Die Anhörung über die längeren Betriebszeiten für den Dortmunder Flughafen ist für die Gegner bislang eher enttäuschend verlaufen. Gerade mal 20, 30 Menschen verloren sich am ersten Tag auf den 2.000 Sitzplätzen in der Westfalenhalle 8. Ist der Widerstand gegen den Flughafen möglicherweise gar nicht so groß wie die Politik in Dortmund immer vermutet?
Johannes Kleinschnittger hat ganz vorne Platz genommen. Er ist der Wortführer der Dortmunder Bürgerinitiative gegen Fluglärm. Er hat von seinem Platz einen guten Blick aufs Podium. Dort sitzen 25 Experten, die sich der Befragung der Kritiker stellen. Das sind mehr Experten als Kritiker im Saal anwesend sind. Johannes Kleinschnittger überspielt seine Enttäuschung über die mangelnde Resonanz: „Ich bin nicht überrascht“, sagt er: „Heute geht es eher uim verfahrenstechnische Fragen, wenn morgen über Lärm oder übermorgen über den Wert der Immobilien gesprochen wird, dann erwarte ich mehr Besucher.“
Neben der geringen Unterstützung fällt auf, dass sich auch zahlreiche Befürworter unter die Zuschauer gemischt haben. Ein Vertreter einer Fluggesellschaft sitzt in den hinteren Reihen. Für wen er arbeitet, will er offiziell nicht verraten. Nur so viel: „Natürlich sind wir gespannt wie die Anhörung ausgeht. Wir würden sofort mit Maschinen nach Dortmund kommen, wenn wir hier verlässlichere und längere Start- und Landezeiten hätten.“
Tatsächlich ist der Nachtflug in Dortmund so stark beschränkt wie an keinem anderen Flughafen in Nordrhein-Westfalen. Zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens dürfen nur in Ausnahmefällen Maschinen starten und landen. Das führt häufig dazu, dass verspätete Flugzeuge nach Paderborn-Lippstadt umgeleitet und die Passagiere dann von dort mit dem Bus nach Dortmund gebracht werden müssen. „Wir benötigen dringend längere Start- und Landezeiten, um im europäischen Wettbewerb mithalten zu können“, argumtiert Flughafen-Chef Markus Bunk deshalb auf dem Podium.
Er hat deshalb mit Unterstützung des Rates eine Verlängerung der Start- und Landezeiten beantragt. Starts sollen bis 22.30 Uhr, Landungen bis 23 Uhr möglich sein. In Ausnahmefällen sollen in Dortmund stationierte Flugzeuge sogar bis 23 Uhr starten und bis 23.30 Uhr landen dürfen. Im Vergleich zu Münster-Osnabrück und Paderborn-Lippstadt, bei denen es kein Nachtflugverbot gibt, nur ein kleiner Fortschritt, aber mehr wäre politisch nicht durchzusetzen gewesen.
Das liegt auch an der Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm, die Zeitungen mit Leserbriefen bombadiert und lautstark gegen den Flughafen trommelt. „Ich kann abends nicht bei offenem Fenster im Wohnzimmer sitzen“, begründet ein älterer Herr, der zur Anhörung mitgekommen ist. Ein anderer beklagt, dass sich der Verkaufswert seines Haus stark gemindert hat, eine Frau begründet ihren Widerstand mit den dauerhaften Verlusten des Airports: „Wir brauchen das Geld dringender für Kindergarten-Plätze oder Schulrenovierungen“, sagt sie.
Doch es gibt eben neuerdings auch die anderen Stimmen. So wie von Björn Eschbach, er ist Pilot und kann das Gemecker der Bürgerinitiative nicht mehr hören: „Die Leute haben erst verbilligte Grundstücke in der Einflugschneise abgegriffen, haben sich dann ihre Fenster subventionieren vom Flughafen subventionieren lassen und machen jetzt gegen den Airport mobil“. Er ist an seinem freien Tag extra mit seiner Lebensgefährtin in die Westfalenhalle gegangen, um auch seine Position darzulegen.
Auch von den Mitarbeitern des Flughafens bläst der Bürgerinitiative inzwischen scharfer Wind entgegen. Sogar auf der Jahreshauptversammlung der Flughafen-gegner hat der Betriebsrat Flugblätter aufgelegt. Er fordert alle befürworter auf, zur Anhörung zu gehen. Die größte Stadt im Ruhrgebiet brauche einen Flughafen. Für die Wirtschaft und die Menschen, die reisen wollen, argumntiert der Betriebsrat. Direkt und indirekt hingen über 3.000 Arbeitsplätze in der Stadt vom Airport ab.
Wer mit Dortmunder spricht, bekommt den Eindruck, dass der große Widerstand gegen den Flughafen gebrochen ist. Insbesondere junge Berufstätige schätzen die Möglichkeiten, die der Airport bietet. Auch Reisebegeisterte sparen sich liebend gern den Weg zum Düsseldorfer Flughafen. Die Gegner sind tendenziell älter, häufig Rentner, die beruflich nicht mehr flexibel sein müssen.
Immerhin 15.000 Menschen haben schriftlich Beschwerde gegen die Pläne des Flughafens eingelegt. Deshalb habe man die große Halle gewählt, argumntiert Theo Keller von der zuständigen Bezirksregierung Münster, die über den Antrag des Flughafens entscheiden muss. Diese 15.000 Einwänder kommen aus Dortmund und dem Kreis Unna, also einer Region, in der über eine Million Menschen leben. Kann man also tatsächlich von großem Widerstand sprechen?
Noch bis Donnerstag haben die Flughafen-Gegner die Chance zu zeigen, dass sie nicht nur ein versprngter Haufen sind. Mindestens bis Donnerstag läuft die Anhörung. Vielleicht sogar bis Freitag, wenn noch nicht alle Fragen abgearbeitet wurden. Täglich zwischen 9 und 18 Uhr können Gegner und Befürworter in der Westfalenhalle 8 ihre Argumente vorbringen.
Unser Haus und Grundstück waren eher da als der Flughafen. Aber mal ganz abgesehen davon, daß sich 9 bis 18 Uhr doch beträchtlich mit den üblichen Arbeitszeiten überschneidet, habe ich die Dortmunder Lokalpolitik sowieso abgeschrieben.
die Nörgler topedieren mit Ihren Einsprüchen oftmals, Arbeitsplatz schaffende Industrieunternehmen oder ähnliche!!
Da es sich bei der Anhörung einerseits nur um ein zusätzliches Angebot der BR MS handelt und nicht um einen rechtlich bedeutsamen Teil des Verfahrens und andererseits die Einwendungen bereits größtenteils schriftlich vorgebracht worden sind, ist es Konsens unter den Flughafengegnern zumindest in meiner Nachbarschaft, diesen Aufwand, den die Anhörung mit sich bringt und der die Verfahrenskosten in die Höhe treibt, eher zu meiden. Die Urlaubstage können besser eingesetzt werden. Es sollte daher auch an den nächsten Tagen nicht mit allzu vielen Teilnehmern gerechnet werden. Es ist im Gegenteil eher verwunderlich, dass die BR MS trotz entsprechender Hinweise im Vorfeld dennoch einen solch großen Saal gemietet hat.
@#3 | Dark Trooper: Vielleicht hatte die Münsteraner BR ja etwas Schiss vor zahlreichen Anmeldungen aus türkischen Medienkreisen bekommen…
@#2 | littlemoondog: Mal abgesehen vom fast gestorbenen Restbergbau – Welches Unternehmen aus der Privatwirtschaft „finanziert“ denn bitte über viele Jahre 400 (Teilzeit-)Arbeitsplätze mit bis zu 20 Mio. Euro Schulden pro Jahr in öffentlichen Kassen??