Jetzt also die Aluminiumfabrik in Neuss: Norsk Hydro schließt Deutschlands größten Produktionsstandort für das Metall. Die meisten der 650 Beschäftigten müssen sich nun auf Kurzarbeit einstellen.
Überraschend kommt die Entscheidung nicht, das Werk schreibt tiefrote Zahlen. Hydro begründet dies mit den niedrigen Preisen für Aluminium und den hohen Stromkosten. Und hier liegt das Problem: Trotz intensiver Verhandlungen hat Hydro keinen langfristigen Stromvertrag erhalten. Das Unternehmen macht dafür die RWE AG verantwortlich, dabei sind die Essener nicht der einzige Versorger in Deutschland. Industriestrom wird von etlichen Firmen angeboten.
Der Verdacht liegt nahe, dass die Norweger einen Sündenbock suchen. Dafür spricht, dass die Gesellschaft sich an einem Aluminium-Werk in Katar beteiligt. Die Fabrik hat eine Kapazität von 585.000 Tonnen pro Jahr, die Hälfte davon entfällt auf Hydro. Die Hütte in Neuss, von den Arbeitern Rheinwerk genannt, hat eine Kapazität von 230.000 Tonnen.
Ein wenig Hoffnung können die Mitarbeiter haben, es dauert zwei Monate bis die Anlage runtergefahren ist. Dann kommen vielleicht 12 bis 18 Monate Kurzarbeit dazu. Bis dahin könnte sich die Lage auf dem Weltmarkt entspannt haben. Da die Personalkosten nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten ausmachen, könnte Hydro an einem Großteil der Beschäftigen festhalten.
Vielleicht ist aber auch schon alles entschieden. Nach einem Bericht des Handelsblatts wird in Norwegen eine endgültige Schließung diskutiert. Wohl auch bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 17. Februar. Tags drauf wissen wir wohl mehr, da legt Hydro in Oslo seine Bilanz vor.