Apple: Ein Jahr ohne Steve Jobs

Vor einem Jahr starb Steve Jobs. Es zeigt sich: Es geht auch ohne ihn.

Seit 1991 bin ich Apple Kunde, doch schon früher, als ich noch meinen Atari 1040ST hatte, las ich die erste Biografie von Steve Jobs die ich in die Hand bekam. Sie erschien bei GFA und es gab sie im 2001-Laden in Essen im Ramsch. In den letzten 21 Jahren hatte ich nur ein einziges Mal einen PC und er war hässlich, virenverseucht und störanfällig. Ich lebe in einer Apple Welt: iPhone, iMac, MacBook und bald wohl noch das kleine iPad. Meine Musik kaufe ich bei  iTunes und leihe mir dort auch Filme. Und ja, als Jobs vor einem Jahr starb, was keine Überraschung war, war ich traurig, obwohl ich wusste, dass er menschlich wohl sehr unangenehm war.

Trotzdem: Das er, wie in vielen Berichten zu lesen ist, Apple fehlt, sehe ich nicht. Tim Cook macht einen guten Job. Apple ist als Unternehmen weniger brutal und zynisch als es unter Jobs war, der Scherze über der Selbstmorde bei Foxconn machte und eine Reihe veritabler Flops hinlegte. Sicher, er war ein Ausnahmeunternehmer, aber der gleissend helle Heiligenschein wurde auch von den Medien kräftig poliert.

Das kleine iPad gilt als Reaktion auf den Markt, die Jobs hat es nie gewollt hat. Er hätte es trotzdem gemacht, den Jobs war egal war er einmal erzählt hat – er wollte Geld verdienen und erfolgreich sein: Irgendwann war er auch der Meinung, es sollte keine Videos auf iPods geben und Bücher wären kein Geschäft mehr. Noch unter ihm wurde der Book-Store entwickelt und Videos auf iPods gibt es längst. Die Keynotes sind unter Cooks langweiliger geworden? Ich erinnere mich an sehr viele sehr langweilige Keynotes von Jobs, bei denen es auch kein „One more thing“ gab. Diese Höhepunkte waren die Ausnahme.  Früher wusste niemand was Apple auf Keynotes präsentiert? Ich habe Nokia-Ingenieure  Wochen vor der Präsentation des iPhones vor einem Apple-Handy zittern sehen und auch das iPad war keine wirkliche Überraschung.

Pannen? Gab es bei Apple immer. Nicht nur die berühmten Antennen beim iPhone 4 und  die Einführung von Mobile Me. Wie jedes Unternehmen kann Apple, auch unter Jobs, auf eine lange Reihe von Flops zurückblicken: Fangen wir mal in der weiten Vergangenheit an: Lisa, der Mac-Vorläufer, war eine Katastrophe, der Mac, gemessen an den Ansprüchen, auch – bis heute ist er ein Nischenprodukt. Erinnert sich noch jemand an Next, Jobs Computer während er nicht bei Apple war? Eine Geldvernichtungsmaschine. Und so etwas gab es immer mal wieder: Den „Ghetto Blaster„, der iMac der zweiten Generation, die Nachtischlampe, war auch kein so großer Verkaufserfolg,  Apple pflegt den High-End-Bereich der Macs seit Jahren nicht mehr. Waren und sind das Katastrophen? Nein. Apple ist ein normales Unternehmen und die Erwartungshaltung, es könne jedes Jahre eine neue Produktkategorie vorstellen, ist Unfug. Seit Jobs Rückkehr zu Apple im Jahr 1998 ist das genau drei Mal passiert: Beim iPod, beim iPhone und beim iPad. Drei neue Produktlinien in 13 Jahren. Und so neu waren sie alle nicht:  Tablets  sind seit den 60er Jahren ein Thema, Stichwort Dynabooks, MP3 Player und Smartphones, auch mit Bildschirmeingabe, gab es auch schon, als Apple sie vorstellte – Apple machte sie nur besser und konnte sie in eine gute Infrastruktur integrieren. Vor allem gelang es dem  Unternehmen  durch eine Konzentration auf wenige Produkte mit diesen Geräten sehr hohe Margen zu erzielen: Kleine Produktpalette = hohe Stückzahlen = günstiger Einkauf = hoher Gewinn. Der Magier der Lieferkette  war und ist  Tim Cook.

Apple kommt gut ohne Jobs aus. Vermisst wird er  vor allem von Journalisten. Und, das sollten wir nicht vergessen, von seiner Frau, seinen Kindern und seinen Freunden. Apple geht es ein Jahr nach seinem Tod hervorragend. Hoffen wir, dass das auch auf seine Familie zutrifft.

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