„America’s Team“ dreht auf

Auch auf dem Weg, eine Thanksgiving-Tradition zu werden: „ProSieben MAXX“-Chefmoderator Patrick „Coach“ Esume (rechts) und Netman Christoph „Icke“ Dommisch. Bild: ProSieben MAXX/ Morris Mac Matzen

Von Mario Thurnes

Truthahn, Familientreffen und die Dallas Cowboys: Das gehört für den Amerikaner zu Thanksgiving. Dieses Jahr könnte „America’s Team“ das Tor zu den Playoffs weit aufstoßen – nachdem die Franchise eigentlich schon abgeschrieben war.

Das amerikanische Thanksgiving geht auf das Jahr 1621 zurück. Die Pilgerväter feierten gemeinsam mit den Wampanoag-Indianern, die den Einwanderern halfen, durch den strengen Winter zu kommen. Da passt es, dass an diesem Donnerstag ein Duell ansteht, das selbst schon zum Thanksgiving-Klassiker geworden ist: Die Washington Redskins treten bei den Dallas Cowboys an, zum neunten Mal an dem Feiertag.

Die Cowboys sind laut einer Forbes-Studie mit einem Nettowert von 4,8 Milliarden Dollar der wertvollste Sportverein der Welt – vor Manchester United und Real Madrid. Ihre große Zeit hatten sie in den 90er Jahren, als sie mit Quarterback-Legende Troy Aikman drei mal den Super Bowl gewannen.

Damals war es einer Franchise noch möglich, mit dem Einsatz des entsprechenden Geldes die besten Spieler zu sammeln. Doch die NFL bemüht sich um eine ausgeglichene Liga. Deswegen wurde unter anderem 1994 der Salary Cap eingeführt: Es ist der Maximalbetrag, den ein Team pro Jahr an Gehältern für Spieler ausgeben darf. Investiert eine Franchise zum Beispiel übermäßig viel in die Offensive, fehlt am Ende Geld für eine gescheite Defensive.

In der Saison1995 (Finale Januar 1996) gewannen die Cowboys letztmals den Super Bowl. 2000 beendete Aikman seine Karriere. Seitdem ist es mit der Dominanz von „America’s Team“ vorbei. Vor zwei Jahren erlebten die Cowboys ein kleines Comeback, beflügelt von zwei Rookies: Der Quarterback Dak Prescott und der Runningback Ezekiel Elliot glänzten in der Vorrunde mit einer 13:3-Bilanz und scheiterten erst in den Playoffs an der Nervenstärke des Star-Quarterbacks Aaron Rodgers von den Green Bay Packers.

Die vergangene Saison der Cowboys war für die Hasen. Das lag vor allem an einer Sperre, die Elliot wegen häuslicher Gewalt absitzen musste. Und auch diese Saison begann für die Cowboys nicht gut. „America’s Team“ verlor alle Vorbereitungsspiele und startete mit einer 3:5-Bilanz in die reguläre Saison.

Das Problem liegt in der Offensive. Genauer im Passspiel. Mit 2138 Passing-Yards stehen die Cowboys gerade mal auf Platz 28 des NFL-Rankings. Das stärkste Team, die Tampa Bay Buccaneers kommen in dieser Statistik auf 3746 Yards. Prescott hat Probleme, wenn er die Pässe in die Tiefe werfen muss. Zudem schwächelt sein Receiver-Corps. Der stärkste Fänger Cole Beasley kommt gerade mal auf 454 Yards. Das reicht nicht für einen Platz unter den Top 40 der NFL.

Der zweitbeste Empfänger der Cowboys ist schon Elliott, der für 341 Yards Bälle gefangen hat. Mit seinen 953 Laufyards ist er der zweitbeste Runningback der Liga – und somit der Offensivfaktor der Cowboys. Hinzu kommt eine starke Defensive, die erst 190 Punkte zugelassen hat. Der drittbeste Wert der NFL.

Doch die Cowboys können nach zwei Siegen und mit einer ausgeglichenen Bilanz nun auf bessere Zeiten hoffen. Zum einen stärkt seit Ende Oktober Amari Cooper von den Oakland Raiders das Receiver-Corps. Zum anderen schwächeln die Konkurrenten in der NFC East. Der Titelverteidiger in der Division und des Super Bowls, die Philadelphia Eagles wurden am Sonntag von den New Orleans Saints mit 48:7 förmlich überfahren – wobei die Saints im zweiten Viertel noch großzügig Punkte liegen ließen.

Die Redskins waren mit 6:3-Siegen in die Saison gestartet, verloren aber am Sonntag gegen die Houston Texans mit 21:23. Schlimmer aber dürfte sich ein anderer Verlust auswirken: Quarterback Alex Smith (34) brach sich nach einem regulären Sack von Kareem Smith und JJ Watt Schien- und Wadenbein. Die Saison ist für ihn beendet. Mindestens. Wenn nicht gar seine Karriere vor dem Aus steht.

Die Redskins müssen die Saison nun mit Backup Colt McCoy beenden. Dem gelang zwar gleich in seinem ersten Drive gegen die Texans ein Touchdown. Aber ob er die Redskins in die Playoffs führen kann, ist fraglich. Zumal Washington die Division nur noch mit einem Sieg anführt. Gewinnen die Cowboys an Thanksgiving mit mehr als drei Punkten, ziehen sie an den Redskins vorbei. Der Sieger der Division ist für die Playoffs gesetzt.

ProSieben MAXX zeigt am Donnerstag ab 22.15 Uhr „NFL Thankgsviging“. Den Auftakt macht das Spiel der Cowboys gegen die Redskins, danach folgt die Partie der Atlanta Falcons bei den Saints. Die Cowboys spielen schon zum 51. mal am Truthahntag. 1966 hatten die Texaner sich aus PR-Gründen erstmals um eine Partie zu dieser Gelegenheit beworben.

Nur die Detroit Lions haben mit 78 Auftritten häufiger an Thanksgiving gespielt. Ihr damaliger Besitzer George Richards hatte 1934 diese Vermarktungsidee. Damals wurde die Partie im Radio übertragen. Seit 1978 ist es im Spielplan festverankert, dass Detroit und Dallas an dem Feiertag Heimrecht haben. Die Partie der Lions gegen die Chigago Bears beginnt um 18.30 Uhr unserer Zeit, ist aber nicht im Free-TV zu sehen.

Dort entwickelt sich Football gut. ProSieben MAXX konnte zur Halbzeit dieser Saison einen Schnitt von 4,1 Prozent in der relevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verzeichnen. Das ist fast doppelt so viel wie im Startjahr der deutschen Übertragung, 2015. In der Spitze schalten sonntags 800 000 Menschen den Spartensender ein.

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Zero
Zero
6 Jahre zuvor

Colt McCoy, der B-Quarterback mit passendem B-Movie Namen.

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