Die Wahrheiten des Enthüllungsreporters Wallraff oder Wie dokumentarisch ist die Vorspiegelung richtiger Tatsachen?
Schon einmal, Mitte/Ende der sechziger Jahre, war Schluss mit dem Glauben an ewigwährendes Wirtschaftswachstumswunder. Ökonomische Krise, (wilde) Streiks, Entlassungen: Die soziale Marktwirtschaft zeigte auch öffentlich ihre asoziale Seite.
Die Intellektuellen wollten nach den Reparaturen und Umbauten der Nachkriegszeit endlich wieder öffentlich darüber diskutieren, ob es nicht noch ein anderes, ein demokratischeres Deutschland als das der Adenauer Zeit geben könnte. Man organisierte sich. Ab ’68 probten die Studenten den Aufstand, Autorinnen und Autoren schlossen sich ’69 im Verband deutscher Schriftsteller (VS) zusammen. Auch die Literaten wollten endlich schnell und radikal Gesellschaft verändern. (Im Kursbuch 15 wurde angeblich gar der „Tod der Literatur“ ausgerufen, obwohl sich Enzensberger wohl eher darüber lustig machte.)
Kein Wunder insgesamt aber, dass die subversive Kraft, die bewusstseinserweiternde Langzeitwirkung leiser poetischer oder sprachkritischer Literatur selbst vielen Autoren – jedenfalls öffentlich – nicht mehr viel galt. Stattdessen waren vor- oder außerliterarische Texte gefragt: Reportagen, Protokolle, Dokumentation, Spruchbandgedichte. Das Vor-Gefundene sollte dem phantastisch Erfundenen politisch und sogar ästhetisch überlegen sein. Besonders Günter Wallraffs Industrie- und Enthüllungsreportagen (Der Mann der bei „Bild“ Hans Esser war, 1977) traute man zu, gesellschaftliche Missstände nicht nur zu beschreiben, sondern auch beseitigen zu helfen.
Große „Wirkungen in der Praxis“
erhoffte sich Wallraff selbst von seinen Texten. Seit spätestens Oktober 1985 muss allerdings auch diese Zweck- und Schutzbehauptung endgültig als widerlegt gelten. Mit dem Erscheinen des Buches Ganz unten enthüllte Günter Wallraff nicht nur einmal mehr skandalöse Zustände, diesmal die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen türkischer Arbeiter, sondern sein Buch selbst wurde zum Skandalon. Man unterstellte Wallraff, am Mitleid mit gesellschaftlich Benachteiligten verdienen zu wollen. Vor allem aber die Glaubwürdigkeit des Dokumentaristen Wallraffs und der Echtheitsanspruch seiner Sozialreportagen wurden unterminiert, als sich herausstellte, dass Wallraffs Ganz unten eigentlich von einem Autorenteam stammte, dass ganze Passagen des Buches aus einem anderen Buch plagiiert worden sein dürften, ja, dass manches aus dem Buch frei erfunden sein könnte.
Wikipedia darf noch heute, 2012, ungestraft in holperndem Ton veröffentlichen:
„Konkret-Herausgeber Hermann L. Gremliza gab 1987 im Rahmen der Verleihung des ‚Karl-Kraus-Preises‘ an, selbst den ‚Aufmacher‘ als wesentliches Werk der ‚Bild‘-Trilogie und andere Teile derselben geschrieben zu haben. Er behauptete weiter, Wallraff habe kein einziges seiner Bücher selbst geschrieben. Zumindest dürfte Wallraff den ‚Aufmacher‘ nicht geschrieben haben, denn Gremlizas erneute Feststellung im Januar 2012, er selbst habe diesen von Anfang bis Ende geschrieben, blieb unwidersprochen. Uwe Herzog gab an, Teile der Recherchen zu ‚Ganz unten‘ durchgeführt und einen Teil dieses Buches geschrieben zu haben. Wallraff selbst, der die Annahme des Preises verweigerte, bestreitet nicht, sich Ko-Autoren zu bedienen, hält sie aber für von geringer Bedeutung, auch beansprucht keiner der Ko-Autoren irgendwelche Rechte an den Werken.“
Der „Dokumentarist“ als Fiktion
Nach dem Motto „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ ist Wallraffs Authentizitäts-Bonus längst seit Mitte der 80er Jahre verspielt, der Wahrheitsgehalt der in Ganz unten geschilderten Zustände darf bezweifelt werden, obwohl diese Zustände in der Realität inhumaner sein dürften als es im Buche steht. Wallraff selbst, der Dokumentation und Reportage jeglicher literarischer Fiktion vorgezogen hatte, Wallraff selbst ist es, der seit Jahrzehnten als Dokumentarist gründlich demontiert ist. Seitdem sind es eher die Leser, nicht die Bosse, die sich von Wallraff getäuscht fühlen. Man wollte einst gerade von Wallraff keine Schein-Dokumentationen oder Reportage-Märchen, sondern vom Autor persönlich verbürgte, märtyrerhaft ertragene oder seriös recherchierte Wirklichkeit pur. Wenn selbst Wallraff die nicht mehr liefern konnte, wollte, will, warum dann nicht gleich phantastisch gut erfundene Geschichten lesen, die sich dem Leser wenigstens offen als Phantasien, als interpretierte und gestaltete Wirklichkeit zu erkennen geben?
Gar manches lügen die Dichter
– aber in ihren ästhetisch aufgehobenen Lügengeschichten schaffen sie Phantasien und Utopien von möglichen, anderen, vielleicht besseren Welten, jedenfalls bieten sie Alternativen zur herrschenden Spracharmut und geistigen Tristesse. Das ist etwas, was man von Wallraff nun wirklich nicht sagen kann.
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Textauszug aus: Günter Wallraff – Ganz unten
„Sicher, ich war nicht wirklich ein Türke. Aber man muß sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren, muß täuschen und sich verstellen, um die Wahrheit herauszufinden.
(…) ich weiß jetzt, (…) wie weit die Menschenverachtung in diesem Land gehen kann. Ein Stück Apartheid findet mitten unter uns statt – in unserer Demokratie.
Die Erlebnisse haben alle meine Erwartungen übertroffen. In negativer Hinsicht. Ich habe mitten in der Bundesrepublik Zustände erlebt, wie sie eigentlich sonst nur in den Geschichtsbüchern über das 19. Jahrhundert beschrieben werden.
So dreckig, zermürbend und an die letzten Reserven gehend die Arbeit auch war, so sehr ich Menschenverachtung und Demütigungen zu spüren bekam: es hat mich nicht nur beschädigt, es hat mich auf eine andere Weise auch psychisch aufgebaut. In den Fabriken und auf der Baustelle habe ich – anders als während der Arbeit in der Redaktion der Bild-Zeitung – Freunde gewonnen und Solidarität erfahren, Freunde, denen ich aus Sicherheitsgründen meine Identität nicht preisgeben durfte.
Jetzt, kurz vor Erscheinen des Buches, habe ich einige ins Vertrauen gezogen. Und es gab keinen, der mir wegen meiner Tarnung Vorwürfe gemacht hat. Im Gegenteil. Sie haben mich verstanden und empfanden auch die Provokationen innerhalb meiner Rolle als befreiend. Trotzdem mußte ich zum Schutz meiner Kollegen ihre Namen in diesem Buch zum großen Teil verändern.
Günter Wallraff Köln, 7. Oktober 1985″
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Tipps für Nachleser:
– Literatur Konkret, Heft 11, 1986/87: Günter Wallraff: Von ganz unten nach oben. Gremliza Verlags GmbH. Hamburg 1986
– http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13525107.html
– Schütz, Erhard: Kritik der literarischen Reportage. Wilhelm Fink Verlag. München 1977
– Wallraff, Günter: Industriereportagen. 1966
– Wallraff, Günter: Ganz unten. Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln 1985
Ob Langhans oder Wallraff – irgendwann kommt jeder da an, wo er hingehört…
RTL – für die einen ist es Unterschichtenfernsehen, für andere das größte Proletariat der Welt.
Die Kritik an Wallraff ist hier und anderswo unberechtigt. Die Methode von Wallraff zur Wahrheitsfindung ist eine nicht ungewöhnliche journalistische Reportage. Der Mann traut sich und macht seine Arbeit und hat stets damit Erfolg. Auch diesmal sind die angeprangerten Zustände in der breiten Öffentlichkeit debattiert worden, was der Sinn des Unternehmens war. Dass die Kollegen von den Ruhrbaronen seine Arbeit belustigen (Text Nadia Shehadeh), finde ich enttäuschend.
@Mir: Ich seh das so wie Du und kann die Kritik an Wallraff ebenfalls nicht verstehen. Aber was dieses Blog ausmacht ist, das verschiedene Ansichten hier nebeneinander Platz finden. Das ist so gewollt und das finde ich auch gut und richtig.
#2: Liebe/r Mir: Auf meine Argumente und die Argumente anderer, die ich erwähne, gehen Sie aber nicht ein.
#3 Stefan: Dass Wallraff einst provozierte, Mut zeigte, Klagen aushalten muss(te), jetzt den Kölner Rapper versteckt – das alles bestreite ich z.B. nicht.
Mittlerweile aber gibt es sehr gute Sozialreportagen in vielen Medien, oft rennt Wallraff da nur noch verspätet offene Türen ein. Gelegentlich gelingt es ihm eine Diskussion auszulösen, etwas Medienwirbel. O.k.! Hat’s unwürdige Arbeitsverhältnisse je verändert? Wallraff selbst suggeriert, dass eine Texte solche Wirkungen hätten.
Die Diskussion über die sprachliche Qualität und die Quellen/Mitautoren seiner (?) Texte findet hier aber bisher nicht statt. Man bleibt beim Meinen und Dafürhalten.
Die besseren Texte über das Leben der Arbeiter an der Ruhr z.B. macht sowieso ein Literat wie Ralf Rothmann. Der stilisiert sich selbst nicht zum Schmerzensmann/Erlöser und betreibt auch keinen Opfer-Proletkult, sondern schaut tief in die Abgründe des Arbeiterlebens. Seine Figuren etwa sind nicht nur Opfer struktureller Gewalttätigkeit etwa von Unternehmerseite, die verwahrlosten Verhältnisse verrohen diese Figuren auch selbst – bis auch sie manchmal zur Gewalt greifen. Dass Rothmann daneben noch unendlich viel andere Facetten des (Arbeiter-)Lebens zur Sprache bringt, macht den Reiz seiner sogenannten Ruhrgebiets-Trilogie bzw. einiger Erzählungen aus. (Mittlerweile schreibt er ja sowieso längst über die Bewohner Berlins oder Restdeutschlands mehr als übers Ruhrgebiet.)
Komplexe Fiktion über die Komplexität von Wirklichkeit.
Schaut mal unter https://www.youtube.com/watch?v=4AM_DbWd70E
Wallraff hat den Anspruch eines Journalisten und er ist kein erfundene Geschcihten Erzähler.
Mit einer Genehmigung kommt man nur bis zu einem gewissen Grad an Infos, aber als Insider an andere.
Da nur wenige diese journalistische Methode anwenden, sind seine Berichte umso wichtiger. Da er so eine andere Perspektive und Details bieten kann.
Wieviele oder welche Worte er nun letzlich selbst geschrieben hat interessiert doch nun nicht wirklich. Das Spannende bei seinen Recherchen ist die Tatsache, dass er das selbst erlebt und veröffentlicht. Damit hat er bis heute Erfolg. Sein Erfolg zeigt, dass er als Journalist heute noch kompetent ist. Seine gewählten unspektakulären Themen müssen auch nicht aufsehenserregende Ergebnissse vorweisen, sondern ungerechte Zustände in der Gesellschaft aufzeigen. Ich finde es gut was er da tut, macht ja sonst keiner.
[…] Mir, Dank für den Kommentar unter “Alte Einsichten…“. Und ich frage frei nach Montaigne zurück: Was weiß ich? Was weiß ich wirklich? Was soll […]
Mir ist gerade aufgefallen, dass Gerd Herholz auch copy and paste in eigener Sache betreibt. Ganze Passagen hier sind wörtlich übernommen aus seinem Ruhrbarone-Frühwerk:
https://www.ruhrbarone.de/40-jahre-werkkreis-literatur-der-arbeitswelt-%E2%80%93-nachruf-auf-einen-untoten/
(Im Abschnitt „Wallraff is dead“ versucht der Germanist Herholz, den Niedergang eines Werkkreises G. Wallraff anzulasten – eine Obsession, bei der man nicht weiß, ob man lachen oder weinen sollte).
Sollte es jemanden interessieren, hier ein langes altes Interview mit den Aussagen Wallraffs zum Buch „Ganz unten“ und zur Arbeit von Gremliza:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13523342.html
Nachfolgendes Zitat daraus sei von mir Gerd Herholz gewidmet:
„Meine Arbeit fängt erst richtig an, wenn die Prozesse donnern, die Kampagnen laufen. Das berücksichtigen gelernte Germanisten in der Regel nicht, die den Autor als den Großschriftsteller sehen, abgehoben über allem am Schreibtisch thronend.“
In eigener Sache: ich bin mit Wallraff nicht bekannt, und nicht alle seine Werke haben mich begeistert. Ich wehre mich aber mit Leidenschaft gegen Menschen, die – offenbar nur, um auf sich selbst aufmerksam zu machen – anderer Leute Arbeit diskreditieren wollen. Kritik: ja, unbedingt. Verleumdung: nein.
# 7 „Alias-Theo“:
Na, da Copy & Paste ich doch gleich mal zurück, obwohl Ihre Unterstellungen, Verdrehung, Beleidigungen, drohen mit Rechtsanwalt (anderer Ort der aktuellen Debatte hier) langsam nerven. Das ist eines Journalisten, der auch öffentlich-rechtlich arbeitet, nicht würdig. Und als Journalist sollten Sie doch wissen, dass Mehrfachverwertung von Texten oder Textausschnitten durchaus erlaubt ist.
Was haben Sie gegen Copy & Paste, wenn man die Quellen nennt, auch auf eigene Statements zurückgreift, sie aus aktuellem Anlass wieder aufgreift? Der aktuelle Anlass ist übrigens, dass Wallraff ausgerechnet für RTL den Paket-Sklaven simulierte.
Im Gegensatz zu Ihnen schreibe ich hier unter Klarnamen und meine Kritik enthält vor allem Argumente und die lassen sich mit Quellen belegen. Und mit dem Klarnamen mache ich mich bewusst überprüfbar, auch in Bezug auf meine Texte im Netz. Etwas, wozu Sie, „Alias-Theo“ nicht den Mut haben, denn dann könntem Ihre Beleidigungen & Beschimpfungen mit dem realen Theo in Verbindung gebracht werden, und der möchte weiter als seriöser Berufsmensch auch öffentlich-rechtlich arbeiten.
Und ist Ihnen mein erster Beitragstitel aufgefallen: “Alte Einsichten – neu verklebt”. Schön, dass auch Sie irgendwann dann bemerkt haben, dass ich alte Einsichten neu verklebt habe.
Sie ‘enthüllen’ hier so wenig wie Wallraff, lieber „Alias-Theo“ weit draußen vor den sieben Bergen.
Der von Ihnen in diesen Tagen hier schon andernorts beklagte “Anti-Wallraff-Furor”, den konstruieren allein Sie. Furor: das ist Wut, jäher Zorn. Und in dieser Diskussion hier findet man den eigentlich nur in Ihren – alle Kommentare zu mir durchsetzenden – Beleidigungen und Beschimpfungen.
Auch Wallraff-Kritiker (und ich bin nicht sein ‘Gegner’ oder Feind) haben das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Einfach mal durchatmen, „Alias-Theo”.
(Sie selbst sind doch angeblich gar nicht betroffen und doch spielen Sie sich – als herumspukender Alias und verbaler Avatar, hier und unter meinem anderen Beitrag zur Debatte jetzt immer wieder pseudojuristisch zu Wallraffs fiktivem Rechtsberater auf?)
Ich verstehe ja, dass Sie Wallraff mögen, so nahe, wie Sie sich ihm wahrscheinlich fühlen dürften. Selbst ich finde ihn – trotz meiner Kritik – spannender und tatsächlich viel honoriger als die, die er als Verursacher von Missständen entlarvt.
Da können Sie meinen Text verdrehen wie Sie wollen: Gerade, weil ich die “Methode Wallraff” so wichtig finde ( wenn sie als Masche nicht totgeritten wird), gerade deshalb bestehe ich auf Transparenz und hoffe auf ein möglichst hohes Maß an Integrität derer, die als Sozialreporter auftreten und an andere sehr hohe Maßstäbe anlegen. (Und diese Hoffnung darf ich sogar haben, ohne dass ich selbst Sozialreportagen schreiben muss.)
So, lieber Theo, nun dürfen Sie raten: Was in diesem Kommentar war neu, was Copy & Paste-Antwort auf Ihre immer gleiche Vorwurfs- und Verdrehungsmasche?
Auch an dieser Stelle noch einmal, Herr Herholz:
Es ist ihre Entscheidung, ob Sie hier unter Klarnamen oder Alias veröffentlichen. Die Ruhrbarone erlauben es jedem Kommentator, unter einem Nick zu veröffentlichen – sofern eine gültige Mailadresse vorgelegt wird.
Die Ruhrbarone kennen meine Mailadresse. Sie, Herr Herholz, kennen diese auch. Was Sie nun machen, ist eine beispiellose Schnüffelei, um sich ein Bild über meine Person zu machen. Es wäre einfacher gewesen, mich direkt zu kontaktieren.
Sie machen nun hier Andeutungen über meine Identität und verletzen schon damit die Grundregel eines Blogs, eine einmal zugesicherte Anonymität auch zu wahren. Mehr noch: Sie drohen mir indirekt mit den Konsequenzen einer De-Anonymisierung:
„denn dann könntem Ihre Beleidigungen & Beschimpfungen mit dem realen Theo in Verbindung gebracht werden, und der möchte weiter als seriöser Berufsmensch auch öffentlich-rechtlich arbeiten“.
Mal abgesehen von der Frage, welche „Beleidigungen und Beschimpfungen“ Sie denn eigentlich meinen – halten zu Gnaden solche Andeutungen und Drohungen wirklich für angemessen?
Ich spüre, dass Sie Mühe haben, ihre Emotionalität unter Kontrolle zu halten. So etwas ist nicht gut – in diesem Fall vor allem nicht für Sie selbst. Ich bin allerdings nicht unschuldig daran. Ich hätte sicherlich mit etwas weniger Verve auf ihre Wallraff-Attacke antworten sollen. Und einige spitze Bemerkungen unterdrücken können.
Bevor Sie nun völlig aus dem Ruder laufen und sich, mehr noch diesen wunderbaren Blog beschädigen, lasse ich mal – ihr Einverständnis vorausgesetzt – meinerseits etwas die Luft raus. Ich mag gerne einen heftigen Diskurs, ich liebe es, wenn Menschen beim Reden und Schreiben das Florett der Keule vorziehen. Diese Sache aber scheint ins Unberechenbare zu eskalieren. Mea culpa. Ich werde nicht weiter das Gespräch mit Ihnen suchen – das ist besser für mich, für Sie und für den Blog.
# 9,Theo, den ich hier weder outen werde noch will. Weil Sie selbst viele Hinweise auf sich platziert haben, muss das auch niemand mehr für Sie tun. Ihr wackliges Alias bleibt meinerseits gewahrt.
Ansonsten nebelkerzen Sie munter weiter.
Ich habe insgesamt 20-25 Minuten mit der Suchbegriffkombination „theo günter wallraff“ gegoogelt und bin dann flott auf Sie gestoßen. Ganz einfach zu finden. Sie hatten mir das Recherchieren ja so nachdrücklich ans Herz gelegt. Und Googeln ist verboten oder verstößt gegen Blogger-Regeln? Machen Sie’s nach, Sie landen schnell bei sich. (Nur wenn Sie es wünschen, zeichne ich den Google-Weg hier öffentlich nach.)
Wie sagt Sherlock Holmes sinngemäß? „Wenn man das Unwahrscheinliche ausschließt, muß das, was übrig bleibt, und sei es auch noch so unwahrscheinlich, die Wahrheit sein.“
Auerdem gaben Sie ja selbst dauernd versteckte Hinweise zu Ihrer Identität, die ich gar nicht er-„schnüffeln“ musste, z.B. schreiben Sie in einem Kommentar hier öffentlich über sich:
„Wenn man aus eigener Erfahrung heraus weiß, wie mühevoll manche Recherchen sind, …“
Deutlicher konnten Sie ja nicht auf sich als Auch-Rechercheur und ein Berufsfeld hinweisen.
Sie werden verzeihen, dass ich schon einmal nachschauen wollte und zu finden hoffte , wer mich da so extensiv und aggressiv anging, auch meinen Brotberuf unnötig ins Spiel brachte, der hier bei der Bloggerei keine Rolle zu spielen hat.
Und: Psychogramme anderer sollte Sie wirklich besser unterlassen, da müssten Sie sich sonst an die eigene Nase packen. Ich habe Sie nie beschimpft oder dergleichen, aber soll ich Ihnen noch einmal aufzählen, zu welcher Wortwahl Sie bisher gegriffen haben, wenn Sie mich ansprechen oder über mich bloggen?
Sie schreiben z.B. „Ruhrgebiets-Poet, verschroben, ärmlich, anmaßend“.
Oder die ganze Passage von Ihnen:
„Sie schmähen die Leistungen eines Anderen, ohne selbst dabei irgend etwas zu leisten. (…) Sie (Herholz, GH) stören sich an den Begriffen ‚ärmlich‘ und ‚anmaßend‘? Die haben Sie sich wirklich erarbeitet. Immerhin.“
Wer so draufhaut und selber nichts abbekommen will, und meint, er täte dies im Schutze der Anonymität (die er dann selber teilweise aufhebt), der ist schon sehr naiv.
Und da zucken Sie zusammen und bauten bereits zweimal eine Drohkulisse mit Rechtsanwalt auf, weil man Wallraff kritisiert?
Und oben unter 9 machen Sie’s auch nicht unter „beispiellose Schnüffelei“.
Das müssen Sie schon ertragen, dass man Sie aus öffentlich zugänglichen Quellen locker und leicht googelt, wenn Sie öffentlich aggressiv auftreten und noch selbst fleißig Hinweise auf sich geben.
Und „drohen“, sie zu de-‚anonymisieren“ ist sowieso nicht mein Ding. „Drohen“ ist hier immer nur ihr Ding.
Sie verteidigen eben Wallraff nicht nur in diesem Blog (auch gegen Nadia), sondern auch anderswo, das ist öffentlich sichtbar (das Netz vergisst nichts), das ist schlicht leicht zu recherchieren.
Und dann oben unter # 9 auch Ihrerseits diese langweilige joviale Hobby-Psychiater-Pose mit mir als von Ihnen fantasierter Patient, wenn Sie schreiben:
„Ich spüre, dass Sie Mühe haben, ihre Emotionalität unter Kontrolle zu halten. So etwas ist nicht gut – in diesem Fall vor allem nicht für Sie selbst.
(…) Bevor Sie nun völlig aus dem Ruder laufen und sich, mehr noch diesen wunderbaren Blog beschädigen …“
So ein Quatsch.
„Luft raus lassen“ wünschen Sie?
Dann aber nicht mit einer Abschiedsmail Ihrerseits, die mich noch einmal gründlich mit Unterstellungen zu diskreditieren versucht.
Ansonsten habe ich überhaupt nichts dagegen, diesen Thread zu beenden.
Schon deshalb, weil ich meine vier Tage Urlaub genießen möchte.
Wenn Sie ihn aber weiter führen wollen, dann doch bitte mit Größe im Umgang und offenem Visier.
Eine interessante neue Entwicklung hierzu:
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/guenter-wallraff-soll-dokumente-manipuliert-haben-a-849546.html
Klaus Raab hat dazu im „Freitag“ einen wohltuend nüchternen Kommentar geschrieben, in dem es u.a. heißt:
„Wallraff habe, er soll, es kursiert das Gerücht: Aus einem großen Tratsch-Pool werden gerade alle skandalisierbaren Geschichten zugleich gefischt, auch wenn sie schon seit Jahren darin lagen…“
https://www.freitag.de/autoren/klaus-raab/ganz-unten-vielleicht-mal-sehen