Alle Jahre wieder beglückt das Ruhrgebiet oder erfreuen Städte aus der Region mit Imagekampagnen, bislang ohne jeglichen Erfolg. Dazu muss man wissen, dass ein Image, ein Bild, etwas ist, das sich bei Leuten und Firmen entwickelt, auf das man als Auftraggeber und Werber kaum Einfluss hat. Mehr als eventuell mögliche Korrekturen ließen sich an diesem längst bestehenden Image ohnehin nicht vollbringen. Für einen solchen möglichen Erfolg muss man allerdings etwas bieten: z.B. ein Produkt, eines mit besonderen Eigenschaften, mit einem Profil. Für etwas eine Kampagne zu starten, das kein Profil hat, könnte allenfalls die Umsätze der beauftragten Werber sichern helfen.
Normalerweise wäre es Aufgabe der Politik, sowohl für die Städte des Ruhrgebiets als auch für die Region Profile zu entwickeln, wirtschaftspolitisch, kulturpolitisch usw. Unabhängig davon, ob die Resultate einer solchen Fleißarbeit persönlich gefallen oder nicht. Maßgabe wäre der Bestand, Neues und das Potential – in jeweiliger Abgrenzung. Mit einer Profilbildung wäre das Besondere der Städte und der Region hervorzuheben.
In der Kultur sind z.B. die auffälligsten Merkmale der Region die Jazzszene mit ihren Musikern, Clubs und die Folkwang Universität! Die letzte Kulturstudie hatte zwar Mängel, die im Vergleich mit anderen Standorten und deren Finanzausstattungen begründet sind, dennoch lässt sich die Sonderstellung der Folkwang Universität nicht leugnen. Zu Recht könnte sich die Metropole Ruhr als Jazzmetropole ausgeben und weiterentwickeln. Doch um dies erkennen zu können, müsste man einen Blick dafür haben. Fällt Jazz heraus, weil ein persönlicher Zugang fehlt, bringt man sich und die Region um die Chancen, die nachweisbar bestehen.
Aktuell positioniert sich Dortmund neu. „Dortmund überrascht. Dich.“ Sorry, der Spruch langweilt mich! Und der neue Internetauftritt ahmt ein Betriebssystem nach, das schon genug Leute genervt hat. Nein, für eine Überraschung ist das Ruhrgebiet nicht kreativ genug, zumindest seitens der Politik. Apple hatte Maßstäbe gesetzt: „Think different.“ Doch damit ist das Ruhrgebiet, solange es um Anerkennung buhlt, überfordert!
Zu Dortmund fällt mir ein, dass die dortige Polizei sehr verständlich und rücksichtsvoll gegen über Demos der Rechten ist und dass die Rechte sich Dortmund als einen Agitationsschwerpunkt ausgesucht hat – allerdings hatten schon die Nationalsozialisten Dortmund zu einer Stadt des Nationalsozialismus erklärt. Das war mit städtebaulichen und wohnungsbaulichen Maßnahmen verknüpft. So wollten die Nationalsozialisten Zugang zur linken Arbeiterschaft erschließen. Insofern haben die heutigen rechten Aktivitäten in Dortmund einen historischen Anknüpfungspunkt. Wenn Dortmund sich ein neues oder anderes Image geben will, dann sollten sich die Imagekreationisten zunächst mal mit bestehenden Image kritisch auseinandersetzen. Maßnahmen, die darauf zielen, nicht nur die Fassade zu übertünchen, sondern das bestehende peinliche Image tatsächlich loszuwerden, das würde mich überraschen! Sonst wüsste ich auch nicht, womit Dortmund mich überraschen könnte.
Die Bilder sind gut, ein paar versteckte Champions wurden in der Stadt auch gefunden.
Das Logo verwirrt.
„Was soll das?“
Wie will die Stadt denn ihre Internet-Kanäle bündeln? Wie werden Informationen adressiert?
Noch wirkt das alles wie Flickwerk.
Es gibt eine Pressemitteilung, Journalisten werden über die Kampagne berichten. Man kann Gäste einen Einstiegspunkt mit INformationen bieten. Das sind ein paar Goodies.
Fraglich ist für mich nur, ob das nicht auch mit der bisherigen Präsenz möglich gewesen wäre. Es muss ja nicht immer alles animiert und bunt sein. Machmal ist weniger einfach mehr. Oder bin ich zu alt?
Dein Pessimismus nervt!
Ja, die Kampagne kommt etwas plump und oberflächlich daher,
ich würde sie aber als Impulsgeber verstehen. Wer solche Kampagnen startet muss darauf auch Taten folgen lassen, deswegen würde ich der ganzen Aktion eine Chance geben anstatt sie von vornherein zu verteufeln.
Außerdem ist es mehr als öde etwas zu kritisieren, wenn man selber keine bessere Lösung zu bieten hat!
Ihr habt doch hier eine super Plattform die man nutzen könnte um alternative Impulse zu setzen, anstatt ständig nur über langweilige Nazis zu berichten.
Versucht Euch in etwas mehr Optimismus, dass ist nämlich ansteckend 😉
1)
Die meisten Menschen sehen Städte von den Verkehrswegen. Wie viele Menschen fahren wohl täglich durch Dortmund?
Wenn ich dann bspw. an den Bahnhof oder die Gleisanlagen denke, wüsste ich, wo ich einen der Schwerpunkte setzen würde. Bahnanlagen sind meistens häßlich, Flughäfen schön. Das muss aber eigentlich nicht so sein, und viele Städte entwickeln auf alten Rangierflächen etc. neue Viertel, so dass Dynamik sichtbar wird.
OK, das wollten wir auch mal. In den 80er Jahren war es ein Ufo, das leider nie gelandet ist. Aber das Thema wurde schon mehrfach diskutiert.
@Tim: „Ja, die Kampagne kommt etwas plump und oberflächlich daher“ – Also wie bei *jeder* Imagekampagne für Dortmund in den letzten 350 Jahren. Selbst die WAZ/WR hatte noch vor 4 Jahren ihre Dortmunder Portal-Seiten mit „Stadt von Kohle, Stahl und Bier“ übertitelt. Was könnte noch peinlicher sein?
Ich kenne *keine* von diesen Kampagnen, die einen irgendwie mess- oder interpretierbaren Mehrwert für Dortmund erzeugt hat. Sie etwa?
Danke, Tim. Die Tendenz zur Meckerei geht mir tierisch auf den… Ach ne, das wäre gemeckert.
Es ist ja eben nicht so wie Reinhard schreibt. Das Image von Dortmund ist ein anderes als das reale Bild der Stadt. Draußen glauben die Menschen weiter, dass hier Ruß auf den Fensterbänken liegt und nicht dass diese Stadt (auch) eine Wissenschafts- und High-Tech-Stadt ist. Wenn das bislang nicht wahrgenommen wurde, müssen wir es eben mit Werbung bekannt machen. So wie das jedes Unternehmen tut, das ein neues Produkt präsentiert.
@Michael Westerhoff: Jo. Damit wären dann schon mal alle Marketingausgaben fürs „dortmund-project“ seit Jahrtausendbeginn für die Tonne, wenn die Menschen draußen sowas weiter glauben.
Aber wir haben’s ja.
Generische Kampagne. Positionierung, Inhalte als auch das Design sind alles andere als „überraschend“. Eine Überraschung ist in der Tat die plumpe Strickart des Werkes. Dortmund erweist sich und dem Revier einen Bärendienst. Morgen werden die Bochumer noch einen drauf setzen. Da bin ich mir sicher. Lasst mich mal tippen: „Bochum ist anders“
Oh mein Gott, warum liebe ich nur diese meine Heimat?
Glückauf aus Gelsenkirchen
Ach Reinhard: Ja, natürlich kann man über den Slogan sich streiten – meinetwegen auch über die Bildmotive für die Plakate, die da in der Gegend rumhängen werden. Immerhin haben die Marketingfachleute hier nicht einfach ein D geklaut und es umgelegt. (Siehe Düsseldorf.) Ist doch schon mal was.
Man kann auch darüber diskutieren ob ein Image nun etwas ist, was vorgegeben wird oder was sich aus den Gesprächen zwischen Marketing und Bürgern rausschält oder ob es das ist, was die Bürger von sich selbst im Kopf haben. Image ist allerdings immer wieder im Zwiespalt zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung. Da ich nicht weiß wie der Prozess zur Imagefindung bei der Kampagne in Dortmund gelaufen ist – keine Ahnung.
Was ich aber für nicht ganz so optimal halte: Du erwartest offenbar, dass eine Kampagne sofort den großen Erfolg hat nachdem sie – wie lange läuft? Einen Tag? Zwei Tage? Drei? Geplant ist die offenbar erstmal für zwei Jahre, ich würde da etwas abwarten bevor man ein Fazit zieht.
Ich glaube auch du wirfst da was durcheinander: Dortmund ist nicht das Ruhrgebiet. Wenngleich Dortmund und Duisburg sicherlich Jazzszenen haben – die Folkwang Uni ist in Essen. Das was jetzt passiert ist keine Kampagne wie „Der Pott kocht“ damals sondern halt eine Kampagne für Dortmund. Dass die eventuell Schwächen hat, keine Frage. Aber du wirfst hier Pott und Dortmund in einen Topf.
Und ja, es ist Stadtmarketing. Die Seite ist Anlaufstelle für diejenigen, die sich über Dortmund informieren wollen – das können Besucher von Auswärts sein, das kann der Zugezogene sein oder auch derjenige, der in Dortmund selber wohnt und sich informieren möchte. Dass Dortmund weg möchte vom „Stahl, Kohle, Bier“-Image – verdenken kann man es ihr nicht. Kritisches wird man auch auf dieser Seite eher nicht finden, auch klar. Aber ich denke dass weiß jeder, der die Seite anklickt. Geschenkt.
Dennoch ganz abgesehen davon ob ein Image entworfen werden muss oder ob es von unten her kommt – Duisburg hat das Problem erstmal gar nicht, da gibts weder ein Image von oben noch von unten, hüstel – ist es bemerkenswert, dass Dortmund sich komplett von dem abwendet was bisher vermittelt wurde und sich stärker darauf konzentriert den Fokus auf Dinge zu lenken, die durchaus zukunftsfähig sein könnten. Und im Bereich der Photographie etwa ist Dortmund ja schon eine Größe. Weiß aber nur keiner. Vielleicht jetzt durch die Webseite schon etwas eher.
Ad Astra
[…] Dortmund etwa verabschiedet sich von dem grossen U. Und ewig grüsst das Murmeltier, ein alter Sack im neuen Kleid. Selbst Bochum verschläft das nicht. […]
[…] Bochum: Alle Jahre wieder … (Ruhrbarone) – Dortmund hat seine neue Image-Kampagne gerade vorgestellt, Bochum folgt […]
@ # 3 u. # 6: „Es ist ja eben nicht so wie Reinhard schreibt. Das Image von Dortmund ist ein anderes als das reale Bild der Stadt. Draußen glauben die Menschen weiter, dass hier Ruß auf den Fensterbänken liegt und nicht dass diese Stadt (auch) eine Wissenschafts- und High-Tech-Stadt ist. Wenn das bislang nicht wahrgenommen wurde, müssen wir es eben mit Werbung bekannt machen. So wie das jedes Unternehmen tut, das ein neues Produkt präsentiert.“ Was habe ich denn geschrieben? Ich glaube übrigens gerne, dass das Image von Dortmund ein anderes ist, als die inzwischen erfahrbare Stadt, in vielerlei Hinsicht.
Doch mit Marketing, das eine neue Orientierung gibt, hat die Kampagne nichts zu tun. Von einem Claim würde ich gar nicht sprechen wollen, so nichtssagend ist der Spruch, und falls die Nachahmung eines Betriebssystems die Technikbegeisterung der Stadt hervorheben soll, dann gute Nacht.
Ich bin davon überzeugt, dass Dortmund Besseres zu bieten hat, aber es kommt nicht zur Darstellung, es hat keine Chance, zur Geltung zu kommen. Kennt überhaupt jemand von den Verantwortlichen die Stadt? Ist es denn so schwer, ein Profil herauszuarbeiten und dies angemessen zu vermitteln?
Lieber Christian Spließ (@ # 9): Ich habe hier lediglich eine knappe Rückmeldung auf die Kampagne gegeben, mehr nicht. Der Einbezug des Ruhrgebiets diente als erläuterndes Beispiel, als Beispiel für einen möglichen Perspektivwechsel, der nicht ‚an den Haaren herbeigezogen‘ ist, sondern konkrete Verweise erlaubt. Es wäre durchaus möglich, eine Broschüre über die ‚Jazzmetrople Ruhr‘ zu machen … Der Dortmunder Spruch hingegen sagt nichts …
Et voilà:
http://www.designtagebuch.de/bochums-visuelles-profil-von-nun-an-nicht-mehr-ganz-grau
@ # 14: Danke, Peter, für den Hinweis. Auf den Ruhrbaronen gibt es bereits einige Kommentare unter der sehr kurzen Vorstellung vom Stefan:
http://www.ruhrbarone.de/neues-logo-bochum-macht-nicht-mehr-jung/99231