Angela Merkel wird 65: Vom ‚Mauerblümchen‘ zur anerkannten Respektsperson

Angela Merkel: Foto: CDU/Laurence Chaperon Lizenz: Copyright

Heute wird Bundeskanzlerin Angela Merkel 65 Jahre alt. Und auch wenn ich ihre Partei auf Bundesebene noch nie gewählt habe, hat sie sich im Laufe ihres bisherigen Lebens meinen Respekt mehr als verdient.

Ich erinnere mich noch gut an die ersten wahrgenommenen Bilder im Fernsehen von ihr, kurz nach der Wende. Diese unglaublich bieder und ‚mauerblümchenhaft‘ wirkende Frau…. wohl so gut wie niemand hätte ihr damals eine Politikkarriere von Weltrang zugetraut. Ich natürlich auch nicht.

Schaut man sich diese Bilder mit knapp 30 Jahren Abstand an, sie erzeugen in mir fast ein Gefühl von Fremdscham. Die vergangenen Jahre aber haben uns allen eindrücklich gezeigt, dass man sich von so etwas nicht täuschen lassen darf. Menschen können sich entwickeln, in größere Aufgaben erfolgreich hineinwachsen. Dafür kann Angela Merkel am Ende dieses Jahrzehnts als Paradebeispiel herangezogen werden.

Angefangen hat diese Entwicklung für die Öffentlichkeit mit der spektakulären Abnabelung von ihrem politischen ‚Ziehvater‘ Helmut Kohl, den sie im Zusammenhang mit der inzwischen fast vergessenen CDU-Spendenaffäre unsanft vom Partei-Thron gestoßen hat.

Aus der zuvor biederen Politikerin aus den neuen Bundesländern wurde innerhalb weniger Jahre eine der mächtigsten Frauen der Welt, die sich bei vielen Zeitgenossen zudem eine Menge Respekt und Anerkennung erarbeitet hat.

Auch wenn ihr politischer Stern seinen Zenit wohl schon länger deutlich überschritten hat, immerhin regiert Merkel unser Land schon seit 2005, ein adäquater Nachfolger bzw. eine Nachfolgerin ist noch nicht einmal ansatzweise zu erkennen. Das sagt auch viel über Merkel und ihre Lebensleistung aus.

Bei aller berechtigten Kritik an ihr und ihrer Politik, es erscheint zweifelhaft, ob es in den Jahren nach Merkels Kanzlerschaft mit diesem Land bergauf gehen kann oder wird. Politiker, die den Job ebenso solide ausführen können sind offenbar rar geworden.

Und ist diese Erkenntnis nicht am Ende auch ein schönes Kompliment für eine Politikerin, der man vor etwas über 20 Jahren diese herausragende Rolle noch gar nicht zugetraut hätte.

Blickt man auf die letzten Kanzlerschaften in Deutschland, Angela Merkel ist sicherlich die Person, die am wenigsten polarisiert hat, mit der die Deutschen als Repräsentantin auf dem politischen Parkett überwiegend gut leben konnten. Gar kein Vergleich zu ihren Vorgängern Gerhard Schröder oder gar Helmut Kohl.

Herzlichen Glückwunsch, Angela Merkel!

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Thommy
Thommy
5 Jahre zuvor

Ich stimme Ihnen zu. Ich habe sie und die CDU nie gewöhlt, aber in der Tat hat sie meinen großen Respekt und auch meine Sympathie gewonnen
Ihre Entscheidung, die Grenzen 2015 für Flüchtlinge gegen erheblichen Widerstand zu öffnen-auch demografisch, beschöftigungs und damit volkswirtschaftlich langfristig ausgesprochen sinnvoll- war couragierter als das meiste, was man ansonsten von Politikern gewohnt war.

Ihr nach außen gezeigter Stil war angenehm unaufgeregt , zuweilen sehr humorvoll und sie scheute sich auch nicht,den Wirtschaftsbossen die Leviten zu lesen.

Nach außen wirkt die Dame auf mich so, dass ich sie mir auch gut als angenehme Nachbarin im Mietshaus vorstellen könnte.

In der Tat ist eine adäquate, derart facettenreiche Nachfolge nicht in Sicht.

Robert Müser
Robert Müser
5 Jahre zuvor

Für mich hat sie den Zeitpunkt des richtigen Abganges von der Macht mehr als verpasst.
Wäre sie zeitnah aus dem Amt gegangen, so wäre ihr ein uneingeschränkter Platz auf der Sonnenseite der Geschichte sicher gewesen.

Da sie aber an der Macht immer noch festhält, sägt sie immer mehr an ihrem eigenen Denkmal. Ein Teil ihrer Entscheidungen bzw. Nicht-Entscheidungen durch aktives Aussitzen von Problemen waren der innerstaatlichen Politik wie auch der Politik auf EU-Ebene sicherlich nicht zuträglich.

Als Politikversagen ihrer Kanzlerschaft werte ich den Umgang bzw. Nicht-Umgang mit dem Diesel-Skandal auf ganzer Breite (Umgang mit der Autoindustrie, kreatives Anpassen der Grenzwerte, Umgang mit den betroffenen Autokäufern etc. pp.). Auch die sprunghaften Entscheidungen in Sachen Atom-Energie ja/nein, Wehrpflicht usw bzw. das lange Festhalten an einem komplett antiquierten Staatsbürgerrecht, der krampthafte (Nicht-)Umgang mit Reformvorschlägen in der EU sind nicht Meisterwerke der Regierungs- und Staatskunst. Auch kann ich nun nicht feststellen, dass sie in ihrer Regierungszeit dieses Land gut für die Zukunft gerüstet hat. Dies gilt z.B. für den Ausbau der Infrastruktur oder nicht vorgenommen Modernisierung staatlicher Handlungsabläufe usw.

Hier zeigt sich in ihrer Kanzlerschaft einer der wenigen Mängel des GG in Deutschland. Es würde diesem Land sicherlich nicht schaden, wenn die Amtszeit des Kanzlers/Kanzlerin auf 2-3 Perioden begrenzt wären.

Wie ihr Wirken in der Zukunft beurteilt werden wird, kann ich aktuell nicht beurteilen. Dies wird auch von der ein oder anderen Folge ihres Handelns/(Nicht-)Handels in der Zukunft abhängen.

Ansonsten gilt auch für die aktuelle Kanzlerin:

"Jede/jeder ist ersetzbar"

abraxasrgb
abraxasrgb
5 Jahre zuvor

Zwangspensionierung? Altersgrenze?

Helmut Junge
Helmut Junge
5 Jahre zuvor

, nur eine alte weiße Frau! Aber immerhin doch kein alter weißer Mann!
Das wäre schlimm.

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