Als der Fall der Mauer Britta rettete…

Erst nach vielen Jahren erfuhr Britta davon, dass der Fall der Mauer am 9. November 1989 ihre Familie rettete. Ihre Geschichte für alles, was die DDR war.

Die Mauer. Foto: Thierry Noir. Quelle: Wikipedia

Irgendwann im Frühjahr 1989 wollten Brittas Eltern raus. Raus aus dem kleinem Dorf in Brandenburg in dem sie lebten und raus aus der Enge der DDR. Sie sahen für sich und ihre damals fünfjährige Tochter keine Perspektive mehr in einem Land, das seine Bürger wie Verbrecher einsperrte, ihnen keine Zukunft bot und von Tag zu Tag mehr verfiel. Sie stellten eine Ausreiseantrag. Auf der Arbeit bedeutete das Ärger, auch ein paar Nachbarn schauten sie von da an komisch an aber das Leben ging weiter in einem Land, dass sich 1989 aufzulösen begann. Ab dem Sommer nahm die Zahl der Flüchtlinge zu, erhob sich immer lauter der Protest gegen die SED-Diktatur und ihre Schranzen in den Blockparteien, der Stasi und den Betrieben. Dann, am 9. November, fiel der Mauer. Brittas Eltern konnten nun ausreisen – ganz legal.
Jahre später wagten Brittas Eltern einen Blick in ihre Stasiakte. Dort fanden sie einen Plan für ihr Leben: Im Dezember wären beide in Haft und Britta in ein Kinderheim gekommen. Die Freigabe zur Adoption war vorbereitet. Das alles ist nicht passiert, weil es Menschen gab die mit ihrem Mut die Diktatur in die Knie zwang und weil am 9. November 1989 die Mauer fiel. Und ein Spitzel war auch auf die junge Familie angesetzt: Es war die älteste Freundin der Mutter.

Für mich steht diese Geschichte für alles was die DDR war.

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markus
markus
15 Jahre zuvor

Wie jetzt,Herr Laurin,
ne Mauer,Stasiakten,Britta und ihre Eltern-das ist alles was Sie noch von der DDR-Geschichte wissen/wissen wollen?

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Man sollte bei Nennung der „SED-Diktatur“ nicht die Blockflöten unterschlagen. Die Blockflöten, die nicht nur Viktor Klemperer als besonders peinlich peinlich empfand als er in die KPD eintrat. (Nachzulesen in seinen letzten Tagebüchern „Und wieder sitze ich zwischen allen Stühlen“).

Peinlich wurden sie vor allem bei SED-Delegationen, deren getreuer Wumfortsatz sie immer waren, innerhalb der Europäischen Arbeiterbewegung empfunden. Zumindest bei den französischen Genossen brach offene Heiterket aus, so eine CDU-Blockflöte die „unverbrüchliche Verbundenheit zur internationalen Arbeiterbewegung“, das noch dazu im schlimmsten sächsisch, verkündete.

Richtig ist, die Staaten des Warschauer Paktes waren barbarische Diktaturen und mitnichten sozialistisch. Diktaturen, in denen die miesesten Charaktere sich entfalten konnten.
Richtig ist aber auch, die Teilung Deutschlands ging von Adenauer aus, der dieses Land nicht „finnlandisiert“ sehen wollte. Der Preis dafür, der NATO-Beitritt, die „Ehrenerklärung“ der Wehrmachtssoldaten und das KPD-Verbot. Der Preis, das ungezählte Heer der NS-Täter und Mittäter in Justiz, Gesundheitswesen und Bildung. Das brachte Alexander Mitscherlich in seinem Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ 1966 auf den Punkt. Und das wird immer wieder unterschlagen.

trackback

[…] wollte nichts darüber lesen oder schreiben. Zu dem Thema wurde alles gesagt. Und doch hat mir erst dieser kleine Beitrag bei den Ruhrbaronen eine Ahnung davon gegeben welch grauenvolles Leid den Menschen […]

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Der Unterschied? Den kann man erkennen, wird allzu leichtfertig von den „Zwei deutschen Diktaturen“ gefaselt ohne zu differenzieren. Denn bei aller Barbarei in den Ländern, die den Terminus „Sozialismus“ schändeten, einen mit System betriebenen Völkermord gab es in der DDR nicht.

Muß ich noch den Klerikal-Faschismus Spaniens, muß ich das Pinochet-Chile erwähnen? Ich glaube nicht.

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

@Stefan Laurin: Lassen wir das einfach mal so stehen.

Uwe
Uwe
15 Jahre zuvor

> Es war die älteste Freundin der Mutter.
Leider gab es das öfter. Auch bei uns war es der ‚beste Kumpel‘. – Ich finde: nichts ist schlimmer! – Eheleute scheiden sich, aber der Kumpel von Kindesbeinen an, dem vertraut man ganz anders…

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