Wenn Elon Musk auf dem Parteitag der AfD unter dem Jubel der Parteimitglieder verkündet, „Ehrlich gesagt, ist der Fokus zu sehr auf die Schuld der Vergangenheit gerichtet, und das müssen wir hinter uns lassen“, und in vollkommener Unkenntnis der eher tristen Geschichte dieses Landes von einer angeblichen „deutschen Kultur“ schwärmt, die „tausende Jahre“ zurückreicht, erinnert das an Gaulands Vogelschiss-Spruch. Er passt in eine Zeit, in der antisemitische Demonstranten „Free Palestine from German Guilt“ rufen und Parteien wie die AfD, das BSW und die Linke fordern, Israel keine Waffen mehr zu liefern.
Juden in Deutschland leben in ständiger Bedrohung; Synagogen und Gemeindezentren gibt es nur, weil sie von der Polizei geschützt werden. Das viel beschworene jüdische Leben in Deutschland ist auch 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee nur durch ständigen Polizeieinsatz möglich. Rechtsradikale, Islamisten und linksradikale Israelhasser würden sonst brutal zuschlagen.
Auschwitz ist ein Grund für die Solidarität mit Israel und den jüdischen Deutschen, aber es darf nicht der einzige sein. Israel ist die einzige Demokratie im Nahen Osten und es ist die Verpflichtung aller westlichen, demokratischen Staaten, das Land im Kampf gegen Barbaren wie die Hamas zu unterstützen. Dass die Bundesrepublik monatelang keine Waffen lieferte, ist nichts anderes als eine Schande.
Der kanadische Holocaustforscher Charles Asher Small nannte Antisemitismus eine soziale Krankheit, die „das jüdische Volk zum sprichwörtlichen Kanarienvogel im Bergwerk macht“. Dieser tödliche Erregerstamm des Hasses wende sich ebenso gegen Frauen, Homosexuelle und andere Teile der Bevölkerung wie gegen demokratische Schlüsselelemente wie eine selbstbewusste Bürgerschaft, die Gleichheit vor dem Gesetz und religiöse Vielfalt. Wer will, dass Auschwitz in Vergessenheit gerät, will nicht nur die Juden angreifen, er bereitet den Angriff auf die Republik vor.
