Dieser Blog, und erst recht der schreibende Autor, steht wohl kaum in dem Verruf den Grünen, diesen buntangestrichenen Konservativen, mit einem ausgeprägtem Ruf nach dem Staat das Wort zu reden. Und doch finde ich: Baerbock gäbe uns ein gutes Gefühl.
Der Kollege Laurin fokussierte unlängst auf die politischen Implikationen, die Baerbock mit sich brächte. Und wer will ihm da schon widersprechen? Viele! Das ist mir klar, aber ich nicht. Diesmal nicht.
Aber ich glaube, dass anders als er das glaubt, und ohne repräsentative Erhebungen zu möglichen Wahlmotiven ist es eben Glauben, dass es bei der Zuneigung des Wählers zu Baerbock eben nicht um Inhalte geht, sondern um ein Gefühl.
Nach 16 Jahren Merkel fühlt sich dieses Land verkrustet an. Die Corona-Krise hat es nochmal deutlicher gemacht: die Entscheidungswege sind zu langwierig, die digitale Wende wurde völlig verschlafen, die Schere zwischen Politikern und Wählern klafft auseinander. Und das betrifft insbesondere das Bürgertum. Die Ränder der Gesellschaft hatten noch nie eine enge Beziehung zu den Politikern in Bonn oder Berlin, ein Teil ihrer Identität findet sich in der Ablehnung der Politiker insgesamt, während man sich parallel als hochpolitisch wahrnimmt. Und das Bürgertum, vom Klein- bis Großbürgertum hat sich gewandelt.
Die einstmals stolze SPD hat ihre Wahlklientel verloren. Der einfache Arbeiter, sofern es ihn überhaupt noch gibt, der einfache Angestellte wählt CDU. Zu abgehoben und selbstverliebt und selbstzentriert und zu einem Selbstzweck sind die Debatten in der SPD verkommen. Wer es sich leisten kann, nicht CDU zu wählen, wählt nun grün, nicht nur, aber eben zu einem großen Teil.
Doch wofür steht überhaupt Annalena Baerbock? Der Leser mag aus der Hüfte drei ihrer politischen Positionen benennen. Klar, Kohleausstieg. Irgendwas mit Kobold hat sie gesagt, also wohl irgendwas mit Elektroautos und dann? Man kann es nachlesen, aber man weiß es eben nicht aus dem Stegreif.
Annalena Baerbock steht für einen Wechsel – und ein Weiterso. Wechsel, weil die Grünen als frischer, authentischer, stürmischer als die CDU (auf die SPD gehe ich im Folgenden ebenso wenig ein wie auf die FDP) wahrgenommen werden, und Baerbock verkörpert das: weiblich, dynamisch, nicht immer staatsmännisch oder geglättet sprechend, dafür mit Leidenschaft und Verve. Und sie verspricht ein Weiterso: Radikales ist von ihr nicht zu hören, den verzweifelten und zweifelhaften „Idealismus“ vieler anderer Grünen der letzten Generation versprüht sie nicht. Und ja, sie ist jünger als ihr schwarzer Gegenkandidat, sie scheint mehr im Leben zu stehen, sie hat sich nicht als Minister(Präsident) verbraucht, musste bisher keine Kompromisse in Regierungsverantwortung eingehen.
Baerbock könnte problemlos die Plakatkampagne, nur eben nicht in schwarz-weiß, übernehmen, die bereits Gerd Schröder, damals noch kein Putin-Büttel, fuhr: Wir wollen nicht alles anders machen, aber vieles besser! Und das fühlt sich nunmal gut an.
Und seien wir ehrlich, irgendwie ist doch mittlerweile eine Sehnsucht da, nach einem Politiker, bei dem man sich nicht unwohl fühlt, den man gerne – natürlich nach Corona, wie man das mittlerweile ja andauernd sagt – zu sich auf ein Bier einladen würde. Aber irgendwie kann man sich auch vorstellen, wie Baerbock zu späterer Stunde den Wodka mittrinkt und man dann gemeinsam Lieder schmettert.
Bei Baerbock bleibt das Gefühl: mit der werden wir wirklich was erleben können, und trotzdem wird es weiter so gehen wie bisher.
Zuviel Ehre für den aktuellen Liebling der Medien – im Gegensatz zu Schröder fehlt der Kandidatin Baerbock der jahrelange Nahkampf um die Macht, den Schröder länger vor der Übernahme des Bundeskanzleramtes auf verschiedenen Ebenen betrieben hat.
Ich schaue mir als Beobachter diese Spielchen des Hochschreibens schon länger an.
Nur war es in den letzten Jahrzehnten so, dass bei so einer langen Zeit vor der Wahl wie jetzt am Ende ganz andere Ergebnisse in % herausgekommen sind. Die Grünen haben es vor den letzten Wahlen immer wieder geschafft durch einen irgendeinen Blödsinn (Veggieday, 5 DM für 1 l Sprit, etc.) ihre Wahlchancen zu minimieren. Ich würde dies hier auch so vermuten, zumal die Grüne Jugend jetzt schon kreative Ideen entwickelt, die nicht so recht zu der aktuellen Harmonieaufführung der Grünen passen wollen.
Eine reelle Chance würde ich ihr zubilligen, wenn die CD/SU einen unfassbar schlechten Kandidaten aufstellt, aber daran arbeitet scheinbar die aktuelle schwarze Truppe mit aller Kraft.
Die grüne Jugend will das RWE aus dem Rheinland verschwindet, das nicht mehr Mais, Soja Pallmöl
die Umwelt im globalen "Süden" zerstört.
Eigentlich alles was früher die Kirchen wichtig war,
Die sind jetzt gewinnorientierte Wohlfahrtskonzerne und werden ohne religiösen Hokuspokus
auf dem Sozialmarkt überleben.
Bleiben tun die ethischen Nervtöter von den Fridays.
Mit den Impfstoffen triumphiert der Kapitalismus über die Natur mit Covid.
Klima: Bis 2050 sind die alten Kapitalisten verstorben, nach ihnen kann kommen….
Gerhard Schröder war schon mit Amtsübernahme jemand, der über Leichen ging, ideologisch geblendet, hat er vieles von dem zu verantworten, was Merkel nur konsequent weitergeführt hat.
Aber die Illusionen sterben zuletzt. Und der Glaube, das er das Richtige tat, wird nicht bei seinen Anhängern schwinden, weil sie gegenüber den Schäden blind bleiben, die er in einem unvorstellbaren Ausmaß angerichtet hat.
Man kann sich nur streiten, ob das Richtige damals überhaupt durchsetzbar gewesen wäre, als der bloße Reparaturbetrieb der Wirtschaft zu einseitigen Lasten.
Letztlich ist er der Ausgangspunkt für die Zerstörung des gesellschaftlichen Friedens in Deutschland heute, ohne ihn wäre weder die AfD noch die prekären Arbeitsverhältnisse so vorstellbar geworden.