Der WDR berichtet aktuell von einem wahren Ansturm auf die Ausbildungsstellen bei der Stadt Dortmund. Über 8.000 Bewerbungen seien dort in diesem Jahr eingegangen, was einen neuen Rekord darstellen würde. Zu vergeben sind demnach 362 reale Ausbildungsplätze für das kommende Jahr 2020.
Mich erinnert diese Meldung an den Beginn meiner ganz persönlichen Berufslaufbahn. Nachdem ich festgestellt hatte, dass ein Studium für mich doch nicht das Richtige war, habe ich mich im Jahre 1991 für eine Ausbildung entschieden.
Auch mir stellte sich naturgemäß damals schon die Frage: In welche Richtung soll es dabei gehen? Ich hatte schon immer Spaß an Medien, habe mich damals deshalb um eine Ausbildung als Verlagskaufmann bei diversen Tageszeitungen beworben. Parallel dazu habe ich mich, als gebürtiger Dortmunder und Lokalpatriot, zur ‚Sicherheit‘ unter anderem auch um einen Ausbildungsplatz bei der Stadt Dortmund beworben.
Im Laufe des Auswahlverfahrens bei der Stadtverwaltung wurde mir jedoch klar, dass mir ein Job beim ‚Amt‘ dann doch zu langweilig wäre. Ich habe mich damals dann ganz bewusst auf die laufenden Bewerbungen im Medienbereich konzentriert, konnte dort am Ende sogar unter mehreren Angeboten auswählen. Der Reiz des spannenden Zeitungsgeschäfts hatte mich seinerzeit direkt in seinen Bann gezogen.
Im Nachhinein betrachtet, war das vielleicht nicht meine klügste Entscheidung. 😉 Das inzwischen seit Jahren stattfindende Zeitungssterben hat meine Berufslaufbahn im ‚Verlag‘ nach gut 10 Jahren (zunächst einmal?) beendet. Irgendwann fand sich schlicht kein Verlag mehr, der Verwaltungspersonal einstellte. Es folgten für mich schwierige Zeiten zwischen Selbstständigkeit und Arbeitslosigkeit.
Durch eine glückliche Fügung kann ich mein Geld heutzutage als Journalist verdienen. Etwas, was ich mir früher einmal erträumt hatte, aufgrund der schon um 1990 herum unsicheren Aussicht in diesem Bereich jedoch nicht wirklich aktiv und entschlossen verfolgt habe, über Jahre hinweg lediglich als Hobby betrieb. So gesehen war ich trotz all der unerwarteten Verwerfungen im Lebenslauf doch noch eine Art Glückspilz!
Wenn ich heute allerdings davon lese, dass die Stadt Dortmund einen neuen Rekord an Bewerbern um ihre Ausbildungsplätze zu verzeichnen hat, dann wundert mich das nicht.
Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen 30 Jahren radikal verändert. Die Zeiten sind insgesamt deutlich unsicherer und kompolizierter geworden. Berufliche Zukunftsprognosen lassen sich in dieser schnelllebigen Zeit aktuell noch schwieriger erstellen als vor Jahrzehnten.
Wäre ich heute noch einmal 20 Jahre alt, ich würde mich wohl auch entschlossener um eine zukunftssichere Aufgabe im öffentlichen Dienst bemühen.
Eine Tätigkeit bei der Stadt Dortmund mag verglichen mit anderen Tätigkeitsfeldern auf den ersten Blick unattraktiv und langweilig erscheinen, berufliche Planungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität sind allerdings Punkte, die man im 21. Jahrhundert für den weiteren Lebenslauf gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Und so scheinen, wenig verwunderlich in Anbetracht der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt, inzwischen auch immer mehr Jugendliche zu denken. Wenn sie schlau sind. Und da spreche ich, wie oben geschildert, durchaus aus eigener Erfahrung…
Die Grosskonzerne mit Sicherheit bis zur Rente fehlen.
Dafür springen vielleicht die öffentlichen Arbeitheber ein.
Wo bleibt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten?
Wo bleibt der Gründergeist?
Damals war es undenkbar für mich, im öffentlichen Dienst anzufangen. Dafür war ich zu aktiv.
Mit einer guten Ausbildung in nachgefragten Berufen kann man überall auf der Welt bestehen. Das gilt für Uniabschlüsse und für Handwerker.
Wo bleibt der Mut der Jugend?
Ist das wirklich ein neues Phänomen? Sich im Staatsdienst entlohnen zu lassen, eventuell sogar mit Beamtenstatus, war in Germoney doch weit zurückreichend eine anstrebenswerte und angesehene Karriere im konservativen Spektrum. Im Fördermittelgrab Ruhrgebiet sind Stellen im korrupten Regierungssumpf generell verlockend lukrativ, zumal sie den Wechsel in 'die Wirtschaft' leicht von der Hand gehen lassen. Da nimmt man den an der psychischen Gesundheit nagenden, drögen Alltag in Behörden dann in Kauf.
Schade ist jedoch, dass in den Regierungen und Verwaltungen, auch in Dortmund, sich größere Teile der Bevölkerung nicht berufen fühlen oder nicht eingestellt werden: Die Marginalisierten und Diskriminierten. Das ist immernoch eine heftige Kartoffelparty, Turkeideutsche sind bspw. extrem unterrepräsentiert, obwohl sie beachtliche Teile der Bevölkerung bilden.
@ke "Dafür war ich zu aktiv." Ziemlich aktive Polizisten, Krankenschwestern, Feuerwehrleute, Sozialarbeiter und Lehrer, v.a. in sozialen Brennpunkten, Ärzte u.v.a. im ÖD, ermöglichen doch erst, dass auch ein @ke in aller Ruhe aktiv sein kann.
Nicht zu vergessen: als Beamter bekommt man später Pension statt "Respekt Rente".
Wo ist der Unterschied, bei der eigentlichen Tätigkeit ob ich nun Belege im ÖD oder anderswo buche, Sitzungen vorbereite, Vordrucke bearbeite, … was man halt so macht mit einer Verwaltungsausbildung.
#3
Ja, die öffentlichen Leistungen, insbesondere bei der Stadt Do, werden aber überwiegend im Monopolbetrieb geleistet.
D.h. Anpassungen und Transformationen ,um konkurrenzfähig zu bleiben , gibt es nur in langsamer Geschwindigkeit. Ebenso ist Produktivität nicht wirklich entscheidend. Notfalls wird über die Qualität bzw Bearbeitungsdauer gesteuert.
Das geht in der freien Wirtschaft nicht.
Hat mal irgendwer nachgefragt, ob und welche der wievielen ausgeschriebenen Jobs und Ausbildungen unbefristet sind?
Von Medien können ja die Meisten heutzutage leider nicht mehr leben…