Advent, Advent! Quasi als kleinen Adventskalender stellen wir jetzt bis zum heiligen Abend jeden Tag eine Band aus dem Ruhrgebiet vor.
Törchen 3: Schlakks. Früher hießen die Ruhrpott-Rap-Vertreter Too Strong (Dortmund), RAG (Bochum) oder Creutzfeld & Jakob (Witten). Die Rapper Doze und der Lange von Too Strong sind heute in bürgerlichen Berufen als Dachdecker oder als Vertreter für Lacksprühdosen unterwegs. Schlakks macht es anders, er betreibt mit ein paar Leuten zusammen den Club Rekorder in der Dortmunder Nordstadt.
„Ich finde es sehr besonders, dass gerade hier in der Dortmunder Nordstadt das Leben auf der Straße stattfindet“, sagt Schlakks. „Woanders siehst du beispielsweise in Vororten ja fast niemand mehr auf der Straße.“ Er ist ein unaufgeregter Typ und eigentlich heißt er Frederik Schreiber. Mit „Menschlich“ hat er Anfang 2011 sein Debüt-Album veröffentlicht und seitdem wird die Aufmerksamkeit um seine Person herum immer größer. Seine Musik speist sich schon mal aus Weltmusik und unverschämt galligen Rapbeats.
Das Label, was sich um ihn kümmert („Tanz auf den Ruinen“), vertreibt auch Upcycling-Produkte wie Schlüsselanhänger aus alten Fahrradschläuchen oder Handtaschen aus alten Landkarten. Schlakks ist eine sehr angenehme Mischung aus Freak und Filou. „Wenn du heute auf die Musik schaust, lösen sich die Genre-Verschanzungen immer mehr auf.“ Also Hip Hop ist nicht nur für einen eingeschworenen Zuhörerkreis zugänglich. Sondern es ist ein reguläres Verhalten, dass sich auch schon mal Genrefreaks aus ganz anderen Szenen, wie Heavy metal oder Punk, zu erkennen geben. In den 1990er Jahren war das noch nicht ganz so ausgeprägt. Damals gab es Zentren, wie Stuttgart zum Beispiel, wo Max Herre, Massive Töne, Afrob oder die Fantastischen Vier herkommen. Oder die Ironie-Hochburg Hamburg, von wo Fettes Brot, Fünf Sterne Deluxe, Deichkind oder die Beginner ihre Rapsalven losgetreten haben.
Aktionismus mit lokalpatriotischer Note
Zur Hip Hop-Szene im Ruhrgebiet hat er eine ganz eigene Meinung: „Hip Hop ist generell überall eine sehr heterogene Szene, nicht nur im Ruhrgebiet ist das so. Es gibt so viele verschiedene Genres und Unterscheidungen innerhalb der Szene. Mit übertriebenem Lokalpatriotismus zum Beispiel, tue ich mich persönlich ein bisschen schwer. Man kann ein positiv aufgeladenes Bewusstsein dafür haben, was um einen rum passiert. Es ist cool, wenn hier im Dortmunder Umfeld coole Musik entsteht. Aber ich mag das auch nicht, wenn man sich als Stadt so aufbläht. Lokaler Aktionismus ist doch einfach cooler.“ Und Aktionismus ist der zweite Vorname von Schlakks. Er bewohnt mit vielen Freunden aus der alternativen Szene ein Mehrfamilienhaus.
Übrigens: Diesen Sommer hat der Dortmunder Rapper sein Video „Worüber reden wir“ veröffentlicht. Bei der Drehortsuche ist er wieder seiner Nordstadt-Hood treu geblieben und hat dieses Filmchen im Club Sissikingkong aufgenommen. On top kommt er kommenden Donnerstag (6. Dezember) in den Bahnhof Langendreer um dort gemeinsam mit seinen Kompagnons Opek und Razzmatazz ein Konzert zu zelebrieren.