Die Nominierung von Andreas Hollstein zum OB-Kandidaten der CDU zeigt vor allem eins: Die Dortmunder CDU pfeift auf dem letzten Loch.
Ich gebe zu: Ich war erst einmal sprachlos als ich von der Nachricht hörte: Andreas Hollstein, der Bürgermeister aus Altena, soll für die Dortmunder CDU in den Wahlkampf ziehen? Ein Scherz? Vermutlich kein einziger Beobachter wird diesen Namen auf dem Zettel gehabt haben. Überraschung gelungen! Applaus!
Die erste Frage, die sich aufdrängt: Die CDU findet in einer Stadt mit über 600.000 Einwohnern keine Persönlichkeit, die für sie in den Wahlkampf ziehen will? Oder die geeignet ist? Was sagt das über die CDU aus? Nichts Gutes. Wer die CDU im Dortmunder Rat beobachtet, den wundert das eigentlich nicht. Da hat die CDU schon seit Monaten eher selten bis nie was zu sagen. Steht die Dortmunder CDU für einen liberalen Kurs, für Recht und Ordnung, für Wirtschaftsfreundlichkeit? Keine Ahnung.
Polit-Import aus dem Sauerland
Nun soll es also ein Politimport richten. Einer aus dem Sauerland. Die sind ja gerade sehr gefragt in der CDU. Vom Grundsatz spricht da ja nichts dagegen, wenn es ein erfahrener Mensch ist. Ein Ex-Minister, ein Regierungspräsident, ein Staatssekretär. Aber der Bürgermeister von Altena? Wer sich auf der Seite der Stadt Altena umschaut, zählt dort im Telefonbuch 72 Stadt-Angestellte bzw. Beamte, die Hollstein unterstehen. Ein Mann, der eine so kleine Verwaltung führt, soll demnächst die Geschicke der Dortmunder Verwaltung mit knapp 10.000 Mitarbeitern führen? Das wäre so als wenn man einen Handyverkäufer vom Westenhellweg zum Telekom-Vorstandsvorsitzenden befördert.
Dortmund hat andere Probleme als Altena
Wie ich den Ruhrnachrichten entnehmen durfte, war Hollstein immerhin schon mal auf einer Veranstaltung in den Westfalenhallen. Wow. Das nenne ich Lokalkompetenz. Dass ein Bürgermeister einer 15.000-Einwohner-Stadt aus dem Sauerland weiß wie eine Großstadt wie Dortmund tickt, darf trotzdem bezweifelt werden. Wir haben andere Probleme als Altena. Wir kämpfen nicht mit Abwanderung, sondern eher mit Zuwanderung. Ich erwähne das nur, weil sich Hollstein damit einen Namen gemacht, dass er Asylbewerber ins Sauerland locken wollte.
Hollstein war schon mal in Berlin. Immerhin.
Das hat ihn bundesweit bekannt gemacht. Und das schreckliche Attentat, das auf ihn verübt worden ist. Sogar die Kanzlerin hat ihn mit einem Orden ausgezeichnet. Damit hat er der Dortmunder CDU immerhin eins voraus: Er war schon mal in Berlin. Die Dortmunder CDU hat dort nicht mal mehr einen Abgeordneten, was sehr viel über ihr Gewicht in der Landespartei aussagt. Wenn es einer CDU aus einer 600.000-Einwohner-Stadt nicht mehr gelingt, einen eigenen Kandidaten auf der Liste für die Bundestagswahl zu platzieren, weiß man in welchem Zustand sie ist.
Ein linker CDU-Mann gegen zwei linke Kandidaten
Abgesehen von all diesen Argumenten muss man sich auch eine strategische Frage stellen: SPD und Grüne werden links-liberale Kandidaten ins Rennen schicken. Warum stellt die CDU gegen diese beiden ebenfalls einen Kandidaten aus dem linken Lager der Partei auf? Vielen Dortmundern sind die Zustände im Dortmunder Norden ein Graus. Auch die wirtschaftliche Situation der Stadt macht vielen trotz des Aufschwungs der letzten Jahre Sorgen. Das wären ideale Vorraussetzungen für einen Kandidaten, der für Wirtschaftskompetenz oder Law and Order steht.
CDU hat durchaus Kandidaten
Es ist ja nicht so, dass die CDU keine anderen Optionen gehabt hätte. In ihren Reihen ist ein Thorsten Hoffmann, eher linker Flügel, aber Polizist und Beauftragter der Landesregierung für Polizeifragen. Und bürgernah ist Hoffmann auch noch. Oder Norbert Dahmen, zwar ebenfalls ein Polit-Import, aber seit einiger Zeit Ordnungsdezernent in Dortmund. Er hat durchaus schon Stallgeruch und kennt sich mit Themen wie Ordnung und Sicherheit aus.
CDU setzt auf bekannten Namen
Doch statt auf Sachfragen setzt die Dortmunder CDU auf einen bekannten Namen aus dem Sauerland. Nichts gegen Hollstein. Ein interessanter Querdenker, aber eben ein Kleinstadt-Politiker, der Dortmund erst noch „lernen“ muss. So gilt wohl auch bei dieser Wahl ein Spruch, den ich gern immer über die alte Dortmunder SPD gemacht habe: „Wer in Dortmund konservativ und wirtschaftsfreundlich wählen will, macht sein Kreuzchen bei der SPD“. Und wer liberale Positionen bevorzugt, eben bei den Grünen. Aber wer soll Hollstein wählen?
Die CDU will nicht.
Ein Spd Kandidat , der zur Übernahme der Stadt einlädt , und dann ein Kandidat, bei dem man sich fragt, welche Lösungskompetenz er bewiesen hat. Dortmund ist nicht Altena, und Altena muss gegen das Aussterben kämpfen.
Die CDU will wohl der Spd in Sachen Wahletfolg folgen.
Mal sehen, was die anderen Parteien bieten. Oder es wird meine erste Wahl ohne gültige Stimmabgabe.
Warum sollte ein "Ex-Minister, ein Regierungspräsident, ein Staatssekretär" sich Dortmund als Stadt an sich und dann noch mit diesem bekannten Klüngel antun?
Und dass die SPD und die Grünen in Dortmund zusammen gehen, ist ja noch lange nicht ausgemacht.
Die Argumente, die ansonsten hinsichtlich des Imports eines Kandudaten aus einer Kleinstkommune benannt werden, sind jedoch nachvollziehbar.
Aber-was ist denn aus den auch in den Lokalmedien kolportierten Gerüchten geworden, dass sich Grüne und CDU hinter der derzeitigen grünen Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger , immerhin ehemalige Landesvorsitzende der Grünen, ehemalige Landtagsabgeordnete und auch nit langjähriger Ratserfahrung in Dortmund, versammeln wollen?
Hat der Autor hier zu Informationen?
@Thommy: Die Grünen werden eigenen Kandidaten aufstellen. Ohne CDU. Ich gehe auch von Schneckenburger aus. Jedenfalls wollten sie beim kühnen Hollstein-Plan nicht dabei sein
Darf ich das als Plädoyer dafür verstehen, dass lieber ungeeignetere Kandidaten aufgestellt werden soll, wenn dadurch die regionale Verteilung besser ist?
Die Ratsfraktion der CDU steht für Mehr Autoverkehr, kostenloses Parken und Weiter-Wie-Bisher.
Warum soll ein Ex-Minister, ein Regierungspräsident, ein Staatssekretär mehr Ahnung von Dortmund haben? Um Groß- und Kleinstadt sehe ich eher eine Klammer als um Großstadt und Landespolitik, da diese auf unterschiedlichen Ebenen des Staatsaufbaus anzusiedeln sind. Altena und Dortmund sind beides Städte im Strukturwandel. Und beide müssen mit den gleichen Problemen aller Kommunen umgehen.
Das Gespötte darüber, dass sich jemand aus Altena natürlich für bestimmte nach Dortmund orientiert aber der gemeine Dortmunder seltener nach Altena ist mir zu plump.
Gibt es ein öffentliches Telefonbuch, in dem alle 10.000 Stadtmitarbeiter stehen? So wird auch in Altena nicht jeder Bauhofmitarbeiter und jede Reinigungskraft auf der Webseite stehen.
Das die Dortmunder Grünen nicht konservativ sind, wie SPD und CDU sehe ich auch nicht als belegt an. Von dort kommen doch auch keine Impulse. Oder habe ich da was verpasst? In der Gesamtschau muss man feststellen, dass der Rat der Stadt weitesgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor sich hin plätschert. Wann schaffen es Inhalte aus dem Rat in die Schlagzeilen?
Dass es Themen aus dem Rat nicht in die Öffentlichkeit schaffen, hat einen Grund: Dort findet keine Debatte statt. Die etablierten Parteien haben die Auseinandersetzung komplett Rechten, Linken und dem narzisstischer Vogel von der FBI überlassen. Wir sitzen regelmäßig auf den Presse-Plätzen und fragen uns, worüber wir bekochten sollen. Bin der CDU, aber auch von der SPD gibt’s kaum Wortmeldungen