Alles außer Pop – The Cure III – Faith

Nach Boy’s Don’t Cry und Seventeen Seconds geht es heute weiter mit dem dritten Album von The Cure: Faith.
Ich sagte schon, dass Faith zusammen mit dem Vorgänger und dem Nachfolger Pornography für mich ein Triumvirat bildet. Die Alben sind sich klanglich wie auch vom Artwork ähnlich. Es regieren düstere Klänge, trostlose Gitarren, mechanische Drums und sphärische Synthesizer. Dennoch könnten die vermittelten Gefühle nicht unterschiedlicher sein. Denn während auf der Seventeen Seconds eine Atmosphäre der Kälte und Weite vorherrscht, hat die Faith für mich etwas unglaublich Tröstliches. Statt einsam in einer Eiswüste zu stehen, liegt man bei Faith zusammengerollt in der hintersten Ecke eines Bettes, mit herabgelassenen Jalousien, abgeschalteter Türklingel und allenfalls einer Katze als sozialem Interaktionspartner. Das ist keine fröhliche Musik. Das ist, genau wie die anderen beide Teile der “Trilogie”, vertonte Depression. Aber eben jener Teil der Depression, der mit einem Rest Hoffnung einhergeht, mit der kurzfristigen Erleichterung, die es bringt, wenn man sich in eine Decke einwickeln und das Licht ausmachen darf.

All Cats Are Grey heißt eines der wärmeren Stücke auf der Platte und genauso ist die Musik: grau, aber auch fellig-weich. Wobei natürlich Other Voices eher spooky ist. Und mit Doubt ist eines der härtesten Stücke von allen auf der Platte, das die beschriebene Atmosphäre durchbricht. Es nimmt andere, chaotische und harte Stücke wie Give Me It vorweg. Aber spätestens mit A Funeral Party und The Drowning Man sind wir wieder bei dem Gefühl der Erleichterung, das vielleicht schon ausreichen kann, um eben keine Beerdigung und kein Ertrinken zu benötigen, sondern den nächsten Tag erträglich zu machen.

Die Gitarrenarbeit von The Drowning Man könnte übrigens wieder problemlos von einer düsteren Postrock-Band 30 Jahre später stammen. Und tatsächlich gibt es ein paar schöne Cover-Versionen dieses Songs. Genau wie Play For Today (siehe letztes Mal) ist Primary auf der Singles Collection Standing On A Beach zu finden. Auch dieses Stück habe ich daher schon lange vor dem restlichen Album gehört. Und wie Play For Today ist das ein treibenderes, postpunkigeres Lied, das sich gut als Single eignete.

Den Abschluss bildet natürlich Faith selbst. Vielleicht verbinde ich mit diesem Album, das sicher zu denen gehört, die ich von The Cure am allerhäufigsten gehört habe, auch deshalb so viele hoffnungsvolle Gefühle. Faith beschreibt Einsamkeit und die enttäuschte Suche nach Nähe. Aber im Rückzug bleiben trotzdem Hoffnung und Glaube.

I went away alone With nothing left But faith

Ich fürchte, dass es auf der ganzen Platte um den Tod geht. Aber es ist nicht die verzweifelte Selbstzerfleischung, die uns nächstes Mal auf der Pornography erwartet, sondern ein Tod, mit dem man seinen Frieden gemacht hat. Für mich ist die Faith eine friedliche Platte, ein warmes Katzenfell, eine schützende Wolldecke in einer chaotischen Welt.

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