das ist auch so ein dekonstruktiv weggezauberter Widerspruch in ihrem Denken den ihre Fans bei der Anbetung gerne übersehen. Auch und gerade die Wahl des Geschlechtes setzt eben dieses schon voraus.Sonst gäbe es nämlich nichts zu wählen.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

@Arnold Voss:

Die Fußnoten gelesen, über die sich DH so ärgert? Zitat: „Wie das Engagement für die Ausweitung normativitätskritischer Kuschelzonen aussieht, konnte man jüngst im Lokalteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erfahren. In einem Bericht über das an Feiertagen von allerlei Partyvolk heimgesuchte Institut für vergleichende Irrelevanz wurde veranschaulicht, wie es zugeht, wenn poststrukturalistisch Manikürte ihre Pausen vom Doktorarbeitenschreiben nutzen, um kollektiven Identitätsfasching zu organisieren“

Das ist nicht mehr polemisch, das ist schon fast beleidigend. Aus diesem Grund behalte ich mir vor, ähnlich wie DH, diesen Text nicht ernst zu nehmen und ihn unsachlich zu nennen. Und nein, Butler hat selten derartig polemischen Unsinn geschrieben.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#26, Chayal:
ad 1.: Warum sollte jemand unseriöse, d.h. nicht seriös zu beantwortende Fragen zu beantworten versuchen?

ad 2: Schöne Fleißarbeit; allerdings ging es um den Adornopreis an Butler und den Zeitpunkt, an dem die Kampagne gegen die Preisverleihung zu starten versucht wurde.

@#28, Arnold:

„Ganz besonders stinkt mir aber an der Diskussion hier, dass ihr reales Jüdischsein und ihr angebliches Linkssein immer wieder als Argument für die quasi atomatische Richtigkeit ihrer Position zu Israel genommen wird.“

Arnold, ich weiß nicht, gegen welche Windmühlen Du anschreibst, ich jedenfalls habe nirgends geäußert, dass Butlers Positionen zu Israel in allen Punkten richtig sei; ich schrieb, dass sie keinen Israelhass darstellen.

Der Umkehrschluss, Israel wäre nur als das vorstellbar, was sich die reaktionären Gurkentruppen, die das Land seit geraumer Zeit regieren, als „Israel“ konstruieren, und alles andere sei eben „Israelhass“ – das ist etwas, was auch Du, der von sich behauptet, sich mit dem „Konflikt“ schon sehr lange beschäftigt zu haben, nicht ernsthaft wirst akzeptieren können.

Und was die Sache mit den Geschlechtern angeht, warte ich mal mit einer Antwort, bis Du Deinem Kommentar zu Ende redigiert hast.

discipulussenecae
discipulussenecae
12 Jahre zuvor

„So reaktionär der Verweis auf Natur zumeist ist …“ (Anm. 2 in lizaswelt) und J. B. auch nur „auf den ersten Blick eine progressive Feministin“ ist …“ (Einleitung zu diesem Artikel). Mit diesen Zuordnungen wird doch übersehen, daß solch vorschnelles Hantieren mit Werturteilen vor allem dazu dient, sich als Autor auf der gesellschaftspolitisch vermeintlich sicheren Seite zu positionieren.

Warum kann nicht einfach festgehalten werden, daß Frauen sich zumeist in Männer und Männer sich zumeist in Frauen verlieben, daß diese Vorlieben allein der natürlichen Fortpflanzung und somit der Erhaltung der Art geschuldet sind und daß J. B.s Thesen daher noch nicht einmal als akademische Fingerübungen saturierter amerikanischer Großstadtintellektueller durchgehen sollten.

Die Philosophie ist zugegeben kein einfaches Fach. Aber die Erinnerung an Kants zu Recht berühmten drei Fragen würde viel Scharlatanerie als solche entlarven und den Kopf für wichtigere Dinge freimachen.

Und dann wäre Frau Butlers Haltung zu Israel auch nicht interessanter als die der versammelten Stammtische dieser Republik.

Arnold Voss
Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ D H

Du warst mit dem, was oder wer mir hier stinkt, nicht gemeint und du weisst das auch. Und natürlich wird Israel zur Zeit keineswegs von der Regierung geführt die ich mir wünsche. Aber ich habe in Israel nun mal nichts zu wünschen und auch nichts zu wählen. Und die meisten die hier diskutieren auch nicht.

Wenn man aber nicht selbst in diesem Land lebt, sollte man zumindest die besonderen Bedingungen der Menschen die dort Politik betreiben oder sich sonstwie gesellschaftlich engagieren in die Kritik einbeziehen. Dieses Land ist quasi im permanentem Bedrohungszustand und wer das leugnet, bzw. die Drohungen gegen dieses Land als politische Schaumschlägerei abtut hat schlicht keine Ahnung über was er schreibt.

Unter diesen Bedingungen wird selbst das friedlichste Volk auf Dauer kriegerisch. Und wenn dieses Kriegerische sich auch noch mit religiösem Fundamentlismus mischt, nach dem Motto „Wir gehören hier hin, nicht aber die Palästinenser“, und das ist bei israelischen Politikern zunehmend der Fall, dann ist Kritik auch von außerhalb notwendig. Natürlich auch was die damit einhergehende ebenfalls religiös überhöhte Siedlungspolitik betrifft.

Butler allerdings spricht dem Land nicht nur aus ihrer ganze persönlichen moralphilosophisch Theorie heraus das Verteidigungsrecht ab sondern sieht Israel als den einzigen Aggressor. Sie verwechselt historisch damit Ursache und Wirkung und sie beschönigt massiv das zutiefst undemokratische radikal islamistische und vor allem extrem antsemitische Regime der Hamas und sie unterschätzt den in jeder Weise militanten Antisemitismus ihrer Unterstützer und Verbündeten.

Ob eine solche politische Position jetzt als einer Art jüdischer Antsemitismus gewertet werden kann, mag ich nicht beurteilen. Aber es ist natürlich eine einseitige Position die obendrein undemokratisch wird, wenn man zum Boykott gegen israelische Akademiker und/oder Wissenschaftler aufruft, die das nicht so sehen.

Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ Ben # 29

Es geht hier nicht um Fußnoten sondern um die Kernaussagen des Textes, Ben. Wäre nett wenn sie sich nicht auf Nebenschauplätze polemischer Eitel- und Böswilligkeiten des Wissenschaftsmilieus, oder was sich dafür hält, begeben, sondern sich zu dem äußern was dort durchaus sachlich geäußert wird.

Und was den Unsinn betrifft, so kann man den auch verzapfen ohne polemisch zu sein. Butler ist eine wirklich spannende Denkerin, eben weil sie so radikal und unkonventionell vorgeht. Aber genau das macht eben auch sachliche Widersprüche und politische Verwirrung möglich. Sinn und Unsinn liegen dann schon mal ganz nah beieinander wie wenn z.B. eine absolut gewaltfreie (die „strukturelle Gewalt“ natürlich mit eingeschlossen) Radikaldemokratin Boykotte gegen Andersdenkende fordert, wobei doch gerade das Anders-Denken ihr Spezialfach ist.

Dekonstruktivisten nennen sowas natürlich nicht Unsinn sondern „Paradoxie“, denn sie sind, im dem sie vorgeben alles zu Entschleiern, selbst zu verbal-begrifflichen Verschleierungsmeistern geworden. Aber das ist ein anderes Thema.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

@Arnold Voss: Vielleicht mal ein bisschen entspannter lesen, was ich so schreibe: An keiner Stelle behaupte ich, dass ihre Position zu Israel richtig sei und schon gar nicht leite ich aus ihrem Jüdischsein eine automatische Rechtfertigung für ihre Position ab. Es geht mir nur extrem auf den Senkel, dass man kramphaft versucht sie in eine antisemitische Ecke zu drängen. Ein Hans Küng ist auch nicht anti-christlich, nur weil er die Kirche kritisiert. Hätte die titelgebende Frage des Artikels „Adorno-Preis für Anti-Israelitin?“ gelautet, wäre zwar nicht alles in Ordnung, aber besser gewesen. Es ist der bescheuerte Vorwurf des Antisemitismus, der mich mit Butlers eigenem jüdischen Hintergrund argumentieren lässt.

Ben
Ben
12 Jahre zuvor

@Arnold Voss: Verstehe ich das jetzt richtig: Wenn jemand einen an und für sich nachvollziehbaren und logischen Text zur Finanzkrise schreiben würde und – sagen wir mal – in einer Fußnote komplett unironisch und ernst gemeint sowas schreiben würde wie „aber vermutlich ist an der Krise auch einfach nur die jüdische Weltverschwörung schuld“, dann würde das die Glaub- und Vertrauenswürdigkeit des Textes nicht unterminieren, weil es ja nur in einer Fußnote steht? Interessant…

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Würde diese Frau in Israel. oder in USA einen Preis bekommen. ginge mich das vermutlich gar nichts an. Aber sie bekommt den Preis nun mal in Deutschland von eiener deutschen Jury.
Weil das so ist, geht mich das auch etwas an.
Frau Butler ist Amerikanerin. Sie ist keine israelische Staatsbürgerin, soviel ich weiß. Wäre sie israelische Staatsbürgerin, ginge mich ihre Meinung zu Israel nichts an.
Sie ist aber Amerikanerin. Ob sie einer Religionsgruppe angehört, in dem speziellen Fall also Jüdin ist, mag für sie selbst eine Bedeutung haben, wenn sie betet.
Dann geht mich das wieder mal nichts an.
Sie wird aber, weil sie Jüdin ist, eine stärkere Beziehung zu Israel haben, als die meistens Nichtjuden, abgesehen von den Nichtjuden, die in Israel leben.
Sie lebt aber selbst nicht in Israel. Das ist wichtig für meine beurteilung ihrer öffentlich bekundeten Ansichten, die hier in Deutschland mit einem Preis ausgezeichnet werden sollen.
Ich bin bezüglich ihrer Ansichten über die Hamas der Auffassung, dass das, was sie gesagt hat, innerhalb Deutschlands gelegentlich zur heftigsten politischen Ablehnung geführt hat. Das aber ist dann, wenn diese Preisvergabe nicht kritisiert wird, hier in Deutschland hoffähig.
Wer das nicht will dass jeder, der sich zur Hamas bekennt, oder zu dem Israelhasser Ahmadinedschad, dann offen sagen kann, was er immer schon mal sagen wollte, sich aber nicht getraut hat, sich dann aber auf die Preisträgerin Judith Butler berufen kann, der muß jetzt diese Preisverleihung kritisieren.
Langer Satz, kurzer Sinn.
Ich finde, Jüdin hin, Jüdin her, sie kann nicht als Einwohner Israels sprechen.
Nicht mit dem gleichen Recht. Damit kann sie aber durchaus als Gegnerin Israels gerechnet werden. Warum nicht?

Arnold Voss
12 Jahre zuvor

@ Ben
Ich verspreche, dass ich ihre Texte in Zukunft entspannter lesen werden. 🙂

Aber „postrukturalistisch Manikürte“ und „Identitätsfasching“ können sie nicht mit der „jüdische Weltverschwörung“ gleichsetzen. Das eine ist (vielleicht nicht besonders kluge) Polemik, das andere ist dümmste Verschwörungstheorie.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#36, Helmut, ist es wirklich so schwer zu verstehen? Den Adornopreis der Stadt Frankfurt gibt’s zur Anerkennung herausragender Leistungen in den Bereichen Philosophie, Musik, Theater und Film, also nicht für „öffentlich bekundete Ansichten“, schon gar nicht für solche zur israelischen Regierungspolitik. Im übrigen „bekennt sich“ Butler auch nicht zu Hamas und sie macht auch keinerlei Versuche, als „Einwohner Israels zu sprechen“. Sie ist auch keine Gegnerin Israels; wer z.B. gegenwärtig das Putin-Regime kritisiert, ist auch kein Gegner Russlands.

Dass Butler die israelische Politik besonders kritisch sieht, nicht zuletzt, weil ihr, Butler, bestimmte jüdische Traditionen besonders wichtig sind, die von anderen jüdischen Gruppen (oder ihren deutschen Interpreten) wahlweise als „melancholisch“, „fürsorglich“ oder „todessehnsüchtig“ apostrophiert werden, mag man ärgerlich oder falsch finden; der „Antisemitismus“, der ihr angehängt werden soll, zeigt jedoch letztlich nur, wie sehr dieser Begriff mittlerweile unbrauchbar zu werden droht.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@DH,
es ist einfach so, dass Preise für Leistungen im geisteswissenschaftlichem Bereich zunehmend politisch werden.
Denk mal an diverse Dissidenden, die ausgezeichnet wurden. Literaturpreise für Autoren, die nicht mal Fachleute vorher kannten, weil sie vorher nur knapp 200 Bücher verkauft hatten.
Darum habe ich mittlerweile eine Abneigung entwickelt, solche Preisverleihungen überhaupt ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen.
Man, wer auch immer, macht damit Politik, Dirk!
Ich bin mißtrauisch.
Das war auch in meinem Kommentar 36 mein Hauptansatz.

Dazu kommt, dass es vielleicht 1000 vergleichbar qualifizierte Kandidatinnen gegeben hätte.
Mir kann auch niemand erzählen, dass bei der Kandidatenkür die Gesamtpersönlichkeit keine Rolle spielt.
Dann möchte ich noch einmal betonen, dass ich sie wegen ihrer bekannten Äußerungen nicht in eine Schublade gesteckt habe, etwa mit den Etikett „Antisemitin“, sondern einfach nur Befürchtungen habe, dass diese Kandidatin geeignet wäre, wegen ihrer Gesamtbiographie, andere Personen zu ermuntern, sich genau diesen Aspekt herauszusuchen, und praktizieren. Aspiranten Mangelware? Neh, massig.
Ich sehe im Kreis der Juroren eine absichtliche Entscheidung, die einer Erklärung bedarf. Jedenfalls werde ich mit einer Laudatio, die diese strittigen Punkte nicht anspricht, kaum zufrieden sein.
Der traurige Witz ist doch leider der, dass wir mitten in der Gesellschaft immer offener die fürchterlichsten Denkstrukturen finden.
Man muß kein Verschwörungstheoretiker sein. Fakten gibt es genügend.
Deshalb mein Einwand gegen diese Preisverleihung an diese Person in diesem Land, ohne dass ich diese Person wirklich kennen muß.
Denn das, was ich gelesen habe, macht sie für einen Preis in Deutschland unbrauchbar.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#39:
„Deshalb mein Einwand gegen diese Preisverleihung an diese Person in diesem Land, ohne dass ich diese Person wirklich kennen muß.
Denn das, was ich gelesen habe, macht sie für einen Preis in Deutschland unbrauchbar.“

Helmut, Deine Replik ist ein weiteres schönes Beispiel dafür, wie ein herbei geschriebener, aber de facto unhaltbarer „Antisemitismus“-Vorwurf dann doch die „Gesamtpersönlichkeit“ (in diesem Fall Butlers) zu diskreditieren in der Lage ist. Die „Gesamtpersönlichkeit“ Butlers, für einen Preis in Deutschland (!) „unbrauchbar“? Du wirst beim nochmaligen Lesen sicher selbst merken, was für ein gruselig-chauvinistisches Zeug Du da geschrieben hast.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

Dirk, wie könnte ich in dieser Frage solch eine Gegenposition beziehen, ohne dass Deine Analyse solch ein „gruselig-chauvinistisches Zeug “ aufdeckt?

Ich erkläre ausdrücklich, dass ich nicht den Antisemitismusvorwurf mache,
aber Du findest ihn doch aus meinem Gesamtzusammenhang heraus.
Ja toll. Du findest, was du suchst. In den Wissenschaften führt das oft zu Fehlschlüssen.
Wenn du mich jetzt dazu bringst, dass ich meinen Kommentar verteidige, also in die Defensive gehe, hast du die Diskussion gewonnen.
Aber weißt Du was, ich laß das so stehen. Natürlich in der Hoffnung, dass Dritte, die sich noch nicht so festgebissen haben, wie Du, diesen kritisierten Kommentar unvoreingenommen lesen.
Weicher kann ich nicht den Sachverhalt beschreiben, dass dieser Judith Butler Sätze zugeschrieben werden, die sie hier in Deutschland zu einer umstrittenen Figur machen. Das zeigt der Artikel, das zeigt der Diskurs hier, das kannst du der Berichterstattung in den Medien entnehmen.
Umstritten heißt nicht verurteilt.
Ich würde ihr diesen Preis nicht geben. Vorsichtshalber. So, jetzt hast Du wieder ein Wort: „vorsichtshalber“. Das erscheint dir wahrscheinlich wie „Vorverurteilung“
Ich stelle mir gerade Deine Replik vor. Am besten ich schreibe sie gleich selbst.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ DH #38 #40

bitte korrigier mich … ich möchte so gern Unrecht haben … mein (hoffentlich falscher) Eindruck:

es ist irgendwie „hip“ geworden, andere des „Antisemitismus“ zu beschuldigen, denn so kann man sagen: „Wir sind die Guten!“

Wenn man zu den Guten gehört, fällt es einem natürlich umgekehrt leicht, folgendes NICHT als „Antisemitismus“ zu verstehen:

„Das Judentum als solches hat sich aber längst ausgelebt, hat keine Berechtigung des modernen Völkerlebens, und daß es sich dennoch erhalten hat, ist ein Fehler der Weltgeschichte, dessen Folgen nicht ausbleiben konnten. Wir meinen hier nicht die Formen der jüdischen Religion alleine, wir meinen vorzüglich den Geist des Judentums, die jüdische Denkweise.“

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Stefan Laurin,
ich hatte zeitlich direkt auf @DH(40) geantwortet.
Der Kommentar ist weg.

DH
DH
12 Jahre zuvor

@#41, Helmut, ich hab’ schon verstanden, dass Du den Antisemitismusvorwurf vermeidest, aber Du räumst selbst ein, dass es genau dieser herbei geschriebene Antisemitismus-Vorwurf ist (Du nennst das: „Das zeigt der Artikel, das zeigt der Diskurs hier, das kannst du der Berichterstattung in den Medien entnehmen.“), der die Person Butler für Dich als Preisträgerin in Deutschland „unbrauchbar“ macht. Das war der Punkt. Es könnte helfen, einfach mal in Ruhe das zu lesen, was Butler schreibt, und nicht nur das, was andere im Gestus der Empörung Butler „zuschreiben“ (der Begriff trifft die gängige Praxis ganz gut).

@#42, Andreas: Steiner (und Steiner und Herzl und Steiner und die Anfänge der Zionistenbewegung) – das ist dann doch noch eine andere Baustelle. Ein anderes Mal vielleicht.

Andreas Lichte
12 Jahre zuvor

@ DH #44

KEINE „andere Baustelle“: die Dauerempörten, die anderen vorwerfen, „Antisemiten“ zu sein, haben selber gar kein Problem damit, eine antisemitische Organisation finanziell zu unterstützen

Gulliver
Gulliver
12 Jahre zuvor

Der Preis wird tatsächlich am 11. September an Frau Butler verliehen? Da kann man nur sagen: perfektes Timing…

Annegret
Annegret
12 Jahre zuvor

Mit einem gewissen intellektuellen, nicht moralischem Ekel, nehme ich diese doch geistig ziemlich tiefgelegte „Kritik“ an der Preisvergabe wahr. Weder entblöden sich einige Kommentatoren hier, die Sprache des LTI zu benutzen, indem Sie die Kategorie der „Brauchbarkeit“ von Menschen im Sinne völkischen Interesses wieder inthronisieren, noch der Zentralrat der Juden, der heuer von der „moralischen Verworfenheit“, ganz auf der Linie und in bester Tradition des Sprachgebrauchs von Diktaturen, Judith Butlers schäumte. Ich spreche da einfach mal für mich diesem dummen Niveau der Kritik jede intellektuelle Urteilsfähigkeit ab. Und die moralische können Sie doch Bitte und gerne für sich behalten. Es wäre ja noch schöner, wenn ein Philosophiepreis in der Vergabe sich heuer nach den Massstäben aufgesetzer Masken von Nibelungentreue Israel gegenüber zu richten hätte. Adorno würde sich wohl im Grab umdrehen. So weit sind wir dann ja doch noch nicht.
Also moralischer werden, scheinheiliger sein, wie es so unschön aus diesen Kommentaren hervorgeht.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@Annegret (47)
wer nicht lesen kann, ist vermutlich immer im Recht, weil doch dann jede Aussage so gelesen wird, wie gewünscht. Dann kann man natürlich auch jederzeit die dazu passenden Schlußfolgerungen ziehen.
Falls Sie mal zu einem Vorstellungsgespräch müssen, weil Sie einen Job suchen, falls Sie überhaupt jemals so etwas machen mußten, wüßten Sie, dass die „Brauchbarkeit von Menschen“ täglich tausende Male zum Gegenstand der merkwürdigsten Ddiskussionen geworden ist.
Sie sind einfach nicht von dieser Welt, wenn Ihnen dieser Begriff intellektuell zu flach, Sie sagen sogar „zu tief“ angelegt ist. Obwohl das eher das Gegenteil dessen bedeutet, was sie sagen wollten. Wissen Sie nicht. Ist auch nicht weiter schlimm. Tief angelegte Gedanken sind vermutlich nur selten in Ihrer Umgebung ausgesprochen worden.
Im Zusammenhang mit einer Ehrung in Form einer Preisverleihung ist der Begriff Brauchbarkeit treffender, als manche Form von Heuchelei, die dann entsprechend auch zur Würdigung eines anderen Kandidaten führt.
Ich denke, wir brauchen solche Preisträger nicht.
Vermutlich sind Sie nach dieser Aussage der gegenteiligen Auffassung, dass wir sie doch bräuchten, weil wir doch nach Ihren Ausführungen:
“ noch nicht so weit sind, dass wir uns in aufgesetzter Nibelungentreue Israel gegenüber die Preisträger aussuchen müßten.“
Zitat ist etwas verkürzt zusammengefaßt. Dafür möchte ich mich vorab entschuldigen.

DH
DH
12 Jahre zuvor

So ist es, der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland spricht tatsächlich von der „moralischen Verderbtheit“ Judith Butlers, die ein – selbstverständlich – moralisch nicht gefestigtes Kuratorium nicht habe erkennen wollen.

Und das, was Gulliver (#46) als perfektes Timing empfindet, hat die Szene auch schon, in fester Moral, entsprechend bebildert:
comment image

Dass die Preisverleihung schlicht und einfach an Adornos Geburtstag stattfindet, ist da nur noch eine, den eigenen moralischen Praecox störende Information.

@#48, Helmut, ein wenig Selbstkritik ob Deiner Formulierungen, anstatt Annegret über „flach“ und „tief“ belehren zu wollen, das wäre kein Zeichen von Schwäche.

Helmut Junge
Helmut Junge
12 Jahre zuvor

@DH, Deine Argumente waren bisher nicht leicht zu toppen, aber selbst sie haben mich nicht überzeugt.
Als ich dann indirekt so dämlich angepißt wurde, schoß mir das Blut ins Gesicht.
Das führt überhaupt nicht zu irgendeiner Form der Selbstkritik bei mir.
Ich habe mich gefreut, dass die Antwort über die „Belehrung“ so einfach war.
Ich bereite mich auf eine Ausstellung vor, und Freitag ist letzter Termin, wenn ich die Sachen selber hin bringe. Ich stzr mich nur an den computer, wenn ich eine Pause brauche.
Und wenn ich so einen Kommentar lese, wie den von @annegret, suche ich mir die Schwachstellen heraus. Mehr Zeit hab ich im Moment nicht,
Für Dich, der Du ein kompliziert diskutierender Mensch bist, schon gar nicht.
Ich müßte jetzt erst mal was von, nicht über, diese Frau lesen.
Dirk, geht nicht. Mache ich bestimmt später, erst recht nach der Laudatio.

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