„Am Israel Chai“ in Erfurt

Gedenken an den 7. Oktober in Erfurt Foto: Jelinek


Am 7. Oktober wurde auf dem Fischmarkt in Erfurt der Opfer des Massakers in Israel vor einem Jahr gedacht. Die Veranstalter und Teilnehmer solidarisieren sich mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten.

Vertreter der Deutsch-israelischen Gesellschaft und der Jüdischen Gemeinde sprachen über die beispiellose weltweite Welle des Antisemitismus, über die Sicherheit der in Deutschland lebenden Juden, Israels Recht auf Selbstverteidigung und die Menschenwürde, die über allem steht. Alle fordern und wünschen ein baldiges Ende des Krieges. Aber nur ein demokratisches Palästina wird Israel anerkennen. Die Angriffe der Hamas und der Hisbollah müssen aufhören und die Geiseln endlich freigelassen werden, so die Redner.

Bodo Ramelow sprach über die besondere Rolle Erfurts, über Topf und Söhne, die die Verbrennungsöfen für die Krematorien der KZs gebaut haben, und davon, dass es eine “Schande sei, dass heute vor der Synagoge Polizei-Autos stehen“ und Juden sich nicht mehr trauen können, öffentlich eine Kippa zu tragen. Er erklärte, wie wichtig das “Aushalten von Unterschiedlichkeiten und universelle Menschenrechte“ sind. Er erzählte auch, wie IDF-Soldaten eine Jesidin in Gaza nach 10 Jahren Sklaverei endlich befreien konnten und welche Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebens Thüringen hat.

Mario Voigt erinnerte an die Bilder des Terrors und daran, dass die Opfer mahnen und solche Taten nicht ungesühnt bleiben dürfen. Er findet es wichtig, fest an der Seite Israels zu stehen, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, die sich täglich gegen Bomben wehren muss. Deutschland hat die Pflicht Israel zu unterstützen. Frieden wünschen sich alle, aber erst, wenn sich Juden in ihrem Land wieder sicher fühlen können, kann es diesen geben, so Voigt.

Beeindruckend waren die Beiträge der Falken, einer sozialistischen Jugendvereinigung. Die beiden jungen Frauen trugen sehr starke Texte vor. Sie gingen mit der linken Bewegung hart ins Gericht und beklagten, dass es sich viele Linke zu leichtmachen und Menschenfeinde zu Widerstandskämpfern erklären und eine einfache Einteilung in Täter und Opfer vornehmen ohne differenzierte Betrachtung. Sie prangerten an, dass linke Räume von Juden gemieden werden. Für die Falken ist der Kampf gegen Faschismus auch der Kampf gegen Antizionismus. Die Auseinandersetzung mit autoritären Linken kostet viel Kraft, aber sie wollen “das Feld auch nicht den Konservativen überlassen“ und kritisierten die “menschenfeindliche Grenzpolitik“ und das Ausspielen von Rassismus gegen Antisemitismus. Danach wurde von einer der beiden jungen Frauen der Text einer israelischen Krankenschwester vorgelesen, der mich wirklich bewegte. Er brachte auf sehr emotionale Weise den Teilnehmern der Veranstaltung die israelische Sicht auf die Katastrophe vor genau einem Jahr, dem Tag seitdem die Zeit stillsteht im Herzen der Israelis, ein wenig näher.

Auch Vertreter der Katholischen Kirche, des DGB, der Jesidischen Gemeinde und der Schiitischen Gemeinde waren mit Redebeiträgen dabei. Mit einer Schweigeminute in Gedenken an die Opfer des 7. Oktober 2023 wurde die Kundgebung beendet. Wer mehr erfahren und die Stimmung der Veranstaltung ein wenig nachempfinden möchte, kann sich unser Youtube-Video anschauen.

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