Nachdem bereits vorgestern der gesamte Tag von einer friedlichen Versammlung des Antifacamp auf dem Friedensplatz in Dortmund geprägt war und mit einer erfolgreichen Demonstration mit 300 Menschen endete, haben die Antifacamp-Leute auch gestern wieder mit Aktionen auf ihr politisches Anliegen ein Camp in Dortmund stattfinden zu lassen, aufmerksam gemacht. Dazu gehörte ein erfolgreiche Demonstration mit 60 Menschen durch die Innenstadt, die vom Landtagsabgeordneten Thorsten Sommer (Piraten) angemeldet worden war.
Am Samstag Vormittag protestierten ausserdem ca. 25 Antifa-Leute an der Katharinentreppe direkt vor dem NPD-Wahlstand der mit einem Lautsprecherwagen mit rassistischen Parolen den Platz beschallte.
Die Polizei liess es zu, dass die Teilnehmer der Antifa-Kundgebung die erste Stunde genau gegenüber des Standes in Hörweite protestieren konnte. Später sollten sich die Demonstranten auf Wunsch der Polizei weiter weg aufstellen, um zu gewährleisten, dass die Veranstaltung der nicht-verbotenen Partei NPD ungestört stattfinden kann, da der Protest mit Trillerpfeifen und Rufen sogar die Lautsprecher übertönen konnte. Nach zwei Stunden lautstarker Kundgebung ging die Gruppe der Protestierenden zum Hauptbahnhof und schloss sich dann der größeren Antifa-Demonstration an, die auch durch die Nordstadt zog, wo der Kioskbesitzer Mehmet Kubasik von der NSU kaltblütig ermordet wurde.
Man kann zusammenfassen: Die verschiedenen Aktionen des Antifacamp gestern waren erfolgreich – in den nächsten Tagen wird versucht, das Programm auch ohne Camp-Standort wie geplant stattfinden zulassen. Dazu gehört auch heute die Veranstaltung “Hoesch sind wir” zu der Geschichte der Streiks und betrieblichen Auseinandersetzungen, bei der die ehemaligen Betriebsräte und Betriebsaktivisten Willi Hoffmeister und Ulrich Schnabel zu Gast sind, wie auch eine Gedenkveranstaltung mit der Tochter von Mehmet Kubasik.
Möglich ist, dass die Antifa-Camper einen weiteren Versuch machen, das Camp von der Stadt Dortmund genehmigt zu bekommen, denn im Moment werden Teile in das AZ Mühlheim verlegt. Eine Geste des Entgegenkommens wäre nach drei Tagen Erfahrungen mit gewaltfrei Protestestierenden – statt der im Vorfeld von der Stadt hysterisch heraufbeschworenen Hunderten Gewalttäter – wirklich angebracht. Denn immerhin war die Befürchtung von anreisenden angeblichen „Gewalt-Chaoten“ eine der Begründungungen der Stadt für das Camp-Verbot. Fällt diese Behauptung aufgrund der realen aktuellen Situation weg, liegt es in der Logik der Argumentation, dass das Camp genehmigt wird. Nicht zu vergessen: Die Forderung in den letzten drei Tage war: „Wir wollen zelten gehen!“