Advent, Advent! Quasi als kleinen Adventskalender stellen wir jetzt bis zum heiligen Abend jeden Tag eine Band aus dem Ruhrgebiet vor.
Törchen 19: Kreator. Im Jahr 1985 erschien mit „Endless Pain“ die erste LP von Kreator. Aus kleinen Verhältnissen stammend hat sich die Band zur Weltmarke etabliert, Fans haben sie in Südamerika, Australien oder Japan. Ihr Proberaum ist noch immer in Altenessen, ganz nah an der Zeche Carl. „Es gibt keinen Grund das zu ändern“, sagt Mille – und diese heimatverbundene Bodenständigkeit wirkt sympathisch und plausibel.
Es sind merkwürdige Zeiten. Was passiert, wenn konventionelle Rezepte nicht mehr große Teile der Bevölkerung erreichen, das zeigen gerade die USA. „Was Donald Trump jeden Tag von sich gibt, ist kaum auszuhalten“, sagt Mille und hegt große Zweifel: „Warum sollte ein Milliardär Interesse daran haben etwas Grundlegendes für abgehängte Menschen in den USA zu verändern – auch wenn das wirklich nötig wäre. Wir müssen schauen, dass wir mit dem Rattenfänger-Prinzip von Trump richtig umgehen.“
Dann relativiert der Musiker: „Ich bin irgendwo auch schockiert und unruhig, aber ich möchte mich von äußeren Einflüssen nicht zu sehr beunruhigen lassen. Ich finde eher, dass Bands elementarer gefragt sind, wieder was den Leuten zu geben, was Ihnen die Medien und die Politik nicht sagen können.“ Mille probiert das globale Leben auf eine Formel zu bringen: „Die Welt ist sehr komplex geworden, es gibt nicht mehr die einfachen Antworten die greifen, weil es ein „Rechts“ und „Links“ auch nicht mehr gibt.“
Kreator-Songs der jüngsten Vergangenheit, wie „World War Now“ oder „Satan Is Real“, probieren das düstere Grundgefühl unserer Zeit einzufangen. Doch nicht alles ist hier komplex und kriegerisch. Das Intro des Albums „Apocalypticon“ hat sich bis zum Präsidium vom Fußballclub Rot Weiß Essen herumgesprochen und wird sogar als Einmarschhymne des Regional-Ligisten genutzt.
Eine weitere Besonderheit an Mille ist, dass er sich in vielfältigen Bereichen interessiert. Er ist besessener Filmfreak und man trifft ihn schon mal im Dortmunder Theater – und auf Konzerten von so unterschiedlichen Musikern wie den Sleaford Mods, Dagobert oder Isolation Berlin. „Das ist für mich nichts Besonderes, offen durch das Leben zu gehen, das ist für mich eine ganz normale Sache. Ich mag Musik und Kultur – und alles was irgendwo obskur ist. Ich möchte einfach an den besten Dingen, die sich Menschen ausdenken, teilhaben.“