Advent, Advent! Quasi als kleinen Adventskalender stellen wir jetzt bis zum heiligen Abend jeden Tag eine Band oder einen Interpreten aus dem Ruhrgebiet vor.
Törchen 18: Tom Liwa. Dieser Duisburger Barde war Mitte der Neunziger Jahre mit seiner Band Flowerpornoes ein wichtiger und bodenständiger Außenposten der sogenannten Hamburger Schule – Musiker wie Bernd Begemann oder Jochen Distelmeyer von Blumfeld haben sein Schaffen oft gewürdigt. So gilt Liwa als einer der einflussreichsten deutschsprachigen Songschreiber in der Popkultur.
In den langen Jahren seiner Solo-Karriere bewies Liwa genreübergreifende Vielseitigkeit als Musiker, Schriftsteller, Kurator und zuletzt auch bildender Künstler. Sein aktuelles Album „Ganz normale Songs“ entstand mit Produzentenlegende Tobias Levin und erschien im April 2018 beim Label Grand Hotel Van Cleef. „Der Weg, den ich mit den Flowerpornoes gegangen bin, dürfte in Deutschland recht einzigartig sein“, sagt Liwa. „Vom nächsten großen Ding über den ewigen Geheimtipp bis hin zur Kultband für die etwas besser informierte Indie Subkultur“, lacht er – ohne jede Note von Bitterkeit.
Auf seiner website schreibt er: „Es klingt vermutlich übertrieben, aber: selten in meinem leben hat mir das Musikmachen mit anderen Leuten soviel Spaß gemacht, wie jetzt. Da ist die angewachsene Band und drumherum ein immer größer werdender Pool an Musikern aus Vergangenheit und Gegenwart, da ist die Freude am Lernen und der erhabenen nonverbalen Kommunikation. Die Sonne, die uns findet, das Lachen und das Lächeln – all das darf sich langsam, aber sicher, gerne immer mehr ausbreiten.“
Für das erste Jahresdrittel 2019 arbeitet Tom Liwa grade an einer Theatermusik. Tom kommentiert: „Der sehr, sehr abgefahrene belgische Regisseur Stef Lernous inszeniert am Theater Oberhausen „Salome“ (ziemlich) frei nach Oscar Wilde und ich darf dazu weirde Bluegrass/Country-Folk-Songs schreiben, um sie dann mit tollen Musikern live zum stück beizusteuern.“
Die Premiere ist für den 25. Januar angesetzt. Liwas Musik entwirft ein gespenstisches Szenario gepaart mit traditioneller Roots-Musik und psychedelischen Gassenhauern. Das passt perfekt zum Stück, denn Oscar Wilde eifert den Mythos der Salome in seiner einzigen Tragödie von 1893 in vielen Ebenen nach. Sein Salome steht nicht nur für die Verkörperung von Erotik und Grausamkeit, sondern auch für die Lust am Schauen und die emanzipatorische Kraft weiblichen Begehrens.
Zur Premiere zwar nicht, aber zu einer Aufführung werden wir wohl gehen. Gegenseitig besuchen ist ja nicht mehr drin.