"Wo seid ihr?" "An der Ringbühne!" "Was läuft?" "Extrabreit!" Oh Gott – aber was soll man machen, wenn der gesamte sich auf Bochum Total herumtreibende Freundeskreis von Retrogefühlen übermannt wird – und auch noch einen Rucksack mit kaltem Dosenbier dabei hat? Man stürzt sich ins Gedrängel und wirft ein Ohr auf Extrabreit.
Das Beste an Extrabreit ist, dass sie, gemeinsam mit anderen Bands aus Hagen, dem Spiegel als Anlass zu dem heute noch legendären Artikel "Komm nach Hagen, werde Popstar" dienten, dessen Titel ein Zitat aus einem Stück der Band ist – und natürlich habe ich auch als Schwerstpubertierender ganz subversiv gekichert, wenn "Hurra, Hurra die Schule brennt" auf Partys gespielt wurde, aber es findet sich bis heute kein Tonträger dieser Kapelle in meinem Besitz. Und gestern sah ich sie dann live – und ich glaube, dass alle, die Extrabreit mögen, ihren Spaß hatten – wie die Band auch, die sich erstaunlich frisch präsentierte. Ich fand es eher lustig neben Peter Podewitz zu stehen und mit ihm hämische Kommentare auszutauschen, aber auch das sorgte für einen geselligen Abend. Anders übrigens als bei den Fehlfarben vor zwei Jahren, die ihren Auftritt auf Bochum-Total eher übellaunig absolvierten – da half auch die deutliche besser Musik nicht. (Obwohl: "Große Liebe" noch einmal live zu hören hatte natürlich was). Peinlich wurde es zum Teil bei den neuen Stücken, die nicht durch die Erinnerung an Feiern in den Partykellern von Reihenhäusern in Gladbeck-Rentfort, die wahlweise im maritimen- oder alpinen Look ausstaffiert waren, erträglich wurden. "Andreas Baaders Sonnenbrille" war so ein Stück. Klar, Lebenslang für Baader wäre in Ordnung gegangen, aber sich von Kai Hawaii posthum betexten lassen zu müssen, verstößt sicher gegen irgendeine Menschenrechtskonvention der Uno.